Das lernst Du von einem (Ex-)Neonazi über Motivation

29. März 2019, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu deinem Joël Fix in dieser Woche. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute geht es um das Thema Motivation. Ich werde dir erzählen, wie man Mitarbeiter motiviert und das am Beispiel von einem ehemaligen Neonazi, einer Millionärin und einer Mutter.

Los geht's!

So, wenn es im Vorspann quasi um Neonazis geht, dann ist das, glaube ich, eine Einladung zum Zuhören. Das macht neugierig und ich habe mir so überlegt, ich habe die Tage nämlich vor YouTube gesessen und das ist ja manchmal wirklich ein spannendes Sammelsurium an coolem Content und Google ist mittlerweile auch ganz gut darin, einem interessante Sachen vorzustellen. Und ich habe da mehrere Videos empfohlen bekommen, was vielleicht komische Sachen über meine Präferenzen beim Gucken aussagt. Auf jeden Fall einmal so einen Galileo-Beitrag über einen Neonazi-Aussteiger, was ich hochinteressant fand, ehrlich gesagt. Weil man denkt so bei Neonazis ja immer nur, was das für Bekloppte sein müssen. Wie kann man so verbohrt im Kopf sein, dass man so intolerant, aggressiv und irgendwie destruktiv ist? Aber mal hinter den Vorhang zu blicken und zu verstehen Wie kommen Leute da rein? Was motiviert die da mitzumachen? Wie funktionieren diese Dynamiken? Das fand ich wirklich interessant. Der zweite Beitrag war, glaube ich, von TAF. Da ging es um so eine russische Millionärin, die der Meinung ist, ihr Leben bestreiten zu müssen durch irgendwie Verprassen von Unmengen von Geld. Ja, so Klassiker. Beitrag angelegt auf Entrüstung. Wird gezeigt, wie sie mit ihren zwei Töchtern und ihrem italienischen Freund irgendwie in Dubai die Kohle und das Volk bringt. Kauft sich irgendwie Eiskugeln für 750 Euro, solche Sachen. Und wie ich so drüber nachgedacht habe, den nächsten Tag, so morgens beim Zähneputzen, dachte ich so, lustig, eigentlich sind beide Geschichten quasi ähnlich. Also beide handeln unterschiedlich, aber aus gleicher Motivation.

So, und das möchte ich gerne mit dir jetzt ein Stück weit vertiefen, denn ich versuche ja dann immer zu überlegen, was kann man für sich draus ziehen. Und ich habe da über das Thema Mitarbeitermotivation nachgedacht. oder Motivation von Teams. Es ist ja so, Motivation ist wirklich so einer der Kerntreiber für Leistung, bin ich der Meinung. Man ist immer geneigt zu denken so, oh ja, man muss irgendwie große Gehälter zahlen und weiß ich nicht, manche legen vielleicht Wert auf viel Sicherheit. Ich habe für mich festgestellt, dass Geld im Sinne von Gehalt eher so ein Hygienefaktor ist. Das muss stimmen, das sollte Wertschätzung ausdrücken. und irgendwie, ja, dieser Klassiker, ein Drittel des Gehalts ist Schweigegeld, ein Drittel ist Schmerzensgeld und eins ist eigentlich Gehalt, ja.

Also es sollte quasi der Leistung gerecht werden, die jemand da bringt. Aber es ist, glaube ich, nicht unbedingt der Grund, warum jemand etwas tut. Es sei denn, er verdient jetzt 20.000 Euro im Monat. Das steht vielleicht auf einem anderen Blatt oder bist irgendwie mit Provisionen im sechs- bis siebenstelligen Bereich bedacht.

Das mag ein anderer Schnack sein. Aber wenn wir jetzt mal von klassischen Angestellten ausgehen, denke ich, sind es andere Faktoren, die einen dazu bringen, Höchstleistung zu bringen und einer Firma quasi die eigene Leistung zu widmen. Das sind unterschiedliche Dinge, bin ich der Meinung. Einerseits sicherlich, welche Möglichkeiten habe ich, eine Firma zu prägen, Entscheidungen zu treffen, Dinge voranzubringen. Wie ist die Teamstimmung, glaube ich, ganz, ganz intensiv. Und wie geht man mit mir um? Also wie motiviert man mich? Und dieser Neonazi war irgendwie ganz interessant. Das war wohl auch jemand, der relativ hoch in dieser Szene verankert war. War so Staatsfeind Nummer eins im Land Mecklenburg-Vorpommern, wenn ich mich nicht täusche. Hatte teilweise einen eigenen Shop mit Devotionalien, mit irgendwie rechtsradikalen Inhalten. Also ich sag mal so die Klassiker, Jacken, Pullover, alles was man sich so anzieht, was irgendwie quasi versteckte Zeichen enthalten kann. So rund um Neonazitum und Leute prügeln und so weiter und so fort genommen.

Als man dann beleuchtet hat, wie der dazu gekommen ist, war so der Case, naja, das war eigentlich ein ganz lieber, normaler Junge, der irgendwie gern Fußball gespielt hat. Dann sind die Eltern mit dem nach England gezogen und nach drei Jahren wieder zurück. Und der war irgendwie entwurzelt. Unterm Strich war der entwurzelt, hatte keine Zugehörigkeit mehr, der war ein Außenseiter. Der kam zurück in sein Land, hatte Schwierigkeit Kontakte zu knüpfen mit anderen Kindern, Anschluss zu finden. Und wie das dann so ist, dann hat er andere Kinder gefunden, die auch irgendwie Außenseiter waren, die auch sich gemobbt gefühlt haben, die auch nicht mit drin waren. Dann hörte man irgendwie aggressive Musik und so. Fiel er rein quasi in diese Szenerie. Neonazis, Hass gegen andere. Also man entwickelt ja dann erstmal Enttäuschung, wenn man quasi einsam ist. Enttäuschung, Frustration, Gefühl von Abgelehntheit. Und das schwingt ja dann irgendwann in Wut über. Der hat quasi in diesem ganzen Thema Neonazitum einen Nährboden gefunden von Dazugehörigkeit. Der hat zu einer Gruppe gehört. Der hat die Stärke einer Gruppe und die Akzeptanz einer Gruppe kennengelernt, was ihm bis dato wieder fehlte.

Der war ausgeschlossen. Und was ich ganz interessant fand war, diese Ideologie der Nazis gibt ihm im Prinzip Wert per Geburt mit. Also man ist menschlich, wertvoll und das kann einem keiner nehmen per Geburt, als Geburtsrecht. Du bist etwas Besonderes, weil du bist deutsch, du bist Herr in Rasse, du bist besser als die anderen. So und das stelle man sich vor, dass das auf jemanden fällt, der sich ausgeschlossen fühlt, ausgegrenzt, traurig, frustriert und wütend ist, dass andere mit ihm nichts zu tun haben wollen. Also die Stärke einer Gruppe, die ihn aufnimmt, gepaart mit endlich der Wertigkeit und dem Dazugehörigkeitsgefühl, was man sich wünscht.

Und dann natürlich der Faktor eines gemeinsamen Feindbildes. Man hat etwas, wogegen man wettert. Man hat etwas, wo man zusammen seinen Aggressionen frönt durch aggressive Musik und sich reinsteigert. Es war ganz interessant, dann zuzuhören oder zu verfolgen, dass sich das irgendwann auch gegen einen wendet, weil diese Stärke der Gruppe wird dann auch irgendwann zum Fluch. Es wirkte fast wie so eine Sekte. Es ist dann so, man muss dann der Gruppe halt immer dienen. Wenn man irgendwie sagt, ich will mit meiner Freundin irgendwie Netflix gucken, dann heißt es, nee, nee, hier ist irgendwie eine Party, du musst kommen, du musst, du musst, du musst, du musst. Also er hat es auch so beschrieben, so jemand schaltet das Denken dann sicherlich aus, man merkt schon, irgendwie moralisch ist da nicht alles ganz richtig, es ist nicht in Ordnung, was man da tut, aber man will nicht darüber nachdenken, weil wenn man darüber nachdenkt, fällt man in ein Loch, fällt vielleicht zurück in das Loch, aus dem man sich mit dieser Gruppe rausgegraben hat und dann kommt halt der Gruppenzwang, man hat Angst, wenn man nicht mitzieht, wird man wieder ausgeschlossen. Was habe ich also mitgenommen als Lehre bei so einer Rolle oder bei so einer Person? Also A fand ich es, wie gesagt, sehr, sehr interessant. Es zeigt mir immer wieder, Empathie eröffnet neue Blickwinkel.

Also sich mal hineinzuversetzen in so jemanden, warum tut er das? Was motiviert den? Wie kommt man dazu? Das nicht zu sehen als eine Wand aus Dummheit, eine Wand aus Ignoranz. Gegen mir ist das immer so, als Neonazi denkt man sich so, wie kann das sein? Was geht in den Leuten vor? Wie kann man so kaputt sein? Es öffnet. Man denkt nach, man findet andere Zugänge, kann damit anders umgehen. Und wenn man das auf unterschiedlichen Ebenen hinkriegt, zum Beispiel auf Ebene der Politik vielleicht auch, kann man da vielleicht auch anders gegensteuern. Aber der Kern für mich war Anerkennung, Wir-Gefühl, eine Zugehörigkeit.

Das ist auch etwas, was in einem Team eine sehr, sehr große Rolle spielt. Also jedem Einzelnen das Gefühl geben, man ist Teil des Teams. Man wird gewertschätzt für das, was man ist, wie man ist. Man muss es sich nicht erarbeiten. Du wirst nicht gewertschätzt, weil du jetzt irgendwie 40, 50, 60.000 Euro Wochenumsatz, Monatsumsatz, was auch immer erwirtschaftet hast. Dann wirst du ja nur gewertschätzt für das, was du leistest. Und sobald du nicht mehr leistest, bist du nicht mehr wertvoll. Sondern man wird als Mensch gewertschätzt mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Leidenschaften, mit seinen Ansichten. Und dass man dann eine Top-Leistung erbringt, ist dann das, worauf man gemeinsam hinarbeitet. Das heißt, erste Lehre in Richtung Motivation ist eigentlich, seinen Mitarbeitern das Gefühl geben, dass sie alle wertvoll sind, egal was sie tun. Natürlich kippt das irgendwann, wenn jemand überhaupt nicht performt, anderes Thema. Aber dass man per se erstmal wertvoll ist durch das, was man isst und das, was man einbringt, ist dann das, woran alle quasi mitpartizipieren und woran man mitwirkt.

So, und dann haben wir auf der anderen Seite die Geschichte von dieser besagten Millionärin. Ich habe mir, glaube ich, im Urlaub mal ein Video angeguckt, wo die sich irgendwie so eine wucherteure Yacht gemietet hat mit ihren Kids und wo man so gemerkt hat, es war eigentlich nur dazu da, um auf Instagram seinen eigenen Lifestyle zu inszenieren. Also Fotos machen auf dieser Yacht, oh, guck mal, die kostet 150.000 Dollar irgendwie die Woche und wir haben hier irgendwie Champagner, 10 Kisten und der kostet so und so viel und so weiter und so fort. und Das war anscheinend sowas wie die Fortsetzung, dass man jetzt irgendwie in Dubai war, geht dann irgendwie shoppen, kauft den Kids da irgendwelche Pullover für 1000 Euro und sich selbst Schuhe auch für 1000 oder eine Eiskugel des teuersten Eis der Welt für 750. Also so sinnfreies Prassertum, wo man aber auch merkt, das ist ja brutale Kompensation. Also da wird ja anscheinend irgendein seelisches Loch durch kaufen, kaufen, kaufen gestopft.

Und es ist ja auch klar, das hört ja nicht auf. Also so wie sie wirkte, kauft man diese Klamotten, hängt sie in den Schrank, wenn überhaupt. Vielleicht macht man nicht mal die Preisschilder ab, sondern es geht eigentlich nur um den Impuls, um den Reiz während des Kaufens. So wie es ja beim Essen manchmal auch ist. Man schlingt etwas in sich rein und wenn es vorbei ist, ist auch die Freude vorbei. Das heißt, eigentlich sehr, sehr traurig. So ein Gefühl von Besonderheit bei sich selbst erzeugen, indem man irgendwie großen, großen Luxus, In dem Fall oder Verschwendung und vielleicht auch diese Besonderheit der Verschwendung sich gibt. Also ich bin irgendwie so krass, weil ich jetzt ein Eis für 750 Euro die Kugel esse. So, was ist die Ableitung daraus? Also wir sind wieder beim Thema Wertschätzung und sich besonders fühlen. Man merkt dann, wenn Leute dieses Gefühl nicht haben, sich besonders zu fühlen, suchen sie sich irgendetwas, um das zu kompensieren. Das mag jetzt alles Hausfrauen-Psychologie sein, ich kenne die nicht, keine Ahnung, ich habe jetzt irgendwie keine Psychologie-Ausbildung, aber es war so das Bild, was ich von dieser Person hatte. Ich meine, warum geht man denn hin und muss unbedingt für 1000 Euro Klamotten kaufen? Jeden Tag. Teilweise morgens um 10 in so ein Shoppingcenter und abends um 9 wieder rausfallen. Warum braucht man das? Was gibt einem das? Das war so die erste Frage. Erste Ansicht, dass man halt merkt, okay, wenn man sich innerlich nicht wertvoll fühlt, versuchen die Leute das auf anderem Wege zu kompensieren. Also es wäre eigentlich attraktiver, dieses Gefühl von Wertigkeit den Menschen auf andere Weise zu vermitteln, dass sie es aus sich selbst herausziehen.

Dann braucht man das auch alles nicht. Also das ist so die Brücke zu dem Neonazi für mich gewesen. Und der zweite Gedanke war, man hat dann diese Kinder von der da gesehen. Und dann sitzen da irgendwie zwei Mädchen, die halt irgendwie, weiß ich nicht, gefühlt acht und zehn sind. Keine Ahnung von der Welt natürlich. Aber diese kindliche Naivität, die dann da ganz stolz erzählen, ja, unter fünf Sternen würde ich eigentlich nicht mehr in ein Hotel gehen. Vier Sterne maybe, drei Sterne auf keinen Fall. Ich will diesen Luxus nur noch haben und so weiter und so fort. Was will ich damit sagen? Es vererbt sich. Frustration, fehlende Wertschätzung, fehlende Anerkennung vererbt sich. Da gibt es, glaube ich, auch Studien zu, was Farbige in den USA angeht, dass dieses Trauma der Versklavung sich teilweise, und es ist bewiesen, Traumata können sich vererben in den Genen, dass sich das fortführt auf die Folgegenerationen.

Und wenn man sich die USA mal anguckt, gibt es ja Statistiken, wie viel Prozent der schwarzen Bevölkerung in Gefängnissen sind, wie viel Verbrechen sie verüben und wie sie wirtschaftlich sozusagen situiert sind. Das heißt Traumata, fehlende Wertschätzung, fehlendes Wertgefühl vererbt sich einmal sozial. Man lebt das den Kindern vor, man lebt das seinem Umfeld vor. Und das würde ich mal vererben, würde ich gar nicht mal nur auf Familie und Kinder beziehen, sondern einfach auf Umfeld insgesamt und sogar auch genetisch. Was heißt das, wenn man jetzt darüber nachdenkt, über das Thema Mitarbeiter und Motivation? Ein unmotivierter Mitarbeiter, ein sich nicht wertgeschätzt gefühlter Mitarbeiter vererbt dieses Gefühl auf andere. Er überträgt es. Da gab es, glaube ich, auch gerade grassieren so einen französischen Werbespot, wo jemand seinen Ärger quasi, also der Ärger potenziert sich.

Da haben die es immer so bebildert, dass jemand angeschnauzt wird und auf einmal findet er in seiner Tasche eine schwarze Kugel. Und dann schnauzt er jemanden an und der findet auch wieder eine schwarze Kugel. Ich habe es nur in Teilen gesehen, nicht zu Ende. Deswegen ist es meine Teildeutung. Aber das macht es ja eigentlich ganz plastisch. dass dieses fehlende Gefühl von Wertigkeit, von Anerkennung, von Dazugehörigkeit sich von einem aufs andere überträgt. Und deswegen sagt man ja auch immer Personalentscheidungen schnell treffen, wie so ein Pflaster abreißen, denn sowas ist toxisch. Also ein fauler Apfel im Korb steckt die anderen dann in der Sekunde an. Das heißt also, man tut sehr, sehr gut daran. Sein Team so zu motivieren, dass jeder Einzelne sich dazugehörig fühlt. Weil wenn das nicht so ist, überträgt sich das. Kennt ihr alle Flurfunk, da wird hinterm Rücken getuschelt, da gibt es Ausgrenzungen und so weiter und so fort. Und vielleicht noch ein Faktor bei der Millionärin, die wir uns fürs Thema Motivation ableiten können. Es geht viel um gesehen werden. Die hat irgendwie diese ganzen Sachen in Dubai von irgendwelchen Hochhäusern zum anderen an so einem Seil rüberjetten nur gemacht, um sich dabei zu filmen, um sich zu inszenieren vor anderen. Das heißt, es geht sogar so weit, dass wenn man diese Wertschätzung nicht bei sich selbst fühlt, dass man die auch anderen noch mal zeigen muss, dass man diese Kunstwelt, diese Kunstblase, Instagram meinetwegen in der Sekunde, nutzen muss, um zu zeigen, wie wertvoll man doch ist. Also man fühlt sich selbst nicht wertvoll und muss das aber auch noch anderen sozusagen umgekehrt zeigen, dass man doch wertvoll ist. Das ist auch bei Perfektionismus wohl so, habe ich neulich in einem Artikel gelesen, dass Perfektionisten perfektionistisch sind, weil sie sich innerlich wertlos fühlen, weil sie innerlich das Gefühl haben, nicht zu genügen.

Und das finde ich in Summe alles einen interessanten Gedanken, dass sich das überträgt, dass es um Wertschätzung geht und dass man dann diese Lücken versucht darzustellen. Das heißt, wenn ihr vielleicht in einem Büro jemanden habt, wo ihr merkt, das ist so ein Aufschneider, das ist jemand, der allen Leuten immer seine eigene Geilheit unter die Nase reiben muss, denkt mal darüber nach, ob das nicht vielleicht so eine verkappte Millionärin aus Dubai ist, die quasi ihre fehlende Wertschätzung So, und als letztes möchte ich euch noch die Geschichte einer Mutter erzählen. Diese Mutter gibt es wirklich. Und zwar hat diese Mutter zwei Kinder. Und ich würde sagen, es sind zwei Kinder, die eher herausfordernd sind. Was heißt das? Es sind ganz liebe Mädchen, die sehr, sehr niedlich sind, aber sie sind sehr anhänglich, muss sich sehr viel kümmern, sie schlafen relativ schlecht und viele Eltern wissen jetzt, wenn Kinder schlecht schlafen, den Schmerz, den man damit als Elternteil hat, kann man sich vorstellen. Und sie versorgt also diese zwei Kinder und arbeitet parallel halbtags in einem Job. Diesen Job macht sie momentan sogar ohne Gehalt. Es hat unterschiedliche organisatorische Gründe, weshalb sie dafür noch nicht bezahlt werden kann. Aber sie arbeitet hart für eine große Gruppe von Menschen, wo sie vielen Menschen hilft und organisiert. Und das macht sie jeden Tag. Und wenn sie mit ihrer Arbeit fertig ist, geht sie mit ihren Kindern im Prinzip nach Hause, versorgt die dort, bekocht sie, kümmert sich um den Haushalt. Also eigentlich schmeißt sie den gesamten Haushalt. Abends kocht sie ihrem Mann dann zwei Gänge Menüs.

Es ist quasi der Standard, dass wenn der Mann nach Hause kommt, dass er ein Abendessen kriegt mit einem Gericht und vorneweg eine Suppe. Und wenn dann das Abendessen abgeräumt ist, wenn die Kinder im Bett liegen, hilft sie ihrem Mann manchmal noch, indem sie Sales für ihn macht. Das heißt, sie baut dann zum Beispiel PowerPoint-Präsentationen, erarbeitet Konzepte, wie man besser verkaufen kann. So, und ihre Nächte sehen so aus, dass sie so fünf bis sieben Mal aufstehen muss. Überlegt euch das. Ihr werdet nachts jede Nacht fünf bis sieben Mal geweckt, weil beide Kinder nicht durchschlafen. Jedes Kind wird drei bis vier Mal wach.

Also im Schnitt ist sie fünf bis sieben Mal teilweise wach gewesen in der Nacht und schläft so vier bis sechs Stunden. Wie man sich da fühlt, kann man glaube ich nachempfinden. Also wir haben ja eigentlich eine echte Powerfrau, die einen Haushalt schmeißt, die zwei Kinder versorgt, die jetzt vielleicht irgendwie ein bisschen anspruchsvoller sind in ihrer Pflege, die kaum Schlaf kriegt, die einer Arbeit nachgeht, für die sie noch nicht mal bezahlt wird, die ackert bis zum Gehtnichtmehr. So, was soll ich euch sagen? Es gab eine Situation, da sagte ihr Mann zu ihr, na, das sei doch alles viel zu wenig. Das ginge doch nicht. Und wenn mal was nicht so läuft im Haushalt, ist es doch irgendwie ihre Schuld. Sie strengt sich nicht genug an. Und wisst ihr, was das Komische daran ist? Was Perverse? Sie glaubt das auch noch. Sie leistet all diese Dinge, dieses Übermenschliche, kaum Schlaf, nur Arbeit, die ganze Zeit Verantwortung tragen, nie Zeit für sich selbst zu haben, nie für sich selbst einstehen können. Und jemand sagt ihr, es sei zu wenig. und sie glaubt es. Und das ist so ein Punkt, wo ich gemerkt habe, da muss man glaube ich sensitiv sein. Ich würde mal behaupten, Vielleicht ist das Sexismus, vielleicht sind das Vorurteile, kann sein, weiß ich nicht. Ich beobachte es aber öfter, dass Frauen dazu geneigt sind, das, was sie tun, zu unterschätzen, herabzusetzen, klein zu machen, erst an die anderen zu denken, dann an sich selbst.

Ich möchte irgendwie mal als Anregung geben, wenn ihr mit Frauen zu tun habt, ich glaube, es schadet nie, Wertschätzung und Lob zu äußern, aber vielleicht macht ihr euch bewusst, dass es bei Frauen häufig so ist, dass sie das noch ein bisschen mehr brauchen. Dass es wichtig ist, sie darin zu bestärken, dass es gut ist, was sie tun. Dass es auch wichtig ist, sie aufzubauen und ihnen zu sagen, komm, glaub mal ein bisschen mehr an dich selbst und vor allem denk auch mal mehr an dich selbst. Ich weiß nicht, woran es liegt. Es mag manchmal der Gesellschaft geschuldet sein. Es mag manchmal irgendwie den Medien geschuldet sein, die man als Frau konsumiert.

Ich weiß es gar nicht genau. Ich nehme es aber öfters so wahr, dass Frauen Dinge tun, die exzeptionell sind, die über das Normale hinausgehen, die besonders, die gut sind. Und trotzdem tun sie so, als wenn es nichts Besonderes wäre. Oder wenn jemand ihnen sagt, das reicht nicht, das ist zu wenig, glauben sie es sofort. Die hinterfragen es gar nicht, sondern die glauben, dass das so ist. Und das finde ich schade. Darum eigentlich auch mal als Aufruf an alle Frauen, glaubt mehr an euch. Denkt auch mal an euch selbst. Denkt auch mal erst an euch. Ihr müsst ja nicht das andere Extrem wählen, dass ihr die Ellenbogen ausfahrt und so dieses dunkel gezeichnete Bild der Emanze raushängen lasst, ja, mit zickig, denkt nur an sich. Das ist ja ein bisschen das Problem, ne? Wenn Frauen sich für sich selbst einsetzen, an sich selbst glauben, für ihre eigenen Interessen sich einsetzen, Ich möchte euch anregen, solche Bewertungen sein zu lassen und als Frau aber auch wirklich mal zu sagen, es ist gut, was ich tue. Genau hinzugucken, mal zu vergleichen.

Vergleichen macht immer unglücklich, aber in dem Fall ist, glaube ich, Vergleichen gar nicht so schlecht, wenn man manchmal sieht, was man eigentlich selbst leistet und das mal anzuerkennen und sich daran zu erfreuen. Und das ist fürs Thema Motivation, glaube ich, sehr, sehr wichtig. Haben wir ja gemerkt, einem Neonazi, einer Millionärin oder auch einer Mutter, schenkt den Leuten Wertschätzung, Lob und Anerkennung für das, was sie tun. Seid kritisch, hinterfragt, was getan werden soll und was getan wird. Also ordnet das sauber ein. Aber unterm Strich, es ist so wichtig, den Leuten Wertschätzung entgegenzubringen, um ihrer selbst als Person und auch für das, was sie tun, Das heißt ja nicht, dass man hier Friede, Freude, Eierkuchen Party feiern muss. Es kann ja trotzdem so sein, dass man sagt, folgende Sachen sollten wir noch iterieren, aber das, was du geleistet hast, ist schon mal super klasse. Bei Frauen, wie gesagt, vielleicht ist es manchmal da einmal mehr nötig als bei einem Mann. Schadet ja auch nicht. Von daher, das mal als kleiner Exkurs und Anregung in Sachen Motivation.

Es ist lustig, was man aus Trash-TV eigentlich am Ende des Tages noch so für Einsichten ziehen kann, finde ich. Aber ich hoffe, es hat euch viel Spaß gemacht, hat euch auch bereichert und gebt mir gerne auch mal Input, wenn ihr Sachen in dieser Richtung habt.

Schreibt uns Mails, Kommentare, ask you like, freuen wir uns. Und ansonsten bis zum nächsten Joel Fix. Danke, over and out.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Selbstoptimierung: Als Macher von digital kompakt hat Joel Kaczmarek das Privileg, regelmäßig interessante, kompetente und innovative Menschen zu treffen. Was er von diesen über die (Digital-)Wirtschaft, Unternehmensführung und Persönlichkeitsoptimierung lernt, teilt er in Folgen wie dieser.