CEO-Analyse 🔍 : Jan Bredack (Veganz) über Erfolg und echtes Glück

16. Juni 2022, mit Joel Kaczmarek

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.

**Joel Kaczmarek: **Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute mal ein spannendes neues Format bei uns. Ich habe mir nämlich vorgenommen, erfolgreiche MacherInnen einmal zu verfolgen. Also ich habe das so Shadowing genannt. Ich möchte sie wie ein Schatten durch ihren Tag begleiten und verstehen, wie sie es eigentlich schaffen, so erfolgreich zu sein und was dazu gehört. Ich denke das immer an drei Themensäulen. Die erste Themensäule ist für mich Lebensführung, die zweite Themensäule ist für mich Gesundheit und die dritte ist Finanzen. Das heißt, ich möchte auf den drei Ebenen eigentlich idealerweise verstehen, wie Top-UnternehmerInnen, Top-ManagerInnen arbeiten, funktionieren und wie sie es hinkriegen, so erfolgreich zu sein. So, und heute habe ich mir dafür eine sehr spannende Persönlichkeit ausgesucht, die ich schon mal im Podcast hatte, vor gar nicht so langer Zeit, nämlich den lieben Jan Bredak von Veganz. Kennt ihr bestimmt auch. Cooler Gesprächspartner, spannende Historie und wir haben im Nachhinein festgestellt, dass es noch so viele Geschichten gibt, die ihr Lust hättet zu erzählen und die ich Lust hätte zu hören. Weshalb wir gesagt haben, lasst uns da doch mal beginnen. So, und wir fangen heute mal an mit der Themensäule Lebensführung. Was tust du eigentlich, um glücklich und zufrieden zu sein? Und was bedeutet für dich Erfolg? Und darauf aufbaut dann natürlich die Frage, wie sieht dann eigentlich das aus, was wir alle mal gemeinhin als Work-Life-Bundles bezeichnen? Und that being said, lieber Jan, moin, schön, freut mich, dass du nochmal da bist.  

Jan Bredack: Hallo, grüß dich.  

Joel Kaczmarek: Wollen wir mal ganz bodenständig beginnen? Wenn du mal so drüber nachdenkst, bevor wir zum Thema Erfolg kommen, was eigentlich für dich Glück bedeutet, was dich glücklich macht? Weil ich habe mich so dabei ertappt, dass ich in der Vergangenheit immer dachte, man muss irgendwie einen tollen Job haben, bei einer großen Marke, groß bezahlt sein. Und ich glaube, viele rennen ja so dem Geld hinterher. Und dann zeigt bei allen irgendwie immer die Erfahrung, das ist es eigentlich nicht. Was ist es bei dir? Wie definierst du für dich Glück?  

Jan Bredack: Also tatsächlich Geld und später was Macht, beides Dinge, die ich für mich zumindest festgestellt habe, die tragen nicht durchs Leben, zumindest nicht dauerhaft. Ich bin tatsächlich erst durch Veganz in den Modus operandi gekommen, für mich etwas zu tun, was man selbst gar nicht als Arbeit oder irgendwie ich muss das jetzt machen als Belastung empfindet, sondern dass es per se eine Erfüllung ist. Erfüllung aber in mehreren Dimensionen. nämlich einmal, und da spielt das Thema Geld auch wieder eine Rolle, muss es natürlich die Existenz ein Stück weit absichern, weil alles andere wäre sich selber in die Taschen lügen. Also wenn ich davon nicht leben kann, das ist eine idealistische Aussage, aber die trägt nicht. Also ist klar, man muss davon leben können. Natürlich muss man sich dann fragen, Leben, was heißt das, in welchem Standard? Und das kann aber nur jeder für sich selber. Und das ist auch an Phasen gekoppelt. Ich kann mich erinnern, ich hatte Phasen, da habe ich das Geld zum Fenster rausgeschmissen, habe mir jeden Monat eine teure Uhr gekauft und hat mich das glücklich gemacht. Nee, aber es gehörte zu meinem Leben. Heute ist es eher davon gezeichnet, ein Heim zu haben, die Familie. Ich meine, ich bin gerade 50 geworden. Da kommt die Ziellinie näher und man macht sich tatsächlich schon Gedanken, ey, rucki zucki ist ein Großteil weg. Also ich würde ja nicht mal davon ausgehen, dass ich noch die Hälfte habe. Und da kommt man in ganz andere Sphären der Überlegungen weiter. wenn man übers Leben sinniert. Und deshalb tatsächlich für mich, was vorher nie eine Rolle gespielt hat, ist das Thema Heim, Familie, dieses familiäre Band. Und dazu gehört natürlich auch wieder ein schönes Heim, dass man da zufrieden ist und eine gewisse Befriedigung daraus zieht. Ist mir heute extrem wichtig, wenn ich dir sage, bis vor wenigen Jahren war ich ein Nomade, bin von einem möblierten Apartment ins andere gezogen. Du siehst, da lagen meine Prioritäten ganz woanders. Aber das war mir nicht wichtig, ein Heim zu haben, wo man nach Hause kommt. Und sagt, hey, hier wohne ich, hier lebe ich. Für mich heute ein wesentlicher Faktor und beschreibt einen großen Teil meines Glücks. Das andere ist jetzt weniger materielle, sondern eher emotionale Bindung zu meinem Job, zu meinen Leuten, die mich umgeben. Und da muss ich dir ehrlich sagen, bin ich mittlerweile auch in einem Modus, dass ich kommuniziere. Glück definiere, dass ich mit Leuten interagieren kann, wo ich eine persönliche Sympathie, eine Empathie, eine Beziehung aufgebaut habe, wo auf Augenhöhe ein Austausch stattfindet. Das ist mir extrem wichtig geworden. Und dieses Blabla, was ich früher auch noch aus meinen Welten kenne, Wo man, ich sag mal, Konversationen betrieben hat, weil man es musste, weil es dazugehörte. Das ist mir heute so zuwider. Ich gehe tatsächlich auch gar nicht mehr auf große Empfänge oder große Veranstaltungen, weil mir diese Art von Konversationen, die bringt mir nichts und es ist mir Zeitverschwendung, mich mit sowas abzubringen. Und die dritte ist eine gewisse Unabhängigkeit, wonach ich eigentlich immer gestrebt habe und was ich, wenn ich mich mit anderen Gründern und Gründerinnen unterhalte, was da auch immer so durchschimmert, ist dieses etwas tun zu können, was vielleicht nicht auf den ersten Blick das total wirtschaftlichste und sinnvollste ist, was aber dem eigenen Bedürfnissen taugt. Und diese Unabhängigkeit zu haben, etwas tun zu können, ohne gleich immer gucken zu müssen, kann ich davon leben, ist das jetzt irgendwie rentabel, auch mal sagen zu können, hey, ich mache das jetzt. Dazu gehört natürlich auch, habe ich ja ein Leben gewählt, was auf der einen Seite herausfordernd ist, auf der anderen Seite gibt es mir ein Stück weit Unabhängigkeit, auch jetzt agieren zu können und in andere Dinge investieren zu können, mich mit Leuten auseinandersetzen zu können, die mir taugen und so weiter. Da schließt sich der Kreis, was ich eben schon gesagt habe.  

Joel Kaczmarek: Ich habe gerade so überlegt, weil du vorhin meintest, du seist 50 geworden und ich habe immer so gehört, dass es diese Schallmauern gibt im Leben. Ich weiß nicht, ob es so ein männerspezifisches Ding ist, ich glaube aber nicht. Dass man bei 40 irgendwie denkt so, oh, komischer Moment. Und bei 50 haben ganz viele so dieses, ach du Scheiße, Ill-Erlebnis. Vielleicht kannst du ja mal skizzieren, wie das so bei dir war. Wenn du sagst, da ändert sich die Perspektive. Es gibt ja viele Menschen, die so ein Zwei-Leben-Führen-Gefühl gefühlt. Also dieses, ich will wachsen, ich will Erfolg. Gib ihn mir jetzt und gib ihn mir schnell. Und dann kommen irgendwie so Breaking-Points und dann switcht man irgendwie um. Wie war das bei dir?  

Jan Bredack: Na, ich hatte so meine erste Phase bis 35. Da war ich so der Karrierist. der so in einem großen Corporate-Streben Geld macht. Wobei, wie gesagt, am Anfang war es Geld, zum Ende war Geld sogar nebensächlich, da ging es eher um Macht. Und ab 35 kam bei mir der Bruch und da bin ich in diese mehr sinnvollere Thematik abgedriftet, bin auch mal eine Zeit lang esoterisch mit meiner damaligen Frau, die war in einer Sekte, bin da abgetaucht, ja, also völlig aus meinem bisherigen Leben gerissen. Aber es war total cool, diese Erfahrung zu machen, weil es war zwar zwei Extreme aus dieser Corporate-Welt, völlig künstliche Welt, geliebene Machtsymbole, etc., dann in diese, wir setzen uns alle hin, wir channeln mal, wir gucken mal, was so deine Seele sagt und meine Gefühle dazu. Also es hat mich als Mensch, glaube ich, weitergebracht. Und seit ich 35, 36 bin, bin ich ja voll auf diesem Trip, dann habe ich ja wie ganz gegründet. Jetzt bin ich 50 geworden und genau wie du es sagst, für mich war das ein Brett. Also diese 50 war echt eine Schallmauer. Ich hatte richtig das erste Mal in meinem Leben Ehrfurcht, Demut vor diesem Alter bekommen habe. Ich feiere eh nicht meine Geburtstage. Ich bin mit meiner Familie nach Dubai geflogen, mit meinen Kindern, weil ich einfach weg wollte, mal in die Wärme was anderes sehen. Das war übrigens der erste Urlaub mit meiner Familie. Das muss man fairerweise auch mal dazu sagen. Und ganz ehrlich, bis heute ist jetzt drei, vier Wochen her. Kann ich noch nicht so richtig greifen, was das jetzt bedeutet, 50 zu sein, weil ich diese Auseinandersetzung, die innere, immer auch wegschiebe. Hört sich total blöd an, ja, für jemand Außenstehender. Meine Frau hat zu mir gesagt, Jan, geh mal anders ran. Sei doch dankbar für jedes Jahr. Es gibt viele Menschen, die werden gar nicht so alt oder nicht in dem Setup, wie du alt wirst, ja. Ja, kann ich mich mit anfreunden, aber es überzeugt mich auch nicht hundertprozentig. Es ist schon irgendwie, man sieht, wie endlich alles ist. Aber jetzt kommt was ganz Wichtiges, was zum Glück dazu gehört, was ich vielleicht noch als Abbildner zum Glück wollen sagen kann. Ich für mich, wann heute, wenn ich morgen tot umfalle, könnte ich sagen, ich habe ein erfülltes Leben gehabt. Ich muss nicht, ich würde nichts nachtrauern. Ich habe, glaube ich, meine Möglichkeiten genutzt. Und ich glaube, das gehört zum Glücksein dazu. Wenn ich das Gefühl hätte, ich war jetzt nur 20, 25 Jahre da, Ich habe meinen Job gut gemacht und so ein begrenzter Raum, wo ich mich bewegt hätte. Was ich heute oft bei meinen Ex-Kollegen sehe in der Corporate-Welt, die 25, 30 Jahre einen guten Job machen, die gut Geld verdienen, ist alles da. Familie, Häuschen, im Grünen, alles toll. Aber sie sind halt immer in dieser Welt gefangen. Und ich bin so dankbar und froh, dass ich da mal einen Step raus machen konnte, vieles andere kennenlernen durfte. Viele Rückschläge natürlich, aber es gehört dazu. Und deshalb könnte ich heute sagen, nee, ey. Ich habe echt ein erfülltes Leben gehabt, selbst wenn es jetzt mit 50, 51, 52 vorbei wäre. Und ich glaube, das ist so ein Schlüsselmoment, wo ich sagen würde, ich bin ein glücklicher Mensch.  

Joel Kaczmarek: Ich habe mal so ein Buch gesehen in der Buchhandlung. Die fünf häufigsten Dinge, die Menschen auf dem Sterbebett bereuen. So sinngemäß war der Titel. Und dann hast du so durchgelesen, also ich habe mir so die Überschriften durchgelesen, was es war und dann ging es so in die Richtung, irgendwie Freunde vernachlässigt zu haben oder nicht mehr Freundschaften wieder aufgenommen zu haben und noch ein paar andere Dinge. Und seitdem bin ich auch immer so in diesem Modus operandi, dass ich frage, okay, gibt es was, was du irgendwie gerne mitnehmen würdest oder nicht. Karriere bis 35 und dann auf einmal der Breaking Point. Viele kommen ja da gar nicht raus. Was war bei dir der Weckruf, der dich aus diesem System rausgebracht hat? Weil man schafft ja auch so eine wirtschaftliche Abhängigkeit für sein Team dann als Corporate. Also die Leute können ja gar nicht raus, weil die haben Häuschen zu zahlen und und und einen Standard, von dem sie fallen etc. etc. Da kommt ja ganz viel zusammen. Also du meinst ja die geliehenen Klappen, der Cash-Faktor, die Macht und so weiter. Wie bist du da ausgebrochen?  

Jan Bredack: Du musst dir vorstellen, dass ich als sehr junger Mensch in dem Unternehmen immer Erfolg hatte. Also von Beginn an. Es ging immer steil bergauf und ich habe mich gesund, du kriegst Respekt, du kriegst Anerkennung, du kriegst von allen Seiten Wertschätzung und je höher du in der Karriereleiter steigst, desto stärker wird dieser Effekt und du wirst eingelullt in so eine künstliche Welt, die dir das Gefühl gibt, du bist der Größte, der Schönste, der Stärkste. Ich erlebe das heute auch bei Sportlern, bei Jungen und ich sage ganz ehrlich, ich meine mit 35 war ich jetzt auch nicht alt und erfahren, aber Wenn ich mir vorstelle, dass so ein 18-jähriger Fußballprofi, der einem auch mit Geld und Anerkennung von allen Seiten zugeschissen wird, das ist total schwer, damit umzugehen. Das bringt dir ja keiner bei. Und das war bei mir ähnlich. Deine Karriere ist halt geebnet durch Protégés. Also du hast deine Leute, denen du was Gutes tust und die befördern dich. Und dann tust du wieder deinerseits, schaffst was Gutes. Und in meinem Fall war es halt so, dass einfach... Einer meiner Förderer von einem Tag auf den anderen das Unternehmen verlassen hat, auch aus einer gekränkten Eitelkeit, weil er nicht Vorstand geworden ist. Und das hat dazu geführt, dass mein Seil weg war. Allen Menschen, die du dann immer ans Bein gepinkelt hast und auch den Weg freigeräumt hast, die haben jetzt im warmen Strahl zurückgepinkelt. Und plötzlich habe ich das erste Mal in meinem Leben erlebt, was es bedeutet, keine Anerkennung und keine Wertschätzung mehr zu bekommen für das, was man tut. Das geht einher mit Machtverlust. Es hat ja mit dem wahren Leben nichts zu tun. Aber du musst dir vorstellen, wenn du jahrelang deine Projekte durchbekommst, deine Budgets durchbekommst, Riesenprojekte machen kannst, die im Vorstand präsentieren kannst, dafür gefeiert wirst und so. Und plötzlich versagen dir deine Vorgesetzten, weil die halt in anderen Seilschaften unterwegs sind, diese schönen Dinge, weißt du, was dann passiert? Dieser Machtverlust wird sichtbar auch in deiner Hierarchie, das heißt auch deiner Untergebenen, spüren, dass du nicht mehr der Mensch bist mit der Macht von vorher und wenden sich von dir ab und suchen sich den Weg, wo sie dann eher für ihre Karriere begünstigen, positionieren können. Und das führt dazu, dass du plötzlich aber sehr brutal merkst, hey, das, was dir hier die ganzen Jahre begegnet ist, aufgrund deiner geliehenen Macht, diese Schulterklappen, deshalb nenne ich das immer so gerne, Wenn dir die jemand runterreißt, warum auch immer, bei mir war es halt jetzt der Fall. Und so plötzlich bin ich in ein tiefes Loch gefallen, so in wirklich eine Sinnkrise, so nach dem Motto, scheiße, außerhalb dieser Welt hatte ich nichts. Ich hatte zwar eine Familie mit Kindern, aber mit denen hatte ich eigentlich nichts zu tun. Meine ganze Kraftzeit habe ich nur in diese Karriere investiert und plötzlich war das Imaginäre, war plötzlich weg. In dem Versuch, es zu kompensieren, kommst du tatsächlich an deine Grenzen. Weil du merkst, für alles, was du tust und du strampelst dich ab, kriegst du nicht mehr das, was du vorher hattest. Wirklich, ich habe Selbstmordgedanken gehabt. Ich war wirklich am Ende wegen so einer Kacke. Aber es war ja mein Leben. Jetzt kannst du vielleicht einen neuen Weg probieren und das nochmal neu starten. Die Kraft hatte ich aber nicht und auch den Glauben nicht. Und diese Erkenntnis hat mich dazu gebracht, eher gezwungen, mir was Eigenes zu suchen. Also ich bin nicht rausgeflogen, sondern ich habe einfach aus der eigenen Erkenntnis, die Erkenntnis ging drei Jahre. Die Journalisten haben immer geschrieben, der Brelak hatte Karriere aufgegeben und dann was neu gegründet, Leben total geändert. Das ist auch alles richtig, aber das passiert nicht über Nacht. Das ist ein Prozess, der geht mehrere Jahre. Zumindest ging er bei mir mehrere Jahre. Weil den Mut hätte ich nicht gehabt, davon einen Tag auf den anderen alles hinzuschmeißen.  

Joel Kaczmarek: Wer war an deiner Seite? Hast du da irgendwie Coaches gehabt? Hast du irgendwie Menschen gehabt, die vielleicht auch private Freunde waren oder so, die dich da mit begleitet haben und so deine Sparringpartner waren?  

Jan Bredack: Nee, das ist ja das Schlimme. Als ich in dieser Company war, war ich komplett isoliert. Ich hatte eine Familie, aber mit der hatte ich nichts zu tun. Die hat doch gar nicht verstanden, was ich da mache und was meine Sorgen sind. Durch diesen Bruch habe ich ja eine neue Frau kennengelernt. Das war meine zweite Frau und durch die bin ich dann in diese esoterische, fast sektenartige Schiene ab. Und das hat mich über diese Zeit gerettet oder geholfen, ja. Aber was auch zur Wahrheit dazu gehört, ich hatte auch tatsächlich professionelle psychologische Betreuung. Die hat sogar meine Company damals bezahlt, weil ich war dann auch eine Zeit lang abgemeldet, freigestellt. Und tatsächlich gehört zur Wahrheit auch dazu, dass mich ein Psychologe im Zuge einer Teamentwicklung mit meinen Abteilungsleitern damals aus dem Verkehr gezogen hat, weil der gemerkt hat, dass ich nur noch ein Wrack bin. Der kannte mich viele Jahre, hat mich begleitet. Mit dem habe ich eine Teamentwicklung gemacht, weiß ich noch, hier bei Potsdam. Dann kam ich da abends hin, viel zu spät, musste noch was vorbereiten für den Vorstand und kam dahin, war völlig durch den Wind und nach einer Stunde hat er es abgebrochen, hat gesagt, du Bredak, du gehst jetzt mal nach Hause. Und dann haben die mit meinem damaligen Chef geredet und haben mich aus dem Verkehr gezogen, weil ich völlig platt war. Und das war dann schon die Zeit, wo du versucht hast zu kämpfen und zu kompensieren und zu gucken, wie kannst du diese fehlende Wertschätzung mit mehr Arbeit oder mit mehr Themen wieder aufholen. Das kannst du gar nicht. Und deshalb meine These ist, auch gerade für Burnout, Burnout hat nichts damit zu tun, viel zu arbeiten, sondern es hat damit zu tun, für das, was du tust, dass du keine Anerkennung und keine Wertschätzung bekommst. Der Mensch braucht diese Wertschätzung. Das ist übrigens in der Beziehung auch so. Wenn das einschläft, diese gegenseitige Wertschätzung anerkennen, dann zerbröselt auch so eine Beziehung.  

Joel Kaczmarek: Also ich weiß, bei mir war das so, als ich auch, ich würde sagen, ich war so vor beinahe Burnout. und bei mir hieß es dann bei meiner damaligen Firma, der macht drei Monate Sabbatical und ich habe den großen Fehler gemacht, das relativ öffentlich zu teilen, einen Abend oder am Tage eines Events, wo ich abends irgendwie war. Dann haben mich halt 50 Leute darauf angesprochen, was ich denn Geiles in meinem Sabbatical machen würde, wo ich hinfahre, ob ich reise, ob ich was lerne oder oder. Und dann sitzt du halt da und denkst so, ey Alter, ich werde nur auf der Couch liegen, weil ich nicht mehr vor und zurück kann. Ja, und du denkst, ich mache hier so Trip of a Lifetime und es ist gar nicht. Und was ich dann festgestellt habe, war, dass man in dieser Beschäftigung mit sich selber von Leuten auch so ausgebremst wird. Also ich weiß, ich habe dann so Therapiezeugs gehabt, dann habe ich immer erzählt, was mein Alltag ist und dann immer, oh Gott, das machen sie alles, ist ja viel zu viel, ist ja viel zu viel. Man hat sich hinterher gar nicht mehr so viel zugetraut. Hattest du so eine Phase auch, dass du da rausgegangen bist, warst völlig verunsichert und musstest dir das wiederarbeiten? Absolut.  

Jan Bredack: Absolut war das so, weil bisher bin ich durchgegangen wirklich wie die Kettensäge durch den Wald. Ich habe mir über die Konsequenzen keine Sorgen gemacht, weil immer alles funktioniert hat. Weißt du, wenn immer alles funktioniert, dann ist das doch für dich der Maßstab. Und wenn das jetzt mal plötzlich nicht mehr so ist und du plötzlich in die Fresse bekommst, Widerstände bekommst, deine eigenen Leute dir die Loyalität entsagen, sich anders orientieren. Du suchst ja erstmal den Fehler bei dir und dadurch wirst du automatisch unsicher, ja. Diese Verunsicherung, die reißt dich ja noch weiter runter. Das ist ja das, was deine Leute spüren. Das kriegen die alle mit und die reden drüber, die tuscheln drüber und dann bist du irgendwann der Frühstücksdirektor, dann bist du abgeschoben. Und das waren die Leute, die ich früher alle abgeschossen habe selber, die ich rausgehauen habe in Abfindungsgesprächen und plötzlich war ich selber einer. Diese Erkenntnis, die ist echt brutal hart.  

Joel Kaczmarek: Was hat das mit deinem Verhältnis zu anderen Menschen gemacht? Weil ich weiß, ich hatte genau den gleichen Angang wie du und dann habe ich so 360-Grad-Feedbacks bekommen, habe die erstmal nicht einsehen können, die waren vernichten. Also mich hat es hart getroffen, damals mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen du eigentlich vertraust, wie du so eine zweite Familie findest, wo du denkst, das ist voll die geile Stimmung und dann ist es wie bei dir, der Vorhang fällt und dem war gar nicht so. Vertraust du anderen Menschen zum Beispiel heute wieder leichter und kannst mit denen gut umgehen. oder was hat das mit dir gemacht?  

Jan Bredack: Mache ich total, weil Vertrauen ist im Prinzip meine Währung, mit der ich heute bezahle. Ich starte immer bei 100 Prozent und dann kann das sich bestätigen oder es kann sich halt relativ schnell schmälern. Transparenz, Vertrauen, Loyalität, das ist meine Währung, mit der ich hier umgehe. Ohne das kann ich hier nicht arbeiten. Ich brauche dieses Umfeld und das Schöne ist, in dieser Gründung hier habe ich mir die Kultur und diesen Wert geschaffen, gebaut. Über viele Jahre, der Sinn dieser Firma wird genau dadurch bestimmt. Und ich möchte das auch über alle Ebenen so gespielt haben. Es ist tatsächlich so, wenn du stark wächst und jetzt viele Leute einstellen musst und es kommen zu viele Leute rein, die ein anderes Denken und Arbeiten intus haben, dann ist die Gefahr sehr groß, dieser Wert der Unternehmung, diese Kultur schnell zu verbessern. Also wir hatten das bei 14, 15, als wir hier 100 Leute in weniger Wochen eingestellt haben. Da war die Firma am Kippen, weil diese Kultur hier komplett kaputt gegangen ist. Ich habe mir geschworen damals, 2018 habe ich dann wieder ein Turnaround hingelegt mit wenigen Führungskräften, wenigen vertrauten Leuten hier. Dann habe ich mir geschworen, also ich werde niemals, nie mehr meinen Fokus weglegen von dem Thema Kultur und Wertesystem in einer Firma, weil das ist am Ende, auch wenn es ein sehr langfristiges Thema ist. Und natürlich Finanzierung und sowas immer wichtiger ist. Einkauf und so, Verkauf, wie viel Sales, wie die Saleszahlen sind. Das scheint immer mehr Priorität zu haben. Langfristig für den erfolgreichen Fortbestand einer Firma oder überhaupt Existenz ist das Thema Kultur und das Wertesystem. Das zu erhalten und weiter aufzubauen, das ist ja kein Prozess, wo man sagt, jetzt bin ich fertig, wo man sagt, so, geschafft. Sondern es ist ja ein ständiges dran arbeiten. Und ich bin so konsequent, wenn ich merke, dass hier Leute, auch die wirklich hochqualifiziert sind und die sich richtig engagieren fachlich, wenn ich merke, dass die kulturell nicht in die Unternehmung passen, dann muss ich mich von denen trennen. Das ist teilweise schon sehr schmerzhaft gewesen. Aber das hat für mich mittlerweile einen viel größeren Stellenwert bekommen aus der Erfahrung der 30 Berufsjahre, die ich jetzt habe.  

Joel Kaczmarek: Und da hältst du zu deinem Team, deinen Kolleginnen und deinem Führungsstab Freundschaften? Lässt du die nah an dich dran oder hast du eine professionelle Barriere zwischen deinem privaten Jan und dem Berufsjahr?  

Jan Bredack: Nee, ich bin sehr authentisch. Also tatsächlich, Freundschaften entwickeln sich, wenn sie sich entwickeln, ja. Also das ist ja eine Gegenseitigkeit, das kannst du ja nicht erzwingen. Aber ich habe jetzt keine künstliche Barriere. Im Corporate-Umfeld war das so, da haben wir uns ja alle gesiezt. Heute ist das übrigens anders, ja. Wenn ich das so höre von meinen Ex-Kollegen, da ist jetzt auch per Du und keine Krawatte mehr und alle so ein bisschen legerer, alles cooler. Aber es ist trotzdem was anderes als hier in unserem Umfeld. Sei doch mal ehrlich, du kommst ja aus dem Corporate-Umfeld. Die meisten Leute spielen doch eine Rolle da. Die sind doch gar nicht ich selber oder sich selber. Die spielen eine Rolle, weil sie in die reingedrängt werden. Sie sind dann der Teamleiter, der Abteilungsleiter, der Bereichsleiter, Sachbearbeiter, Sachbearbeiterin und dann haben sie ihre Rolle. Und sobald sie in die Firma reinkommen, und das ist doch anstrengend. Oder?  

Joel Kaczmarek: Ich habe ja gar keinen Corporate-Background. Ich bin ja wirklich eigentlich immer eher so in der Unternehmerwelt lustigerweise gewesen. Ich habe dann auch festgestellt, ich dafür nicht tauge. Aber ich habe so ein paar Gespräche gerade im Hinterkopf, wo ich mit Digital Kompakt irgendwie so Sponsoring-Gespräche geführt habe. Und dann haben die mir Geld geboten, um Dinge zu tun. Dann habe ich zu denen gesagt, ich würde dein Geld echt total gerne nehmen, aber ich kann die Leistung, die du von mir willst, entweder nicht bringen oder ich kann sie dir bringen, das kann jemand anders besser und darum will ich es nicht machen. Ich kann dir aber was anderes anbieten. Und ich habe dann immer gedacht, jetzt ist das Ding verloren, weil es komplett okay gewesen wäre, ja. Und ich fand das so lustig, wenn diese Leute ankamen und gesagt haben, Joel, es ist ja herrlich, wie ehrlich du mit mir bist. Das kenne ich gar nicht. Mit uns lügen alle immer nur an, weil wir haben eine große Mark. Es war eine große Bank, erinnere ich mich noch. Wir sind so groß und bekannt und dann kommen alle immer und so weiter. Deswegen, ich kann mir das total vorstellen, wie das aus der Innenperspektive, dann muss es ja noch schlimmer dann sein, ja. Wie gehst du denn heute mit Menschen um, die dich vielleicht schlecht behandeln oder wo du merkst so Widerstände? Weil ich habe mal rumgefragt, was würde euch interessieren, wenn man mit Top-ManagerInnen redet? Was wollt ihr wissen? Dann war ein sehr frühes Feedback, ich würde gerne wissen, wie man so diese internen Widerstände überwindet, weil es gibt ja ganz oft Neider und Politik und Kampf. Manchmal vielleicht gar nicht wissentlicher, lustigerweise auch. Wie machst du das heute? Okay.  

Jan Bredack: Da schließt sich der Kreis zu dem, was du mich eingangs gefragt hast. Ich habe heute die Freiheit und Unabhängigkeit, tatsächlich mich mit Leuten auseinanderzusetzen, mit denen ich das wirklich möchte und kann und die auch wollen. Und die Lebenszeit ist mir dann dafür zu kurz, mich mit Leuten auseinanderzusetzen, die nicht wollen oder die bewiesen haben, dass sie nicht wollen. Also mir geht es jetzt nicht darum, nicht falsch zu verstehen, wenn jetzt jemand Scheiße gebaut hat oder so. Aber wenn es wirklich um die persönliche Ebene geht, wenn es um solche Dinge geht, die du angesprochen hast, dann ist bei mir relativ schnell der Riemen runter. Und das gilt für mich. Nicht privat, als auch in meinem beruflichen Umfeld, was ja bei mir eh sehr verschmolzen ist, wie du ja schon hörst. Was nicht immer einfach ist, weil man ja auch manchmal als Person und nicht als mir ganz wahrgenommen werden möchte. Ich habe die Freiheit und das Glück, mich hier ausleben zu können und mich nicht verstellen zu müssen. Ich bin extrem enthusiastisch, begeisterungsfähig für das, was ich tue. Ich überzeuge auch gerne Leute davon und das auch sehr emotional. Aber ich lasse mich auch gerne überzeugen. Was ich nicht mehr bin, das würde ich wirklich für mich in Anspruch nehmen. Spinne keine Intrigen und lass Leute über die Klinge springen. Das widerstrebt heute komplett meinem Naturell. Und das wissen die Leute, die wissen immer, woran sie bei mir sind. Natürlich gibt es da immer Reibereien und Auseinandersetzungen. Aber das Wichtigste ist, dass wir die Menschen nicht für ihre Entscheidungen in Senkelstellen platt machen. Die sollen schon verstehen, wenn es einen Fehler gab. Definitiv, der muss auch gefragt werden, aber nicht im Sinne von, du bist der Arsch, du hast den Fehler gemacht, du musst dafür gerade stehen. Das ist nicht der Sinn und Zweck dieser Sache. Und nur so kann dieses Vertrauen wachsen, was dann dahin führt, dass die Leute wirklich eigenverantwortliche Entscheidungen treffen.  

Joel Kaczmarek: Ja, ich finde, es gibt immer so Führungsmomente, wo man merkt, oh, hier geht gerade was schief. Das ist auch in der Erziehung ganz oft so, finde ich. Wenn deine Kinder was machen, dann merkst du, jetzt muss ich reingehen, ansonsten wird es noch schlimmer nach hinten draus und da braucht man halt Durchsetzungsvermögen. Was mich mal interessieren würde ist, machst du dir oft Sorgen?  

Jan Bredack: Sorgen mache ich mir für mich alleine insgeheim, aber ich trage sie nicht nach außen. Zumindest wenn, dann nur wieder authentisch im Sinne von, dass ich mit Leuten darüber reden möchte. Ich bin jetzt nicht der Mensch, der grießgrimmig in der Ecke sitzt und nur das Schlechte sieht. Dann kannst du mich eher woanders einsortieren. Der Optimist, der immer das Gute sieht und die Chancen sieht und nicht die Risiken. Die Risiken vielleicht sogar ab und zu mal vergisst. Alles, was man tut, heute auch in der Rückschau, hätte ich totreden können. Ich hätte immer was gefunden, was die Sache tot argumentiert hätte. Immer. Ich habe es trotzdem gemacht. Einfach machen. Und ich glaube, das unterscheidet einen Unternehmer von einem Nicht-Unternehmer. Wir enablen im Prinzip die Leute, diesen Mut zu finden, es zu tun.  

Joel Kaczmarek: Bist du so geboren oder gab es irgendwas, was dich so gemacht hat?  

Jan Bredack: Ich habe es ja quasi studiert im Leadership, habe selbst ein Führungsmodell mitgebaut, was das genau vorlebt. Ich habe viel von Götz Werner gelernt, dem DM-Gründer, der war ja mein Pate. Aber schon bevor ich ihn kennenlernen durfte, war ich schon an seinen Büchern, an seinen Ausarbeitungen zum Thema Führung fasziniert. Also weil sie Führung den Mensch in den Mittelpunkt stellen. Diese Eigenschaft der Menschen, dass man da nicht dran zweifelt von vornherein. Da kommt wieder zu deiner Frage, vertraue ich ja? Also deshalb gebe ich den Menschen genau dieses Vertrauen, damit sie die Chance haben, einen guten, sicheren Boden haben, ihre Stärken zu entfalten. Und vielleicht, wenn man Schwächen hat, die dann gar nicht so zur Geltung kommen lässt. Also ich kann dir empfehlen, die Stille Revolution. Das ist ein Film, kannst du dir bei YouTube angucken. Da ist viel von dem drin. Und viele der Protagonisten, die Wissenschaftlichen da, die kenne ich auch. Da habe ich selber viel gemacht oder einiges gemacht. Guck dir den Film mal an. Der ist teilweise sehr langatmig, geht auch sehr lange. Aber die Essenz daraus ist genau das, was ich lebe.  

Joel Kaczmarek: Jetzt haben wir viel über Glück geredet. Was bedeutet denn umgekehrt für dich Erfolg?  

Jan Bredack: Götz Werner hat immer zu mir gesagt, du musst aufpassen als Unternehmer, dass du die Balance findest zwischen Tagträumer und Realist. Du darfst in deinen Träumen als Visionär niemals ganz die Realität ausblenden, aber du musst sie so weit ausblenden, dass es deine Tagträume zulässt. Niemals, nie habe ich bisher erlebt, dass das dann am Ende auch so in der Realität entstanden ist. Aber die Richtung stimmt zumindest. Du hast was Neues geschaffen, die Leute feiern das, die finden es gut und das ist für mich die größte Bestätigung. Da geht nichts drüber. Das hat doch nichts mit Geld zu tun. Erfolg heißt jetzt nicht, dass das jetzt viel Geld einschmiert. Das ist einfach, du hast es geebnet, du hast es auf den Weg gebracht.  

Joel Kaczmarek: Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich habe auch oft so Momente, ich mag einfach gerne Dinge zu tun, die anderen, wo ihnen die Fantasie vielleicht fehlt oder auch irgendwie so der Antrieb. Das sind manchmal ganz banale Dinge. Ich habe zum Beispiel bei uns im Hof, haben wir so ein Garagentor und das quietscht immer wie Sau, wenn das aufgefahren wird, ewig lange, seine 30 Sekunden. Dann sitzt du da, guckst dich so um und denkst, hier gucken irgendwie 40, 50 Wohnungen auf dieses scheiß Garagentor und keiner von euch fickern da oben, kommt mal auf den Gedanken, mal eine Flasche Öl zu nehmen und runterzugehen. War das Erste, was ich da gemacht habe. Und ich finde, so gibt es ganz viele Dinge im Leben. Das kannst du aufs Unternehmerische auch übertragen. Keiner von euch Ficker da oben kommt mal auf die Idee, dieses und jenes Tool zu machen. Oder vegane Schokoriegel, die Protein in der Hand. Oder, oder, oder. Das ist so.  

Jan Bredack: Das hat nicht nur was mit Vegans zu tun. Klar, als Unternehmer wird man oft mit der Firma jetzt in Verbindung gemacht, aber es hat ja auch was. Was mit deinem Leben? Wie gestaltest du dein Umfeld? Hast du auch Ideen im Kleinen mit deiner Familie? Wie machst du das? Wie gestaltest du deine Geldanlagen? Wie gestaltest du die Zukunft deiner Kinder? Es zieht sich ja wie ein roter Faden durch dein ganzes Leben und du musst für alles irgendwie kämpfen. Es passiert ja nichts von alleine.  

Joel Kaczmarek: Ich finde ja auch mal ganz schön, die Leute wollen ja alle Erfolg. Die streben ja alle nach. Aber ich glaube, was viele Menschen nicht verstehen ist, dass Erfolg immer realisierbar ist, aber einen Preis hat. Und es können ja ganz unterschiedliche Dinge sein. Was würdest du denn sagen, welchen Preis oder Preise hast du bezahlt für deine Erfolge?  

Jan Bredack: Oh, das muss ich staffeln in mehrere Epochen. Also in der ersten Epoche, vielleicht ist das jetzt vorhin mit den Corporate-Erfahrungen negativ rübergekommen, aber ich möchte sie nicht missen, weil ich da sehr viel gelernt habe. Also in der Epoche, mein Fokus war halt immer auf der Karriere, Karriere, Karriere, Macht, Macht, Macht. Wenn ich es jetzt rückblickend betrachte, die Kinder, die in der Zeit groß geworden sind, die haben den Preis bezahlt. Was haben die von mir für ein Bild? Klar, sie haben ein gutes Leben, was die finanzielle Ausstattung angeht, gehabt. Das war nie ein Thema. Oder Ausbildung und so, das war nie ein Thema. Aber hat das was mit Familie zu tun? Nee, hat's nicht. Zwei Kinder sind ja schon alt, gehen jetzt auf die 30 zu, ich bin ja sehr früh Vater geworden, leben heute ihr Leben, haben mit mir nichts zu tun. Also Vater, ich glaube, die nennen mich, wenn wir mal Kontakt haben, nennen sie mich Jan. Die bringen das Wort Papa nicht über den Mund, was ich verstehen kann, weil ich es tatsächlich auch nicht bin. Gerade mal im Abgleich. jetzt zu meinen Kindern heute, da hast du mitgelitten, miterlebt, da hast du mitgeprägt, die hast du begleitet. Das ist etwas völlig anderes gewesen als zu der Zeit. Preis bezahlt in der zweiten Epoche. Alles, was mit der Firma zu tun hat, wie ich dir vorhin schon gesagt habe, ist ja dann auch Teil der Familie gewesen, der Auseinandersetzung hier. Wenn was gut war, haben wir uns damit auseinandergesetzt. Also ganz anders als in der ersten Epoche, wo ich im Prinzip beides voneinander entkoppelt habe, Familie und Business, ist es jetzt integraler Bestandteil. Insofern ist das auch ein Preis, den man zahlt. Es dreht sich alles um die Firma irgendwie, weil die ist Teil unseres Seins. Und Gott sei Dank haben alle meine Kinder, die fast alle auch in der Firma irgendwie arbeiten, die sind so infiltriert von diesem Unternehmertum. Ist das ein Preis, den sie bezahlen oder ist das etwas, was einfach ihr Leben von Anfang an geprägt hat? Hätte man sie da freier laufen lassen und freier entscheiden lassen sollen? I don't know.  

Joel Kaczmarek: Ich finde einfach wichtig, sowas mal zu thematisieren, weil ich so viele Karrieristen sehe, auch so in der Beraterwelt, die halt so ein Leben, glaube ich, führen und da halt nie rauskommen. Dann zweite Ehe, dritte Ehe und so weiter und so fort. Also mir hat das sehr, sehr viel Spaß gemacht und ich danke dir ganz, ganz herzlich für deine Offenheit und Ehrlichkeit und dass du da so einen Seelenstrip, das würde ich fast sagen, sogar hingelegt hast. Mich würde es total freuen, wenn wir das nochmal fortsetzen, weil wie gesagt, ich habe hier noch so viele Zettel mit Dingen, die ich dich gerne fragen würde. Vielleicht ergibt sich ja nochmal eine Gelegenheit. Dann danke dir für den Moment, bleib gesund und bis zum nächsten Mal.  

Mehr zum Thema

Erfolgsstrategien

Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Selbstoptimierung: Wie ihr Schatten verfolgt digital kompakt-Macher Joel Kaczmarek regelmäßig erfolgreiche Personen und versucht die Säulen ihres Erfolgs nachzuzeichnen. In Bereichen wie Lebensführung, Gesundheit oder Finanzen erhascht er ungewohnt tiefe und ehrliche Einblicke.