Hinter den Kulissen des Erfolgs von Business Influencerin Verena Pausder

15. September 2022, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute fühle ich mal wieder eine Person auf den Zahn, die sehr erfolgreich, sehr sichtbar und ich glaube auch menschlich sehr sympathisch ist. Das darf ich sagen, ich kenne sie nämlich schon sehr lange. Und wenn ich das tue, dann versuche ich ja immer nachzuzeichnen, was macht die Leute eigentlich so erfolgreich und was bedeutet für sie Glück? Weil meistens gehen Glück und Zufriedenheit und Erfolg irgendwie Hand in Hand. Und je nachdem, wohin uns unser Gespräch so trägt, versuche ich dann auch immer mal eine Richtung aufzumachen. Wie führst du, wie gehst du mit Konflikten um? Also heute wieder ein buntes Bouquet und dieses bunte Bouquet packe ich aus mit der geliebten Verena Pausa. Hallo Verena, schön, dass du da bist.

Verena Pausder: Hallo Joel, das ist ja eine schöne Anmoderation.

Joel Kaczmarek: Ja, wir kennen uns ja schon ewig, muss man sagen. Ich erinnere mich noch ziemlich genau, wie du in die Internet-Szene kamst. Damals hieß es noch Panfu, dieses Panda-Bären, diese 3D-virtuelle Welt, die dann so den Grundstein für deine Kinderliebe und Digitales, glaube ich, gelegt hat. Und damals hieß du noch Delius.

Verena Pausder: Genau, ich hieß noch Delius und du hast mich aber ans Licht gehoben, denn du hast mit Gründerszene ein Interview mit mir geführt. Über Inside Panfu, was läuft da gut, was läuft da nicht, wie mache ich das? Und das war mein erster großer PR-Aufschlag, den ich jemals hatte.

Joel Kaczmarek: Ich wünschte, ich könnte mir alles, was danach kommt, auch mit auf die Fahne schreiben, weil es ist ja bei dir durchaus beeindruckend, was du so an an Sichtbarkeit bewegst. Vielleicht mal für Menschen, eigentlich kennen sie dich ja fast alle, ich würd sagen, du bist für mich eins der zentralen Gesichter, wenn es um Female Entrepreneurship geht, aber auch um digitale Bildung in Schulen. Wie machst du dich selber auf? Eine Sache muss ich noch erwähnen, dein Podcast Fast & Curious mit der lieben Lea-Sophie Kramer, die ich auch schon eine Weile kenne. Wie verpackst du dich selber? Wie erzählst du Menschen, was du machst?

Verena Pausder: Ich gehe das gar nicht so strategisch an. Also ich habe jetzt nicht so eine Roadmap schon damals nicht gehabt und auch seitdem nicht irgendwie jedes Jahr, dass ich denke, so was erzähle ich denn den Leuten dieses Jahr mal oder welches Projekt mache ich denn jetzt mal, um meine Bekanntheit oder irgendwie sonst was auf die nächste Stufe zu heben. Sondern ich gehe eigentlich immer entlang von drei Zutaten. Das eine ist so, wofür habe ich so richtig Leidenschaft? Also wo denke ich so, wow, wenn ich das jetzt machen würde, da hätte ich so richtig Bock. Dann das zweite, ist es mutig genug? Ist es neu genug? Gibt es da noch keine Trampelpfade? Bist du da nicht im Verdacht aus, ach guck mal, das macht die jetzt auch, machen ja auch schon ganz viele andere. Und das Dritte ist, ist es schwer genug? Weil irgendwie in meiner Sozialisierung als Kind und Jugendliche lag einfach, wenn es nicht schwer ist, dann ist es auch irgendwie nicht wertvoll. Dann kann es ja jeder, dann bleibt es nicht und so. Und wenn all diese drei Faktoren zutreffen, es also mich total umhaut vor Glück, es schwer ist und es neu ist, dann sage ich meistens ja und dann ist das mein nächstes Projekt.

Joel Kaczmarek: Mega, wollen wir dann mal einsteigen in deine Kindheit, weil, wie gesagt, als ich dich kennengelernt habe, hieltst du noch Delius und ich meine, du kommst doch aus so einer Unternehmerriege, oder? Ist dein Vater nicht Stoffproduzent oder sowas in der Art gewesen? Habe ich das richtig in Erinnerung?

Verena Pausder: Ja, total, Textilfabrikant, genau. Also wir werden tatsächlich auch in drei Wochen 300 Jahre alt mit dem Unternehmen. Das ist 1722 gegründet und das ist schon irgendwie natürlich einerseits eine total abstrakte Zahl, weil immer wieder, wenn ich dann lese, wie 1722 mein Vorvorvorfahre da als Leinenhändler durch Bielefeld gezogen ist, dann hat man das Gefühl, Wahnsinn, dass die da überhaupt schon Leinen hatten, so halbwegs. Und jetzt 300 Jahre später ist es natürlich toll, dass es das noch gibt. Aber es ist eigentlich interessanter, was macht es mit dir, wenn du in so ein Familienunternehmen reingeboren wirst? Denn du wirst einfach von allen Seiten Unternehmertum ausgesetzt und und kannst dich dem eigentlich schwer entziehen. Und entweder liebst du's dann oder du findest es richtig blöd. Und bei mir war ersteres der Fall.

Joel Kaczmarek: Ich wollt grad sagen, weil es gibt ja manchmal so diese Fälle, du hast dann wirklich so eine Gilde, die auch superreich und erfolgreich sind. Ich könnte jetzt ganz viele bekannte Unternehmerfamilien nehmen. Und dann hat man so das eine Eck, da hat man so das Gefühl, das sind eigentlich nur diejenigen, die noch vom Wohlstand leben und manchmal auch keine Ambitionen mehr haben, was echt eine Gefahr ist. Wenn du hohen Wohlstand hast, die Kinder motiviert zu halten, Und dann gibt es so diejenigen, die sich immer bewogen fühlen, so den Staffelstab zu übernehmen, den Namen der Familie fortzuführen, so das alles weiterzuführen. Warst du so klassisch im zweiten Eck? Total.

Verena Pausder: Also ich kann mit dem ersten Eck auch wenig anfangen. Gar nicht nur, weil ich jetzt irgendwie sage, ich gucke auf solche Leute runter, die irgendwie nur erben und nichts tun, sondern auch, weil das gar nicht meine Lebensrealität war. Also wenn du in Ostwestfalen Textilien produzierst, dann holst du da nicht jeden Freitag das Geld vom Hof ab, sondern dann Da hast du vor allen Dingen in den 90er Jahren, wo ich Teenager war, mit Ach und Krach überlebt. Also damals sind 99 Prozent der Weber in diesem Land pleite gegangen, weil eben alles, was gewebt wurde, nach Fernost abgewandert ist. Und da musstest du nicht nur richtig schlau sein, sondern auch richtig schnell deine Weichen neu zu stellen. Und das hat mich total geprägt. Also ich habe nicht das Gefühl gehabt, mein Vater geht da irgendwie morgens immer pfeifend rein und abends hat er alles richtig gemacht, sondern das waren richtig harte Jahre. Was macht dann mit dir, dass du auch irgendwie weißt, vielleicht kommt da auch dieses her, es muss schwer sein, das Glück mit dem Tüchtigen ist ja schön und gut, aber das kannst du nur bedingt beeinflussen, sondern in meinem Fall würde ich eher sagen, das Glück ist mit demjenigen, der viel tut, zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, aber der halt auch richtig hart arbeitet. Und das versuche ich heute unseren Kindern zu vermitteln. dass wir jetzt die nicht Kinder von Startup-Unternehmern sind und irgendwie, ja weiß ich nicht, jetzt nicht groß ihren Purpose suchen müssen, sondern im Gegenteil, euer Leben lebt es selber und das hat aber erstmal ziemlich wenig mit unserem zu tun.

Joel Kaczmarek: Und beschreib mal so deine Familiensituation. Hattest du noch Geschwister und wie war auch so dein Kinderhaushalt? Also war Papa irgendwie nie da oder warst du immer mit in der Firma? Wie muss man sich das vorstellen?

Verena Pausder: Genau, ich habe eine jüngere Schwester, Viktoria, die ist zweieinhalb Jahre jünger als ich und wir sind zu zweit. Und ich hatte eine total glückliche Kindheit im Sinne von, ich habe ganz viel Sport gemacht, ich war ganz selbstständig, ich durfte auch einfach überall alleine so hinfahren, in einen Reitstall oder zum Leichtathletik. Und mir wurde auch irgendwie früh beigebracht, spring in die Straßenbahn, fahr hin, probier es aus, wenn es deins ist, mach weiter, sonst denk dir was Neues aus. Also das hatte auch noch nichts mit der heutigen Watteverpackung oder Pufferung zu tun, die wir jetzt manchmal mit unseren Kindern machen. Und ja, aber wir hatten schon auch dieses klassische Bild, mein Vater ging morgens ins Büro, kam zum Mittagessen nach Hause, das war damals noch so. Er hat keinen Mittagsschlaf gemacht, das war damals, glaube ich, auch noch so. Dem traue ich sehr hinterher, dass wir heutzutage keinen Mittag mehr schlafen dürfen. Der war schon nur mittags da und dann auch recht wortkarg und angespannt. Und meine Mutter hat uns ganz klar emotional stärker geprägt, weil die einfach mehr da war, mehr Ohr hatte für unsere Sorgen und unsere Erfolge. Aber mein Vater hat uns früh dieses Bildung ist alles, ich werde euch nicht viel Taschengeld zahlen und viel Geld für irgendwelches Gedöns geben, aber wenn ihr irgendwas mit Bildung machen wollt, bin ich da mitgegeben und das ist jetzt rückblickend betrachtet ein großes Geschenk gewesen.

Joel Kaczmarek: Und hatte deine Mutter dann den Job Hausfrau und Familienfrau? oder hat sie auch eine eigene Berufung gehabt? Noch daneben?

Verena Pausder: Nee, die war richtig cool. Die hat nämlich eigentlich vom Bild, was ihr sozusagen präsentiert wurde, eigentlich Unternehmergattin sein soll. Das war sozusagen eigentlich ihre Berufung, die andere für sie vorgesehen hatten. Und da hat sie gesagt, nee, ich bin aber selber jemand und ich habe auch eigene Ambitionen und hat sich selbstständig gemacht, hat angefangen Antiquität aus London zu importieren, die aufzuarbeiten und in unserem Wohnzimmer zu verkaufen. So ging das damals los in den 80ern. Und daraus ist ein Unternehmen mit in der Spitze 30 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geworden, was eben rund um Textile, Inneneinrichtungen, Interior Design, Antike Möbel, Silber und so weiter. Ein tolles Unternehmen gewesen ist, was sie auch nach sich benannt hat. Das gab es also 30 Jahre lang und da waren meine Schwester und ich wahnsinnig stolz drauf, weil das für uns natürlich viel greifbarer war als das, was mein Vater tat. Und wir haben dann da eben bei Empfängen meiner Mutter oder Verkaufsveranstaltungen geholfen und eingepackt und kassiert. Also das war schon so ein Traumjob als Kind.

Joel Kaczmarek: Ja, ich finde das mega, weil ich glaube schon in der Frage, wie ich es formuliert habe, schwang so ein leichter Sexismus mit, den ich aber gar nicht so gemeint habe, dass ja oft so dieses Bild entsteht, Familienmutter sein ist kein Beruf. Und mir geht es immer so, ich finde Kinderhüten anstrengender als meine Arbeit, ungefähr, auch wenn ich sie sehr liebe. Und deswegen wäre ich mal neugierig gewesen, was für ein Frauenbild dir eigentlich mitgegeben wurde in einer Unternehmerfamilie in Ostwestfalen.

Verena Pausder: Ein erstaunlich starkes, also erstaunlich deshalb, weil man ja meinen könnte, dass wenn du so aus dem deutschen Mittelstand kommst und neun Generationen lang auch die Männer unser Unternehmen geführt haben, dass du dann vielleicht auf irgendeine Rolle reduziert wirst. Aber mein Vater hat meine Schwester und mich, der war sozusagen der größte Feminist seiner Zeit, ohne dass er wusste, dass das so heißt. weil er einfach meine Schwester und mich so erzogen hat, dass wir alles werden können. Der hat uns genauso in die Segelschule nach England geschickt, wo es wirklich alles andere als kuschelig war, wo du klatschnast, total erfroren, da stundenlang in diesem Segelboot saßt, auch zum Teil Angst hattest und so. Also der hat jetzt auch uns davon nichts geschont sozusagen. Und das hatte aber den Effekt, dass wir auch wirklich dachten, wir können alles werden und ich irgendwie in Poesiealben immer leicht selbstüberschätzend bei Berufswunsch Olympiasiegerin geschrieben habe. Also daraus kann man erkennen, dass es nicht so viele Grenzen gab, außer sie lagen in deinem eigenen Talent.

Joel Kaczmarek: Hat Religion in deiner Kindheit eine Rolle gespielt?

Verena Pausder: Meine Mutter hat es immer wieder versucht. Also wir haben jeden Abend gebetet und waren getauft und konfirmiert. Aber mein Vater war so bekennender Atheist, dass er also in der Kirche Weihnachten nicht nur gelesen hat, sondern auch immer dazwischen gequatscht hat, uns Witze erzählt hat, gesagt hat, glaubt dem nicht alles, was der da vorne sagt und so. Also alles, was meine Mutter mit großer Bemühung uns mitgeben wollte. Das hat er dann vielleicht so ein bisschen wieder zunichte gemacht. Aber was sie uns halt beide vorgelebt haben, sind christliche Werte. Ob das Nächstenliebe ist, ob das Fürsorge ist, Respekt vor Älteren, Fleiß. Also da ist glaube ich viel rübergekommen, ohne dass das dann als Religion betitelt wurde.

Joel Kaczmarek: Ich habe so dieses großartige Buch von Dale Carnegie gelesen, Sorge, dich nicht lebe. Ich habe von dem Titel eigentlich immer einen Bogen gemacht, weil ich dachte, das ist so Hausfrauen-Literatur, um wieder den nächsten Sexismus loszulassen. Und es ist mal ein sehr gutes Buch. Und da steht halt sehr viel darin. Es ist ja so, ich glaube, 1948 entstanden. Und da geht es ja viel darum, dass viele Menschen sorgenfrei sind, weil die Gottvertrauen haben. Deswegen finde ich immer ganz spannend, mal erfolgreiche Menschen zu fragen, wie die da so gepolt sind. Bei mir ist das zum Beispiel auch so. Ich würde sagen, ich bin ein gläubiger Mensch, aber ich fliege mal zu sagen, das Bodenpersonal finde ich nicht so den Kracher hier. Und so diese Faktorwerte, deswegen, das finde ich interessant, wie einen das so geprägt hat. Hast du da mal aktiv drüber nachgedacht auch? Also hast du dir das irgendwann mal so in den Vordergrund geholt und angefangen zu überlegen, was soll mir wichtig sein, was möchte ich gerne honorieren und was eher blockieren?

Verena Pausder: Ich glaube, es war nicht so ein bewusster Prozess, dass ich mich irgendwann hingesetzt habe und genau das sozusagen versucht habe zu erarbeiten, sondern ich habe mir das einfach immer sehr stark abgeschaut. Also mein Großvater mütterlicherseits, Der war sozusagen vom Tellerwäscher zum Vorstandsvorsitzenden von British American Tobacco geworden nach dem Krieg. Der ist da wirklich dann als junger Mann aus dem Krieg kommt, mit dem Fahrrad hingefahren, hat gesagt, guten Tag, hier bin ich, bin mir für nichts zu schade. und am Ende war er dann CEO. Und der hat in einer Art und Weise mir vorgelebt, erstens, dass alle Menschen mit dem gleichen Respekt und der gleichen Würde irgendwie behandelt werden sollen, dass man nicht irgendwie zwei Klassengesellschaften hat. Der hat immer den Satz Leben und Leben lassen gesagt. Also der hat der Klofrau schon damals oder dem Müllmann gesagt, 20 Euro oder damals 20 Mark gegeben als Trinkgeld, was ja absurd viel war für die Zeit, weil er gesagt hat, das ist dann ein solcher wertschätzender Moment, den wird sie nicht vergessen. Und wenn ich ihr eine Mark gebe, dann freut sie sich auch. Aber wenn ich ihr 20 Mark gebe, dann guckt sie abends in den Spiegel und sagt, ich habe heute einen Job gemacht, der richtig was wert ist. Und dieses Leben und Leben lassen, wie er es immer genannt hat, Das habe ich ganz stark von ihm. Also weder kann ich an irgendeiner Ungerechtigkeit vorbeigehen, noch wäre ich jemals im Verdacht, Menschen von oben herab zu behandeln, weil ich jetzt denke, ich wäre was ganz besonders Tolles, sondern irgendwo weiß ich, dass alles, was du selber bist, irgendwie fußt auf dem Umfeld, was du hast. Ob das unsere Kinderfrau ist, ob das unsere Haushälterin ist, ob das die Menschen sind, die unseren Müll abholen. Egal was es ist, das ist ja alles die Zutat dessen, warum wir so ein tolles Leben haben dürfen. Und deswegen glaube ich, war das kein bewusster Prozess, sondern da hatte ich einfach tolle Vorbilder um mich rum.

Joel Kaczmarek: Wenn wir jetzt mal so einen kleinen Zeitsprung machen. Also normalerweise würde ich dich jetzt fragen, wann fing so deine eigene berufliche Selbstfindung an? Aber wenn du jetzt mal ganz ans Ende gehst, wo du heute stehst und zurückblickst, weil du gerade gesagt hast, so Leben und Leben lassen, alle sind gleichwertig. Hast du gemerkt, dass man dir zum Beispiel wegen deinem Geschlecht andere Steine in den Weg gelegt hat, als vielleicht deinem Vater oder deinem Großvater? Weil das ist so eine Frage, die kannst eigentlich nur du beantworten. Ich höre das immer wieder und weiß aber gar nicht, also ich finde das ganz spannend, dann manchmal diese Konstrukturen so auf den Zahn zu fühlen.

Verena Pausder: Bei mir war das nicht so. Also ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass mich jemand als Mädchen oder Frau ausgebremst hat, weil ich ein Mädchen oder eine Frau bin. Vielleicht gab es irgendwie einzelne Situationen, aber die sind mir jetzt nicht so stark hängen geblieben. Und das habe ich mich schon oft gefragt, warum War das bei mir so? Strahle ich irgendwie aus, dass ich mich da nicht in irgendeine Schublade einengen lasse? Aber das hat man ja auch nicht von Anfang an und man hat ja auch seine selbstzweifelnden Momente und denen, in denen man sich dann nicht so stark fühlt und so. Ich glaube, das ist auch eben Teil dieser einerseits Prägung von meinen Eltern gewesen aus Jede Tür kann aufgehen, ihr müsst halt einfach sie aufmachen und durchlaufen, also das müsst ihr schon selber machen und da wird euch auch keiner reintragen und da gibt es auch keinen Shortcut oder so, sondern das ist dann harte Arbeit und da müsst ihr durch, aber generell gibt es erstmal keine Tür, die nicht aufgeht. Und das ist dann einfach wahrscheinlich so ein bisschen Persönlichkeit. Ich rede relativ zackig, ich habe eine relativ tiefe, raue Stimme. Ich bin 1,78 groß. Ich habe seit ich fünf Jahre alt bin Fußball gespielt. Da weißt du auch, wie du dich auf dem Platz da irgendwie behaupten musst und schreist mal ein bisschen lauter und rempelst mal ein bisschen stärker. Also vielleicht war ich auch einfach nicht Der Typ, wo man dachte, über die mähe ich jetzt so drüber oder die lasse ich jetzt nicht rein. Und da habe ich aber eigentlich gar nichts für getan, sondern so bin ich halt auf die Welt gekommen.

Joel Kaczmarek: Ich habe es auch so gedacht, als ich die Frage gestellt habe, dass du so eine Erscheinung bist. Also du nimmst ja Raum ein im positiven Sinne. Und wenn ich mich so zurückerinnere, das erste Mal, als ich dich gesehen habe, diese Panfu-Geschichte, das war ja auch eine beschissen verwohnte Situation damals und du hast dich da trotzdem knallhart durchgekämpft. Also das spricht für dieses, was du meintest, es ist schwer genug und bin ich mutig genug. Aber war das so dein Start in die Selbstständigkeit eigentlich oder gab es vorher schon Etappen, die ich noch gar nicht mitbekommen habe?

Verena Pausder: Nee, es gab schon. auch nach der Münchner Rück mit Mitte 20 wollte ich eine Salatbar gründen und hatte ein Franchise-Unternehmen im Kopf für convenient, healthy Fast Food. Also so wie heute Dean & DeLuca in New York oder Dean & David hier. Und da war ich aber einfach, glaube ich, so ein bisschen meiner Zeit voraus. Und also das wäre die positive Formulierung. Ich war meiner Zeit vorauf. Die negative war, ich habe es einfach nicht auf die Kette gekriegt. Und da habe ich aber ein Jahr so richtig nicht theoretisch, sondern sehr praktisch versucht, diese Idee zum Leben zu erwecken, zusammen mit einer Co-Gründerin. Und das war so mein erster richtiger Start in. Was macht man eigentlich, wenn man seinen Job bei einem todsicheren Unternehmen kündigt und in die Ungewissheit springt? Und rückwirkend denke ich immer, wie gut, dass dieser erste Versuch nicht geklappt hat. Weil erstens hätte ich vielleicht dann nie mehr was anderes gemacht, das wäre ja saulangweilig gewesen. Und diese Demut, die es dir beibringt, die wird ja immer so viel besprochen aus, jeder muss mal scheitern, jeder muss mal am Boden liegen und so. Das finde ich jetzt gar nicht so erstrebenswert, weil es halt wirklich wehtut und wirklich nicht cool ist. Aber wenn es dann so ist dann muss man schon sagen, dass man vor allen Dingen auch mal die Erwartungen seines Umfelds so ein bisschen runter holt. Also ich war immer so, ja, ja, die hat ein super Abi, jetzt hat sie in St. Gallen studiert, die macht das schon alles. Da musst du gar nicht so genau hingucken und dann machst du es halt mal gar nicht. Und dann setzt du mal richtig was in Sand. Und das hat mir gut getan, weil ich erstens auch mal um Hilfe bitten konnte, zweitens auch irgendwie mal so ein bisschen entmystifiziert hat, dass man sich um mich auch kümmern darf und dass das nicht immer alles ein Selbstläufer ist. Also ich glaube, für meine persönliche Reise war das sehr gut, so früh zu scheitern.

Joel Kaczmarek: Warst du jemand, der arrogant war früher, wenn du eigentlich so erfolgsverwöhnt warst bis dahin?

Verena Pausder: Nee, gar nicht. Wirklich gar nicht. Und zwar, weil ich auch gar nicht so ein tolles Selbstbild von mir selbst hatte. Also mein Fremdbild, würde ich sagen, war sogar die meiste Zeit meines früheren Lebens besser als mein Selbstbild. Weil ich, ich weiß auch nicht, einerseits hast du das glaube ich bei Mädchen, dass diese äußerlichen Faktoren eine ganz große Rolle spielen und ich war halt eher so der burschikose Typ mit kurzen Haaren auf dem Fußballplatz. Ich war zwar immer lustig und hatte glaube ich auch echt viel Humor und war auch Klassensprecherin nach dem Motto, ich habe eine Idee, wie wir das hier machen und so. Aber ich war halt nicht die, in die alle Jungs verliebt waren. Ich war nicht die, die irgendwie in einem schönen Kleidchen reinkamen und alle gesagt haben, oh, siehst du hübsch aus. Und das waren aber irgendwie alles Faktoren, die auch eine Rolle spielten für dein Selbstbild. Oder die vielleicht auch dann zu Arroganz sogar im schlimmsten Fall führen. Also das war schon mal anders. Und ich hatte auch nie das Gefühl, wow, also ich bin ja so toll, ich kann über Wasser gehen. Sondern es war eher immer so, ja Ich habe sicherlich ein paar Talente und ein paar Stärken, aber auf denen darfst du dich auch nicht ausruhen und die haben viele und jetzt gib dir mal ein bisschen Mühe. Also ich glaube, ich habe mich da auch immer ordentlich dann nochmal selber gepusht und kritisiert, was dann vielleicht am Ende auch eine weibliche Eigenschaft ist. Also nee, arrogant war ich hoffentlich nie und werde ich hoffentlich auch nie sein.

Joel Kaczmarek: Ich wollte es dir nicht unterstellen. Ich habe es nur so gedacht, weil du mit der Olympiasiegerin und so.

Verena Pausder: Nein, das war eher Selbstüberschätzung.

Joel Kaczmarek: Es war ganz lustig, weil. ich würde auch sagen, aus der Fremdwahrnehmung habe ich auch gedacht, ich weiß noch, als du hier damals den Philipp Hauster geangelt hast. Ich weiß noch, wie ich dich getroffen habe, nachdem du ihn kennengelernt hast. Eine Woche, nachdem er euch kennengelernt hat. Da habe ich so gedacht, ja, das ist so eine Lady, die nimmt sich, was ihr gehört. Deswegen ist es lustig, dass du sagst, du warst eher die kurzhaarige Fußballspielerin.

Verena Pausder: Ja, von wegen. Den musste ich richtig überzeugen. Ja?

Joel Kaczmarek: Ja. Okay, kommen wir ja vielleicht noch zu. Thematisch. Aber okay, gut, dann einmal auf die Nase gefallen und ich komme gerade aus New York, also gesundes Fastfood täte den Amerikanern auch heute noch gut, würde ich sagen. Wie ging es denn dann für dich weiter?

Verena Pausder: Dann habe ich erstmal meine Wunden geleckt und musste wieder Geld verdienen, weil ich da auch Eigenkapital reingesteckt hatte und dann nicht mehr so wahnsinnig viel da war. Und habe dann erstmal so Freelance-Jobs gemacht, die ich aufgrund meines Finanzen-Rechnungslegung-Controlling-Studiums konnte. Also in der Finanzbranche da so ein bisschen gearbeitet, was mich so null mit Leidenschaft erfüllt hat, aber was einfach zu dem Zeitpunkt dann so ein bisschen das Mittel der Wahl war. So und dann habe ich bei einem Abendessen, wo es hieß, da kommen irgendwie ein paar coole Startup-Gründer und ein paar coole andere junge Leute und so saß ich neben dem CEO von B2, dem Gründer von B2, einer Online-Partner-Vermittlungsplattform. Robert Wuttke und der war so ein voll analytischer 1001 Typ aus. Was ist deine Mathe Note? Was sagst du auf diese Frage? Wie berechnest du folgende Conversion Rate? Also da war so gar kein Social Tissue, sondern es war so richtig Rocket Schule. Und irgendwie hat mich das fasziniert, dass Online-Marketing und irgendwie so eine vermeintlich ja total irgendwie nette Startup-Welt dann doch so knallhart zahlengetrieben auch ist. Und dass Online-Marketing eben nichts mit bunten Bildchen, sondern mit Daten und Data Analysis und so zu tun hat. Dass ich irgendwie gedacht habe, komm, das probiere ich mal aus. Hast Finanzen studiert, bist eigentlich ein analytischer Mensch und jetzt bringst du das mal in einen anderen Bereich. Und dann habe ich als seine Vorstandsassistentin angefangen. Und das war im Nachhinein ein Riesensegen, den ich damals noch gar nicht so ermessen konnte, weil Robert I. war in meiner beruflichen Karriere, der nicht in irgendwelchen vordefinierten Zeiträumen gedacht hat, wann man befördert werden kann, wann man genug Erfahrung für welche Rolle gesammelt hat, sondern der hat einfach immer wieder gesagt, so, kannst du, next, kannst du, next. Und das hat bei mir dazu geführt, dass ich einfach immer schneller gelaufen bin, dass es mir so einen Spaß gemacht hat, ich das Gefühl hatte, hier werde ich ja null gebremst, sondern in meiner ganzen auch manchmal vielleicht für anderen anstrengenden Persönlichkeit mich hier ausleben kann im Sinne von, das geht mir hier nicht schnell genug und so. Also das war ein super Schritt. und am Ende meine Eintrittskarte in diese Startup-Welt 2007.

Joel Kaczmarek: Stimmt, ich erinnere mich noch, das Getuschel hier, ja, Panfu hat so eine neue, weißt du, wo die herkommt, die hat ja vorher Dating gemacht, hier bei diesem Dingsda-Boom. Stimmt, jetzt. Ja. Okay, und dann war irgendwann sozusagen der Zeitpunkt gekommen, sich selbst die Sporen zu verdienen. Ich weiß ja noch, also Panfu muss man dazu sagen, für Menschen, die das nicht mehr kennen, das war so eine virtuelle Welt für Kinder mit Panda-Bären. Holzbrink hatte, glaube ich, investiert. Es war ein Rocket-Bude und ich weiß auch, Esandariani war beteiligt. Das ist mir noch so hängen geblieben. Und waren nicht sogar auch Team Europe mit dabei?

Verena Pausder: Ja, und Lukas Gerdowski, Oliver Jung, ja, sie waren alle da.

Joel Kaczmarek: Stimmt. Du hattest sie alle dabei. Da wollte man, glaub ich, auch echt nicht mit dir tauschen, weil das Geschäftsmodell war schwer zu finden, es war, glaub ich, der Zeit voraus, es war ein krasser Cap-Table und so. Das war, glaub ich, die Feuertaufe schlechthin für dich, hätte ich gesagt, oder?

Verena Pausder: Also, total. Plus, ich hatte einen zweijährigen und einen vier Monate alten Sohn. So, das heißt, auch die private Situation war jetzt nicht grade Spa-Wellness-verdächtig. Aber das ist ja das Schöne, du sagst ja zu Dingen ja, wo du noch gar nicht so richtig weißt, was da eigentlich auf dich zukommt. Und ich kannte die ja alle nicht. Also ich kannte Olli Samba und ich kannte Holzbrink ein bisschen, aber ich hatte noch nicht irgendwie umrissen, dass Lukas Skardowski, Oliver Jung, Esan Daryani, Neil Sunderland und sie alle im Cap-Table zu haben irgendwie Wenn man zehn Jahre vorspulen würde, krass in jedem Museum sozusagen stehen würde, als was war das denn für eine Cap Table? Und so bin ich da eigentlich erstmal relativ naiv reingegangen und habe mir das angeguckt, was da zu tun gibt und bin da auch erstmal mit einer sehr positiven Leidenschaft reingegangen aus, vielleicht kriegen wir es ja gedreht und vielleicht kriegen wir es ja alles hin.

Joel Kaczmarek: So, und das Ding ist ja damals weiterentwickelt worden, weiß ich noch, zu Fox & Sheep, also wo ihr auch Kinder-Apps gemacht habt. Und seitdem hatte ich so den Eindruck, war dein Wunsch geweckt, viel für Kinder und digitale Bildung zu tun. Wenn du jetzt mal so retrospektiv guckst, bist du eine gute Geschäftsführerin, bist du ein guter CEO, bist du eine gute Unternehmerin? Weil ich habe manchmal fast den Eindruck, du bist was anderes. Also du bist irgendwie so eine Art Hybrid. Du machst ja so viele Sachen parallel und du bist irgendwie Spokesperson und irgendwie Business-Influencer im besten Sinne, auch wenn du dich, glaube ich, selbst so nicht nennen würdest. was sagst du? retrospektiv ist eigentlich so. was? was ist die verena?

Verena Pausder: das ist eine sehr gute frage weil also erstmal sehr schwer über sich selber zu sagen bist du bist du eine gute gründerin gute unternehmerin und so weil das sicherlich andere beurteilen sollten. aber ich kann ja beantworten sozusagen wo habe ich das gefühl bin ich so in meiner vollen kraft und in meiner vollen stärke und ich glaube den teil von Gründerinnen und Unternehmerinnen, denen ich sehr gut kann, ist, wo wollen wir hin? Storytelling, die Mitarbeiter emotional mitnehmen, sie einschwören auf eine Vision, einen hohen Qualitätsanspruch ans Produkt haben, also nicht vorne irgendwas versprechen, was wir dann hinten nicht halten können. Ich glaube, das sind gute Zutaten, um zu gründen und Unternehmerin zu sein, weil Du bist ja die, die vorne erstmal da sozusagen in den Nebel geht und noch nicht weiß, wo es hingeht. Und das darf dir erstmal keine Angst machen. Das muss dir regelrecht Freude machen, dass man noch nicht weiß, wo es hingeht. Und gleichzeitig darfst du nicht hinten die anderen im Nebel verlieren und sagen, schön, dass ich hier vorne voranschreite, aber ihr seid irgendwie da alle da hinten irgendwo unsichtbar geworden. So, und ich glaube, den Part kann ich gut. Und dann bin ich einfach ein organisierter Mensch. Also auch so dieses ganze Buchhaltung und wie passt man auf, dass ein Unternehmen nicht insolvent geht und wie zahlt man seine Rechnung? und so, das ist alles so mein Ding. Aber du hast recht, ich habe schon irgendwie mehr in mir im Sinne von, ich will so viele Themen vorantreiben. Ich habe immer das Gefühl, mir läuft die Zeit davon, mein Leben ist zu kurz. Ich muss ganz viele Sachen gleichzeitig machen, damit maximal viel drin war, weil es gibt ja noch so viel zu tun. Und deswegen passt für mich, und da kann ich mich gut mit meinem Mann vergleichen, der ja auch gegründet hat, Philipp sagt immer, ich mache Termondo und mehr schaffe ich auch nicht und mehr möchte ich auch nicht beruflich, sondern da gehen all meine Kraft, all meine Gedanken, all meine Smartness, alles rein. Und Das ist für mich, hat das wahnsinnig hohe Opportunitätskosten, nur alles in eine Sache reinzutun, weil ich so denke, aber könnte man nicht auch noch parallel folgende Sachen machen? Und deswegen ist dieses Potpourri-Leben, was ich jetzt habe, seit ich bei Fox & Sheep 2019 ausgestiegen bin, wahrscheinlich noch mehr mein Ding, weil das können vielleicht nicht so viele, so ganz viele Töpfe so am Kochen halten, dass keiner überkocht, aber auch keiner austrocknet. Und ich selber habe für mich halt das Gefühl, da ist so viel drin in meinem Leben, mir wird zu keinem Zeitpunkt langweilig und wenn ich mit 80 darauf zurückgucke, dann sage ich, okay, also man kann dir nicht vorwerfen, dass du nicht alles draus gemacht hast.

Joel Kaczmarek: Die eine Sache, die mir manchmal auffällt, wenn ich mit dir rede, ist, ich habe manchmal das Gefühl, man kommt nicht richtig an dich ran. Also du bist so ein sehr energetischer Mensch, ein sehr fröhlicher, wahrscheinlich auch jemand, der zwangsweise oft optimistisch sein muss. Wie sieht's manchmal in dir drin aus? Nehme ich das richtig wahr, dass es manchmal auch so eine Disbalance gibt zwischen vielleicht hast du innen drin grad ganz andere Gefühle, als du sie nach außen trägst? Ich stell's bei mir auch fest, ich nehm mich da auch nicht aus. Ich bin manchmal auch so nach außen voll der Schaffensmensch und nach innen denkst du manchmal eigentlich so,

Verena Pausder: Nee, ich glaube, was es ist, ist, dass ich halt häufig vergesse, was sozusagen alles, aufgrund der Tatsache, dass wir vier Kinder haben, jetzt haben wir auch noch einen Hund, dann habe ich auch noch Eltern, um die kümmere ich mich auch gerade sehr stark. Dann gibt es einfach so viel, was eigentlich schon mal in so einem Tag festgesetzt ist, bevor du eigentlich anfangen kannst, deine eigenen Themen abzuarbeiten. Und Das vergesse ich immer wieder, wie viel Zeit das alles, wozu ich Ja gesagt habe, braucht. Und dann kann es eben manchmal passieren, dass es im Inneren so ist. Oh Gott, wie schaffe ich den Tag heute? Und wie lange muss ich heute Abend noch machen? Und wann kriege ich meine acht Stunden Schlaf, weil ich so eine Schlafnase bin? Also das ist es häufig, dass ich nach außen, ich bin einfach ein fröhlicher Mensch, also das ist gar nicht was, oder optimistischer Mensch, das ist gar nicht was, was ich mir antrainieren muss. Aber nach innen ist manchmal so, oh ha, und wenn ich jetzt mit Joel fertig bin, dann tickert es gleich weiter und dann weiter und um sechs kommen die Kinder und dann muss ich ja noch mit ihm zum Rossmann und dot. dot dot dot. So, also das einfach so eine Dauer-To-Do-Liste mitläuft und die eben manchmal dazu führt, dass du denkst, oh, ich kann das gar nicht genug genießen, was ich gerade mache, weil ich weiß, es geht schon gleich wieder nahtlos weiter. Aber ich bin jetzt 43 und ich würde sagen, so seit fünf Jahren, Vielleicht zehn, aber wahrscheinlich so fünf Jahren ruhe ich wirklich sehr in mir. Also das war vorher die 35 Jahre nicht so. Aber jetzt so seit fünf bis acht Jahren habe ich so richtig das Gefühl, das ist das Leben, was ich haben wollte. So sollte es sich anfühlen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es kriege, weil es sah auch mal zwischenzeitlich nicht gut aus. Also nicht gut aus im Sinne von, dass du es dir alles immer so backen kannst, wie du es gerne hättest. Und seit fünf bis acht Jahren ist da wirklich so eine tiefe Zufriedenheit. und deswegen würde ich sagen, stimmt das Fremdbild, wenn man irgendwie sagt, die ist immer irgendwie optimistisch und energiegeladen. Dass man nicht an meinen Kern rankommt, weiß ich nicht. Vielleicht ist es manchmal, dass ich so rhetorisch dann irgendwie vielleicht manchmal zu geschliffen spreche und dann denkt man, wenn das so geschliffen ist, dann ist das nicht echt.

Joel Kaczmarek: Könnte ich mir vorstellen. Kann sein, weil da bist du ja wirklich extreme Rede gewandt und ich merke auch mal, Wenn ich dir jetzt zuhöre, wie gut deine Stimme auch für Audio funktioniert und so, faszinierend. Jetzt mal so wieder Metaperspektive. Wenn du all das, was du bisher gemacht hast, so angeguckt hast, hast ja viel daraus gelernt. Was ist denn eigentlich deine ganz persönliche Definition von Erfolg für dich? Also was heißt für dich Erfolg und wann bist du für dich erfolgreich und damit zufrieden?

Verena Pausder: Ich kann erst mal sagen, was es nicht ist, es ist bei mir nicht monetär. Also Erfolg ist für mich nicht, wenn ich ein Startup besonders hoch verkaufe oder ein besonders hohes Gehalt einlogge oder so. Also das ist so, das ist dann schön, darüber freue ich mich auch. Aber Erfolg ist für mich, wenn ich Dinge schaffe, die nicht mehr weggehen. Also wahrscheinlich hadere ich deswegen auch so ein bisschen mit der Startup-Szene, wenn sie zu Exit getrieben, zu monetär getrieben wird, weil ich immer denke, naja, aber das schützt euch ja nicht davor, dass es das Unternehmen dann einfach in drei Jahren nicht mehr gibt. und was war denn dann der Erfolg? Dann haben wir doch nur einige wenige reich gemacht und alles andere ist genauso wie vorher und…. Deswegen war es mir auch so wahnsinnig wichtig, Fox & Sheep an zwei begnadete Mitarbeiter von mir zu übergeben, die heute jetzt die Geschäftsführer sind, weil ich einfach weiß, das sind solche Überzeugungstäter, die sind so gut auf ihrem Feld. Also das Unternehmen wird es sehr, sehr lange geben und das ist dann nicht mit mir oder meinem Weggang untergegangen. Dinge schaffen, die nicht mehr weggehen, ist für mich Erfolg. Also wenn Stay on Board gesetzt wird und nicht einfach nur eine Petition und ein Hashtag war. Wenn wir für Schule sich jetzt so verstetigt, dass wir da jetzt festangestellte Geschäftsführer haben, wir jetzt da richtig die Bildungsstrategie dieses Landes mitprägen dürfen. Wenn ich jetzt einen Fußballverein übernehme und der irgendwann in der ersten Liga spielt. Also ich mag so diese Marathon-Gedanken. Dieses, das dauert jetzt lange, das wird jetzt schwer, aber dann bist du halt auch einfach, wie viele Stunden auch immer, aber auf jeden Fall 42,5 Kilometer gelaufen. Also das ist wahrscheinlich für mich Erfolg. Und wenn es dann auch noch was hat, was die Welt besser macht, also wenn dann Purpose noch reinkommt, und Dinge mit Purpose nachhaltig funktionieren, dann denke ich so, coole Sache, dass ich das jetzt so gemacht habe.

Joel Kaczmarek: Da hast du genau mein schlechtes Gewissen-Thema angesprochen. Also zu dem Fußballverein. Du hast ja hier, Viktoria Berlin war das, glaube ich, übernommen. Diese Frauenmannschaft mit einigen anderen. Und da hatte ich mir echt vorgenommen, dir eine SMS zu schreiben und dir zu schreiben, was ich das für einen geilen Move finde. Weil ich meine, du machst viele geile Sachen. Aber das fand ich outstanding, schlau und interessant und irgendwie innovativ und quer und alles auf einmal.

Verena Pausder: Ach, wie schön. Absolutes Herzensprojekt. Ja, danke. Danke.

Joel Kaczmarek: Ich habe heute keinen Hut auf, aber sonst, wenn ich eine Basecap auf hätte, würde ich sie heute ziehen. Ich hole es hier mit nach. Aber war es bei dir eigentlich so, also was ja Menschen immer nicht sehen bei Erfolg ist, dass es ja auch einen Preis hat. Also es ist ja immer so, man vergleicht sich auch immer nur sehr unilateral, also immer nur auf einer Entscheidungsebene. Wie viel Geld hat er, wie viel Geld habe ich, wie viel Fame, wie viel Exit, wie viel Sichtbarkeit, wie viel dies, wie viel das, wie viel jenes. Aber es gibt ganz viele Preise, die man dafür zahlt. Und wie war das bei dir? Musstest du für deinen Erfolg hohe Preise zahlen?

Verena Pausder: Ich glaube, den zahlst du immer noch. Also ich würde gar nicht das so abgeschlossen betrachten, weil Philipp und ich sitzen ganz oft zusammen und sagen, wir lieben das, was wir da tun, aber oh Mann, haben wir wenig Zeit für anderes. Also Abende mit Freunden, spontan sagen, klar komme ich. Workation, kennen wir aus dem Lexikon das Wort. Also dass wir jetzt irgendwie mit den Kindern in Corona irgendwo hingefahren wären und da saßen wir am Strand und haben nebenbei auch noch ein bisschen gearbeitet, kannst du total vergessen. Unterschlafen sein, ich bin einfach wirklich ein Mensch, der eigentlich acht Stunden bräuchte, kriege ich so gut wie nie. Die Leichtigkeit, die du eben zum Teil auch einbüßt, wenn du nicht so eine Freiheit im Kopf hast aus, mich braucht es ja heute eigentlich gar nicht. Und ich habe heute mal irgendwie so einen Tag, da ist wenig im Kalender. Worauf habe ich denn jetzt mal Lust? Das alles kommt natürlich viel zu kurz. Und wir hadern da beide nicht mit, weil uns unser Leben so viel Spaß macht und weil es ja auch total selbst gewählt ist. Also es ist ja nicht, als ob uns jemand gezwungen hätte, Thermondo zu gründen und mein Leben hier so aufzubauen, wie ich das gemacht habe. Aber es hat einen Preis. Und der ist uns auch sehr bewusst. und beide überlegen wir eben immer, wie kriegen wir das vielleicht in Zukunft mal besser in die Balance? und dann gucken wir uns wieder an, wenn ein Jahr rum ist, grinsen uns an und sagen, das hat ja schon mal nicht so gut geklappt. Also vielleicht, wenn wir 50 werden oder so, vielleicht werden wir dann besser.

Joel Kaczmarek: Hast du so Thema Gesundheit mal, weil alle Welt lernt, redet ja irgendwie von Burnout. Ich habe heute gehört, es gibt auch Burn-In, kannte ich noch gar nicht.

Verena Pausder: Und Burn-On, ne? Habe ich jetzt gelernt, ja.

Joel Kaczmarek: Burn-On, so hieß es, Burn-On, danke, das war es, genau, nicht Burn-In, sondern On. War das auch mal Teil deiner Vita?

Verena Pausder: Ne, da habe ich, wahrscheinlich muss man fast sagen, Glück gehabt bisher, weil, also von wie mein Tag strukturiert ist und was alles in meinem Leben drin ist, wäre ich die perfekte Kandidatin. Ich Ich denke immer, ich verdanke es meinen ostwestfälischen taffen Wurzeln, dass ich einfach so eine Konstitution habe. Also das ist das eine, ich habe irgendwie echt viel Energie und die habe ich ja jetzt sozusagen mir nicht antrainiert, sondern die habe ich einfach. Und ich bin gut darin zu erkennen, jetzt bin ich im roten Bereich und den kann ich nicht lange gehen, also muss ich jetzt was ändern. Und das können dann auch so kleine Sachen sein wie Leute, ich muss am Wochenende zweimal zwölf Stunden schlafen. Wer kann bitte morgens mit dem Hund rausgehen? Ist es okay, Philipp, dass du die Kinder zweimal morgens machst? Ich merke, ich muss einmal gerade auftanken, sonst kippe ich um. Und das mache ich eben so frühzeitig, dass es nicht in so einen Burn-on-Zustand kommt. Nach dem Motto, eigentlich bist du im Burn-out, aber du gehst einfach drüber hinweg. So, aber das, ja, wird mich bestimmt nicht für alle Ewigkeit deswegen automatisch schützen, aber ich glaube, ich bin da sehr selbstreflektiert an der Stelle. Nicht zu denken, ich fackel mich hier von beiden Seiten ab und irgendwann ist nichts von mir übrig. und dann, wie viel wert sind dann deine Erfolge? wenn du dann irgendwie platt in der Ecke liegst. Also bisher war das Gott sei Dank nicht Teil meiner Vita, wie auch nicht irgendwelche großen gesundheitlichen Einschränkungen. Und das muss man ja auch sagen, ist ein großer Segen, dass keins unserer Kinder, mein Mann nicht und ich nicht, irgendwie gesundheitlich beeinträchtigt sind. Das ist natürlich auch einfach ein Riesengeschenk.

Joel Kaczmarek: Es gibt so einen Preis deines Erfolgs, den ich mir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorstellen könnte, dass du den zahlst, aber vielleicht irre ich mich auch, und das ist Neid. Gibt es viele Menschen, die dir mit Neid und Abneigung oder vielleicht sogar Aggression begegnen, die sagen, ich gönn dir das nicht, die dich öffentlich angreifen und solche Dinge?

Verena Pausder: Also Aggression, ich krieg nicht diese richtigen Hater ab. die sicherlich Menschen abkriegen, die sich viel nach draußen trauen und ihre Meinung kundtun. Es gibt bestimmt wahnsinnig viele Leute, gar nicht nur die neidisch sind, sondern vielleicht auch einfach welche, die sagen, mit der kann ich überhaupt nichts anfangen oder die geht mir auf den Keks oder die schon wieder und jetzt muss sie auch noch einen Fußballverein gründen und kann sich nicht mal um ihre Kinder kümmern oder so. Also die gibt es sicherlich zuhauf. Aber das ist ja das Schöne, das sind ja nicht die, die mit dir reden und dir das sagen, sondern die haten dann sozusagen im stillen Kämmerlein. Also ich will jetzt nicht sagen, dass mir immer nur Liebe entgegenschlägt, aber es ist schon erstaunlich. wenig Hass gegen Wind Neid dafür, dass ich so denke, ihr dürftet euch auch mehr an mir abarbeiten. Die Erklärung, die ich dafür immer habe, ist, dass ich vielleicht nicht so eine Postergirl bin, nicht so tue, als ob es alles einfach wäre und cool und ich stehe morgens auf und dann sehe ich gut aus und dann mache ich noch Sport und dann habe ich noch eine mega Ehe und es ist alles so cool, sondern ich rede schon auch über die Zwischentöne in meinem Leben. und vielleicht ist das was, wo Menschen dann sagen, okay, die kriegt zwar viel auf die Kette und das nervt mich manchmal auch und da bin ich vielleicht neidisch, aber wenn ich ihr begegne, behandelt sie mich nicht von oben herab, hat nicht irgendwie drei Social-Media-Assistenten um sich rumlaufen und wird abgeschirmt, sondern ist eigentlich genauso, wie ich gedacht hätte, dass sie ist. Vielleicht ist das der Grund, warum ich davon ein bisschen beschützt werde.

Joel Kaczmarek: Ja, freue mich total für dich, weil es ist ja mittlerweile, die Leute sind ja so hemmungslos geworden, gerade auch im digitalen Space, also Naja, anyway, freut mich umso mehr, dass es bei dir nicht so ist und spannend ist ja bei dir dann eigentlich

Verena Pausder: Aber ich bin bei Twitter rausgegangen im September 2021, ohne akuten Anlass, sondern eher einfach so, so, eines Morgens habe ich festgestellt, wenn ich das jetzt lösche und nicht nur pausiere, ja, dann verliere ich da jetzt irgendwie 18.000 Follower, who cares und weg da, weil das ist mir einfach zu viel negative Energie und da freue ich mich jedes Mal wieder, jeden Tag drüber, dass ich kein Twitter mehr in meinem Leben habe.

Joel Kaczmarek: Es gibt so ein Meme, ich weiß nicht, ob du das kennst, es ist so ein Bild, da siehst du so ein Strichmännchen vorm Computer sitzen und von links kommt so ein Ruf, Schatz, kommst du ins Bett? Nein, ich mach noch was Wichtiges. Was ist es denn? Someone is wrong on the Internet. Und dabei ertappe ich mich oft, wenn ich so grad durch LinkedIn scrolle. Da gibt's auch grad so ein Thema, wo ich mal so denke, alle Leute reden falsch drüber, eigentlich musst du was zu sagen, aber was bringt's? Also Da ist Social schon irgendwie eine schwere Sphäre. Ja. Aber wenn ich jetzt einfach nur noch mal dein Leben angucke. Nur mal so zusammengefasst. Also du hast irgendwie Fox & Sheep gemacht. Du hast diese Haber-Digitalwerkstätten groß geprügelt. Du bist bei den Startup-Teams, wenn ich mich nicht täusche, war das richtig, ne? Super aktiv. Du hast diese Stay-on-Board-Kampagne gemacht. Du machst dieses Wie-für-Schule. Du bist jetzt irgendwie bei Victoria Berlin engagiert, plus du hast noch irgendwie mit deinem Social-Profil und dem, was du sonst hast, tierisch viel zu tun. Zwei Dinge würde mich da interessieren. Erstens Zeitmanagement und zweitens Entscheidungsfindung. Also nach welchem Muster gehst du vor, um Entscheidungen zu treffen?

Verena Pausder: Also Zeitmanagement bin ich Weltmeisterin und ich hab einfach ein sehr gutes Gefühl dafür, wie viel Zeit eine bestimmte Aufgabe oder etwas braucht. Das heißt, ich budgetiere auch nicht permanent völlig drüber, dass ich denke, heute schaffe ich ja folgende Sachen und dann ist es schon wieder abends und es ist schon wieder alles nicht geschafft. Und ich bin dann auch gnadenlos effizient, dass ich einfach weiß, diese E-Mail darf nicht länger als drei Minuten dauern, also ratz sie jetzt runter. und Dieses Interview, da kannst du jetzt in jede Line reingehen und überall rot markieren, dass du das gerne etwas anders gesagt hättest oder du sagst einfach, komm, das kann jetzt genauso kommen, weil es gibt wichtigere Dinge, als ob ich es jetzt so rum oder so rum gesagt habe. Auch sowas wie Abnahme von Podcasts oder so, wenn jemand sagt, ich schick's dir vorher noch mal, um Gottes Willen, schick's mir bitte nicht vorher noch mal. Also die Stunde habe ich überhaupt nicht, das noch mal zu hören, um dann noch mal zu sagen, in Minute 30 stört mich noch was. Also das heißt, bei den Sachen, wo ich sage, die sind einfach einfach zu entscheiden und schnell abzuarbeiten, die mache ich schnell und halte sie einfach. Und bei den Sachen, wo ich weiß, jetzt ist Qualität gefragt, da räume ich mir sogenannte Worktime in meinem Kalender ein, wo ich richtig weiß, jetzt habe ich drei Stunden, um in Ruhe diesen Text zu schreiben und nicht 30 Minuten, weil dann wird er nicht gut werden. Also Zeitmanagement habe ich im Griff, habe ich Asana, Boards und alle Hilfsmittel, die die digitale Welt so zur Verfügung stellt. Und wie treffe ich Entscheidungen, was ich tue? Also es gibt so Hell-Yes-Momente, würde Lea sie nennen. Einfach Sachen wie bei Victoria Berlin, wo ich so denke, Hell-Yes, das musst du machen. Und ob das jetzt in deinen Tag noch reinpasst oder nicht, ist eigentlich völlig egal, weil da kannst du nicht dran vorbeilaufen. Das war jetzt bei Victoria so, das war bei Stay On Board so, als Delia Lachance ihr Mandat niedergelegt hat, war auch so ein Hell-Yes-Moment aus, da musst du jetzt rein. Und dann gibt es andere Sachen, wo ich so denke, das passt gut zu mir, das schärft das digitale Bildungsprofil, was ich habe, stärker. Damit kann ich einen echten Unterschied in dem Bereich machen, wo ich also sage, da schlage ich noch tiefer in die Kerbe, in die ich eh schon schlage. Also das ist so sicherlich beim Thema digitale Bildung so, dass ich da relativ schnell entscheide. Und dann sage ich aber auch wirklich zu 90 Prozent der Sachen Nein oder 95 Prozent. Man denkt nur immer, wenn man das Ergebnis sieht, ich würde zu allem Ja sagen, weil es so viel ist. Aber ich sage tatsächlich super, super viel Nein zu Auftritten, zu Reisen, zu Events. zu gemütlichen Kaffee trinken, zu allem möglichen, weil ich einfach weiß, das ist leider nicht mehr drin.

Joel Kaczmarek: Wie machst du das? Was ist dein höflicher Weg, dass Leute sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen?

Verena Pausder: Lieber Joel, vielen Dank, dass du mich fragst. Ich Würde so gerne kommen, aber ich habe gerade zu viele Projekte, die meinen vollen Fokus brauchen und da möchte ich den Qualitätsanspruch, den ich daran habe, nicht irgendwie zunichte machen. Und deswegen muss ich dir leider absagen. Ich wünsche dir viel Erfolg. Alles Liebe, deine Verena. Und das ist ja auch, um mal die Wahrheit hier zu sagen, du hast mich angefragt und du hast genau diese Mail von mir bekommen. Und zwar nicht, weil ich gesagt habe, Joel mag ich nicht und den Podcast finde ich langweilig, das bringt mir alles nichts, sondern weil ich einfach dachte, wie soll ich das noch machen? Und dann fand ich es so cool, wie du geantwortet hast und gesagt hast, völlig fein, aber hat es irgendwie einen tieferen Grund. Und da hab ich gesagt, nee, es hat gar keinen tieferen Grund. Und jetzt, wo du so nett schreibst, denk ich so, ey, das ist so ein cooler Typ, da kannst du auch mal wieder hingehen. Dafür lässt du dann mal irgendwas anderes weg. Also manchmal ändere ich meine Meinung auch noch. Aber das hat eben meistens nichts damit zu tun, dass ich keine Lust auf die Sachen hätte, sondern einfach, dass man realistisch bleiben muss. Irgendwann ist einfach so ein Tag dann auch mal voll.

Joel Kaczmarek: Ich musste ja lachen, als du dann gesagt hast, ja, ich hätte Zeit im August. Das war da zwei, drei Monate in die Zukunft oder so. Und ich hab mit Lea bei einer anderen Gelegenheit geschrieben und dachte so, oh, die Lea, die wird auch erst im August können. Dann meinte ich so, Lea, sag mal, hättest du Zeit? Ich würd gern das und das mit dir machen. Ja, können wir machen. Wäre Januar 2023 okay.

Verena Pausder: Geil, dann bin ich ja noch, guck mal, dann bin ich ja noch Low Maintenance.

Joel Kaczmarek: Ne, also ich finde es auch, ich finde es respektabel, man versteht das immer nicht so, also ich habe ja mit vielen wichtigen Menschen zu tun und ich kriege das ja auch immer wieder mit, das ist ja so, das ist bei mir genauso, ich kriege pro Tag fünf Anfragen, ob Leute zu mir in den Podcast kommen und ich habe immer den Anspruch, jedem abzusagen und wertschätzen und höflich zu sein, aber es ist so schwer, das zu vermitteln, dass man auch nicht wie so eine Diva dann rüberkommt oder

Verena Pausder: irgendwie abschätzt sich oder oder, deswegen. Nein, nein, genau. Und das ist ja der Hauptpunkt, dass man auf keinen Fall rüberkommen will als ich bin so wichtig und so berühmt und so toll, ich kann leider nicht, sondern dass man wirklich auch einmal rüberbringt, es ist wirklich nicht persönlich gemeint, aber es bringt auch nichts, wenn ich dann irgendwie total untergehe.

Joel Kaczmarek: Aber interessante Beobachtung von mir ist übrigens, dass Frauen eher dazu neigen, wenn sie einen hohen Erfolgsgrad irgendwann realisieren, mehr Nein zu sagen. Ich hab das Gefühl, die Kerle pressen immer noch rein. Die sagen immer noch, ja, ja, mach ich, mach ich, mach ich. Und dann kommst du in diese Situation, wo du halt eine halbe Stunde irgendwie wartest, bis derjenige online geht oder weiß ich nicht was, ja. Vielleicht ist das so ein bisschen Vielleicht spielt das Familienmanagement eine Rolle, was ich gerne mit dir noch als letzte Achse so kurz mal beleuchten würde. Du hast gesagt, du hast vier Kinder, habt einen Hund, dann hast du noch deine Eltern, mit denen du rumdaddelst. Man darf ja auch sagen, ihr seid eine Patchwork-Familie. Das heißt, du hattest auch schon früher eine Ehe, was es wahrscheinlich auch nicht gerade einfacher macht, sowas zu navigieren. Also emotional, aber auch rein organisatorisch. Wie gelingt dir das? Was ist so dein Geheimrezept, um das alles unter einen Hut zu bringen?

Verena Pausder: Also erstmal wirklich ein toller Mann und zwar nicht im Sinne von Unternehmer und zwei Meter groß und so, sondern im Sinne von ein Wahnsinnspartner in Crime, dass wir dieses ganze Abenteuer Familie zusammen machen und da nicht ein klassisches Rollenbild haben aus. ich mache alles und er bringt das Geld ran. Und damit sind wir einfach schon mal zu zweit. Und zwar zu zweit, wenn die Kita anruft und sagt, sie ist krank, sie hat Läuse. Zu zweit, wenn einer ins Internat geht nach Schottland und wir ihn da jetzt zusammen hinbringen, weil das uns auch beiden so wichtig ist und wir dann auch emotional da voll mitgehen. Also das ist wahrscheinlich der größte Teil der Antwort. Der zweite ist, meine Mutter hat mal gesagt, als meine Kinder ganz klein waren, Such dir eine Mary Poppins, die im besten Fall ein Leben lang bleibt und nicht irgendwann mit ihrem Regenschirm wieder abfliegt. Und die habe ich gesucht und ich habe wirklich inseriert Mary Poppins gesucht. Und vor acht Jahren hat sie sich gemeldet und kam auch wirklich so reingeflogen wie im Film. Als keiner mehr mit ihr rechnete, stand sie da. Und seit acht Jahren hält die mir in einer Art und Weise den Rücken frei bei den Kindern. Das kann ich nicht in Worte fassen, weil das eben nicht nur ist, sie kümmert sich um sie oder sie ist da, sondern sie gibt denen halt auch einfach so ein Selbstbewusstsein aus. Ich bin nicht eure Nanny, ich trage euch hier nicht die Sachen hinterher, sondern wir haben zusammen eine gute Zeit und wir denken uns coole Sachen aus und wir Wir erleben Abenteuer zusammen und so und das kannst du dir ja nicht backen. Ja, das ist ja das irgendwie größte Geschenk und sie ist wirklich ein großer Teil davon, warum das vielleicht bei mir immer alles so spielerisch leicht aussieht, weil ich da einfach den wenigsten Anteil dann manchmal dran hab, ob dann auch noch das Geburtstagsgeschenk für den Kindergeburtstag sitzt und die Kinder eben nicht so verwöhnte Kinder von hart arbeitenden Eltern sind, die dann irgendwie eher Geschenke schenken als Liebe schenken, sondern ja bisher irgendwie einigermaßen gut in der Spur sind. Und der dritte Teil ist, dass ich eine große Wird-schon-gut-werden-Mentalität in mir habe. Wenn meine Kinder irgendwie drogenabhängig alle würden, dann würde man eh sagen Ja, das ist, weil die Mutter so viel gearbeitet hat. Also kannst es eigentlich gar nicht richtig machen. Also egal, was man aus ihnen wird, man wird es eh immer irgendwie negativ auslegen. Also hast du eigentlich eine ziemliche Freiheit, es so zu machen, dass es sich für dich richtig anfühlt. Und ich bin eher nicht so die, die viele Bücher liest, sondern eher die, die ihre Kinder anguckt und sagt, so, wer braucht mich jetzt gerade am meisten, wo brennt's, wie stelle ich eben sicher, dass wir genug Zeit haben, die vor allen Dingen auch wirkliche Zeit ist und nicht einfach nur so. Zeit, in der ich dann aber am Handy hänge. So und irgendwie klappt es bisher. Manchmal ist mir auch ein Rätsel, dass das irgendwie alles in einen Tag passt. Aber was ich definitiv sagen kann, ist, dass der Hund uns gerackt hat. Da sind wir in die Falle getappt, die alle Eltern kennen, die einen Hund haben, dass unsere Kinder uns erzählt haben, sie würden sich kümmern und bitte, bitte und das wäre die Erfüllung all ihrer Träume. Und dann sind wir darauf reingefallen und jetzt haben wir ihn an der Hacke und die leben ihr Leben weiter und wir haben noch ein fünftes Kind.

Joel Kaczmarek: Boah, ich bin auch schon fast verfallen, ich kenn das. Ja, don't do it. Kannst du mal all den Frauen, die jetzt zuhören, erklären, wie hast du dir das emotional erlaubt, so eine Hilfe anzunehmen? Weil ich hab das beobachtet, bei meiner Frau war es auch so, ich komm immer regelmäßig mit dem Thema Familienmanagerin an, so heißt Mary Poppins bei mir in Verkopft. Dass sie sagt, nein, dann bin ich doch eine schlechte Mutter. Nein, ich muss doch die Geschenke aussuchen. Nein, ich muss die doch abholen. Wie kann ich die abgeben? Wie hast du das für dich?

Verena Pausder: Jeder macht, was er am besten kann. Und für mich ist eine gute Mutter eine, die in den Arm nimmt, die ins Bett bringt, die morgens Snackboxen befüllt, die nach der Schule, wenn sie da ist oder abends fragt, mein Schatz, wie war es heute? Und das nicht nur als Standardsatz, sondern weil die Antwort sie wirklich interessiert. die irgendwie lobt, wenn es was zu loben gibt, die schimpft, wenn es Mist war. Also einfach so ein Mensch, den kannst du nicht ersetzen. Da kannst du noch drei Familienmanagerinnen einstellen, die werden nie die Mutter oder den Vater ersetzen. Aber wer das Geburtstagsgeschenk kauft, wer die Muffins backt, Wer die Anziehsachen in den Kleiderschrank einsortiert, das muss nicht ich machen. Und auch ganz viel, mein schönstes Beispiel ist immer, wenn unsere Kinderfrau Valentina von der Kita abholt, dann können die anziehen. eine Stunde für den Weg nach Hause brauchen und an jedem Gänsehain stehen bleiben und über jede Mauer springen und nochmal beim Spielplatz abbiegen. Wenn ich abhole, dann weiß ich, wir haben jetzt genau zehn Minuten für diesen Vorgang und dann muss ich aber schon wieder in dem Podcast sein und so. Also mein Schatz, jetzt mal ein bisschen schneller, jetzt mal ein bisschen schneller und so. Das ist ja das Gegenteil dann von ihrem Tempo. Also bin ich in dem Moment nicht die bessere Mutter, wenn ich abhole. Und so gehe ich einfach immer wieder rein in die Situation und frage mich, wo brauchen mich meine Kinder wirklich und wo ist jemand anders eigentlich mindestens genauso gut, wenn nicht besser. Und ich kann allen Müttern daraus sagen, mein Großer wird jetzt 15 und wir haben wie gesagt vier Kinder und die drei, die von mir sind. Da gab es noch nie jemanden, den sie Mami genannt haben, weil sie den verwechselt haben mit mir, weil ihre Mutter leider nicht da war, sondern ich bin ihre Mami und alle anderen sind auch tolle Menschen in ihrem Leben. Aber da gab es jetzt auch keine Gefahr, dass das irgendwie nicht allen bewusst war.

Joel Kaczmarek: Es ist, glaube ich, die beste Antwort, die ich bisher auf diese Fragestellung gehört habe. Das werde ich mir mal hinter die Ohren schreiben. Das ist interessant. Florian Heinemann hat mir das auch schon mal versucht zu erklären, aber deine Worte waren noch eingängiger. Meine allerletzte Frage an dich wäre eigentlich, aber ich weiß, du hast einen harten Anschlag in einer Minute. Vielleicht kriegst du es aber trotzdem hin.

Verena Pausder: Ja, aber die kriegen wir noch hin.

Joel Kaczmarek: Was ist dein typischer Tag? Das beschäftigt mich noch echt. So ein typischer Verena Pauster Tag. Wann fängt der an, wann hört der auf und was ist da eigentlich alles drin?

Verena Pausder: Fängt um halb sieben an, wenn ich es entscheiden durfte, deutlich später, kann ich aber nicht. Dann Hund versorgen, Snackboxen befüllen, Kinder wecken, Frühstück machen, mit den Kindern frühstücken, die Kleine anziehen, sie alle aus dem Haus entweder selbstständig schicken oder mein Mann bringt die Kleine. Dann ist irgendwie um halb neun leer. Dann eine Stunde Sport machen, wenn es ein guter Tag ist. Wenn es ein halb guter Tag ist, eine halbe Stunde. Wenn es ein blöder Tag ist, gar keine Stunde. Dann ab halb zehn bis sechs ziemlich nahtlos durchrattern durch die diversen Themen, Aufgaben, Podcasts, Interviews, Texte, was auch alles zu tun ist. Und um Punkt 6 abbremsen, wenn ich nicht reisen muss, alles ausmachen, alles zuklappen, drei Stunden mit den Kindern, Abendessen, quatschen, Hausaufgaben machen, spielen, baden und so weiter. Und dann, wenn sie im Bett sind, mich wieder hinsetzen und so lange wie ich noch kann, die Sachen weitermachen. Und an den Abenden, wo ich was vorhabe, so wie morgen beim Hochzeitstag oder so, da dann einfach darauf vertrauen, dass wir eben tolle Babysitterinnen haben und dass die einen guten Abend mit den Kindern machen wird.

Joel Kaczmarek: Wann ist dein Mann noch da? Wann hast du für den Zeit?

Verena Pausder: Der ist Teil natürlich von der Familienzeit am Abend und der ist auch Teil ab 9 Uhr zusammen sitzen und arbeiten. Und da haben wir mal irgendwann gesagt, wir sind wahrscheinlich das einzige Paar der Welt, was es romantisch findet, nebeneinander mit dem Laptop zu sitzen, ein bisschen zu quatschen, ein bisschen zu arbeiten und zu sagen, haben wir es nicht schön? Und gleichzeitig haben wir aber natürlich auch mal Abend-Events oder auch mal eine Wochenendreise, wie die jetzt nach Schottland, wo du dann auch mal irgendwie ohne Blick auf die Uhr Zeit zusammen haben kannst.

Joel Kaczmarek: Das machen überraschend viele, also in unserem Segment. Ich höre das ganz oft, E-Mails nochmal machen ab neun Uhr und so und ich habe immer gedacht, ich bin immer wie die, ich habe immer gedacht, oh Gott, machen das auch andere. und es ist doch, äh, wie geht das? Ich bin damit nicht mehr grün, ich habe mir das abgewöhnt, aber ich glaube, viele schaffen das gar nicht ohne. Aber anyway, vielleicht ist das nochmal Stoff für eine

Verena Pausder: Nee, wir schaffen es einfach nicht.

Joel Kaczmarek: Hey, Brena, hat mir viel Spaß gemacht. Ich glaube, wir können das immer nochmal fortsetzen und nochmal eine Stunde oder zwei oder drei oder vier.

Verena Pausder: Sehr gerne.

Joel Kaczmarek: Vielleicht dann wieder in drei Monaten oder so. Vielen Dank auf jeden Fall für den Moment und ich wünsche dir viel Erfolg bei all deinen tausend Millionen Unterfangen. Das ist echt faszinierend.

Outro: Vielen, vielen Dank. Hat großen Spaß gemacht. War definitiv eine Quality-Time-Stunde. Danke. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.