Unsere "5 Dinge mit 20" Launchparty mit Top-Gästen 🥳

26. September 2024, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und wow, was jetzt für eine geile Folge kommt, könnt ihr euch gar nicht vorstellen, weil sowas habe ich noch nie gemacht, nämlich drei Stunden Livestream. Warum? Wir haben einen neuen Podcast gestartet, der heißt 5 Dinge mit 20 und wir haben sogar einen Popsong dazu geschrieben. Zusammen mit Jens von Wir sind Helden saß ich nämlich echt im Studio und habe fleißig geschrieben. Und bei 5 Dinge mit 20 geht es nämlich darum, dass mir inspirierende Menschen verraten, was ihre 5 Dinge sind, die sie gerne schon mit 20 gewusst hätten. Also Learnings im Expressverfahren, sage ich nur. Und weil das Ding jetzt gestartet ist am Freitag, den 13.09. nämlich, haben wir gesagt, cool, lass uns was Besonderes machen und haben 3 Stunden Livestream aufgezeichnet. Zusammen mit Markus Winter, der die großartige Agentur Kommando Media leitet, der hat nämlich unser Musikvideo auch produziert, habe ich also moderiert, er hat mir Fragen gestellt und dann hatten wir Gäste da. Richtig cool. Also das wirst du gleich im Folgenden hören. Andrea Ballschuh war zum Beispiel da, die bekannte ZDF-Moderatorin, hat erzählt von ihren fünf Dingen. Dann war Sven Lindbergh da, der ist Psychologie-Professor, hat ganz viel auch so über Mediengeschichten erzählt, warum man irgendwie mit dem Smartphone vorsichtig sein sollte. Dann natürlich mein geliebter Dauergast Florian Heinemann, der erzählt, wie denn genau es funktioniert, dass man einen Podcast auf Reichweite bringt. Und natürlich war auch Jens von Wir sind hellend da und wir haben über den Song geredet. Sowie mit dem lieben Markus natürlich auch über das Video. Also du wirst extrem viel mitnehmen aus den folgenden Aufnahmen. Wir haben sie natürlich etwas zurechtgeschnitten. Verzeih uns nur bitte trotzdem, wenn es hier und da mal mit Ton etwas wuckelt. Ich habe das noch nie gemacht, ja. Drei Stunden waren wir live auf LinkedIn und auf YouTube und ich finde, dafür ist es sehr, sehr cool geworden. Also, viel, viel Spaß beim Reinhören. Großartige Interviews warten auf dich. Auch netter Plausch und Geplänkel dazwischen rund um den Podcast und den Song. Und ja, während du das hier hörst, by the way, nimm nochmal deine Podcast-App und geh sowieso schon mal rüber zu 5 Dinge mit 20 und abonnier den auch. Also, viel Spaß beim Reinhören.

Markus Winter: Ja, moin ihr Lieben. Mein Name ist Markus Salvador Winter und ich wurde hier vom fantastischen Joel Kaczmarek eingeladen, hier so ein bisschen Co zu moderieren bei dem wunderbaren Livestream, in dem wir den Song, die erste Single von Joel, Gib mir 5, präsentieren, prämieren. Bist du aufgeregt?

Joel Kaczmarek: Ein bisschen.

Markus Winter: Ja, moin Leute. Ich hoffe, ihr habt alle richtig Bock irgendwie. Wir haben hier tolle Gäste am Start. Cooles Programm. Wir fahren uns natürlich auch gemeinsam den Song rein, der heute rauskommt, richtig?

Joel Kaczmarek: Ja, zusammen mit dem Podcast, der eigentlich heute erst so richtig startet.

Markus Winter: Zusammen mit dem Podcast, der heute erst so richtig startet. Richtig geil. Quasi heute einmal Promo querfeldein. Richtig cool. Ich freue mich total, dass ich hier sein kann in Berlin. Richtig Bock, jetzt drei Stunden mit euch hier zu verbringen. Und ja, ich würde sagen, wir schnacken erst mal so ein bisschen.

Joel Kaczmarek: Erzähl doch mal was von dir, was du alles machst.

Markus Winter: Von mir, von mir. Einen Satz zu dir. Einen Satz zu mir. Ja, ich bin Kreativdirektor und Geschäftsführer einer Medienagentur und ich bin auch Musiker und Künstler, habe das ganz lange auch Freelance-mäßig gemacht, Videoproduktion, Audioproduktion. und ja, ich durfte ja dein Musikvideo drehen, was wir eigentlich gar nicht als Musikvideo erst mal konzeptioniert hatten an dem Drehtag, aber dann habe ich quasi in so einer kleinen Insta-Story gesagt, Ja, vielleicht cutte ich die Clips, die eigentlich so Promoclips sind, zu einem Musikvideo zusammen. Und dann hast du mich angerufen und dann ist das eine zum anderen gekommen. Und jetzt haben wir quasi so ein komplettes Hochkant-Musikvideo am Start. Sehr ungewöhnlich quasi.

Joel Kaczmarek: Mehr dazu später, da interviewe ich dich ja mal.

Markus Winter: Ja, habe ich schon richtig Bock drauf, aber ich würde sagen, wir starten jetzt erstmal mit, wie ist es überhaupt zu dem Song gekommen? Also es gibt ja so ein paar Infos, die man so hier und da versprenkelt findet, aber ja, wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass du deine erste Single jetzt rausbringst?

Joel Kaczmarek: Naja, eigentlich muss man ja sagen, es ist ja fast eher die Geschichte vom Podcast. Fünf Dinge mit 20. Weil ich hatte diese Formatidee, Leute zu fragen, was sind denn ihre fünf Dinge, die sie gerne schon mit 20 gewusst hätten. Fun Fact, ich habe ein Buch gelesen oder geschenkt bekommen, was hieß »What I Wish I Knew When I Was 20«. Und dann schlug ich das so auf und dachte, aber die lässt es ja voll liegen, was da an Potenzial in dieser Frage drin steckt, nämlich die Leute nach ihren besten Learnings quasi zu fragen. Das Buch war völlig anders strukturiert. Der Gedanke da war, what I wish I knew when I was 20, weil die hat über Studium geredet. Also wie man studiert, wie man mit Gruppen zusammenarbeitet und so weiter und so fort. Das heißt, die hat dir eigentlich erklärt, wie du mit 20 gut Uni hättest machen können. So. Und das war so meine Grundidee, weil mein Ziel ist, ich will mehr Menschen erreichen. Das heißt, digital kompakt als Bubble liebe ich zwar total, gleichzeitig ist es mir aber zu klein geworden. Ich merke, ich brauche mehr Platz. So, dann habe ich überlegt, was könnte ein Thema sein. Tut mir leid, ich hole es voll ewig aus, aber du hast gefragt.

Markus Winter: Nee, es ist ein Podcast, hier quasi ja auch.

Joel Kaczmarek: Ja und dann hab ich halt so gedacht, okay was kannst du machen, damit das möglichst viele Leute bewegt? und dann hab ich gedacht, naja so Lebensweisheiten halt, sich selbst weiterzuentwickeln. und da fand ich diesen Take, was ich mit 20 gern schon gewusst hätte, so oh mein Gott, hätte ich das schon früher gewusst, den fand ich total cool. Und das hab ich dann vertestet auf meinem Business-Podcast digital kompakt und hab gemerkt, oh krass, dreimal so viel Reichweite wie bei den anderen Dingern, da ist was dran.

Markus Winter: Ja das ist ein Klicker, wie wir in der Branche sagen.

Joel Kaczmarek: Naja, so war das bei uns auch. Also ich habe Florian Heinemann, der ist in meiner Branche ja so eine Grande, Investor, Marketing-Guru, den habe ich als ersten eingeladen und das ging so ab. Pip Klöckner war dann, ich glaube, der dritte Gast, der hat dann dauernd auf Florian referiert, dann war irgendwie bei OMR im Podcast, war Pip zu Gast und dann hat Philipp Westermeyer ihn danach gelöchert und gesagt, sag mal hier, hast du den Krams da gemacht, erzähl mal. Und dann haben die, ich glaube, 20 Minuten bei OMR darüber geredet über die fünf Dinge. Okay, alles klar, musst du einzeln machen, musst, musst, musst. Und dann habe ich gedacht, okay, was macht es noch geil? Du brauchst geile Gäste, gute Fragen stellen und dann brauchst du noch so einen Hook. Dann habe ich gedacht Musik.

Markus Winter: So ein geiler Intro-Song quasi.

Joel Kaczmarek: Ja, dann habe ich gedacht, hat noch nie jemand gemacht. Kenne ich nicht. Ich wüsste nicht, wer einen Song selbst geschrieben hätte.

Markus Winter: Für seinen eigenen

Joel Kaczmarek: Für einen fucking Podcast. Entschuldigung, das linkt in uns jetzt hier gleich Band und YouTube.

Markus Winter: Oh, das wird eh gefährlich. Ich bin da auch nicht Du kennst mich in freier Wildbahn.

Joel Kaczmarek: Ja, der Rockstar halt.

Markus Winter: Ich versuche es, ich versuche es. Ich versuche mich hier nett zu benehmen. Aber ja, ich finde die Frage, quasi gib mir fünf. Ich finde, die hat halt eine unglaubliche philosophische Tiefe. Ich habe ja im Vorgespräch dich gefragt, wie sehen eigentlich die meisten Leute, zu denen du jetzt quasi schon Kontakt hattest, überhaupt diese Frage philosophisch?

Joel Kaczmarek: Ich hatte eine große Sorge. Meine Sorge war, erzählt sich das ganz schnell aus? Weil die alle eh die gleichen zehn Sachen haben oder vielleicht 20 oder vielleicht 30. Also bist du vielleicht nach Gast 10, sodass du dich langweilst? Disclaimer, ich habe jetzt 20 aufgenommen. Nein, ich langweile mich nicht. Und dann ist was passiert, was ich ganz nett fand, die Leute haben angefangen sich anzugucken, was hat denn der vorherige gesagt, dann hat man schon mal verstanden, was ist denn so der Ton of Voice, wie ist die Gangart, wie strukturiert man das? und sie haben den Ehrgeiz entwickelt, nicht dasselbe zu sagen wie der andere. Und ich verstehe das Format nämlich so, dass ich sage, was sind denn so die Dinge, die du, seitdem du 20 bist, gelernt hast, wo du sagst, geil, das ist eigentlich das Destillat, mein Best-of-Wissen, was ich seit dem 20. Lebensjahr gewonnen habe. Und warum 20? 20 ist so die Sphäre, mit der du in die Berufs- und irgendwie in die Erwachsenenwelt eintrittst. Also bis 20 lässt man dir eh alles durchgehen, dann bist du entweder noch Kind oder irgendwie Partymaus. Aber ab 20 wird es ernst, wie man so schön sagt. Studium, Arbeit, Ausbildung, you name it. Und deswegen ist das so ein Breaking Point, finde ich. Da war die Frage, okay, überleg mal, als du eingestiegen bist in die Erwachsenenwelt zu heute, was hast du seitdem gelernt, was so wertvoll ist, dass du sagen würdest, geil, hätte ich das schon mit 20 gewusst, hätte ich ja eine Abkürzung nehmen können. Und es ist nicht so gedacht, was ich auch schon hatte, so eine jammernde Rückschau. Ach, voll beschissen gelaufen, hätte ich das mal gewusst, die Kurve hätte ich mir gerne gespart. Also ich habe das jetzt bei irgendjemandem gehabt, Ein Schauspieler im Soap-Bereich, der sagte, du, ich möchte da gerade gar nicht hinkommen, weil ich bin gerade nicht da, wo ich sein will. Und dann nur ranten, was alles beschissen gelaufen ist, das kannst du ja nicht sagen. Ich sage, hä, hallo, darum geht es doch gar nicht. Es geht doch im Gegenteil darum, was hast du gelernt, seit du 20 bist, wo du sagst, wow.

Markus Winter: Das ist übrigens sehr witzig. Auf meiner Liste, ich hatte ja gesagt, ich habe sehr gestruggelt, ich habe mal so eine kleine Liste gemacht, mit Freunden drüber geredet. Also deine Frage hat jetzt schon sehr weite Kreise gezogen in meinem persönlichen Umfeld. Ist Jammanet quasi eh Top One? Das ist auch so ein bisschen Firmphilosophie, so weißt du. so, bevor du jammerst, tragst du ins Jammerbuch ein, mach einfach so. Aber jammern ist halt irgendwie, ja, ich weiß auch nicht. Man jammert, habe ich auch das Gefühl, viel mit Anfang 20 über Dinge, die total belanglos sind in der Rückschau. Macht sich ein Kopf um schreckliche, so weirde Dinge, Herzschmerz ist viel schlimmer, alles mögliche, private und berufliche. Ja, wie gesagt, die Frage hat eine unendliche philosophische Tiefe, deswegen

Joel Kaczmarek: Ja, und ich meine, das ist ja wirklich ganz interessant, weil du hast ja vollkommen recht, ich weiß nicht, wie es dir so ging, bei mir war es immer so, ich hatte immer das Gefühl, es gibt so Etappen. Also in der Grundschule habe ich gedacht, oh Gott, wie schaffe ich denn den Wechsel aufs Gymnasium, Gymnasial.

Markus Winter: Die sehen so groß aus.

Joel Kaczmarek: Und ich merke es in meinen eigenen Kindern auch, von Kindergarten zur Grundschule ist schon, oh Gott, Schule, ich will wieder in der Kita bleiben. Dann hast du das, dann hast du Abitur, Alter, wie soll ich das schaffen? Dann hast du das Abitur und dann denkst du so, Studienplatz finden, dann hast du den Studienplatz, uff. Bachelor, Master, Beruf. Und es geht aber irgendwie mal weiter. Du denkst immer so, in der Rückschau findest du alles vorherige immer leicht. Ja, richtig.

Markus Winter: Ja, voll, voll.

Joel Kaczmarek: Aber im Studium hab ich gedacht, fuck, war das einfach in der Schule. Jetzt muss ich mich ja selbst organisieren. Ja, genau.

Markus Winter: Allein Abitur. Man macht sich da so einen Stress und dann so eine, ja gut, so eine vierstündige Arbeit oder sechsstündig oder was das war. Das ist eigentlich alles Pille-Palle, was man da gelernt hat im Vergleich zu den Volumina an Lerninhalten, die man dann teilweise im Studium einfach mal so wegrockt nebenbei. Ja.

Joel Kaczmarek: Ja und deswegen freut mich, wenn Leute das halt so verstehen, dass sie sagen, also ich meine, es war zum Beispiel auch super interessant, mal zu gucken, macht es einen Unterschied, wenn ich einen Mann oder eine Frau nach den fünf Dingen frage.

Markus Winter: Und? Hat das einen Unterschied gemacht? Ja, massiv.

Joel Kaczmarek: Also ich weiß noch, die erste Frau, die ich interviewt habe, werdet ihr dann auch perspektivisch on air hören, war Xenia Meuser. Xenia war die HR-Chefin von RTL. Das heißt, sie hat das ganze Personal bei RTL gemanagt, war auch bei Chibo lange in der Rolle. Da dachte ich so, wow, die muss ja Personalführung durch und durch atmen, die kennt sich ja voll aus. Und da habe ich so gemerkt, die hat dann auf einmal so einen Punkt gehabt, da ging es um Familie und Vereinbarkeit. Ich dachte, ah ja, krass. Das hat kein Mann genannt, was ja klar ist, weil die alten Rollenbilder der 60er, die so gewachsen sind, den Leuten da halt andere Dinge mit auf den Weg geben, je nachdem welches Geschlecht du hast. Oder auch jetzt Celine, die heute online gegangen ist, erste Folge, Celine Flores-Villas hat auch gesagt, Augen auf bei der Partnerwahl, dein Partner ist eine Karriereentscheidung, mit wem du dich da zusammentust, wo du denkst, oha.

Markus Winter: Ist natürlich die Frage Anfang 20. Ich finde ja, das siehst du auch in der Soziologie, da spricht man ja auch darüber, dass es so ein bisschen eine Altersverschiebung gibt zu dem, was ist jung. Ab wann sozusagen kommst du in Verantwortung? Die Leute kriegen immer später Kinder teilweise oder studieren länger oder machen noch ein bisschen Sabbaticals, bevor sie überhaupt irgendwas anderes gemacht hätten. Deswegen hat die Frage auch einfach heute noch eine andere Dimension. Weil mit Anfang 20 viele Leute gar nicht so substanziell über ihr Leben nachdenken. Dabei stellen sie so unendlich viele Weichen an diesem Punkt. Im Guten wie im Schlechten.

Joel Kaczmarek: Ja, und ich sage ja, Geschlecht macht einen Unterschied. Ich finde, es macht auch einen Unterschied, ob du jemanden fragst, der 30, 40 oder 80 ist. Also 80-Jährigen hatte ich jetzt noch nicht. Da freue ich mich schon mal drauf, wenn sowas kommt.

Markus Winter: Ja, ich würde sagen, kommen wir mal zu deinem Song. Ja, du hast den ja geschrieben mit einer sehr bekannten Persönlichkeit oder produziert.

Joel Kaczmarek: Geschrieben und produziert.

Markus Winter: Die lustigerweise mein Gitarrenlehrer war. Ich nehme an, dazu kommen wir nachher noch. Ja, vielleicht erzählst du mal kurz darüber, wie es überhaupt zu dem Song gekommen ist oder zu der Aufnahme.

Joel Kaczmarek: Ich finde, wichtig, wenn man Projekte macht, ist eigentlich auch immer, sich an die Wegbegleiter zu erinnern. Und ein wichtiger Wegbegleiter, der auch dich und mich zusammengebracht hat, ist Christian Bredlow.

Markus Winter: Christian, liebe Grüße, ich hoffe, du guckst zu.

Joel Kaczmarek: Ja, wenn ich kündigen will, hier wird die Freundschaft. Christian ist ein Mitglied in meinem Business Club Makers und Shakers und dann habe ich ihm davon erzählt, ich darf es eigentlich gar nicht laut sagen, aber ich habe zu ihm gesagt, ich sage, Christian, ich möchte einen Song schreiben, du kennst doch Moose T, der wohnt doch auch in Hannover. Kannst du mir den vorstellen? Ja.

Markus Winter: Als Hannoveraner muss ich auch sagen, man läuft Musti, glaube ich, häufiger quasi als dem eigentlichen Songwriter deinen Songs über den Weg. Der ist auch oft am Aufliegen. Da war er eine lange Zeit in so einem kleinen Club.

Joel Kaczmarek: So, und so habe ich gedacht.

Markus Winter: Das wäre aber ein ganz anderer Song geworden. Ja, das habe ich auch.

Joel Kaczmarek: Und dann hat er gesagt, nein, ich habe da jemand anderen für dich. Und ich sage, wieso? Ja, der passt noch besser zu dir. Der ist, glaube ich, auch so, der klickt mit dir. Darf ich dir den mal vorstellen? Ich sage, wen denn? Ja, den Jens. Jens ist einer der Bandmitglieder von Wir sind Helden.

Markus Winter: Genau, auch einer der Hauptsongwriter und Gitarrist und Keyboarder.

Joel Kaczmarek: Ja, also der gibt da auf allen Ebenen Gas. Wenn man jetzt irgendwie lostippt, YouTube oder Wikipedia und guckt, dann liest man den Namen Jens Eckhoff nicht.

Markus Winter: Achso, sein Künstlername, Jean-Michel Tourette, ein wunderbarer Künstlername auch, wie ich finde.

Joel Kaczmarek: Genau. Das fand ich spannend, dass der sozusagen da in dieser Rolle war. Plus, Jens macht halt auch, da kann ich ihn ja spüren, also interviewen wir ihn bestimmt später zu, der macht ja auch Musikworkshops mit Unternehmen. Das heißt, er ist gewohnt mit Musikleihen, sage ich mal, Musik als Werkzeug einzusetzen und Dinge auszudrücken. Das war quasi der Take, wie er mir Jens nahebrachte. So, und ein Intro später.

Markus Winter: Inwiefern bist du denn Musikleihe? Weil ich finde deine Performance ist richtig gut und es klingt jetzt gar nicht so sehr nach einem Song wie, man kennt ja so Aufnahmen, wo man ganz raushört direkt, alles klar, das ist jemand, der gar nichts konnte, aber was weiß ich, die Person hat schon ein bisschen Fame und deswegen hat jemand eine richtig harte Autotune-Schicht schieben müssen oder sowas. Klingt jetzt nicht so, also du klingst auf jeden Fall legit gut, werden die Leute ja nachher auch nochmal hören, den Song. Ja, was ist dein musikalischer Background?

Joel Kaczmarek: Dankeschön. Die Geschichte dazu ist, bei einem meiner früheren Jobs waren wir irgendwann mal auf einer Fete, auf einer Party. Da habe ich Una, heißt die Künstlerin, getroffen, Senta Sofia Delli Ponti, die viele aus GZSZ kennen. Und die war eine Freundin von einer Mitarbeiterin von mir. Und dann meinte ich so, ja, wie machst du das hier? Ich habe mir mal Bock, Musik zu machen. Hast du mal einen guten Gesangslehrer oder was? Ja, habe ich, den Christian. Dann sagte ich, ach cool, kannst du mir die Nummer geben? Ja, mache ich. Und dann habe ich an einem Tag die Telefonnummer von sowohl Senta als auch Christian mitgenommen. Und dann habe ich drei Jahre da nicht angerufen. Drei Jahre. Wirklich so, wo ich dachte, scheiße. Und dann gab es irgendwann so einen Moment, wo ich dachte, nee, jetzt musst du mal. Und dann habe ich ihn angerufen, dann war der aber gar nicht mehr in Berlin. Der war früher an der Oper in Berlin und da dachte ich, scheiße. Und der war jetzt in Hamburg. Und ich meinte, ja, kein Thema, ich mache irgendwie auch hier remote. Und das war vor Corona lange. Und ich dachte, echt? Ja okay, let's try. Und dann habe ich einfach angefangen, ohne ein Ziel im Hinterkopf, einfach weil ich gesagt habe, ich mag gerne Musik, ich möchte gerne singen können, ich finde es spannend. Und dann haben wir einfach angefangen.

Markus Winter: Und wie lange hast du das dann gemacht?

Joel Kaczmarek: Ja das ist erschreckend, ich glaube drei oder vier Jahre jetzt schon. Vier Jahre! Ich habe es einfach gemacht, weil es war auch so ein bisschen wie Therapie oder Meditation im Mix, weil Christian ist halt so ein Menschenkönner. Du singst halt nicht gut, wenn du seelisch belastet bist, wenn irgendwas auf dem Herzen liegt.

Markus Winter: Außer Blues natürlich, da ist es sogar eine Voraussetzung. Aber du musst halt sowieso lernen, deine Emotions zu triggern, in die Musik rein zu triggern.

Joel Kaczmarek: In der Tat. Und so fing das dann an. Man merkt den Fortschritt auch nur so, also es gibt so Sprungfortschritte. Ich weiß noch, ich habe zu ihm gesagt, ja Christian, Mich nervt es tierisch, dass ich nicht in der Lage bin, No Son of Mine von Genesis zu singen. Kennst du das? Und ich habe diese Höhle immer nicht getroffen. Ich wollte das mitdudeln, wenn ich alleine war, weil ich die Kollegen ablenke. Aber ich konnte das nicht. Ja, machen wir mal. Und Christian ist halt so ein Typ, der sagt dann so, mach mal so, wir machen mal kurz eine Übung. So, und dann machen wir eine Übung. So, und dann sagen wir, das paraphrasieren wir mal. Sing jetzt mal nicht No Sun of Mine, sing mal No Sun of Mine, dass du sie gar nicht voll ausbetonst. Ja, okay, und long story short, in der ersten Sitzung habe ich dieses Lied gesungen bekommen. Und das sind so Sprungfortschritte. Ich meine, so Wahnsinn. Hast du so ein Momentum verstanden? Dann hast du gelernt, was ist ein Passage? Oder dann hast du gelernt, wie funktionieren Riffs? Dann hast du gelernt, okay, was ist mit Ausdruck? Also gelernt, als wenn ich es schon können würde. Ja, schön wäre es. Aber verstanden, was es heißt. Und dann irgendwann merkst du, okay, die Anspruchshaltung wird höher. Ich kam dann irgendwie mit Sebastian Krumbiegel ja intensiv in Kontakt, weil ich mit dem eine Podcast-Reihe gemacht habe. Und dann haben wir Udo Lindenberg getroffen. und da habe ich zu Christian immer so scherzhaft gesagt, warte mal ab. Irgendwann werde ich die Vorband von Udo Lindenberg. Da haben wir mal gelacht.

Markus Winter: Keine Panik, Leute. Give me a thing for the man.

Joel Kaczmarek: Naja und das komische ist, so entstehen auch so Zusammenhänge oder so Netze. Also ich habe zum Beispiel die Promofotos für meinen Podcast habe ich jetzt irgendwie mit Tina Acke gemacht, die ich irgendwie durch Udo und Sebastian kennenlernte, die eine großartige Fotografin ist. Dann habe ich natürlich Sebastian mal ganz viel gelöchert über Musik und so. oder Christian halt, dann du und so kommen diese Netze halt zustande, dass du auf einmal so einen Konglomerat an Menschen hast, mit denen du da arbeitest. Und that's it. Und dann stehst du auf einmal da und denkst so, oh.

Markus Winter: Da ist ja was entstanden, ne?

Joel Kaczmarek: Jetzt hab ich mit so einem Pops da hier eine Single geschrieben. Geil. Und es ist schön, dieser Moment, wenn dann, und das hatte ich öfters, wenn ich es mal Leuten vorgespielt hab, so, was? Ist das deine Stimme? Das ist doch nicht deine Stimme, nur komm. Wie soll ich das denn sonst singen? Ja. Und Autotune drauf? Naja, nee, ich glaube 10% max.

Markus Winter: Ja, sehr cool. Und was planst du jetzt weitergehend quasi mit deiner musikalischen Karriere? Also ist das jetzt ein Start für, du bringst mehr Songs auch in der Zukunft raus oder ist das jetzt erstmal nur für den Podcast und einfach so ein kleiner Start und du guckst erstmal?

Joel Kaczmarek: Ne, da kommt auf jeden Fall mehr. Ich hab mit Jens schon gesprochen, weil ich hab ja die voll merkwürdige Situation, dass hinter mir kein Label steht oder ich das irgendwie auf Auftrag mache oder sonst was. Ich zahl's im Prinzip aus eigener Tasche. Jens ist halt ein Top Ass, das heißt, das ist auch nicht günstig, rightfully so, weil er halt richtig gut ist, aber es geht ja jetzt gar nicht mal nur so darum, dass er eine teure Person ist, sondern der ganze Prozess ist einfach teuer.

Markus Winter: Ja, Musikproduktion ist allgemein einfach was Teures mit dem Ganzen drumherum. Also Musik, sage ich ja immer vielen heutzutage, ist ja ein audiovisuelles Werk, kann man auch nicht anders verstehen. Video killed the radio star, aber wir sind noch einen Schritt weiter. durch Social Media, geht fast gar kein Musikmarketing mehr ohne eine visuelle Ebene.

Joel Kaczmarek: Ich meine, wir können ja den Menschen da draußen mal ein bisschen Zahlen mit an die Hand geben, wenn du so einen Song produzierst. Also jetzt habe ich den ersten natürlich all-in gemacht. Weißt du, ich habe einen Profi wie dich fürs Musikvideo, ich habe irgendwie einen Profi wie Tine für Fotos und so weiter. Vielleicht machst du es nicht bei jedem Song fair. Aber in Summe 10, 15.000 Euro, wenn du Promo alles mitmachst, bist du dabei. Und wenn du nur den Song jetzt raw machst mit Studio und keine Ahnung was, bist du wahrscheinlich auch zwischen 3 und 7.

Markus Winter: Ja klar, also ich meine, du sparst natürlich wie immer bei allem auf der Welt, mit Masse quasi. Du sagst ja gut, auf der anderen Seite sagen viele Musikproduzenten heute, es lohnt sich eigentlich gar nicht mehr so richtig Alben aufzunehmen, weil du eigentlich die ganze Zeit im besten Fall erstmal deine Einzelsongs testest und erstmal voll sozusagen im Marketing auswertest. Das heißt, wir leben eher in einer Zeit, wo sich Musikmarketing auch komplett verändert hat. Und in der Zeit droppst du deinen Song.

Joel Kaczmarek: Ja, absolut. Und ich sage mal so, um auf deine Frage wieder zurückzukommen. Also ich habe mit Jens jetzt gesagt, wir haben jetzt einen geilen Deal. Wir produzieren mal genau das, was du gesagt hast. Wir produzieren vielleicht vier Songs gleichzeitig. Ich habe den nächsten schon im Kopf. Also der nächste wird ein Berlin-Song, habe ich mir schon vorgenommen. Da hat mir dann Jens gleich beigebracht, wenn du einen Song für eine Stadt singst, ist das immer auch ein Liebeslied eigentlich. Also es macht keinen Unterschied, ob du eine Frau oder eine Stadt singst, das ist gleich. Und ich habe mir einen Twist überlegt, der, glaube ich, ganz geil ist. Den fand er auch ganz geil. Von daher, der Hansel, der jetzt gerade von Berlin nach Beelitz-Heilstätten zieht.

Markus Winter: Mach mal einen über Beelitz-Heilstätten. Wenn du das zu einem Hit machst, wirst du auf jeden Fall eine Legende.

Joel Kaczmarek: Stimmt.

Markus Winter: Frage, was ist denn dein Lieblings-Stadt-Song? Was denkst du, was ist der beste deutsche Stadt-Song? Ich meine, international auch gern, aber auch für Deutschland einmal.

Joel Kaczmarek: Bei Deutschland gibt es den einen, der lief im Kino immer ganz oft bei der Tagesspiegel-Werbung, glaube ich. Ich kriege den Autor, ich hätte gesagt, der Sänger heißt August, kann das sein, oder die Band? Der Song heißt, glaube ich, Röspelin immer. CSD, an der Spree, Kennzeichen und mehr, Kennzeichen und mehr. Ich krieg die Refrain nicht mehr zusammen. Dann ist ja die Refrain so sinngemäß, wenn Stefan zu Steffi wird und so weiter in Berlin, auch wenn es hässlich ist, machen wir es uns schön. Den finde ich, der trifft diesen Spirit extrem gut. Viele Leute sagen Dickes B von Seed. Weiß ich nicht, finde ich gar nicht so.

Markus Winter: Übrigens, der beste Stadtsong muss nicht Berlin referenzieren. Ich weiß nicht, ob du so Bochum auf dem Schirm hast, was auch quasi ein riesen Hit war.

Joel Kaczmarek: Ich habe lustigerweise noch zwei angehabt, New York, New York und L.A. is my Lady von Frank Sinatra. Oder Viva Las Vegas.

Markus Winter: Es gibt natürlich noch New York von Beyoncé. Das ist natürlich auch noch so ein

Joel Kaczmarek: Den kenne ich zu meiner Schande noch nicht mal. Wie?

Markus Winter: Ach ne, Alicia Keys. Oh Gott, ich habe gerade Beyoncé gesagt. Alicia Keys natürlich.

Joel Kaczmarek: Irgendwie sind es ja oft Ami-Städte, die wir besuchen kriegen. Chicago, My Kind of Town, LA is My Lady, Viva Las Vegas. Naja.

Markus Winter: Mir hat auf der Rückfahrt hierher, weil wir über Stadtsongs geredet haben, als wir hier das Musikvideo gedreht haben, mein Co-Producer, der mit vor Ort war, der das Video mitgedreht hat, schöne Grüße an Julian, falls er zuguckt, noch einen wunderbaren Stadtsong gezeigt, nämlich Tommy von Annemai Kantereit. Ist gar nicht so ein großer Hit aktuell, aber es geht anscheinend richtig steil in der Fanbase. Kann ich sehr empfehlen, wer es noch nicht kennt. Ich kannte ihn noch nicht und ich war sehr überrascht. Das ist auch mal was. Ist auch ein totales Liebeslied an die Stadt. Also die Hypothese, die kann ich total unterstreichen.

Joel Kaczmarek: Ansonsten hast du natürlich vollkommen recht, Bochum, was ja sogar beim Fußballverein quasi die Stadt himmelt, viel drüber geht ja nicht mehr.

Markus Winter: Ich muss sagen, ich halte das übrigens, das muss ich ja meiner Heimat zugestehen, Guten Tag Hannover, fast für unmöglich für Hannover einen coolen Stadtsong zu machen. Also wirklich, ich habe da auch schon häufig drüber nachgedacht, das wird immer so schmalzig, regional, patriotismusmäßig austauschbar, dann könntest du dieselben Zeilen dann auch über jede zweite andere Stadt singen oder wir sind halt die Understatement-Stadt. so, weißt du?

Joel Kaczmarek: Er wäre auf jeden Fall sehr schön hochdeutsch. Dann kannst du hier Christian Wulff und Maschmeyer besingen.

Markus Winter: Ne, die featuret man dann. Ja, genau.

Joel Kaczmarek: Die schneidet man so rein. Und ich meine, apropos reinschneiden, ich sehe auch, unser erster Gast ist schon im Greenroom.

Markus Winter: Ah, wunderbar.

Joel Kaczmarek: Nämlich die liebe Andrea Ballschuh. Kanntest du die eigentlich vorher?

Markus Winter: Ne, die kannte ich nicht, aber du hast mir gesagt, sie ist eine Moderatorin beim ZDF.

Joel Kaczmarek: Eine ganz großartige sogar. Die kennst du vielleicht von ZDF volle Kanne?

Markus Winter: Warte mal, vielleicht kenne ich sie, ich kannte nur vielleicht ihren Namen nicht. Ich habe halt deine Leute nicht mit Bildern noch gegoogelt, wo du gemeint hast

Joel Kaczmarek: Wir gucken gleich mal, wenn ich gleich nach vorne gehe, aufs Knöpfchen drücke, dann kommt sie. Nein, Andrea war einer der Gäste. Ich habe übrigens an meiner Fensterscheibe hat mir jemand so einen Innen an Gäste ran geschrieben. Ich soll jetzt Gästinnen sagen, wollte man mir damit sagen. Gibt es zwar gar nicht das Wort, aber mache ich auch. Also Andrea war eine tolle Gästin in dem Format und ich fand ihre Punkte so gut, dass ich sie gefragt habe, so hast du nicht Bock zu kommen? Wir schnacken ein bisschen darüber, wie du bei 5 Dinge mit 20 zu Gast warst und ein bisschen über dich. How about it? So, und wollen wir sie mal reinlassen?

Markus Winter: Ja, auf jeden Fall, Andrea. Ich bin richtig gespannt.

Joel Kaczmarek: Guck mal, da haben wir sie schon. Hallo Andrea. Hey, hi. Hallo. Weißt du, Andrea hat übrigens einen geilen Videocamper. Erzähl mal davon, Andrea.

Andrea Ballschuh: Ja, das ist ein umgebauter Crafter. Damit habe ich mir echt einen Traum erfüllt. Und mit dem fahre ich durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und lade mir Leute ein, die hier über ihre Vision sprechen, über ihre Mission, über ihr Business. Dann habe ich auch noch einen Podcast dabei, in dem ich darüber rede, wie Menschen durch Krisen geführt werden, durch Gott. Manche haben eine Verbindung zu Gott, ich zum Beispiel. und die Stimme aus dem Auf, andere hören was anderes, eine andere Stimme aus dem Auf und das vereine ich hier im Camper. Das ist alles klein, kuschelig. Hier wird mit solchen Kameras aufgenommen und ich komme hier total zur Ruhe. Ich habe ja noch so ein großes Studio in Mainz und das hier ist so das kleine Mini-Studio und ich merke richtig, wie mich das absolut zur Ruhe bringt und runterbringt.

Joel Kaczmarek: Andrea, ich habe dich ansonsten dem lieben Markus und dem Publikum hier auch schon vorgestellt als eine der tollsten Moderatoren, die das ZDF zu bieten hat und Deutschland natürlich. Aber hol uns doch mal ab, was du jetzt eigentlich sonst noch machst. Du bist ja jetzt auch in ganz anderer Mission noch unterwegs. Ich habe die Latte jetzt mal hochgesetzt, du kannst noch einen drauflegen.

Andrea Ballschuh: Also ich frühstücke mit Prominenten bei voller Kanne im ZDF übernächste Woche wieder. Und ansonsten bin ich als Video-Coach beziehungsweise Botschafterin, den Leuten zu zeigen, wie sie sich selber gut vermarkten können durch Videos. Mehr Sichtbarkeit, sodass die Kunden einfach ein besseres Gefühl für sie bekommen, dass sie ihnen leichter vertrauen können. Und viele haben ja Angst vor Bewertungen, vor Zurückweisungen oder Kriegen. einfach nicht klar rüber. Diesen Weg habe ich eingeschlagen, weil als Fernsehmoderatorin habe ich den Leuten nur die lange Weile genommen. Und das, was ich jetzt mache, das ist einfach so viel sinnstiftender, weil es dazu beiträgt, dass Menschen ihre Vision erreichen können. Dadurch, dass sie in der Lage sind, auszusprechen oder auch zu zeigen, was hier drin ist. Und insofern ist es zwar schwerer verdientes Geld, als Fernsehmoderatorin war es viel leichter.

Markus Winter: Wenn du deinem Purpose folgst, fällt dir alles viel leichter und macht mehr Spaß. Dann arbeitest du vielleicht mehr, hast aber größere Freude daran und es fühlt sich gar nicht an wie Arbeit. Also ich hatte auch mal so einen Change im Leben und gesagt, okay, jetzt zahlst du mal auf deine Ziele ein und es fühlt sich, obwohl ich viel mehr arbeiten muss als andere Fühlt es sich gar nicht mehr an, als würde ich arbeiten. Also im Prinzip bin ich seit fünf, sechs Jahren arbeitslos, wenn man so will. Sehr glücklich, aber ja, halt in Arbeit, in viel Arbeit, aber es ist großartig und ich glaube, das ist schwer zu verstehen, wenn man noch auf der anderen Seite steht. Also ich glaube, da hemmen sich einfach viele Menschen und denken, oh nee, kein Bock jetzt und dann die Verantwortung und 50, 60 Stunden und so. Ja, aber wenn dein Leben dann so eins wird, quasi Freizeit und Leidenschaft, dann fühlt sich das alles komplett anders an.

Andrea Ballschuh: Du fühlst dich lebendiger. Im Urlaub ist es für mich die größte Strafe, wenn ich zwei Wochen lang kein Social Media machen darf, weil man im Urlaub kein Social Media macht. Ich habe gerade im Urlaub so viel zu sagen und da kommen mir die besten Ideen und ich will das mit den Menschen, die ich erreichen will, den will ich das unbedingt mögen. Und ich habe eine riesengroße Freude dabei, LinkedIn-Posts zu teilen, wo eine Botschaft drinsteckt, wo ich quasi ein Geschenk mitgeben kann. Und das hast du aber nur, wenn du deine Aufgabe kennst, wenn du deine Vision kennst und dann fühlst du einfach dieses Kribbeln. Und dann brauchst du auch keinen Urlaub von der Arbeit, sondern ab und zu mal ein bisschen Zeit zum Baden und Lesen. Aber man muss sich nicht erholen von der Arbeit. Also wenn die Arbeit so schnell wird, dass man denkt, ich brauche Erholung von der Arbeit, dann würde ich irgendwas ändern.

Joel Kaczmarek: Ich fand bei deinen Punkten aber ansonsten auch total geil, was ich mir echt eingebrannt hatte, war unter anderem auch der Aspekt, dass du ja meintest, du hast gesagt, die Medienwelt sei so hart. und dann hatte ich dich gefragt, das können die Leute sich am Sonntag ja dann auch live anhören, da kommt nämlich deine Folge raus, warum denn? Und dann stellte sich so raus, eigentlich geht es gar nicht so sehr darum, dass es da viel mit Neid zugeht oder dass da irgendwie der Job per se anstrengend ist, sondern diese krasse Abhängigkeit, die man in dem Setting hat. Also dass du einen Beruf hast, wo dir alles abgenommen wurde. Die Konzepte wurden vielleicht geschrieben, du hast Textvorlagen bekommen, man sagte dir, wann du wo sein sollst und so weiter und so fort. Audio, Klamotte, alles. Und dann gehst du in diese Selbstständigkeit und hast ja diesen krassen Kontrast gemerkt und das fand ich bei dir irgendwie eine bewegende Geschichte. Vielleicht kannst du ja nochmal erzählen, wie sich das für dich angefühlt hat.

Andrea Ballschuh: Du bist als Moderatorin so ein bisschen fremdbestimmt. Du musst ja machen, was man dir vorsetzt. Und ich habe das auch gemerkt in Bezug auf meinen Körper. Ich esse sehr gerne. Mein Gewicht geht immer so. Aber weißt du was, ich habe, wenn ich oben war, nie abgenommen für mich, sondern immer nur, weil ich dachte, ich werde dann zu dick fürs Fernsehen. Oder wenn du mal zugenommen hast, wenn dann Zuschauer geschrieben haben, na, kriegt ihre Tochter ein Schwesterchen? Dann denkst du Und als ich dann halt in die Selbstständigkeit gegangen bin, musste ich anfangen, mich selber zu vermarkten, mich selber um Kunden zu kümmern. Aber ich hatte das alles selber unter Kontrolle. Ich konnte selber bestimmen, wann und wie viel Geld ich verdiene. Beim Fernsehen bist du darauf angewiesen, dass man dich engagiert. Abhängig sein fühlt sich nicht gut an. Einer meiner höchsten Werte ist Freiheit.

Joel Kaczmarek: Ich finde noch eine Sache spannend, die wir irgendwie sneak-previewen zu deinem Podcast und das ist dein allererster Punkt. Und zwar haben wir diesen Podcast aufgenommen, du und ich, und dann sagtest du zu mir, ja Joel, weißt du, manchmal ist irgendwie so ein falsches Ja viel teurer als ein echtes Nein. Weil wir trauen uns immer nicht Nein zu sagen, weil wir denken, was passiert denn dann? Aber ich habe erlebt, was passiert, wenn ich Ja sage, obwohl ich eigentlich Nein meinte.

Andrea Ballschuh: So bin ich in einer Ehe gelandet. Mit 21. Ich habe einen Ägypter geheiratet, obwohl ich gar nicht wollte. Ich konnte nur nicht Nein sagen.

Joel Kaczmarek: War das so eine richtig große, irgendwie halb Kairo war zu Gast, mit irgendwie 300 Gästen. Geschichte, dass du dich nicht rausgetraut hast?

Andrea Ballschuh: Nee, das war eine kleine Hochzeit. Wir haben in Kairo geheiratet, aber ich war wirklich zu feige, Nein zu sagen, weil ich Angst hatte vor den Konsequenzen, was passiert. bescheuert ist, weil die Konsequenzen einer Hochzeit sind viel krasser, als wenn du einmal Nein sagst. Aber ich habe gedacht, ja, das wird bestimmt irgendwie ganz toll irgendwie. Aber wenn du Nein fühlst und du sagst ein Ja, du bestraft immer nur dich selber. Und vor allem ist es ja auch dem Gegenüber unfair, respektlos, weil der bekommt kein ehrliches Ja. Der weiß gar nicht, woran er ist. Der lebt mit einer Lüge. Und früher oder später gehen wir bei drauf, wenn wir immer Ja sagen, obwohl wir Nein meinen. Von daher, ich habe fast 40 Jahre dafür gebraucht, um zu lernen, liebevoll und respektvoll Nein zu sagen, wenn ich Nein fühle. Ich habe zu lange meine Bedürfnisse zurückgesteckt. Nicht gut.

Joel Kaczmarek: Wir haben ja auch irgendwie eine gemeinsame Freundin, Karin Kuschik, wo wir ja schöne Grüße auch schon in die Workshops aufgesucht haben. Und Karin hat zumal auch was ganz Geiles zu mir gesagt, dass die Leute mal aufhören sollen mit diesem Um-Zu. Also ich mache das, um etwas zu erreichen. Also ich mache jetzt etwas, was mir nicht gefällt, um zu schaffen, das. Also ich mache einen beschissenen Job, um Geld zu verdienen, mit dem ich dann das mache, was ich möchte. Und es ist so ein bisschen ähnlich eigentlich bei deinem Punkt. Also ich mache das jetzt, um mal zu schauen, ob es nicht doch sich gut entwickelt. Und am Ende war die Einsicht so, nee, aufs Bauchgefühl auch hören.

Andrea Ballschuh: Was ich gelernt habe, ist, Entscheidungen aus Liebe zu treffen. Und das hat aber mit dem Punkt zu tun, dass ich vor zwei Jahren quasi Jesus kennengelernt habe. Seitdem treffe ich Entscheidungen aus Liebe und nicht mehr aus Angst. Und ich habe früher ganz häufig Entscheidungen aus Angst getroffen, um aus einer Situation rauszukommen, weil es sich blöd angefühlt hat und ich das nicht mehr wollte. Und jetzt habe ich einfach volles Vertrauen. Also ich fühle mich total getragen, versorgt mit allem drum und dran und habe das Gefühl, mir kann überhaupt nichts passieren. Und dadurch treffe ich viel mutigere Entscheidungen und mache einfach. Also ich treffe Entscheidungen mit dem Antrieb Liebe und nicht mit dem Antrieb Angst. Also nicht, um von etwas wegzukommen, sondern um zu etwas hinzukommen. Und dazu gehe ich dann auch Risiken ein. Und wenn wir Entscheidungen aus Liebe treffen, gelingt immer irgendwas. Wir kommen zwar nicht immer dort an, wo wir hinwollen, Vielleicht landen wir ganz woanders und es ist noch großartiger als da, wo wir ursprünglich hinwollten, aber das Leben wird definitiv aufregender dadurch und wir erreichen mehr, weil wir mutiger vorangehen.

Joel Kaczmarek: Abschließend, vielleicht noch als Frage, die coolen Sachen, die du so erzählt hast von deinem Camper, deinem Video-Coaching, wo finde ich sowas?

Andrea Ballschuh: Auf meiner Homepage. Die wird auch gerade überarbeitet. Andrea-Baltu.com. Aber das meiste liest man eigentlich von mir auf LinkedIn. Also das ist mein Hauptkanal. Da teile ich fast mein ganzes Leben. Und da kriegt man immer ganz gut mit, wie ich unterwegs bin, wie ich denke, welche Haltung ich habe, was ich so weitergebe. Und LinkedIn ist eigentlich so der Kanal, wo man am meisten von mir mitkriegt.

Joel Kaczmarek: Klasse. Andrea, ganz, ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast an einem Freitag. Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende.

Andrea Ballschuh: Ich wünsche euch viel Glück mit den nächsten Gästen, dass es dann kein Echo gibt.

Markus Winter: Tut mir leid an alle, die zugehört haben.

Andrea Ballschuh: Danke, dass ihr das ausgehalten habt und nicht weggegangen seid.

Joel Kaczmarek: Nein, schön war es mit dir. Mach's gut. Viel Spaß.

Andrea Ballschuh: Und übrigens, geiler Song.

Joel Kaczmarek: Dankeschön. So, und jetzt drücke ich gerade mal die Daumen. Ich sehe nämlich gerade schon unseren nächsten Gast, den lieben Sven. Sven Lindberg, genauer gesagt, der ist Professor für Psychologie. Der ist auf einem ganz lustigen Wege in die Show gekommen. So einfach kann es manchmal sein. Ich habe mit Britta Behrens eine Folge aufgenommen, der LinkedIn-Queen, und dann schrieb die mir, hier, guck mal, schreib da mal was in die Kommis, der hat was voll Nettes gepostet. Und dann hat Sven unsere Folge mit Britta irgendwie geteilt, die ich auf digital kompakt veröffentlicht hatte schon. Und da dachte ich, das ist ja ein cooler Typ, Psychologie, mit dem willst du nicht mal quatschen. Und achtet mal gleich drauf, wenn er reinkommt, Lustigerweise ist sein grüner Haken jetzt wieder weg. Er ist jetzt gerade wieder rausgegangen. Oh Gott, oh Gott. Aber der hat eine total geile Stimme. Also erstmal passt der so podcastseitig mit seiner Stimme total rein. Und zweitens waren seine Punkte auch sehr cool. Also so jemand, der sich mit Psychologie auseinandersetzt, der denkt halt auch echt nochmal auf anderen Ebenen. Da sind wir wieder bei dem Punkt, die Perspektiven aufs Thema. Fünf Dinge mit 20. Weil Sven hat zum Beispiel auch, kommen wir vielleicht gleich zu, Kinder gerade gekriegt. Also ich glaube noch das Zweite. Jemand, der gerade Kinder gekriegt hat, guckt halt völlig anders auf die Welt als jemand, der irgendwie jetzt gerade in Rente geht oder schon Kinder hat. Das merkst du auch so diese Phasen. und deswegen vielleicht müsste ich manchmal, werde ich manchmal so sagen, fünf weitere Dinge von Person XY, weil sie halt mit 60 dann nochmal anders drauf guckt als mit, ich glaube Sven war so knapp unter 40.

Markus Winter: Spät Kinder bekommen, müssen wir mal psychoanalysieren dann. Da ist ja tatsächlich unter Akademikern, Künstlern und Kreativen gar nichts Ungewöhnliches.

Joel Kaczmarek: Ja, das ist auch wieder ein spannender Aspekt, dass sich ja auch so Lebensmodelle ändern. Ich meine, wenn du jetzt Professor wirst, du musst ja erstmal deine Ausbildung machen, habilitieren und so weiter.

Markus Winter: Und du hast die ganze Zeit ja eigentlich die Unsicherheit, im deutschen System zumindest. Du weißt nicht, wenn du habilitierst, kriege ich jetzt irgendwann eine Professur oder falle ich vielleicht sogar aus meinem Fach raus und muss dann irgendwo in die freie Wirtschaft oder so. Ist für Geisteswissenschaftler noch ein bisschen härter, weil die da so eine Inselbegabung haben, die schwer vielleicht in andere Felder sich überträgt, zum Teil.

Joel Kaczmarek: Es ist alles so im Wandel und ich glaube, das ist auch von dem Format irgendwie so ein Aspekt, dass du halt merkst, alles klar, heute sehe ich Dinge vielleicht auch anders, als irgendwie noch vor einem Jahr oder als ich sie in einem Jahr sehen werde. Was hast du so mit Therapie am Hut, wenn wir auf Sven warten?

Markus Winter: Ich habe gar nichts damit am Hut.

Joel Kaczmarek: Ich bin Musiker, ich rauche und trinke.

Markus Winter: Ich rauche, trinke, ich ertränke meine Probleme seit Jahrzehnten quasi. Ich bin auch noch Osteuropäer, das macht es wirklich nicht besser, was die Mengen angeht.

Joel Kaczmarek: Aber leider können sie schwimmen.

Markus Winter: Ja, ich hatte auf jeden Fall mal einen starken Tiefpunkt in meinem Leben, das kann ich ja einfach revealen, also ich hatte auf jeden Fall, mit Mitte 20 ging es mir geistig überhaupt nicht gut und dann habe ich einfach bestimmte Steps gegangen, hab Therapie aber wirklich vermieden wie der Teufel das Weihwasser, weil ich selber Freunde hatte, die auf Antidepressiva rumhingen und meinten so, ich fühle mich nur noch wie ein Zombie. Ich weiß nicht, ob du solche Leute mal kennengelernt hast, aber ja, vielleicht kann der Kollege ja was dazu erzählen, diese Zombie-Piloten, die fanden es überhaupt nicht gut und dann dachte ich so, ja gut, da musst du dich selber rausdenken. So aus der Sache. Ja, bis zu einem gewissen Grad. Wenn deine Depression daran liegt, dass du gerade einfach nicht wirklich was machst und ziellos durchs Leben wirst, dann kannst du sehr wohl was machen. Ich würde sagen, 80 bis 90 Prozent der Depressionen junger Leute, die nicht so eine klassisch-klinische Depression sind, sind ja auch, glaube ich, so lösbar. Aber das kann uns ja gleich der Professor sagen oder mich komplett widerlegen mit meiner wilden Hypothese hier.

Joel Kaczmarek: Ja, also ich will jetzt auch um Gottes Willen nicht Depressionen verunglimpfen, aber wenn man natürlich sowas hat wie du, was ja eher fast so wie Boreout oder Perspektive, die fehlt, klingt, dann hat man natürlich ganz gutes Werkzeug.

Markus Winter: Ja, und dann Ziele setzen und daran arbeiten, das ist so ein, ne, und dann Erfolgserlebnisse sammeln und ja.

Joel Kaczmarek: Ich habe ein ganz cooles Zitat gehört von Jim Carrey, gestern oder heute, ich glaube gestern war das, der irgendwie so einen Lebenscoach von sich zitiert hat, der meinte, auf Englisch heißt ja depressiv sein, depressed. Und er meinte, es heißt halt eigentlich, you need a deep rest. Your soul, your mind, yourself needs a deep rest from where you navigated yourself to. Das fand ich einen ganz geilen Take, auch mal auf der Schiene dahin zu gucken. Das heißt jetzt nicht, jeder, der irgendwie depressiv ist, braucht mal eine Pause und dann geht es ihm wieder gut, um Gottes Willen. Aber mal hinzuschauen und zu sagen, was ist uns eigentlich zu viel im Leben und wie kriegen wir es wieder mitigiert.

Joel Kaczmarek: So und jetzt sehe ich den grünen Haken, jetzt hole ich uns den Sven rein.

Sven Lindberg: Ja, hol Sven rein und er widerlegt alles, was wir gerade gesagt haben, falls er zugehört hat. Die Küchenpsychologen sind hier. Guten Tag.

Markus Winter: Hallo, grüßt euch.

Sven Lindberg: Moin.

Joel Kaczmarek: Erzähl doch mal ganz kurz zu deiner Rolle. Ich habe dich, Markus, gerade so als Professor für Psychologie vorgestellt. Er hatte dann schon zu Therapeuten seine eigenen. Der hat den gleichen scheiß Klischee gehabt wie ich. Lernt man das, um sich selbst zu therapieren? Erzähl doch mal ganz kurz, was du geiles machst.

Markus Winter: Sehr gut, das ist ja toll, habt ihr schon mal alle Schubladen aufgemacht, die es gibt. Vielleicht kurz Zusammenfassung, ich bin Entwicklungspsychologe an der Uni Paderborn und unterrichte dort quasi die Grundlagen der kognitiven und der emotionalen Entwicklung. Da geht es eigentlich erstmal darum, wie entwickelt sich Lernen und Denken und was gibt es auch möglicherweise für Probleme damit. Und der klinische Bereich ist bei mir gar nicht so groß. Ich glaube, das kennen so die meisten mit. Da ist die Couch, da legt man sich drauf. Und das hat aber eigentlich mit der Psychologie gar nicht so viel zu tun.

Joel Kaczmarek: Bitte hilf mal ganz kurz. Markus hat es gerade so dargestellt, als wenn jeder, der zum Therapeuten geht, hinterher mit Antidepressiva nach Hause geht.

Sven Lindberg: Das habe ich überhaupt nicht so dargestellt. Das ist eine völlige Missrepräsentation dessen, was ich gesagt habe. Ich habe nur gesagt, ich habe damals tatsächlich Therapie, als ich vielleicht therapiewürdig gewesen wäre, abgearbeitet. weil ich einfach so ein paar Medikationszombies in meinem Freundeskreis hatte und die einfach sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben mit bestimmten Substanzen und ich überhaupt keinen Bock hatte, da hinzugehen und dann so ein Zombie zu werden.

Markus Winter: Das kann ich gut verstehen. Aber auch da ist erstmal wieder interessant, wie unterschiedlich so das Vorwissen verteilt ist, weil psychologische Psychotherapeuten, also so heißt der Fachbegriff, wenn Leute approbiert sind und eben die Erlaubnis haben, Leute zu therapieren, dürfen selber gar keine Medikamente verschreiben, sondern dann muss man zum Facharzt für Psychiatrie gehen. Und idealerweise arbeiten die beiden Hand in Hand zusammen und deswegen ist das glaube ich auch schon mal erstmal wichtig, dass man da den Unterschied weiß. Also wenn du zum psychologischen Psychotherapeuten oder zur Therapeutin gehst, dann kann die dir gar nichts geben.

Sven Lindberg: Dann kann ich da erstmal quatschen darüber, was für ein Typ Mensch ich bin und ein bisschen Selbstoptimierung betreiben. Darauf hätte ich nämlich Bock, so ein bisschen Ami-mäßig zum Psychologen zu gehen. Aber die scheinen ja auch sehr beliebt zu sein und dann gibt es überhaupt gar keine Plätze für die Leute, die es wirklich jetzt nötig haben. Bei mir geht es gerade richtig gut. Ich weiß nicht, ich fände es irgendwie moralisch schwierig, mir so einen Platz zu suchen.

Markus Winter: Sehr gut. Also das freut mich erst mal, dass es dir richtig gut geht. Aber ansonsten hast du schon so die Taschentuchbox da stehen und dass die Leute eben erst mal ins Gespräch kommen. Und insofern, wenn du gerade keine brauchst, dann ist es, glaube ich, auch gar nicht so schlecht.

Joel Kaczmarek: Aber Sven, du hast ja gerade noch was ganz Geiles gesagt, Entwicklungspsychologe. Ich habe dich ja auch so in unserem gemeinsamen Gespräch ein bisschen danach gelöchert, was so Social Media eigentlich mit uns und vor allem auch mit unseren Kindern macht, weil da forschst du ja extrem viel. Und ich glaube, Markus freut sich auch, wenn du ihm mal aufzeigst, was sein TikTok-Konsum mit ihm so macht. Erzähl mal ein bisschen.

Sven Lindberg: Ich muss das ja beruflich konsumieren, ja. Ich sage immer, schmeißt die Handys eurer Kinder weg.

Markus Winter: Genau, sehr, sehr gut. Das ist auch übrigens das, was ich meinen Kindern zu Hause erzähle, dass ja die Sachen, die ich mit dem Handy mache, alle nur beruflich sind.

Sven Lindberg: Müssen die sich halt so einen Beruf in die Richtung suchen, ne? Genau, eben.

Markus Winter: Einfach die Leidenschaft zum Beruf machen. Deswegen wollen ja auch die ganzen Jugendlichen jetzt alle Influencer werden, weil das wird ja genau das treffen.

Joel Kaczmarek: Aber erzähl mal so zu deinen Forschungsergebnissen. Was macht Social Media mit uns?

Markus Winter: Genau. Ich bin ja tatsächlich erstmal sogar noch einen Schritt weiter zurück, dass wir uns erstmal auch anschauen, was macht das Gerät, also Smartphone an sich, mit unserer Konzentration. Und speziell, was wir jetzt rausgefunden haben, ist, dass Smartphone, selbst wenn es ausgeschaltet ist, bei dir auf dem Tisch liegt, deine Konzentration beeinflusst. Das heißt, man wird tatsächlich bis zu 15% langsamer, als wenn es nicht da wäre. Das hat uns halt selber tatsächlich auch schon überrascht, dass der Effekt so krass ist. Wir gehen erstmal sehr stark davon aus, also wenn man das jetzt in Theorien reinpackt, dann ist es so, dass unsere Ressourcen eher beschränkt sind. Also das heißt, ich Wir können in gewisser Weise Multitasking machen und so weiter, aber immer auf Kosten von der Qualität bestimmter Handlungen. Und das heißt, letztendlich ist Konzentration ja ein aktiver Prozess. Also ich muss Sachen ausblenden und ich muss mich auf Sachen konzentrieren und dann hinwenden. Wir gehen davon aus, dass eben das Smartphone so viele Reize liefert, weil letztendlich ist das ja ein Gerät mit tausend Funktionen. Du kannst Musik hören, du kannst schreiben, du kannst lesen, du kannst übersetzen und, und, und. Diese Informationen hast du ja. Und das heißt, wenn das Ding da liegt, dann beschäftigst du dich anscheinend sehr viel damit, was du jetzt eigentlich machen könntest. Und das raubt dir halt eben Ressourcen. Und das ist letztendlich der Effekt, den wir hier vermuten, dass du halt einfach Ressourcen verlierst, weil du dir darüber Gedanken machst, was du jetzt mit dem Gerät alles Schönes machen könntest.

Joel Kaczmarek: Du, und ich möchte mal mit dir auch noch ein Stück weit über deine fünf Punkte reden. Weil da waren so ein paar Goldnuggets dabei, wo ich echt dachte, geil, vor allem in deinem Fall auch so ein Setting, wo man sagt, geil, da passen ja irgendwie alle fünf Punkte so zueinander. Und einen, den ich spannend fand, also ich fand eigentlich alle fünf spannend, aber ich will ja hier auch nicht alles spoilern, deine Folge kommt ja bald, war dieser Faktor, dass du gesagt hast, naja, Menschen kommen und gehen. Es ist total normal, dass Menschen auch mal aus deinem Leben treten und vielleicht auch wieder zurückkommen. Und ich fand das irgendwie einen bewegenden Punkt. Magst du dazu mal noch ein bisschen was erzählen?

Markus Winter: Also es war tatsächlich auch für mich bewegend, weil du hast ja im Vorfeld so ein bisschen von deiner Idee erzählt und gesagt, hey, überleg doch einfach mal, was war so Dinge, die in deinem Leben geschehen sind und die für dich besonders waren? und das würdest du gerne deinem 20-jährigen Ich halt sagen. Und da bin ich irgendwie relativ schnell darauf gekommen, dass ich immer das Gefühl hatte in bestimmten Phasen in meinem Leben, dass die Menschen, mit denen ich dort zu tun habe, mit denen werd ich viel mal zusammen sein, die werden immer die Rolle haben, mit der ich grade bin. Und je älter man wird, desto mehr merkt man halt, dass es Lebensphasen gibt und dass diese Phasen eben ganz oft durch Personen geprägt sind. Und dass das aber auch gar nicht so schlimm sein muss. Dass es eben ganz normal ist, dass man manchmal eben Phasen mit Menschen hat, die dann eben auch weiterziehen. Und das fand ich ganz schön im Gespräch mit dir, dass wir eigentlich auch dann darauf gekommen sind. Und manche kommen dann tatsächlich irgendwann später noch mal wieder, ja.

Sven Lindberg: Ich akzeptiere das einfach, also ich sehe das auch so quasi, also dieses Lebensphasending, das habe ich, das fühle ich einfach, aber das fühle ich auch schon richtig lange. Also ich nehme mir im Zweifelsfall auch einfach, wenn ich eine brauche, eine Zäsur und dann sage ich, okay, die Person davor, ich weiß nicht, ich entwickle mich weiter und dann sage ich so, das, was ich vor zwei Jahren war, das bin ich einfach nicht. Ich stehe in Traditionslinie mit dieser Person, aber ich fühle die nicht mehr. Oder ich kann die nicht mehr so richtig nachvollziehen. Oder ich finde die dumm oder töricht oder zu eitel oder sonst irgendwas. Und versuche einfach so, mich besser zu machen irgendwie im Leben. Und deswegen ist das so, okay, ich kann positiv an zum Beispiel gescheiterte Freundschaften oder Beziehungen zurückgucken. Einfach an die positiven und an die negativen Aspekte irgendwie. Weil ja beides dazugehört und einfach die Geschichte prägt, die ich ja so hab. Deswegen irgendwie, ich bin damit so zen.

Joel Kaczmarek: Das ist voll poetisch gesagt, oder Sven?

Markus Winter: Total und das finde ich nochmal spannend, weil ich glaube bei mir ist auch jetzt mittlerweile so dieser leichte Zen-Effekt da, aber der ist bei mir tatsächlich eher im Alter gekommen.

Joel Kaczmarek: Das andere, was ich super spannend fand und ich finde das knüpft total nett daran an und deswegen sage ich, deine fünf Punkte bauen so schön aufeinander auf, der Punkt, den du danach zu mir gesagt hattest, war ja das Thema Erwartungen, weil wenn Leute aus dem Leben treten, Also mit einem nicht mehr in Beziehung sind, dann hat man ja manchmal Erwartungen, die enttäuscht sind und so, also deswegen passt das als Brücke ganz gut. und dein Punkt, den du genannt hattest war, jeder ist für seine Erwartungen selbstverantwortlich, niemand schuldet dir etwas. So, was war der Gedanke dahinter?

Markus Winter: Erstmal, ich könnte sagen, große Weisheit, aber letztendlich eher eine bittere Erkenntnis. Also das ist, glaube ich, so eine Geschichte, dass man halt einfach, glaube ich, zu jedem Alterspunkt immer wieder merkt, okay, bestimmte Sachen funktionieren vielleicht nicht so oder man ist auch gekränkt und enttäuscht und wütend. Und wenn man dann mit ein bisschen Abstand auf die Sachen blickt, dann merkt man manchmal, okay, das liegt letztendlich daran, dass man eine gewisse Erwartungshaltung hatte. Also man ist an einem Gespräch gegangen oder auch an einer Verhandlung und sonst was oder Projekt und hatte eine Erwartung, wie man denkt, dass es irgendwie laufen sollte. Und meistens macht man solche Dinge ja mit anderen Menschen zusammen. Und die haben halt wiederum ihre eigenen Erwartungen und oft matchen die halt nicht. Und erst mal das überhaupt selber zu erkennen, ist, glaube ich, schon mal wichtig gewesen. Und das war für mich auch tatsächlich eine Sache, die ich so in dieser Klarheit erst spät tatsächlich auch erkannt habe. Aber auch gemerkt habe, dass es mir super viel hilft. Und deswegen passte das für mich so rein, dass ich das gerne mit 20 schon gewusst hätte. Dass ich mehr darauf achte, was ist jetzt meine Erwartung? Was würde ich gerne oder was möchte ich auch, wie eine Person gerade zu mir ist? dass ich dann merke, okay, das Recht habe ich ja eigentlich gar nicht. Also das heißt ja auch, dass ich erwarte, dass die Person mir das und das geben soll. Und die meisten sind mir das ja nicht schuldig. Genau, viele Leute haben ertäuschte Erwartungen, die sie niemals ausgesprochen haben. Und das heißt, es ist in Partnerschaften ein Riesending, dass halt Leute manchmal einfach irgendwie, eine Person ist eingeschnappt, die andere weiß nicht, warum. Das hat ganz oft damit zu tun, dass halt eine Erwartung nicht erfüllt ist. Und je weniger man miteinander redet, desto weniger weiß man, um welche Erwartungen es sich da gerade handeln könnte.

Joel Kaczmarek: Sven, vielleicht noch einen letzten Take von dir, wenn du so an die Dinge denkst, die du gerne mit 20 gewusst hättest. Ich habe immer so die Arbeitshypothese, wenn ich dich in 20 Jahren frage, sind es nochmal ganz andere. Was glaubst du, was ist es eigentlich, was das Bild so verändert von den Dingen, die man gerne wissen möchte? Sind es die Lebensphasen? Vielleicht sagst du ja auch nie, du hast Unrecht, Joel, es wird immer dasselbe bei mir sein. Weißt du, was ich meine?

Markus Winter: Nee, total. Also ich gehe auch sehr stark davon aus und ich hoffe es auch ein bisschen, dass in 20 Jahren das nochmal alles anders aussieht. Und ich glaube schon, dass es extrem mit den Lebensphasen zusammenhängt. Also ich weiß noch, dass wir kurz drüber gesprochen hatten über die Rush-Hour des Lebens. und da war ich überrascht, dass du erstmal gesagt hast, hä, musst du erstmal erklären, was meinst du denn damit? Und da habe ich ja erstmal gedacht, okay, hast du Kinder? Aber ich dachte, kann er ja nicht, weil sonst kennt man das ja. Das ist halt zum Beispiel auch so eine Sache, dass ich halt denke, die verschiedensten Lebensphasen, in denen wir gerade befinden, prägen halt wiederum sehr stark das, was wir für wichtig erachten. Und deswegen hoffe ich doch sehr, dass mein 60-jähriges Ich oder was auch immer noch ein paar Sachen parat hat, was ich jetzt gerne gewusst hätte. Dann kannst du auch einen neuen Podcast machen wieder.

Joel Kaczmarek: Ja, ich hab's schon gesagt.

Sven Lindberg: 40 Dinge mit 60? Ja.

Joel Kaczmarek: In 20 Jahren, so Sven Lindbergh. Fünf weitere Dinge, die ich gerne mit 20 gewusst hätte. Vielleicht sind es dann eher 50. Ich weiß, hier der Waldemar Zeiler von Einhornkondome, der kam mal zu mir und meinte

Sven Lindberg: Was von Einhandkondome?

Joel Kaczmarek: Ein Horn.

Sven Lindberg: Achso, auch gut.

Joel Kaczmarek: Du müsstest doch der Kunde sein, hör mal. Du bist doch der Rockstar hier. Nee, der macht, der saß neben mir auf der Bühne, hatte dann so Socken an, das rutschte so hoch auf denen, weil sie auch Periodenprodukte macht, da stand dann so Viva La Vulva drauf und so. Also, that's the take.

Sven Lindberg: Klingt sehr Berlin-mäßig auf jeden Fall.

Joel Kaczmarek: Ja, ich liebe Waldemar Waldemar, der ist ganz toller. Der sagt immer, wir sollten mehr fühlen lernen als Männer.

Sven Lindberg: Weiß ich nicht.

Joel Kaczmarek: Und er sagte zu mir, ja, ich finde eigentlich auch spannend, was sind denn fünf Dinge, die ich gerne schon mit fünf gewusst hätte. Und da war so ein bisschen sein Take, dass er sagte, naja, fünf auf sechs ist so vor der Schule, das ist so von, da bin ich noch wirklich Kind vor dem Erwachsenenalter. Ich glaube, ich habe die 20 ganz gut gewählt. Aber nevertheless, den Gedanken mal sich zu sagen, okay, wie würde ein Kind auf die Welt blicken? versus wie blickt irgendwie ein 60-Jähriger, ein 20-Jähriger, ein 40-Jähriger auf die Welt. Da steckt ja so viel Perspektive über so einen Zeitraum drin. Also, fand ich schön. Aber okay, du guckst mich von der Seite an. Zeit, wieder mit Sven noch ein paar Fragen hier zu lächeln. Als nächstes komme ich gleich Jan Müller an. Wir haben aber noch ein bisschen Zeit. Jan Müller, freu ich mich auch schon drauf von Tokotronic. Sven, lass uns doch noch mal eine kleine Schleife drehen über deinen richtigen Job. Weil, ich meine Also Ironie, wir streamen hier mit einem Handy als Kamera über ein Social Network mit Video und haben eigentlich darüber geredet, wie uns diese Geräte quasi immer mehr aufsaugen. Magst du mal so ein bisschen von deiner Hygiene erzählen? Also du, der alles Wissen hat um die Geräte und was sie mit einem machen und die Dienste. Wie führst denn du so dein Social Life, wenn es digital wird oder auch gerade nicht?

Markus Winter: Nee, total. Also erstmal muss ich sagen, dass die Studie auch mein Verhalten und das Verhalten auch der Familie nochmal beeinflusst hat, weil wir diese starken Effekte jetzt so gar nicht erwartet hätten. Und das heißt, dass wir wirklich mit den Regeln stringenter sind, dass wir sagen, okay, wenn wir zusammen essen, dann essen wir zusammen und dann ist das Handy tatsächlich von allen Beteiligten, also Eltern und Kindern eben im Nebenraum. Ansonsten finde ich es halt immer noch, dass ich glaube, wie die meisten von uns haben, dass ich auch immer wieder struggle. Einfach, wie ist es jetzt mit, wie oft gucke ich bei LinkedIn rein, was ist jetzt mit einem Post, den ich irgendwie abgesetzt habe und so weiter. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, bin ich noch in der Findungsphase, wie ich das hinbekomme, dass ich eben das selber steuere und mich nicht von dem Gerät und den Plattformen steuern lasse.

Joel Kaczmarek: Ich fand ja auch mal ganz geil. von Arianna Huffington, die damals die Huffington Post ins Leben gerufen hat, habe ich mal die Geschichte gehört. Die ist ja in Burnout gegangen und eine der Dinge, die sie dann sich angeschafft hat, war ein Smartphone-Bett. Das heißt, die hat ihr Smartphone schlafen gelegt. Ab irgendwie 18 Uhr, wo sie nach Hause kam, kam es in ein eigenes Bett, wo es laden kann und dann liegt es da. Und wenn man angerufen wird, dann kriegt man es ja mit, aber es liegt sozusagen auch nicht neben deinem Bett. Weil ich habe einen ganz spannenden Podcast vor kurzem gemacht, habe da einen Short draus gebaut, der ist schon überflüssig. über 200, ich glaube 230 mal, 1000 mal oder so geteilt worden auf LinkedIn oder gesehen worden. Da sagte nämlich der Bernd, der da im Podcast war auch, der größte Fehler, den viele auch machen, ist, die nehmen das Handy als Wecker. Das heißt, die stellen sich ein Wecker, zack, nehmen das Ding hoch und sind sofort in der Smartphone-Welt. Und was ist das Erste, was du machst? Im schlimmsten Fall haben sie jetzt mal ihren Flugmodus nicht drin, dann kriegst du auch noch voll die Strahlung ab, aber das erste, was sie machen, ist Mailfach auf und boom, bist du in deinem Arbeitssog drin. Machst du das auch?

Sven Lindberg: Ja, auf jeden Fall. Und dann wird erstmal die erste Mail angeguckt unter der Decke und dann, oh shit, Alter, was muss ich heute machen? Eine Frage übrigens, weil ich tatsächlich das jetzt auch häufiger diskutiert hatte und ich meine so Leute aus der Werbewirtschaft werden das jetzt ganz doof finden, die Frage, aber was hältst du denn von so einem generellen Social Media Verbot oder einer extremen Einschränkung bis 14 oder 16, wo wir auch wissen, alles klar, das hat sehr krasse Auswirkungen auch auf die Gehirnentwicklung, wenn da Leute extrem süchtig werden oder wenigstens sowas wie in Frankreich, dass man sagt, komplett raus aus den Schulen bis zu einem gewissen Alter.

Markus Winter: Also es werden momentan ein bisschen übertrieben und harte Thesen irgendwie formuliert. Also finde ich. Also weil es ist solche Sachen wie mit ab 16 erst Smartphone und Social Media. Das ist einfach Ist halt für Eltern irgendwie kaum umsetzbar. Und man merkt halt eben selber, vor allem wenn Kinder ältere Geschwister haben, so dieses Smartphone erst ab zwölf ist auch schwer umsetzbar. Und ich finde, es muss halt irgendwie so sein, dass es für die Leute gangbar ist. Wo wir wissen, dass es ein richtiges Problem ist, ist wirklich dieses Alter zwischen null bis sechs und zwölf. Das Krasse ist, dass das irgendwie viele, viele Kinder ohne Aufsicht da mit dem Handy rummachen. Und das führt wirklich dazu, dass bestimmte Bahnen gar nicht aufgebaut werden im Gehirn, die aber relevant sind für das soziale Miteinander. Und insofern ist es da, glaube ich, erstmal wichtig zu gucken, wie kriege ich da eine Aufklärung hin. Dass man einfach weiß, das ist keine gute Idee, jetzt damit ich im Restaurant Ruhe habe, meinen Dreijährigen ein Handy in die Hand zu packen. Also geht mal mit durch die Stadt und achtet mal drauf, wie viele Kinder in so einem kleinen Trolley irgendwie ein Smartphone in der Hand haben. Weil es natürlich dann weniger schreit. Aber das ist eigentlich keine gute Idee. Und insofern ist das, glaube ich, erst mal wichtig, dass man da diese Aufklärung betreibt. Und Schule und so weiter ist es eigentlich ganz gut zu sagen. Es gibt zumindestens handyfreie Zonen. Dieses in die Pause gehen und dann hängen alle am Handy rum, führt halt eben dazu, dass wertvolle Interaktionen verloren gehen. Und insofern ist das, glaube ich, erst mal gar keine schlechte Idee.

Sven Lindberg: Pass auf, ich war in einer sehr strengen Schule. Ich war auf einer katholischen Privatschule.

Markus Winter: Das passt so. Das haben wir natürlich sofort erwartet.

Joel Kaczmarek: Living Klischee.

Sven Lindberg: Ich bin das Living Klischee von einer katholischen Privatschule.

Joel Kaczmarek: Du bist da rausgefallen als der Rebell.

Sven Lindberg: Wir hatten tatsächlich, ich meine quasi so ein Vorläufer davon, wir hatten komplettes Discman-Verbot. Weißt du? Genau mit der Argumentation, die du gerade gebracht hast. Ja, es killt euch die Interaktion weg, wenn ihr da alle rumhockt und eure Songs alleine hört. So, da habe ich natürlich einen großen Kampf gegen geführt und musste häufiger zum Direktor, weil ich das nicht mitgemacht habe.

Joel Kaczmarek: Nein, aber was ja viele nicht wissen, ich habe mal so eine, das war glaube ich eine Anhörung, da haben die den irgendwie vom Europaparlament oder sowas angehört, der CEO von TikTok, da haben sie ihn gefragt, haben die Kinder, ja, wie alt sind die, die waren beide unter 14, benutzen die TikTok? Nein, warum nicht, das dürfen die nicht. Was, wirklich? Dann erklärt er genau das. und dann hat er auch gesagt, was übrigens viele Menschen nicht wissen, es gibt einen Kids-Mode bei TikTok wohl, den du einstellen kannst, damit die nicht so in die gleichen Fallen laufen wie wir Erwachsene. Nun ja.

Sven Lindberg: Das wissen viele nicht, aber der CEO von TikTok sagt das ungefähr bei jedem seiner Keynotes, weil das ist natürlich immer der Vorwurf sozusagen, Verderben der Jugend und so. Und dann sagt er, ja, aber hier in China benutzen das auch viele so. Und quasi der Unter-14-Mode ist dann auch wirklich was anderes. Und du kannst den Kindern da auch einstellen, alles klar, Bildungscontent nur raushauen. Also theoretisch könnte man wahrscheinlich das auch zu so einer halben Force of Good umbauen, wenn man so wollte.

Markus Winter: Ja, also letztendlich ist es so eine Geschichte, ich find's immer ganz schön, ich mach das immer als so eine Übung, wenn ich mit mehreren Leuten im Raum bin, dass ich sage, schaltet mal eure Insta-Feeds an und dann tauscht mal die Handys oder zeigt mal und scrollt durch. Und dann sieht man halt einfach, wie individuell diese Welt ist. Und man denkt ja halt einfach so, ja, das ist Instagram. Aber dein Instagram ist komplett anderes als meins. Also bei dir der ganze katholische Content, der bei mir nicht unterwegs ist.

Sven Lindberg: Ich hab nichts mit katholischem Content. Hahaha. Aber pass auf, ich habe ein ähnliches Experiment, ich berate halt auch Firmen medienmäßig und die müssen ja voll oft sozusagen erstmal Social Media checken und kommen da mit ganz vielen Klischees an. und wenn ich denen so TikTok oder Instagram beibringen will, also speziell bei TikTok funktioniert das fantastisch als Experiment für sich, wenn man mal wissen will, wie genau diese Bubble-Bildung funktioniert, weil viele Hören das von außen, aber haben kein Verhältnis dazu. Und ganz einfaches Experiment. Nehmt euch einen TikTok-Channel, macht euch ein Profil, macht zwei Profile oder drei am besten sogar. Füllt eines mit einfach eine Stunde Sachen klicken, wie ihr es das wirklich mögt. Und dann macht es einmal in eine sehr linke und dann nochmal in eine sehr rechte Richtung. Und ihr werdet sehen, dass jeder dieser Bubbles quasi völlig legitimerweise, wenn das die einzige Informationsquelle ist, sagen kann, die anderen sind komplett verrückt. Und das kann man aber nicht verstehen, wenn man sich nicht mal wirklich reinfährt und dafür ein Verständnis einfach aufbaut.

Joel Kaczmarek: Sven, also ich glaube, man merkt, warum es Spaß macht, mit dir irgendwie zu podcasten und zu quatschen. Vielen, vielen Dank, sowohl für heute als auch für die Aufnahme. Sag mal noch ganz kurz, wenn man deine Aktivitäten verfolgen möchte, wo macht man das am besten?

Markus Winter: Genau, da schließe ich mich meiner Vorrednerin an, also auch Webseite SvenLindberg.de oder com und ansonsten eigentlich fast alles auf LinkedIn.

Joel Kaczmarek: Sehr gut, sehr gut. Dann ganz, ganz lieben Dank dir. Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende und more to come bei uns beiden, würde ich sagen.

Markus Winter: Absolut. Und dir auch noch einen ganz schönen Tag. und herzlichen Glückwunsch nochmal. Du kannst stolz sein auf das, was du hier alles ins Leben gerufen hast. Also, danke dir.

Joel Kaczmarek: Dann würde ich sagen, ziehen wir doch mal den Teil mit dir ein Stück weit vor.

Sven Lindberg: Ja, können wir gerne machen.

Joel Kaczmarek: Und reden mal so über das Thema Musikvideoproduktion. Ja. Weil in der Tat ist es ja so, das Video, was ich mit dir gemacht habe, das ist ja unter so einem gewissen Stern gestartet. Ich habe ja zu dir gesagt, lass mal ein geiles Video machen. Dann haben wir so telefoniert, hatten so einen Masterplan. Und dann habe ich ihn entspannt und gesagt, Alter, du, es wird mir zu viel. Ich will hier nicht in Burnout gehen. Es ist einfach zu viel auf meinem Tisch. Lass mal TikTok machen, Alter. Das heißt, ich habe dich eigentlich damit konfrontiert, dass ich gesagt habe, du, ich habe so meine Nachricht, ich brauche gar kein Musikvideo. Ich habe mich geirrt. Ich brauche ja heute eins. Da ich dann gleich ein bisschen mehr habe, hast du bestimmt einen guten Take drauf. Aber vor allem habe ich gedacht, ich mache ja nur TikTok-Anwendungen. So und das ist ja vielleicht mal eine schöne Brücke in deine Arbeit so rein. Wie viel von Musik, Videoarbeit ist denn heutzutage eigentlich noch notwendig? Also ist das der Standard, so wie ich das mache, dass man einfach nur so Shorts baut und dann 15.000 Varianten baut, dass man einfach nur 30 Sekunden hat?

Sven Lindberg: Es ist quasi gerade eine offene Diskussion, weil wir einfach in einem kompletten neuen Marketing drinstecken. Also ganz früher hättest du ja einfach gesagt, wenn du jetzt einfach überhaupt irgendwas promoten willst, alles klar, ich nehme Geld in die Hand und ich kaufe mir bis zu einem gewissen Grad partiell Aufmerksamkeit ein. Vor irgendeinem Content, der gut läuft, das ist jetzt der Klassiker, zum Beispiel Fernsehwerbung, es gibt eine Show oder ein Live-Event und du schaltest da jetzt Werbung. So heutzutage durch die Swipe Generation, sage ich mal, funktioniert ja, wie Content zu dir kommt, ganz anders. Für eine riesige Zielgruppe, die auch nicht nur unter 20 ist oder so, sondern die einfach in allen Alterskohorten wächst. So, plötzlich gibt es Handwerksbetriebe, die 60, 70, 100.000 Leute Reichweite haben. Wie kann das sein, dass sie plötzlich sozusagen durch narratives Storytelling plötzlich halt teilweise mehr Reichweite haben als manche Lokalzeitungen? Und in der Musik ist das nichts anderes. Musik ist ja oft die Speerspitze für diese audiovisuellen Entwicklungen und es gibt einfach die eine Meinung, die sagt, ja, du brauchst kein Musikvideo mehr als Start. Dass man überhaupt Musikvideos so braucht und hat, ist auch übrigens der ersten Entwicklung der letzten 10 bis 15 Jahre, dass das jeder im Prinzip irgendwie zumindest so halbwegs günstig theoretisch produzieren kann mit einem HD-Camcorder oder sowas und ein Schnittprogramm. Ich will daran erinnern, dass vor 2010 hatte fast niemand irgendwie überhaupt eine Full-HD 16 zu 9 Kamera zu Hause. Heute hat jeder mit so einer kleinen Steintafel hier. Quasi eine bessere Kamera als alle TV-Sender zum Broadcasten vor 20 Jahren. Das muss man sich halt mal geben. und deswegen, das ist einerseits eine Medienrevolution, jetzt ist die Frage, du hast ein Stück, warum solltest du das nicht einfach erstmal, oder du hast fünf Stücke, warum solltest du nicht erstmal vorher testen, welches kommt am besten an, welche Songparts funktionieren am besten? Du kannst ja auch erstmal ganz lowkey, auch günstig starten und sagen, okay, ich mache erstmal ein paar Performance-Videos. So ungefähr das, womit wir gestartet sind in unserem Musikvideo. Könnte man ja noch viel mehr lowkey machen. Alles klar, ich starte, ich filme mich und plötzlich kannst du dann anhand deiner Shorts sehen, wo performen deine Songs gut. Das heißt, du hast einerseits Daten, deine nächsten Kompositionen besser zu machen und kannst ganz kleinteilig anfangen, deine Musikkarriere oder dein Album oder deine EP aufzubauen. Und deswegen gibt es einfach die Leute, die sagen Baller erstmal 100 Shots zu deinem einen Stück raus, guck was gut performt und du kannst die immer noch entweder zusammenführen oder dann am Ende, du kannst ja auch sehen, ey der Song performt gar nicht, der funktioniert gar nicht vor Publikum, wozu dann die Kohle ausgeben im Zweifelsfall jetzt ein Musikvideo draus zu drehen, dann versuchen wir lieber den nächsten Song und gucken, alles klar, gibt's da Hitparts. Und so weiter. Und dann hast du auch alle Daten, die du brauchst, um zu sagen, okay, geil, ich weiß, weil die Leute diese Strophe hier am meisten feiern, das hat am meisten Klicks bekommen, da lege ich einen besonderen Fokus drauf. Da kommt vielleicht das Feature rein oder da kommt irgendwie was Besonderes Visuelles. Verstehst du? Also es ist einfach eine neue Marketinglogik einfach am Start und du kannst vorher quasi deinen ganzen Content A-B-Split testen.

Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, ist ja eigentlich A-B-Testing oder Pre-Testing. Korrekt. Bevor die einen Film ins Kino bringen, so Screen-Tests vorher machen, so in die Art eigentlich, ne?

Sven Lindberg: Ja, so in die Art nur ultra niedrigschwellig quasi für jeden, weil ihr alle 4K-Handys einfach jetzt habt, ihr Spackis. Ich meine mit euch alle. Ja, ich meine selbst wahrscheinlich irgendwelche Zwölfjährigen haben heute ein 4K-Handy, ganz normal. Irgendein Flagship-Phone im Zweifelsfall von vor ein, zwei Jahren. Ja, und deswegen ist das einfach ja auch ein smarter way to go. Ganz einfach.

Joel Kaczmarek: Was ist so dein Trick, um Musikvideos dann auf Flughöhe zu bringen? Weil Jens von Wir sind Helden, der nachher gleich kommt, der sagte mir, jeden Tag werden, ich glaube, 200.000 Songs hochgeladen. 200 fucking Tausend. Also ich habe jetzt irgendwie 199.999 andere, die mit mir gerade um meine Aufmerksamkeit heute buhlen.

Sven Lindberg: Genau, also da ist aus meiner Sicht einfach ultra relevant zu sagen, Musik ist erstmal ein audiovisuelles Medium. So, deswegen würde ich gar nicht auf die Spotify-Zahl grundsätzlich gucken. Du kannst zwar quasi in Spotify selber, da wäre ich jetzt auch gar nicht der beste Spezialist zu, aber es gibt ja quasi Spotify-konzentrierte Marketingfirmen, die mit Fokus auf Spotify und Geldern und teilweise auch so ein bisschen Scammy-Shit arbeiten. Du kennst ja vielleicht die ein oder andere Doku dazu, wie sich da Leute quasi im Prinzip hochkaufen mit so Bot-Farm und allem möglichen.

Joel Kaczmarek: Ich kenne hier nur diese Huracan-Textzeile. Voila, Spotify brennt auch ohne Klickkäufer.

Sven Lindberg: Ja, aber es ist halt so ein Halbscammy-Game. Aber wenn du dann wirklich nachhaltig Erfolg haben willst, dann brauchst du ja auch ein Publikum, was dich wirklich mag und schätzt und was auch zu dir passt. Also das muss an irgendeinen Punkt kommen und das kannst du einfach perfekt testen. dann über dieses audiovisuelle Publikum. Und dir kommen einfach die Algorithmen entgegen, die einfach jeden Content, zum Beispiel TikTok testet jeden Content erstmal 300 Mal. Wenn du es ausschließt, dass Leute wegklicken am Anfang vor allem, weil zum Beispiel, ich hatte dir ja gesagt, mach bei TikTok zum Beispiel die Intros weg, wahrscheinlich. Oder benutze das Intro als einzelnen Part oder sowas, um irgendwas einzublenden und dann mach irgendwas, wo du die Highlights rausballerst. weil die erste Sekunde bei TikTok killt dich, killt im Zweifelsfall schon dein Algo. Das kann einfach eine Sekunde sein, weil das einfach direkt die meisten Leute zum Swipen anregt. Und wenn das nicht so ist und das gut performt, dann sucht der Algo ja für dich selber raus. Und wenn du dann halt ein bisschen Quantität auf die Strecke bringst und das ist vielleicht so das neue irritierende Game, sage ich mal, für Musiker, die schon länger am Start sind. Früher hast du ein Musikvideo gedreht, es war aufwendig. Du hast natürlich noch Promo drumherum gemacht, aber jetzt machst du halt im Zweifelsfall, überlegst dir erstmal, wie mache ich jetzt erstmal 100 Content Pieces daraus? und das ist noch nicht mal mein Main Content im Zweifelsfall. Aber es gibt natürlich auch andere Meinungen dazu, das ist jetzt einfach meine Perspektive darauf.

Joel Kaczmarek: Ja, davon gehe ich immer von aus, dass du da noch nicht eine fremde Meinung erzählst. Aber wie wird denn eigentlich TikTok für Musik auf der Konsumentenseite benutzt? Weil ich ertappe mich dabei, wenn ich was gucke, ist es immer entweder zur Belustigung oder zum Wissensaufbau. Also entweder habe ich so Podcast-Ausschnitte, wo mir jemand was erklärt oder ich sehe vielleicht so Bauvideos oder sowas.

Sven Lindberg: Ja, aber das liegt ja an deinem Konsumverhalten.

Joel Kaczmarek: Ist klar. Aber was siehst du so als Vorgehen, wenn man Musik inszeniert auf TikTok? Ist es da wirklich, wie du sagst, dass man einfach von einem Song 120 Ausschnitte hochlädt mit unterschiedlichen Visuals und Leute benutzen das vielleicht auch wie so ein Playlisting-Tool, dass die sich, sage ich mal, Sachen abspeichern und dann anhören. oder weißt du, was ich meine? Also

Sven Lindberg: ich benutze zum Beispiel TikTok sehr gerne zur Musikrecherche, weil wenn ich irgendwie auf eine Band komme, Wie ich mag, quasi das hast du ja, das wirst du wahrscheinlich auch so haben, wenn du jetzt irgendwas likest, spült er dir meistens so 10, 20 Videos später irgendwas entweder von derselben Truppe raus irgendwie oder was ähnliches. So und wenn du dann das weiter likest, dann hast du ja quasi so dein Musikkonsumenten-Marketing, wie das funktioniert. Und ja, im TikTok-Musik-Marketing musst du natürlich auch dieselben Dinge beachten, die auch jeder andere Creator auf TikTok beachten muss. Also quasi es ist zwar was anderes, aber du musst natürlich auch die Hook richtig setzen und alles, was visuell interessant ist, Und mich dazu bringt, mich nicht zu langweilen, hilft schon mal oder interessant ist oder die Leute dazu bringt, das Ding in Schleife zu gucken, das ist das allerbeste, was du erreichen kannst.

Joel Kaczmarek: Warum hört man dann so 40 Sekunden in Schleife?

Sven Lindberg: Ja, weil es vielleicht einfach, guck mal, ich meine der beste Part des Songs, hattest du das nie, sag ich mal, als junger Mensch vor dem ganzen quasi Social Media Krams, dass du irgendwie Lieblingsparts im Song hattest, auf die du immer zurückgespult hast? Klar. Das ist halt das on crack, weil es einfach sowieso schon eine Schleife ist. und irgendein Medienproduzent hat korrekterweise identifiziert, das ist wahrscheinlich ein guter Part. und jetzt hat das GAB Split testet und jetzt hat er quasi die Wahrheit damit gesagt.

Joel Kaczmarek: Interessant. Es ist trotzdem auch so, weil man hört ja immer, dass TikTok auch das Bestreben hat, mehr in Richtung YouTube zu gehen mit längeren Videos. Das ist ja belohnt, wenn du länger dran bleibst, dass man da vollwertige, komplette Musikvideos hochlädt.

Sven Lindberg: Ja klar. Also die Frage ist halt eher, was ist mit dem TikTok-Format? Hochformat ist ganz irre, wenn man jetzt aus Medienproduzent-Sicht drüber nachdenkt. Es ist das einzige Format, die einzige Ratio, die sich durchgesetzt hat aufgrund des Konsumenten. Kein Filmemacher, den ich je getroffen habe, Hat je Leuten geraten, ey, von wegen, halt doch dein Handy hoch oder sowas, wenn du filmst. Von wegen, ich habe immer noch meiner Mutti und Omi vor fünf, sechs Jahren, mittlerweile habe ich es aufgegeben, gesagt, Mensch, mach doch so, da hast du viel mehr Bild und so. Nein, es ist aber immer stumpf, dieses Hochgeballer. Und es ist natürlich fürs Filmen selber Ja, du hast halt wenig Bildinformation. Vielleicht ist es ein Vorteil, wenn du Laternenmäste oder sowas filmst, aber in jedem anderen Aspekt kannst du natürlich schlecht establishen und sowas. Aber ja, der Konsument hat sich da durch sein Verhalten durchgesetzt und jetzt ist es ein etabliertes Ding. Und ja, ich meine, das ist definitiv halt Teil der Zukunft und ich konsumiere selber teilweise längere, längerformatige Sachen auf TikTok. Das sind dann aber meistens so Podcast-Ausschnitte, teilweise ganze Musikvideos, die werden ja auch oft aus einem querformatigen Video dann rausgecuttet.

Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich ja auch noch nach unserer Videoaufnahme, also vielleicht sagen wir da auch gleich mal was dazu, wie unser Musikvideo geworden ist, weil es ist ja sehr special, das sollte man dazu wissen. Hast du mir so eine kleine Liebesnachricht geschrieben, als du meintest so, Das war so toll, weil ich konnte mit diesem neuen Formatexperiment hier endlich mal in, was ist das, 4 zu 3 hochkant. Eine völlig neue Perspektive, die sich mir auftat. Also dir ist ein richtiges Herz aufgegangen. Wie war das denn für dich als Filmemacher, so ein Video mal in Smartphone-View zu filmen?

Sven Lindberg: Ja, es ist einfach interessant, weil meine Agentur sozusagen jetzt gerade eh in diese Richtung geht, mit Short-Content viel versucht zu machen. Ja, da ist das einfach quasi, war das jetzt so eine natürliche Entwicklung oder halt so. ein toller Zufall, dass Joel mich da angefragt hatte. Und am Anfang hieß es ja, wir machen nur Clips, Einzelclips. Eigentlich ist das halt genau so diese gute Phase 1 Musikmarketing. Und dann hieß es ja, okay, wir machen komplett, also schneid am Ende dann mal doch vielleicht ein komplettes Musikvideo draus. Und das haben wir dann gemacht.

Joel Kaczmarek: Ich meine, jetzt ist es ja wirklich ganz spannend, weil das Verrückte ist

Sven Lindberg: Ich weiß gar nicht, ob ich deine Frage beantwortet habe. Ich habe mich selber verloren, als du hier so

Joel Kaczmarek: Ja, eigentlich hast du unser nächstes Thema vorweggegriffen, nämlich was habt ihr für ein Video gebaut und warum. Ich habe dich eigentlich gefragt, wie war es für dich in 14 Was ist das? 4 zu 3 zu filmen?

Sven Lindberg: Nein, es ist 9 zu 16. Also ein Video. 9 zu 16. Ja, es ist interessant, wie gesagt, als Agentur, genau das wollte ich sagen. Also da haben wir gerade eh einen Fokus drauf, weil es ist ja auf allen Plattformen ultra relevant geworden. Einfach Short-Content, aber auch Hochkant-Content, weil auf LinkedIn wirst du halt so angezeigt zum Beispiel statt so. Ich meine, ich würde nicht alles, alles in Hochkant anbieten, aber ich habe mich halt erwärmt dazu. Und es ist einfach spannend, sich dann mit sowas mal genuin auseinanderzusetzen, weil jedes gewöhnliche Musikvideo wird wahrscheinlich heute immer noch querformat geschossen und dann wird raus extrahiert und es wird vorher mit dem Framing drauf geachtet, dass es weit genug geframed ist, dass ich ein smartes, quasi hochformatiges Video draus machen kann. Und hier war es einfach mal spannend, weil es sich einfach jetzt so ergeben hat, zu sagen, okay, wir drehen mal dedicated Hochkant, fuck it.

Joel Kaczmarek: Ja, ich fand ja auch ganz schön, wir waren ja bei meinem Freund Henna Marmade, dem Studio of Wonders.

Sven Lindberg: Ja, ich kannte das ja gar nicht. Ich als kleines Hannover-Provinzkind. Hallo Henna. War halt total cool da, dass ihr einfach so Sets habt. Das erklärt auch so vieles für mich von Berliner Instagram irgendwie. Ich denke immer so, weißt du, was haben denn die Leute für Kohle für Sets? Und dann, ach so, kannst dich einmieten. Voll geil.

Joel Kaczmarek: Ja, ist so eine Art Selfie-Museum, könnte man sagen. Genau. Und ich erinnere mich da an Momente, wo wir in so einem Setting drin saßen und dann so, ja, guck mal, so, so, so. Und dann schlussendlich dachte ich, nee. Funktioniert hochkalender nicht, sorry. Und dann stehst du da und denkst so, ja scheiße, natürlich hat er voll recht, weil hinten uns ist ein Motiv und das ist ja links breiter.

Sven Lindberg: Und manchmal geht dein Effekt verloren, logischerweise. Es ist natürlich eine Einschränkung, aber ich finde, es ist einfach die Wahrheit, jedem Kunstaspekt ist das Einschränkende das, was das Kunstwerk dann halt spannend macht oder definiert. Und einfach mit diesen Hurdles zu arbeiten, das war auch der spannende Prozess in der Post. So, quasi einfach zu sagen, okay, es ist fucking dedicated hochkant so, ich habe nur diese Szenen und wir hatten keine Line, keine Storyline. jetzt uns überlegt, das heißt, ich muss irgendwie das über Feelings machen oder über Sachen, die ich mir selber überlege, warum, welche Szenen, wann, wie kommen und ja, ich finde es einfach, also mir gefällt es sehr gut, ja, für das, was wir gemacht haben.

Joel Kaczmarek: Ich wollte es gerade sagen, ich finde es ist überraschend gut geworden, weil dafür, dass es eigentlich den Gedanken Ja, wie gesagt, ich meine, ich habe das Lied an dem Tag, glaube ich, 30 Mal gesungen, wenn es mal reicht.

Sven Lindberg: Genau, ich bin einfach hier angekommen, also auch für Context, ich bin hier angekommen und wir hatten jetzt keinen konkreten Drehplan. Wir haben gesagt, wir gucken uns hier deine Offices an, irgendwie, ob wir hier ein paar Spots haben, wir gehen vielleicht raus in den Park und dann hattest du noch wirklich am selben Tag mir von diesem Selfie-Museum erzählt oder einen Tag vorher. und dann meinte ich so, ja, lass das einfach machen, wenn wir es zeitlich schaffen und sonst nehmen wir einfach die Szenen, die wir haben und irgendwas kriege ich schon raus.

Joel Kaczmarek: Ja, und ich meine, wie gesagt, dafür, dass wir hier eines auf der Couch gedreht haben, drüben auf dem Laufbahn, eins im Bad, eins im Studio, dann mal im Park mit einer Drohne, dann ins Selfie-Museum, in den Glitzerraum, das Bällebad und so weiter und so fort. Dafür ist es eigentlich echt überraschend, dass sich daraus ein Video von 2 Minuten 36 oder was das glaube ich ist, zusammen hat schneiden lassen. Was aber irgendwie, also es erzählt keine Geschichte, aber es transportiert irgendwie so diese Energie. Ich finde, das Lied treibt ja auch so ein bisschen. Und das fand ich faszinierend. Fiel dir das schwer? Also ist das ein komplexer Akt, so Stückwerk zu einem zusammenhängenden zusammenzubauen?

Sven Lindberg: Das kommt drauf an. Man braucht, wie für alles im Leben, man muss sich irgendwie eine Idee oder Vision dazu bauen. Und das habe ich einfach. Das Coole ist auch ein großes Lob an meine beiden anderen Cutter. Also das Video ist gar nicht nur von mir alleine geschnitten. Ich habe da quasi Vorarbeit gekriegt von Yannick Bastian und Julian Platte, meinen Mitarbeitern. die jeweils eine Version erstellt haben in ein bisschen rougher, die auch einen anderen Fokus hatte. Der eine hatte mehr die Szenen hier, der andere hatte mehr die Szenen zum Beispiel im Selfiemuseum und ich hab dann quasi einfach die Sachen miteinander verschränkt, die komplett anders sich angefühlt haben übrigens auch. Also wenn ich dir diese Einzel-Cuts mal rough zeigen würde, würdest du auch sehen, das sind komplett andere Feels, die da rüberkommen. Und ja, ich hab dann einfach eine eigene Vision drüber gelayert, ein paar Sachen noch, ein paar Zusatzszenen reingeballert und das ist dann das Musikvideo geworden.

Joel Kaczmarek: Ich meine, es ist ja auch so, dass sich so bestimmte Posen dann eingeschliffen haben. Lustigerweise hatte ich die teilweise vorher schon im Kopf. Also wenn der Refrain kommt, ist der immer, gib mir fünf oder mehr, gib mir alles, was du mir sagen kannst. Und dann war es immer, gib mir fünf oder mehr. Und dann strickt man auch so die Arme runter. Gib mir alles, was du mir sagen kannst. Und ich weiß, ich hab dir dann geschrieben, so ey, sag mal, meine Frau meint gerade so, ist vielleicht ein bisschen ausdrucksstark, so soll man das ein bisschen runternehmen. Es war auch, das ist eines der ersten Learnings, die ich von dir hatte, dass du gemeint hast, so ey, immer wie viel Prozent overperformen?

Sven Lindberg: Mindestens 20, 30 und dann wirkst du normal, so.

Joel Kaczmarek: Warum ist das gleich so?

Sven Lindberg: Ich hab keine Ahnung, es gibt tatsächlich, ich hab öfter was dazu gesehen, dass das einfach irgendwas mit Kamera, also mit der Physik zu tun hat, wie sozusagen das wahrgenommen wird, dass wir einfach durch Kamera, nehmen wir das anders wahr als in der Realität, ist ja auch wirklich so. Das heißt einfach, kleine subtile Bewegungen fallen dir aus zum Beispiel der Peripherie viel mehr auf, als wenn ich das jetzt hier so im Chat irgendwie meine Hand leicht bewege und man das kaum wahrnimmt. Also man achtet auf andere Dinge. Aber ist auch noch eine Theorie von vielen.

Joel Kaczmarek: Ja, aber kann man sich ja wirklich mal vorstellen, wie ich dann halt mit dir da stehe, in so einem Selfie mit meinem Mann so. Und du sagst eigentlich, nee, das muss so sein. Und das fand ich einen interessanten Take auch, als ich dann zu dir meinte, meine Frau sagt, das ist so extrem. Und da hast du gesagt, wir lassen das aber so extrem drin, weil

Sven Lindberg: Wir brauchen das quasi für die Performance und vor allem, weil der Konsument, der dich nicht kennt und das ist ja eigentlich das Zielpublikum. Ich meine, klar, cool, dass es deine Community wahrscheinlich erreicht, aber man möchte ja, dass so ein Song für Alles darüber hinausgehende auch nochmal relevant ist. und für diese Leute ist so eine Overperformance, wenn die dich zum ersten Mal sehen, überhaupt nichts irritierendes oder komisches. Da ist man oft dann, gerade auch wenn man jetzt neu ist im Musikbusiness oder in dieser Art der Musikproduktion, Ich glaube schon, dass das ungewöhnlich ist, sich selber dann so zu sehen. Kannst du ja gleich gerne nochmal reflektieren. Aber es ist für niemanden anderen komisch, außer vielleicht noch für dich, bis du das dritte Video gedreht hast und dir selber ja auch Gedanken gemacht hast, was ist für mich so die Grenze, wie weit möchte ich überperformen? Kannst ja jetzt optimieren beim nächsten Video und sagen, okay, ich möchte mehr mellow sein, dann übe ich halt ein bisschen mal vor Kamera und dann guckst du einfach mal, ob du gut rauskommst. Weil wenn du nur die mellow-Szenen reinschneidest, dann hättest du gesagt, oh, das Video ist aber lame, Markus. Bin ich mir ganz sicher.

Joel Kaczmarek: Nee, ich finde es eigentlich auch in Ordnung. Und?

Sven Lindberg: Also noch eine Kleinigkeit, ich habe es natürlich geschnitten, weil ich höre in dem Song, es ist halt auch ein Anime-Song, da kannst du mir sagen, also ein Anime-Intro und ich bin riesiger Fan, ich könnte glaube ich die kompletten deutschen 90er Jahre Intros alle mitsingen, alle deutschen, ich liebe auch diesen einen Sänger, der fast alle gemacht hat. Es ist großartig und dieser Cut müsste sehr gut in diese Szene auch passen, also gerade ab der Bridge, wenn wir nachher den Song hören, da gerne mal drauf achten, liebes Publikum. Ich glaube, das holt viele ab, weil es hat so diese Power-Moves, es hat natürlich positive Message. Von der Mucke würde es auch wirklich gut passen zu einem coolen Anime und ich bin ein riesen Fan und deswegen habe ich das auch ein bisschen in die Richtung geballert.

Joel Kaczmarek: Ja, du hast aber vollkommen recht. Es gibt so eine Szene, wo ich so in die Kamera trete, also die steht ein Meter weit von mir weg, aber dann dreht der View gleich und dann schnack, schnack, schnack.

Sven Lindberg: Ja, wir haben natürlich viele Matchcuts und sowas gemacht. Ich nenne das immer intern Bewegungsdramaturgie, so quasi also eine Szene über die Performance, quasi über die Performance-Dramaturgie geben.

Joel Kaczmarek: Gibt es denn eigentlich noch Orte, wo man Musikvideos macht, die so richtig klassisch sind? Also ich sag mal, gibt es noch sowas wie MTV früher?

Sven Lindberg: Also wenn dann, also natürlich, du weißt ja, es gibt ja quasi für Leute, die lineares Fernsehen noch gucken, da gibt es ja quasi jetzt so 80 Musiksender, die du dir reinfahren kannst, aber das ist ja nicht mehr dasselbe wie vor 10, 12 Jahren. Also ich weiß nicht, 2010 oder so hatten die Leute noch MySpace. Ich weiß noch die MySpace-Zeit, da hatte ich eine Band, da wurdest du wirklich noch über MySpace zu Universal eingeladen und da gab es dann dieses ganze klassische Game. Und dann, weiß ich noch, hatten wir uns total gefreut, weil wir plötzlich für vier Wochen oder so bei McDonalds TV liefen oder so. Aber who the fuck cares, würde ich sagen, heutzutage so.

Joel Kaczmarek: Bei McDonalds liefen und auch bei Burger King liefen immer diese Musikvideos rauf und runter.

Sven Lindberg: Richtig. Und da konntest du dich sogar reinkaufen, sozusagen. Krass. Also es gab irgendwelche Slots, die von irgendwelchen Labels am Start waren und dann konntest du dich alternativ noch reinkaufen. Ja, ist doch ein geiles Business so, wenn die Leute da kehren. Ja.

Joel Kaczmarek: Und schiebst dir da deinen Wopper da in die Schnute und kriegst noch irgendwie dein Musikvideo präsentiert.

Sven Lindberg: Für so ein paar Newcomer und so.

Joel Kaczmarek: Und dafür zahlst du dann nochmal hier einen ordentlichen Pfennig.

Sven Lindberg: Also altes Musikmarketing, also für alle, die heute weinen wegen AI und so. Ich bin in der Übergangszeit hauptsächlich unterwegs gewesen, wo es so die letzten Züge analog so, ich hab mein erstes Album halt noch eine CD rausgebracht, aber halt auch schon digital so. Also es war dann schon parallel. Das war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei. Du hattest halt dafür 1000 Gatekeeper, ne? Also es ist jetzt die Zeit, jeder kann producen, theoretisch kannst du wahrscheinlich sogar schon mit dem Smartphone richtig krassen Scheiß producen.

Joel Kaczmarek: Schön, dass du so deutsch redest.

Sven Lindberg: Insbesondere, wenn du AI-basiert loslegst. Da vielleicht auch mal ein Shoutout an Butterbro, der den ersten AI-Song in die Charts gebracht hat mit Verknallt in einen Talachun. Der hat einen total tollen TikTok-Channel, also ist ein cooler Musikproduzent, der so ein bisschen auch über die Möglichkeiten aufklärt.

Joel Kaczmarek: Ist das eigentlich so ein Ding, dass, wie heißt das, Zuno heißt es, glaube ich, die App, die das vor allem krass macht, ne?

Sven Lindberg: Unter anderem, es gibt mehr, er benutzt eine andere, aber ja, habe ich gerade auch nicht im Kopf, welche er benutzt.

Joel Kaczmarek: Wird es so sein? Also ich habe lustigerweise, als ich meinen Song produziert habe, habe ich von einem Freund gesehen, der hat irgendwie zur EM mal den Fußballsong gebracht, wo es so ein bisschen um Integration ging und Toleranz und Diversität und so. Der klang echt nicht schlecht, weil natürlich die KI irgendwie immer so Catchphrases und irgendwie Refrain und so weiter. Wo ich so dachte, fuck ey, so ein Arsch. Mann, 12.000 Euro ausgeben und irgendwie so und so viel Stunden Arbeit und irgendwie schreiben und pipapo versus 30 Minuten KI anfüttern. Also natürlich hast du einen massiven Unterschied zwischen dem KI-erzeugten Lied und dem ist ja keine Frage. Aber da hab ich mich schon so ein bisschen gefragt, ob das irgendwann so ein 80-20-Ratio wird.

Sven Lindberg: Also die 20% Mehrleistung, die ein Producer macht versus eine KI- Naja, es demokratisiert auf jeden Fall den Musikproduktionsprozess und ich finde auch gerade, dass Verknallt in einen Talerhorn jetzt der erste Chart-Song ist, das ist ja ein total abgefahrenes Genre, das hätte man jetzt ja gar nicht erwartet. Normalerweise hätte man gedacht, alles klar, die ersten Hits oder die ersten Musiker, die arbeitslos werden, werden irgendwelche EDM-Leute, die eh ein bisschen Hardcore übertrieben haben mit wie krass künstlich können wir unsere Mucke machen. Die hätten es dann ja auch ein bisschen verdient, weil sie den Prozess ja selber angestoßen haben. Deswegen, ob du dann einen EDM KI-Song noch unterscheiden kannst von einem, der von einem Menschen gemacht ist, wird sehr schwierig sein. Aber nein, es war ein deutscher Chansonschlager, der quasi mit einem komplett unbekannten Text von quasi noch nicht mal mit der Nennung eines Künstlers im Prinzip, der einfach da so hart geteilt wurde, dass der Song dann gechartet ist. Und der Kollege konnte das auch tatsächlich bei der GEMA angeben. Ist zwar eine Grayzone, aber die AIs selber werden ja mit Musik gefüttert, für die sie auch keine Kohle bezahlen. Und das, was rauskommt, hängt an dem Prompt, das man eingibt. Und das ist ja auch so, der hat da nicht einmal auf den Prompt geklickt und der Song ist rausgekommen. Der hat da wahrscheinlich Tage dran gesessen, mit dem ganzen Tool rumprobiert. Aber überlegt euch mal zum Beispiel, man könnte heute sagen, alles klar, ich klatsch mir die AI rein und dann, weil ich Bock habe auf ein Chanson-Album, das zu produzieren und ich bin vielleicht ein guter Sänger dafür. Ja, du kannst heute dann einfach den Backdrop vielleicht schon so produzieren. Das ist doch der Knaller. Ich meine, du könntest dir niemals irgendein kleines Palastorchester leisten.

Joel Kaczmarek: Was ist denn ein Backdrop? Bitte? Was ist denn ein Backdrop? 

Aufgrund einer Zeichenlimitierung ist hier leider das Transkript vorbei...

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