Hinter den Kulissen des Erfolgs von Top-Coach Stefan Lammers – Teil 2: Führungstechniken

14. August 2023, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's!

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute setzen wir unsere Reise mit Stefan Lammers fort. Den hatte ich ja kürzlich im Podcast, um mit ihm zu lernen, wie ist er eigentlich geworden, wie er geworden ist und was bedeutet für ihn Erfolg und wie kann er selbst erfolgreich sein? und haben das alles zusammengesetzt. Wir haben versucht, daraus zu zeichnen, wie seine Geschichte ihn dahin gebracht hat, wo er heute ist. Denn so ist es bei uns allen, dass wir alle eine Geschichte haben. Meine Mama sagt das immer, jeder hat seine Geschichte und sie bringt uns dahin, wo wir heute stehen. Und wir waren aber noch nicht ganz fertig. Und das machen wir heute. Das heißt, heute reden wir nochmal ein Stückchen darüber, was kriegt Stefan eigentlich in Sachen Erfolg auf die Straße und wie macht er das? Wie sieht so seine Work-Life-Balance aus? Welche Werte hat er? Wie trifft er Entscheidungen? Was macht er, wenn man mal sauer ist? All diese Dinge, bin ich schon sehr gespannt drauf. Lieber Stefan, vielen, vielen Dank, dass du nochmal den Weg zu uns gefunden hast und herzlich willkommen.

Speaker 0: Ja, sehr gerne. Also das erste Mal hat mich ja schon sehr inspiriert und auch im Nachgang nochmal so zum Nachdenken angeregt. Das ist ja schon viel, was ich da preisgebe. Ich hoffe, dass der eine oder andere da was für sich rausnimmt, um sich zu überlegen, welche Potenziale er noch für sich heben kann, wo er sich vielleicht von anderen begrenzen lässt und darüber hinausgeht. Und ich bin sehr gespannt, was du mir heute für Fragen stellst. Ja

Joel Kaczmarek: und vor allem warst du auch sehr ehrlich, also auch zu sagen, ich war früher ein Arschloch, heute bin ich das nicht mehr, ich habe gelernt, ja, ich habe mich entwickelt, ich war so, weil dies und heute bin ich anders, weil das, da gehört ja auch Größe zu und wir waren das letzte Mal stehen geblieben, wenn ich mich recht entsinne, dass wir über deine Frau und dich geredet haben, wie ihr euch kennengelernt habt und dass ihr zusammen arbeitet und dann meintest du, wie ihr das zusammen hinkriegt etc. pp. Ich fände es spannend, mit dir heute mal einzusteigen in das, was alle Menschen so Work-Life-Balance nennen, weil du hast ja eine ganz besondere Situation. Also korrigiere mich, wenn es sich geändert hat, aber soweit ich weiß, hast du ein großes Haus, da wohnt ihr drin und in der ersten Etage habt ihr Büroräume. Das heißt, deine Mitarbeitenden kommen zu dir nach Hause. Das heißt, ihr habt Büro und wohnen wirklich quasi in einem Gebäude, richtig?

Speaker 0: Ja, ist das nicht cool? Also man spart sich so unfassbar viel Fahrzeit und so weiter. Man hat das alles zusammen. Das ist mega. Also man muss nicht aus dem Haus rausgehen. Nachts sitze ich hier manchmal, wenn ich nicht schlafen kann und arbeite dann halt. Dafür habe ich tagsüber Zeit und kann irgendwas machen für mich selbst. Also das ist mega.

Joel Kaczmarek: Also ich könnte mir vorstellen, der eine sagte jetzt ja und nein. Also ja, man hat diesen sanften Übergang und ich kann mir genauso vorstellen, es ist doch auch komisch, wenn deine Klienten und deine Mitarbeitenden auch durch deinen Privatraum trampeln, jetzt mal flachs gesagt. Also wenn es dir mal nicht gut geht, wenn du krank bist, bist du zwar zu Hause und dein Büro ist aber auch bei dir. Oder kannst du auch abschalten? Also das fände ich auch nochmal spannend zu verstehen, wie dir das gelingt.

Speaker 0: Die Schlafzimmer, da kommt keiner rein und es gibt auch zwei Badezimmer, da kommt keiner rein und der Rest ist sozusagen Firma und Privat. Und die oberste Etage ist halt Reinfirma. Küche und so weiter ist halt gemischt genutzt. Und wir wissen, wann die Mitarbeiter kommen und wann nicht. Und in dem Moment, wo die weg sind, ist es halt privat. Aber da brauchen wir nicht irgendwie ein Ritual für oder sowas. Es gibt eine knallharte Regel für die Mitarbeiter. Bei uns darf keiner vor 9 Uhr ins Haus kommen. Auch nicht eine Minute vor 9 oder sowas. Letztens hat ein Kollege eine Minute 9 die Tür aufgeschlossen. Und dann hat er sich gleich entschuldigt und gesagt, ich weiß, ich bin zu früh. Ich sage, ja. Tatsächlich ist, wenn es eben geht, auch freitags 16 Uhr, dass die Leute rausgehen sollen. Aber wir haben auch ein, zwei Mitarbeitende, die gerne lange arbeiten. Das wird dann vorher angekündigt. Auch für unseren Sohn ist das kein Problem. Er macht dann seine Schularbeiten manchmal im Coachingraum oder spielt da, macht dann da irgendwelche Aufnahmen und es ist halt, wenn du das von Anfang an gewohnt bist, ist es für dich normal. Und er ist ja auch als Unterhaltungschef in einer wichtigen Rolle bei uns. Ich fand das gerade ganz toll und das werde ich auch in unserem nächsten internen Meeting in der nächsten Woche anbringen, weil wahrscheinlich werde ich dann ein Video vorher mit ihm aufnehmen, damit unser Sohn den Leuten das mitteilen kann, weil er ja in der Schule ist zu der Zeit. Dann wird er nochmal über das Thema sprechen, was er angesprochen hat. Dass er gesagt hat, wir haben schon länger keine Firmenveranstaltung mehr gehabt. Es wird jetzt Zeit, dass wir was machen. Ich sage, naja, du weißt, dass wir im Januar was haben und so. Da sagt er, ja, ja, aber das ist zu weit. Wir müssen jetzt mal endlich wieder alle zusammen essen gehen oder was auch immer. Da kümmert er sich drum. Da sieht er seine Verantwortung hier, die Stimmung hochzuhalten und dass da auch was gemeinsam unternommen wird. Finde ich total klasse, wie er das macht.

Joel Kaczmarek: Das finde ich echt schön, dass ein Kind so früh mit unternehmerischem Handeln in Berührung gebracht wird und vielleicht auch merkt, dass es sich einflechten darf.

Speaker 0: Jetzt hast du eine Vorlage geliefert, da kann ich nicht zurück. Unser Sohn hat mit einem Freund in seiner Klasse gerade eine Firma gegründet. der Bankverwalter ihrer Einnahmen. Die Firma nennt sich Cola, nämlich Konrad und Laurenz. Sie verkaufen Getränke, sie verkaufen Waffeln und so weiter hier in der Fußgängerzone. Jetzt waren wir dabei, für Laurenz ein Konto zu eröffnen und dann habe ich gesagt, können wir denn, spaßeshalber, können wir denn auch ein Gewerbekonto eröffnen? Und dann sagte der, nein, ein Gewerbekonto und so weiter für die Kinder und so, das geht ja nicht. Dann habe ich gesagt, ja, was macht ihr denn? Und er sagte, ja, wir haben ja hier auch schon vor der Tür, vor der Bank, haben ja auch schon Getränke verkauft und so. Ich sagte, ach, ihr wart, das ist ja total toll und so. Und wenn ihr dann da Geld zusammen habt und so, was wollt ihr denn damit machen? Und dann sagt unser Sohn, naja, wenn wir 300 Euro zusammen haben, dann kaufen wir einen neuen Herd, damit wir noch mehr Waffeln machen können und die verkaufen können und so weiter. Ich habe gesagt, alles klar, das Unternehmergen ist da, da wird nicht mehr viel passieren. Geil.

Joel Kaczmarek: Gefällt. Geil. Ich hätte geil, wenn er auch gesagt hätte, ja, das investieren wir in Waffeln und Limo für uns selbst.

Speaker 0: Nee, nee, nee. Gleich größer denken.

Joel Kaczmarek: Und wie gelingt es dir denn, trotzdem im Geiste die Trennung hinzukriegen, dass du nicht in jeder Sekunde, wenn du auf der Couch da deine Serie guckst, denkst, oh. Musst du mal hoch, irgendwie nach oben, noch eine E-Mail fertig machen oder dies oder das oder jenes. Also das ist ja super wichtig auch, dieses Runterkommen.

Speaker 0: Also ich bin immer gut organisiert. Zwischenzeitlich verliere ich mich auch im Chaos, weil einfach so unfassbar viel gleichzeitig los ist, weil wir so viele Kunden haben. Aber dann nehme ich mir wieder so Zeiten, sonntags abends oder so. Das ist bei mir so ein typischer Tag, wo den Steffi und ich hier im Büro verbringen gemeinsam, wo ich dann meinen Schreibtisch sortiere für die nächste Woche. wo dann eben klar ist, was dran steht. Und wenn ich dann sortiert bin, habe ich ja auch nichts, was ich im Kopf tragen muss. Ich weiß dann, zu welcher Zeit ich was machen muss, sodass ich da nichts verliere letztendlich.

Joel Kaczmarek: Führ uns doch mal durch einen typischen Tag von dir, wenn es überhaupt einen typischen Tag gibt. Wann stehst du auf? Wie geht's los?

Speaker 0: Aufstehen ist am liebsten um 9 Uhr. Da sind aber schon die Mitarbeiter da, insofern früher. Meistens so gegen Viertel nach sieben. Dann mache ich meinen Sohn wach, hole ihn aus dem Bett und dann gehen wir zusammen ins Bad, machen uns fertig und dann wird gemeinsam gefrühstückt. Und dann geht er gegen 8 Uhr zur Schule rüber. Dann ist er weg und dann Steffi und ich machen dann so unsere Absprachen für den Tag, was ansteht. Und je nachdem mache ich Besorgung, gehe einkaufen oder sonst irgendetwas. Das ist ja das Schöne, wenn wir eben auch mal abends arbeiten können oder am Wochenende oder so, dass wir dadurch in der Woche eben auch Freizeit haben. Oder manchmal, das haben wir im Moment ehrlich gesagt länger nicht gemacht. Ich freue mich schon darauf, wenn es ein bisschen windstill wird. Steffi und ich sind öfter tagsüber auch in den Park gegangen hier und haben da Tischtennis gespielt und so. Dann haben wir hier unsere Termine, viele Online-Coachings. Also wenn wir jetzt mal vom Tag hier zu Hause ausgehen und Absprachen mit den Mitarbeitenden, die dann irgendwelche Termine für mich eingetragen haben. Ich mache selber keine Termine, das läuft alles über Diana. Da fusche ich auch möglichst nicht rein, weil es echt immer in die Hose geht, wenn ich das mache. Das funktioniert total gut und mittags mal essen wir, mal essen wir nichts, mal gehen wir essen. Und dann wird weitergearbeitet bis abends, in der Regel 6, 7 Uhr gibt es Essen und dann wird entweder noch weitergearbeitet, bei Schularbeiten betreut. Ich habe das auch gerne, dass ich mit Laurens mal auf den Golfplatz gehe oder ihn zum Handballtraining begleite oder sowas. Und das ist für mich der totale Luxus und auch wieder Freiheit. Freie Zeiteinteilung ist mir total wichtig, deswegen arbeite ich auch gerne am Wochenende, weil ich dafür in der Woche Zeit habe und mit meinem Sohn eben Sachen machen kann und Zeit für ihn habe, dann loszugehen.

Joel Kaczmarek: Arbeitet ihr nachts auch viel? Also ich habe gerne mal Leute, die mir sagen, ich mache dann noch bis 11 Uhr E-Mails oder sowas. Gehörst du da auch zu?

Speaker 0: Das ist ganz witzig, das habe ich früher gemacht. Also auch tatsächlich bis 3, 4 Uhr habe ich hier gearbeitet. Das fanden Mitarbeiter auch nicht immer ganz lustig, wenn sie dann nachts noch von mir beballert worden sind mit irgendwelchen Sachen. Das hat sich bei mir total geändert. Also wenn es eben geht, versuche ich abends nicht mehr ins Büro zu gehen und nachts auch nicht mehr. Aber das ist auch einfach wahrscheinlich Altersschwäche, dass ich da nicht mehr die Kraft zu habe oder so. Ich brauche halt auch meine Erholungszeit. mehr als früher. Aber früher habe ich das gemacht. Also früher habe ich auch echt knall sieben Tage durchgearbeitet und habe auch viel in den Abend und in die Nacht reingearbeitet. Was mich immer sehr erstaunt hat, wie viele Kunden dann auch noch spätabends geantwortet haben. Und ich habe auch viele Telefonate früher dann in der Zeit um 11 Uhr, 12 Uhr bekommen von Leuten, die wussten, dass ich sowieso arbeite, die dann eben auch Zeit hatten und die dann spätabends mit mir Gespräche gehabt haben.

Joel Kaczmarek: Ich stelle mir fest, ich kann das irgendwie abends nicht mehr. Ich nehme es dann so mit in die Nacht irgendwie. Und ich staune sowieso, wie manche Leute das hinkriegen, den ganzen Tag sich zu bebehalten.

Speaker 0: Das habe ich nie gemacht. Da bin ich sehr froh drüber. Ich habe schon die abenteuerlichsten Sachen im Coaching erlebt. Kann ich komplett abschalten. Bin ich sehr glücklich darüber, dass das so ist.

Joel Kaczmarek: Ja, ich kann das mittlerweile auch und manche Sachen darf man lernen über die Zeit. Hast du denn unterstützter Netzwerk? Also hast du sowas wie Nannys, Putzkräfte, also gibt es auch Prozesse, die du, sag ich mal, auslagerst?

Speaker 0: Ja, ich würde es gerne noch mehr auslagern. Eine Putzfrau haben wir, das ist aber auch alles, die kommt einmal die Woche. Also Nannys haben wir ganz zu Anfang bei Laurens gehabt, aber sonst gar nicht. Ich hatte mal eine Zeit lang so die Fantasie, auch eine Köchin zu holen, wo die dann auch für die Mitarbeitenden kocht und so weiter. Aber meine Frau sagt sich, sie backt total gerne, sie kocht einfach fantastisch. Für sie ist das Ausgleich und sie möchte das gerne selber machen. Haben wir öfter mal drüber nachgedacht, aber haben es dann nie getan.

Joel Kaczmarek: Wie verstehst du dich denn in deiner Rolle als Vater und als Familienmensch? Also wie haben deine Frau und du sich auch das Privatleben und das berufliche Leben gegenseitig aufgeteilt?

Speaker 0: Jeder tut das, was gerade erforderlich ist. Also das gibt es keine bestimmte feste Aufteilung oder sowas, sondern es sind Themen, die anstehen und dann überlegen wir, sprechen wir kurz drüber, für wen das gerade passt, in den Zeitplan rein oder aber von der Interessenslage her und dann teilen wir uns das auf. Also dieses ganze Schulthema hat jetzt sehr stark bei mir gelegen, beispielsweise mit meinem Sohn. Dann gab es eine größere Odyssee für die weiterführende Schule. Da das auch teilweise juristische Geschichten gewesen sind, habe ich die übernommen und habe die gemacht. Habe auch Kennenlerntag mit meinem Sohn gemacht, weil meine Frau da gerade auf einer Ausbildung in Berlin war. Also da übernehme ich viele schulische Sachen auch. An anderen Geschichten übernimmt sie dann wieder. Also da gibt es nichts Festes an Regeln, sondern immer wieder Absprachen.

Joel Kaczmarek: Ich habe immer das Gefühl, wenn ich dich anrufe, dass du irgendwie beschäftigt bist. Also dass du in irgendwelchen Coachings bist, dass du unterwegs bist, dass du viel zu tun hast. Manchmal rufe ich dich an und dann sagst du, ja, ich habe nächste Woche Urlaub, da mache ich drei Coachings. Ansonsten entspanne ich auch echt mal, wo ich so denke, hä? Drei Coachings in seinem Urlaub, was ist mit dem? Also du bist für mich immer getaktet in der Wahrnehmung. Bist du ein Rockaholic?

Speaker 0: MARKUS TRANTOW? Nein. Ich nehme ja jetzt nicht Nitty-Gritty-Geschichte an für meinen Urlaub, um zu sagen, habe ich jetzt Bock, lieber die ganze Zeit zu arbeiten, als Zeit mit meiner Familie zu verbringen oder für mich selbst zu sorgen. Nee, das sind dann schon Fälle und Fälle eines Kunden kannst du nicht vorher sehen. Schon um drei, vier Uhr nachts bin ich aus dem Bett und habe gesagt, geben Sie mir eine halbe Stunde, um wach zu werden. Und dann können wir gleich sprechen. Der Fall eines Kunden, der auf einer Executive-Ebene ist, der vielleicht gerade aus einem schwierigen Meeting rausgekommen ist und wo gerade eine Weichenstellung für sein Leben ansteht oder sowas, der richtet sich ja nicht nach meinem Kalender. Der ruft an und hat in dem Moment ein Bedürfnis und der braucht in dem Moment Unterstützung. Und dann gebe ich ihm die auch in dem Moment, weil der kann keinen anderen anrufen. Das ist Für mich eben selbstverständlich. dann in dem Moment, das gehört dazu, das weiß jeder auch hier in der Familie, dass ich das in dem Moment mache. Das ist auch nicht so, dass das alle fünf Minuten passiert oder jede Woche passiert. Aber wenn das passiert, ich habe ein Jahr gehabt, dass ich heiligabend drei Geschäftsführer eines Unternehmens hatten, die Probleme miteinander hatten. Und mit denen habe ich jeweils Einzelgespräche geführt, die jeweils, glaube ich, anderthalb Stunden waren. Ich habe denen aber massiv an diesem Tag geholfen und die hatten echte Probleme miteinander. Also was Schöneres, als dann hinterher Weihnachten zu feiern, wenn du weißt, du hast gerade drei Menschen in einer schwierigen Situation an so einem Tag geholfen, die sonst kein Weihnachten mit ihren Familien gehabt hätten, dann ist das doch toll.

Joel Kaczmarek: Hey, ist eine interessante Wahrnehmung, weil ich habe gerade gedacht, dass du ganz schön viel bereit bist aufzugeben von dir selbst für andere. Du empfindest es eher als Bereicherung, was zu machen?

Speaker 0: Total.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, bei mir zu Hause hätte es Ärger gegeben, wenn ich viereinhalb Stunden an Weihnachten gefehlt hätte. Ihr steckt das weg, ja?

Speaker 0: Das ist kein Wegstecken für uns. Ich habe Executives, die auch in schwierigen Situationen das Vertrauen zu mir haben, bei mir anzurufen, Unterstützung zu holen und da bin ich da.

Joel Kaczmarek: Weil ich habe neulich den Satz gelesen auf so einer Postkarte oder irgendwo, die einzigen, die sich nach zehn Jahren noch erinnern, dass du immer länger an der Firma gearbeitet hast, sind deine Kinder. Nicht präsent sein in der Familie, daran habe ich gerade gedacht.

Speaker 0: Sehe ich anders. Das ist ja das, was ich vorhin gesagt habe, dass ich mir dadurch auch die Freiheit erlaube, beispielsweise in der Woche da zu sein und mit meinem Sohn zum Handballtraining zu fahren oder eine Golfrunde zu machen oder sowas. Welche Eltern haben diese Chance, das mit ihren Kindern in der Woche zu machen? Worüber ich froh bin, dass ich Coachings eben fast nur noch online mache, spart mir wahnsinnig viele Reisezeiten und hat für mich die Möglichkeit, viel mehr hier zu Hause zu sein. Und du musst einfach überlegen, wenn mein Sohn nach Hause kommt, dann ist der Vater hier. Ich kann mit ihm Mittagsmittag essen und so weiter. Also ich habe ja viel Zeit mit ihm.

Joel Kaczmarek: Ich habe so eine schöne Frage mir mal aufgeschrieben. Vielleicht ist ja eine lustige Stelle, die zu stellen. Wenn dein lebender Buchtitel wäre, wie würde der lauten?

Speaker 0: Ich glaube, das Buch gibt es sogar so. Am Ende steht da Regenbogen.

Joel Kaczmarek: Deiner und der der anderen?

Speaker 0: Ja, witzigerweise, bevor wir gerade angefangen haben, hatte ich dir erzählt, dass hier jemand angerufen hat, der mich gerade woanders empfehlen will. Ich glaube, wir haben in der Zwischenzeit Ich habe 13 Jahre nicht miteinander gesprochen, war ja Angestellter in einem Unternehmen. Ich habe das Unternehmen, den Vertrieb reorganisiert und das Management-Team und so weiter. Das war ein Unternehmen, das hatte gerade 700 Leute entlassen. Die sind hinterher stark gewachsen nach den ganzen Maßnahmen, die wir da gemacht haben. Wie gesagt, den habe ich jetzt 13 Jahre nicht gehört. und da habe ich gesagt, ich finde das schön, dass du mich anrufst und dass du das Vertrauen zu mir hast. Und da sagt er zu mir, Stefan, du weißt gar nicht, wie viele Dinge ich damals gelernt habe, wie viel die für mein Leben bedeutet haben und wie ich die die ganze Zeit mitnehme. anderen Menschen. Das merke ich oftmals auf Weihnachten oder so, was dann für Briefe kommen oder Karten kommen, was da draufsteht und mehr Genugtuung kann es nicht haben.

Joel Kaczmarek: Ich kann total verstehen, was du meinst. Ich hatte gestern einen jungen Gründer zu Besuch. Der ist in meinen Business Club gekommen und fragte dann, ob er mich mal treffen kann und dann sagte ich ja. Und dann brachte er mir ein Buch mit, das heißt, wie Gründer und Investoren mit neuen Geschäftsmodellen unsere Zukunft retten. Und ich habe es mir fotografiert, deswegen, ich gucke gerade in meinen Fotostreams, das kann ich auf meinem Laptop genauso sehen wie auf dem Handy. Und dann schrieb er mir, speaking of retten in Anführungsstrichen, Lieber Joel, mit Digitalkompakt hast du meine Zukunft geprägt und gerettet. Wer ich heute sein darf, habe ich maßgeblich dir zu verdanken. Auf ewig dankbar, Aydin. Das hat mich so gerührt, wo du so denkst, ja Wahnsinn. Ich mache ja ein Produkt, wo ich mich mit Menschen unterhalte, aber ich sehe ja nie das Publikum. Und dann zu spüren, was man in anderen Menschen auslöst, ich glaube, ich kann mir vorstellen, wie es dir geht, der das auf Steroiden nochmal hat.

Speaker 0: Oft ist Coaching, und das hat mich zu Anfang auch ein bisschen gestört, kriegst du ja bei Coaching keine Rückmeldung. Du bist ja in einem Labor, du bist jetzt für ein paar Sitzungen mit irgendjemandem zusammen. Aber wenn du etwas bewegt hast und kriegst dann eben nach einer ganzen Zeit, manchmal eben nach Jahren, eine Rückmeldung, wo du dann auf einmal merkst, was du in dem ausgelöst hast oder bewegt hast, das ist es. natürlich echt total schön. Deswegen freue ich mich auch immer, wenn ich Prozessbegleitung über eine längere Zeit auch in Unternehmen in Beratung machen kann. Ich mache ja eben nicht nur Coaching, sondern vielfach eben auch die Beratung, ob das Reorganisation von Unternehmen ist oder Transformation. Und dabei zu sein, wenn man sieht, wie sich das entwickelt, das geht ja auch immer erst durch schwierige Phasen. Und dann kommt da hinterher, geht das auf. Also da bin ich ja ein großer A-Team-Fan. Da kommt ja zum Schluss, das mache ich auch mal Manchmal eine Zigarre rauchen, wenn es mir gut geht. Das habe ich mir immer gesagt, eine Zigarre rauche ich nur, wenn es mir gut geht. Und dann denke ich immer an den Typen, mir fällt gerade der Name nicht ein, wenn er da sitzt und sagt, ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.

Joel Kaczmarek: Hannibal vom A-Team.

Speaker 0: Hannibal, genau.

Joel Kaczmarek: Das zwingt sich quasi auf, dir diese Frage zu stellen, weil ich glaube, du hast mehr Ausbildung für dich selbst finanziert als andere Menschen, die ich kenne oder wahrscheinlich jeder andere Mensch. Wie lernst du heute noch?

Speaker 0: Tagtäglich viel durch meinen Sohn, indem ich andere Leute beobachte. Ich mag unheimlich Fehlerkultur, also Dinge, die mir nicht gelungen sind, daraus was wieder Neues zu entwickeln. Bei mir steht es auch an, dass ich demnächst mal wieder gucke, wo ich die nächste Ausbildung mache. Es wird Zeit, mal wieder irgendetwas zu tun. Früher habe ich fast jedes Jahr eine Ausbildung gemacht. Das habe ich jetzt durch Corona, weil ich da wegen meiner Lunge ein bisschen vorsichtig sein musste, nicht mehr gemacht. Und das wird jetzt Zeit, dass ich mal wieder rauskomme und mich wieder mal inspirieren lasse.

Joel Kaczmarek: Wo bist du eigentlich so verortet im Eck? Bist du Kopfmensch, bist du Herzmensch, bist du dazwischen?

Speaker 0: Ich glaube, da bin ich relativ balanciert.

Joel Kaczmarek: Und ich habe ja den Leuten eingangs versprochen, dass ich dich auch mal ein bisschen durchmassiere, was so deine Business-Geschichten angeht. Wie gehst du denn zum Beispiel vor, du bist ja die perfekte Person, das zu fragen, und triffst Entscheidungen? Weil die Welt ist ja unglaublich komplex geworden. Da irgendwie Klarheit zu gewinnen, auch irgendwie Komplexität zu reduzieren, das fände ich mal interessant, wie du das machst.

Speaker 0: Ich muss jetzt gerade an die Schulentscheidung bei unserem Sohn nochmal zurückdenken, die wir gerade hatten, weil unser Sohn hatte ja bei einer Schule in Erkrad die Zusage und war da auch zum Kennenlerntag und hat sich jetzt auch da wohlgefühlt. Und jetzt kriegt mir plötzlich das Schreiben der Bezirksregierung, dass der Einspruch von mir funktioniert hat, dass er dann doch auf die Schule hier vor Ort gehen kann, die nur drei Minuten entfernt ist. Was machst du denn da? Steffi und ich waren uns sehr schnell einig, dass diese Entscheidung nicht von uns getroffen werden kann, sondern nur von Lorenz. Und dann haben wir das gleiche gemacht, was ich mit 14 erlebt habe, dass ich gecoacht worden bin und das haben wir mit unserem Sohn gemacht. Wir haben ihm alle Informationen gegeben, die auf der Hand lagen oder die bekannt waren, die wir auch von anderen Leuten gehört haben. Und spannenderweise war vom Gefühl her, alle drei waren bei Airquart. Am Mittwoch, warum auch immer, ich weiß es nicht mehr genau, hat sich das auf einmal geändert und unser Sohn hat auch immer gesagt, das ist eine ganz schön schwierige Entscheidung für ihn jetzt. Und am Mittwoch war es bei mir auf einmal so, dass ich zu Steffi gesagt habe, bei mir ist es Gefühl. Und dann kam da uns aus der Schule wieder und sagte, ich gehe hier in Gerritsheim zur Schule. Dann haben wir das nochmal dreimal gechallenged. an dem Tag und auf dem Weg dahin habe ich mit einem Freund gesprochen und habe ihm die Situation erklärt und da hat er gesagt, kennst du eigentlich den Münzwurf? Du nimmst dir zwar vor, was auf der einen Seite und was auf der anderen Seite steht, aber während du wirfst, hältst du die Hand darüber und guckst gar nicht drauf, was es geworden ist. Aber in dem Moment, wo du wirfst, ist dir klar, was richtig ist. Und das war genau dieser Moment, als unser Sohn wiederkam aus der Schule und gesagt hat, ich gehe hier in Gerritsheim zur Schule. In dem Moment habe ich sofort mich an diesen Moment erinnert und ich habe gespürt, das ist genau die richtige Entscheidung, die er jetzt gerade geht. Also es gibt eben ganz rationale Themen, die dann einfach in dem Moment eine Rolle spielt, nämlich beispielsweise Chancen offen zu halten. Wir wissen nicht, was passiert in dem Prozess, proaktiv zu denken. Dann hinterher bei der eigentlichen Entscheidung hat auch viel das Gefühl einfach eine Rolle gespielt. Und das ist eben ein ganz wichtiger Punkt, sich Gedanken darüber zu machen, sowohl tun als auch unterlassen hat am Ende immer Konsequenzen. Und das ist für mich eben auch ein Parameter, den ich mitbedenke. Was halte ich mir für Möglichkeiten offen, wenn ich etwas tue? Oder aber auch, was verschließe ich mir gleichzeitig damit, wenn ich etwas tue?

Joel Kaczmarek: Wie ist es mit Zielen, lieber Stefan? Ich habe so Leute in meinem Umfeld, ich erinnere mich, das fand ich das Krasseste, was ich je erlebt habe, der sagte, ja, ich habe berufliche Ziele und ich habe persönliche Ziele und ich habe Tagesziele, Wochenziele, Monatsziele, Jahresziele, Fünfjahresziele und Zehnjahresziele, wo ich dachte, oh mein Gott. Also ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Das war so. das eine Extrem, dann gibt es die ziellosen Menschen, das ist auch nicht schön. Wo bist du?

Speaker 0: Im Grunde genommen bin ich da tatsächlich ziellos unterwegs, was nicht ganz stimmt, weil ich mir schon immer wieder Gedanken darüber mache, was ich will und so weiter. Aber ich habe jetzt nicht irgendwie den großen Plan, wo ich irgendwie hinkommen will. Es stehen Themen an, die irgendwann eine Rolle spielen werden, logischerweise. In welche Richtung entwickelt sich die Firma weiter. Wollen wir tatsächlich noch weiter wachsen oder nicht? Bisher war das nie mein Ziel, sondern in diesem Rahmen, wo wir unterwegs sind, ein hervorragendes Geschäft zu machen. Nur die Aufträge anzunehmen, wo ich weiß, dass ich wirklich gut bin oder wo wir wirklich gut sind, wo wir eine gute Leistung bieten können und wo ich Bock drauf habe. Das ist, glaube ich, ein Ziel von mir. Ein weiteres Ziel ist, dass der Laurens gute Startchancen hat, um ein gutes Leben. in seinem Sinne später gestalten zu können. Aber darüber hinaus würde ich jetzt sagen, habe ich keine festen Ziele, wo ich sage, da möchte ich jetzt hin, das möchte ich mir leisten können oder sonst, das spielt alles keine Rolle, sondern ich will die Zeit, in der ich bin, gut genießen, wahrnehmen, Spaß daran haben. Ansprüche habe ich viele, auch an mich oder auch an die Firma. Das würde ich nicht als Ziel in dem Sinne formulieren.

Joel Kaczmarek: Drei Fragen habe ich noch an dich. Die eine, ich glaube, ist jetzt ein Elfmeter für dich. Wie gehst du mit Konflikten um?

Speaker 0: Ich spreche sie sofort an und versuche nicht drum herum zu reden, sondern auf den Punkt zu kommen. Wobei auf der anderen Seite das Thema Timing einfach wichtig ist. Also wo spreche ich das an und wie spreche ich das an? Ich habe aber auch heute gelernt, nochmal drüber nachzudenken, ob es ein Konflikt ist, den ich wirklich austragen muss. Das bezieht sich dann aber eher tatsächlich auf den privaten Bereich, wo ich dann nochmal gucke, passt der Mensch oder dieser Umstand wirklich zu mir und lohnt sich das jetzt, diesen Fight zu gehen? Und da kann es durchaus im Privaten eher dazu kommen, dass ich dann auch sage, da habe ich dann keine Lust mehr, mich mit einer Person zu treffen oder sowas. Da muss ich jetzt nicht noch in eine Klärung rein.

Joel Kaczmarek: Bist du harmoniebedürftig eigentlich?

Speaker 0: Nee, würde ich jetzt nicht sagen.

Joel Kaczmarek: Das ist ja so mein Ding. Da bestaune ich immer, wenn Leute Konflikte gut aushalten und austragen können. Wie gelingt dir das?

Speaker 0: Ich finde einfach, Konflikte sind ein totales Pfeffer im Leben. Da gibt es Energie, die freigesetzt wird. Konflikte sind total wichtig für Weiterentwicklung. Konflikte sind Wunder, um Organisationen weiterzuentwickeln. Und ich glaube, da, wo keine Konflikte mehr sind, ist Langeweile ein Ding. Generation. Insofern bin ich dankbar darüber und scheue die nicht und nehme die nicht negativ. Und ich habe es auch gerade hier wieder gesehen, wo wir mit Mitarbeitenden wertvolle Konflikte hatten. Im ersten Moment, die nicht schön fanden und auf der anderen Seite hinterher gesagt haben, wow, dadurch hat sich bei mir das und das entwickelt.

Joel Kaczmarek: Vorletzte Frage. Wie gehst du mit Fehlern um?

Speaker 0: Ja, ich lerne daraus und Fehlerkultur wird bei mir groß geschrieben. Ich bin ein großer Freund davon, Fehler zu machen. Einmal, um dann daraus zu lernen. Was ich nicht gut abkann, ist, wenn es ein zweites oder ein drittes Mal passiert. Grundsätzlich sind Fehler wieder tolle Lernquellen, um weiterzukommen. Und wenn wir keine Fehler mehr machen, dann auch da sind wir wieder in einer Degeneration aus meiner Sicht, weil wir nicht mehr mutig genug sind, Dinge auszuprobieren. Und insofern finde ich Fehler großartig, wenn man die Erkenntnisse rauszieht.

Joel Kaczmarek: Womit wir passenderweise bei meiner letzten Frage sind. Was sind so, das Wort habe ich von dir gelernt, deine Derailer? Was regt dich auf? Was bringt dich zum Schreien? Wo gerätst du aus der Fassung und was tust du dann vor allem?

Speaker 0: Leute, die mich auf die Palme bringen können, sind welche, die eine bestimmte Ansicht vertreten und nicht mehr zulassen, darüber zu reden. Bei sachlichen Auseinandersetzungen sofort emotional total hochdrehen, weil sie sich selbst nicht damit umgehen können, dass sie sich selbst mal in Frage stellen. Da hat es ja eben über die Konflikte gesprochen. Das sind dann so die Überlegungen, will ich den Konflikt noch eingehen oder will ich ihn nicht eingehen? Und dann mir auch überlegen, was ist die Art und Weise, wie ich damit umgehe. Ich bin aber auch früher teilweise da sehr buschikos und destruktiv offen gewesen und habe es geschafft, in mindestens zwei Situationen, die ich genau für mich weiß, wo ich auch nie drüber sprechen werde hier, Leute bloßgestellt habe. Das liegt Jahre zurück. Ich habe das in dem Moment als richtig angesehen. Es war total falsch. Das würde ich heute nicht mehr tun.

Joel Kaczmarek: Ist ja aber auch eine Stärke, dass du das dir eingestehen kannst und dann deine Lehre ziehst. Ja, von daher, lieber Stefan, war es doch schön, dich heute nochmal da zu haben. Also auch heute habe ich wieder ganz viel mitgenommen. Vielen herzlichen Dank und ich freue mich noch mehr, dass ich dich regelmäßig weiterhin sehe, nämlich wenn wir über Leadership reden. Mal gucken, was du da das nächste Mal auf der Pfanne hast. Von daher, für den Moment wünsche ich dir alles Gute, bleib gesund und ich freue mich auf unseren nächsten Talk. Mach es gut.

Speaker 0: Bin gespannt auf Resonanzen. Vielen Dank dir für die spannenden Fragen und freue mich auch weiter auf die Leadership Sessions. Bis bald.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.