
Hinter den Kulissen des Erfolgs von Top-Coach Stefan Lammers – Teil 1: Resilienz
19. Juli 2023, mit Joel Kaczmarek
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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute haben wir mal wieder eine sehr besondere und ich finde auch sehr erfolgreiche Person im Podcast. Und ihr kennt das ja, regelmäßig versuche ich, erfolgreichen Personen ein bisschen im positiven Sinne gemeint auf den Zahn zu führen. Das heißt, ich versuche nachzuzeichnen, wie führen sie eigentlich ihr Leben, wo kommen sie her, was sind so Werte, die sie in sich tragen, wie gehen sie ihre Arbeit an? und einiges mehr. Wir machen das ja regelmäßig mit sehr, sehr vielen erfolgreichen Führungskräften. Und der Mann, der heute da ist, den kennt ihr alle auch, der ist nicht nur Selbstführungskraft, sondern Er hilft auch anderen Führungskräften dabei, bessere Führungskräfte zu werden, nämlich in ihre High Performance zu kommen. Jetzt wisst ihr vielleicht schon, um wen es sich handelt, um den lieben Stefan Lammers. Und bei Stefan bin ich ganz neugierig darauf zu erfahren, wie sein Lebensweg so war. Einen kleinen Einblick habe ich natürlich schon bekommen, weil wir uns ja sehr gut kennen und auch immer mal schnacken. Und heute werde ich aber noch tiefer mit ihm eintauchen und ich glaube, da ist ganz viel drin. That being said, lieber Stefan, moin moin, schön, dass du da bist.
Stefan Lammers: Ja, einen wunderschönen guten Morgen und ich bin schon ganz gespannt auf die Fragen, die von dir kommen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich eröffne das immer mit einem Doppelklang und zwar, was bedeutet denn für dich eigentlich Erfolg? Weil wenn ich von erfolgreichen Menschen rede und die nachzeichnen will, ist ja mal interessant, wie das jeder für sich verortet.
Stefan Lammers: Also Erfolg bedeutet für mich, dass ich auf der einen Seite eine innere Zufriedenheit und Gelassenheit für mich spüre und dass ich auf der anderen Seite etwas erreicht habe, was letztendlich auch anderen etwas gebracht hat. in diesem Moment, wo ich eine Rückkopplung dann auch wieder dafür bekomme, dass ich etwas bewegt habe in irgendeiner Form. Also bei mir hat Erfolg immer mit zwei Dingen zu tun, letztendlich mit Energie auf der einen Seite und auf der anderen Seite auch mit Bewegung.
Joel Kaczmarek: Also mir geht es ähnlich bei sowas, dass ich gerne Impact hinterlasse im Leben anderer Menschen oder was nach vorne bringe. Ich habe auch gerade an einem Wochenende ein tolles Coaching gehabt und als du mich dann fragst, was willst du eigentlich machen, habe ich gesagt, ja große Räder drehen. Warum? Weil ich will was in der Welt hinterlassen. Warum? Was sollen die über dich erfahren? Warum? Wie ist das bei dir? Also warum ist dir das wichtig, dass du einen positiven Einfluss auf das Leben anderer Menschen hast? Warum ist das für dich dann Erfolg?
Stefan Lammers: Also weil ich oft festgestellt habe, dass sich Menschen ein Riesenpotenzial haben und dass sie auf der anderen Seite sich aber das Potenzial ein Stück weit selber verschließen. Dass sie also gar nicht sich trauen, daran zu gehen. Das hat oft was damit zu tun, was einem andere Leute erzählen. Und ich habe halt in meiner Geschichte ganz oft Grenzen überschritten, die andere Menschen mir gesetzt haben oder setzen wollten. Und insofern ist es für mich so, dass ich da auch anderen Menschen einfach helfen möchte, diese Barrieren zu sprengen, die Ketten zu sprengen, für sich selbst zu erkennen, was für ein Potenzial eigentlich in ihnen steckt. Das möchte ich weitergeben sozusagen, was ich für mich selbst erfahren habe.
Joel Kaczmarek: Und weshalb möchtest du das machen? Also du warst ja jetzt sehr stark bei den anderen Menschen, was für Potenziale die heben können und dass du vielleicht den Schlüssel hast, um die Tür aufzuschließen. Was gibt das dir?
Stefan Lammers: Hier gibt es die Befriedigung meiner obersten Werte und meine obersten Werte sind Liebe und Freiheit. Das habe ich in meiner ersten Coaching-Ausbildung für mich herausgearbeitet und gerade Freiheit ist für mich ein ganz, ganz großes Thema. Deswegen ist für mich sozusagen, wenn jemand seine Potenziale nicht ausnutzen kann, ist dann eben auch schon wieder eine Beschränkung ja. Die möchte ich helfen auszuhebeln. Und auf der anderen Seite eben auch tatsächlich dieser Wert Liebe, wo manche Leute erstmal im Moment stutzen im Zusammenhang auch mit Führung oder im Zusammenhang mit Führungskräften. Ich glaube einfach, dass Liebe auch was mit Menschlichkeit zu tun hat und mit einem Interesse am Gegenüber. Das sind einfach Leidenschaften von mir, die ganz tief in mir verankert sind. Ich glaube, das hat viel mit meinen Eltern zu tun, die sich immer viel für andere Menschen eingesetzt haben. Mein Vater war immer in verschiedensten Vereinen Vorsitzender. Leute sind zu ihm gekommen, wenn sie Probleme hatten. Und das habe ich einfach gesehen, obwohl er eben Versicherungskaufmann war und nicht jetzt als Coach oder ähnliches unterwegs war, habe ich das da gelernt, wie Menschen zu einem kommen und wie glücklich die sind, wenn man denen weiterhilft und wenn man nicht die Tür verschließt.
Joel Kaczmarek: Jetzt schulde ich dir noch den zweiten Gongschlag, was ich eigentlich meinte. Also ich habe dich als erstes gefragt, was bedeutet für dich Erfolg? und dann mal dagegen gehalten. Was bedeutet denn für dich Glück? Also Glück im Sinne von Happiness, nicht im Sinne von Losglück oder so.
Stefan Lammers: Glück sind für mich manche Momente, wo ich einfach innerlich tief berührt bin. Und es hört sich jetzt echt total blöd an, was ich erzähle, aber gestern Abend war ich im Zug von einem Workshop zurück und meine Frau hat mir ein Foto von meinem Sohn geschickt. Der ist ja zehn Jahre alt und der war duschen nach dem Sport und hat sich danach ein Oberhemd angezogen, eine Krawatte von mir und ein Sakko und saß dann da frisch geduscht in diesen Klamotten und hat an seinen Mathearbeiten gemacht und hat gesagt, er hätte jetzt eine Mathekonferenz. So zu sehen, wie so ein Kind groß wird und Sachen ausprobiert und so weiter, das ist in dem Moment Glück für mich. Auch vielleicht kommen wir da nachher noch zu, ich habe ja in der Kindheit einige Herausforderungen gehabt, ist im Prinzip vor allen Dingen auch jeder Geburtstag, wo ich bei meinem Sohn sehe, wie er älter wird und dass er die Dinge nicht durchmachen musste, die ich durchmachen musste. Das sind Glücksmomente, die sehe ich aber tatsächlich oder die werden in mir ausgelöst durch Dinge, die ich außen sehe, was bei anderen Menschen passiert oder in anderen Situationen passiert. Das gibt mir innere Befriedigung und würde ich als Glück bezeichnen.
Joel Kaczmarek: Ich hänge ja auch noch so an dem Gedanken, was du ja auch in Bezug auf Erfolg meintest, der Bezug zu den anderen Menschen. Also wenn ich dich das frage, ist es ja auch ein Blick auf mich selbst. Weil wie gesagt, als ich am Wochenende das auch gerade erzählt hatte, ich möchte gerne Spuren hinterlassen auf der Welt, ich möchte die großen Räder drehen, ich möchte was bewegen. Dann meinte man, warum, warum, warum, warum? Ich konnte es nicht beantworten. Weißt du, es ist mir ein innerer Treiber. Also ich habe lustigerweise ähnliche Werte wie du. Mein Nummer eins ist Freiheit, dann kommt Lebenskraft, dann kommt Familie. Sicherheit versuche ich gerade ein bisschen runterzuschrauben, dass ich das akzeptieren kann, dass es keine Sicherheit gibt. Bisher wäre das auch Sicherheit gewesen, jetzt lasse ich das los. Von daher nochmal da die Nachfrage. Man macht sich ja leichter auch abhängig, wenn man sein eigenes Glück, seinen eigenen Erfolg an anderen Menschen quasi mit festmacht. Weißt du, wie ich meine?
Stefan Lammers: Ja, aber ich mache das ja nicht an speziellen Menschen fest. Genieße diese Situation, wo ich bestimmte Dinge wahrnehme und erfahre und deswegen macht mir mein Job auch so viel Spaß. Mein Job ist mein Hobby, weil es mir ganz viele Glücksgefühle gibt, wenn ich dann Rückmeldungen kriege, dass etwas funktioniert hat, wo wir drüber gesprochen haben, wo jemand sich getraut hat, Dinge anders zu machen als vorher. Insofern schenkt mir mein Job einfach unfassbar viele Glücksmomente. Das ist einfach total klasse.
Joel Kaczmarek: Ich hab meine Mutter sonst immer im Kopf, die so das Thema Helfer-Syndrom hat. Hat man ein Helfer-Syndrom, wenn es einem sozusagen Freude bereitet, dass man andere Leute voranbringt?
Stefan Lammers: MARKUS TRANTOW Nee, habe ich überhaupt nicht. Ich gucke da sehr genau hin, wo ich unterwegs bin. Das hört sich ja so an, als wenn ich die ganze Zeit in der Außenbeziehung ganz viel unterwegs bin, auch mit Leuten. Ich muss das sogar ganz andersrum sagen, dass ich im Privaten eigentlich sehr zurückgezogen bin, dass ich durch diese intensiven Gespräche auch, die ich so im Beruflichen immer wieder habe, glaube ich einen relativ kleinen Freundeskreis habe, mich selten mit anderen Leuten im Vergleich treffe. In dem Umfeld, ich sage jetzt mal schulisches Engagement oder sowas, da bin ich gar nicht gut.
Joel Kaczmarek: Okay, also ich sag mal so rum, du hast was anzubieten und freust dich dran, wenn es jemand annimmt und was Tolles draus entsteht, so höre ich das aus.
Stefan Lammers: Ja, großartig.
Joel Kaczmarek: Okay, und jetzt hast du ja schon Spannungsaufbau gemacht, da kann ich ja gar nicht widerstehen, als da reinzugehen, deine Kindheit. Ich habe jetzt schon von dir gelernt, dein Vater war Versicherungskaufmann und vereinst technisch aktiv. Was war denn mit deiner Mutter und hattest du noch Geschwister?
Stefan Lammers: Mutter habe ich auch. Die war Schulsekretärin. Die war auch an der Schule, an der ich gewesen bin. Es war insofern toll, da ich sehr viel krank gewesen bin, muss ich sagen, und das leben wir hier heute auch extremst weiter. Wir haben immer sehr viel Unterstützung gehabt von anderen Leuten, egal in welchem Job meine Mutter gewesen ist. Die Chefs haben sie immer unterstützt, dass sie jederzeit gehen konnte, um für mich da zu sein. Und das ist auch was, was ich heute einfach weitergeben möchte und was ich hier auch tue. Unsere Mitarbeiter werden hier maximal unterstützt, wenn sie irgendwelche auch private Schwierigkeiten haben oder sowas, dann sind wir da. Und das ist auch, glaube ich, das, was dieses tolle Team hier heute ausmacht. Ich habe einen Bruder, fünf Jahre älter. Mein Bruder ist für mich ein riesengroßes Role Model als Kind gewesen. Der hat mich überall mit hingeschleppt. Seine Freunde waren meine Freunde und ich war dadurch auch immer der Zeit weit voraus. Habe eigentlich nie mit Gleichaltrigen früher was zu tun gehabt. Und dann dazu meine Krankheitsgeschichte, dass ich also einfach in sehr frühen Jahren sehr weit gewesen bin für mein Alter. Insofern bin ich da sehr dankbar meinem Bruder auch, dass er da immer zu mir gehalten hat, mich unterstützt hat. Das war schon einfach recht klasse.
Joel Kaczmarek: Jetzt hast du schon mehrfach erzählt, dass du krank warst. Was war denn da los in deiner Jugend?
Stefan Lammers: Eine ganze Menge. Also eigentlich mit Asthma angefangen, mit vier Jahren. Ich habe zwei, dreimal die Situation gehabt, dass ich da gerade so irgendjemand vom letzten Moment runtergesprungen bin von irgendwelchen Situationen. Damals war das nicht so einfach, irgendwo hinzukommen, wenn man keine Luft mehr gekriegt hat. Später habe ich eine schwere Nierenkrankheit gehabt, habe mit 14 Jahren eine Chemotherapie gehabt. Es war für mich eine wahnsinnig lehrreiche Zeit, weil ich in dieser Zeit viele Dinge lernen musste, die mir heute helfen. Das habe ich erst später begriffen. Fangen wir mal vorne an sozusagen mit 14 die Chemotherapie. Das war kein Muss, sondern das war eine Entscheidung. Und da bin ich das erste Mal im Prinzip mit Coaching in Verbindung gekommen. Meine Eltern haben mich eigentlich gecoacht. in der Situation. Sie haben die Entscheidung bei mir gelassen. Wir sind viel spazieren gegangen. Ich weiß auch noch genau die Wege, wo wir uns darüber unterhalten haben, was das für Konsequenzen hat. Vermutlich keine Kinder zeugen können und ähnliches. Das war damals das, was bekannt war. Habe ich dann mit 14 für mich selbst entschieden, dass ich das mache, weil ich Ich halt die Jahre vom, ich sag jetzt mal 9. Lebensjahr bis 14. Lebensjahr, habe ich sehr wenig Zeit in der Schule verbracht, habe sehr viel Zeit in Krankenhäusern verbracht. Das hat mir auf der anderen Seite wieder auch was Tolles gegeben, nämlich wenn du als kleines Kind irgendwo immer wieder in neue Situationen reinkommst, dich schnell zurechtfinden musst in unterschiedlichen Krankenhäusern mit unterschiedlichen Personen, dann kriegst du halt schon unheimlich früh eine Schulung für so einen systemischen Blick. Wie laufen hier die ganzen Geschichten? Wer hat hier was zu sagen? Wie funktionieren Hierarchie? Wie kannst du damit umgehen? Wo kannst du eben auch deine eigenen Freiräume erkämpfen in diesen Krankenhäusern? War eine total super lehrreiche Zeit für mich. Also die möchte ich, hört sich jetzt bescheuert an für den einen oder anderen, ich möchte diese Zeit nicht missen. Die hat mir unfassbar viel gegeben, so schwer sie war. Darüber hinaus, durch diese hohen Mengen an Kortison, an sonstigen Geschichten, die ich bekommen habe, sind meine Bänder und Knochen auch nicht die besten. Das alles in der Wachstumszeit gekriegt habe. Mal zwei Grenzen aus der Krankheitsgeschichte. Mit 14 Jahren hat man mir gesagt, ich werde niemals Kinder zeugen können. Das hat man mir auch 2004 noch gesagt. in einer der führenden Kinderwunschkliniken. Heute habe ich einen zehnjährigen Sohn, der vor mir kommt. Also was einem die Leute erzählen, muss nicht stimmen. 1986 hat man mir gesagt, spätestens in zehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Das mache ich heute auch noch nicht. Also insofern lasst euch nicht was erzählen, immer was da draußen ist, sondern geht euren eigenen Weg, macht euch Gedanken, wie ihr mit den Situationen umgeht. Und das ist die Lehre, die für mich da ist. Und das ist für mich eben auch dieses Thema, warum es mir ein Anliegen ist, Menschen zu helfen, nicht ihre eigene Begrenzung, in den Vordergrund zu stellen, sondern die Möglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, wie ich mich entwickeln kann.
Joel Kaczmarek: Ich habe am Wochenende gerade, als ich auf diesem Coaching-Seminar war, von Karin Kuschik gehört, wenn ein Arzt dir sagt, das geht nicht, sie werden so, sie werden dies, sie werden das, sagt es mehr über den Arzt aus, als über den Patienten in der Regel. Fand ich einen ganz schönen Satz. Also eine Nierenkrakate hast du bekommen, hast du gesagt, war die Ursache all dessen. Wie ist sowas entstanden? Also gab es da eine Ursache für? Ist es genetisch? Hast du Pech gehabt?
Stefan Lammers: Das kann man ja nie so richtig nachweisen. Ich war mit neun Jahren in einer Kinderkurklinik. Über diese Kinderkurklinik gibt es heute ein großes Forum. Da gibt es auch Dinge, wo untersucht werden. Viele Sachen, die dort in dieser Klinik gelaufen sind, würde man heute nicht mehr machen. Es Es gibt viele Menschen, die damals, die in dieser Klinik waren, im Nachgang in Therapie gegangen sind, die also wirklich das auch teilweise als psychische Folter und Ähnliches empfunden haben. Das war halt noch nach einem sehr alten Stil geführtes Haus und damit sind viele Menschen nicht zurechtgekommen. Und was auch viele in diesem Forum sagen, sind, dass sie Krankheiten entwickelt haben, um da rauszukommen. Und ich habe eben tatsächlich auch in dieser Klinik diese Nierenkrankheit entwickelt. Wir sind allerdings auch bei ISIS-Gelte ins Meer gegangen und so weiter und so fort. Ich weiß es nicht, ob es ein Schutzmechanismus gewesen ist, der dazu geführt hat, da rauszukommen, ob es tatsächlich irgendwie die Krankheit war, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass meine Eltern nach sechs Wochen mich das erste Mal in dieser Klinik gesehen haben. Die durften mich nicht besuchen, die durften auch in der Regel nicht mit mir telefonieren oder sonst was, da war Kontaktsperre und das war als Neunjähriger schon relativ. hart. und ich bin als Neunjähriger, als meine Eltern nach sechs Wochen kamen, an ihnen vorbeigelaufen und sie haben mich nicht erkannt, weil ich mich so verändert habe in diesen sechs Wochen. Also insofern kannst du dir vorstellen, dass das nicht gerade so die schönste Zeit des Lebens war. Aber auch da habe ich in dieser Zeit auch bei Schwestern Unterstützung gehabt und habe Da wieder ein System kennenlernen müssen, wie ich damit umgehe, wie ich damit klarkomme. Und auch das ist eben am Ende eine gute Lehre für mich gewesen. Und das war eine der ersten Taten, die ich meiner jetzigen Frau Steffi gemacht habe, ist tatsächlich zu dieser Klinik zu fahren. Wir haben dort einen kleinen Engel vergraben, der eben auch Acht geben soll auf alle anderen Kinder, die heute in irgendwelchen Kurkliniken oder ähnlichem sind, damit auf die aufgepasst werden.
Joel Kaczmarek: Ach, du bist ja süß. Oh Gott, ich habe hier feuchte Augen. Carsten, du als jemand, der hervorragend ausgebildet ist in verschiedenen Coaching-Methoden, der sich sehr viel mit sich selbst auseinandergesetzt hat, was ist so deine Einstellung zu dem Thema transgenerationale Traumata oder auch, sage ich mal, Verhaltensweisen, Elemente, die so über Generationen hinwegkommen?
Stefan Lammers: Ja, also es gibt ja einmal genetische Dinge, die tatsächlich vererbt werden. Das ist ja das eine. Aber es gibt natürlich auch, jetzt nicht genau in der Form auf Krankheit bezogen, aber was ich sehr oft habe, dass ich hier teilweise 40, 50-jährige Führungskräfte habe, die sich immer noch nicht von ihren Eltern entrollt haben. Die also noch nicht für sich selbst hundertprozentig Verantwortung übernommen haben und das gar nicht so präsent und bewusst haben, wie sehr sie noch sozusagen in dieser Kindrolle leben. Und insofern merkt man halt einfach, wie stark solche Rollenbilder sind und wie stark solche Rollenbilder prägen. Insofern würde es mich nicht wundern, ohne da jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung zu haben, wenn dadurch auch bestimmte Symptome oder ähnliches in den Vordergrund gestellt werden. Kennt jeder vermutlich irgendwo in seinem Umfeld, dass Menschen ja auch ganz viel Anerkennung beispielsweise über Krankheiten oder sowas erfahren. und dass sie dann ganz viel darüber reden und dadurch auch sozialen Kontakt haben, soziale Aufmerksamkeit haben oder ähnliches. Und das kann natürlich auch dazu führen beispielsweise, dass ich dann bestimmte Symptome verstärkt spüre, weil es mir ein Bedürfnis erfüllt, weil es mich weiterbringt letztendlich.
Joel Kaczmarek: Jetzt habe ich dich natürlich in deine Wissensecke geschoben. Kommen wir mal wieder zurück mit der Lupe auf dich. Was war das für ein Thema? Abnabelung von zu Hause, Geschichte der Eltern. Auf der einen Seite vielleicht Kapitel fortschreiben, auf der anderen Seite vielleicht Bücher zuschlagen?
Stefan Lammers: Das hat schon relativ früh bei mir angefangen. Für mich gibt es ganz bestimmte Marker. Es gibt einmal einen Marker, als ich damals bei Eurocard angefangen habe. Da bin ich ja sozusagen das erste Mal in die große, weite Welt. Ich habe dann meistens in einem Hotel in der Nähe der Frankfurter Messe gewohnt. Und über Eurocard haben wir eben auch von American Express Tickets bekommen und so weiter. Und ich habe damals für ein Frank Sinatra Konzert in der Festhalle Tickets bekommen. Und ich habe meine Eltern in das Hotel eingeladen und meine beste Freundin. Und wir vier haben mal dieses Konzert besucht. Das war dieses, ich lade meine Eltern in eine andere Welt ein, in die Großstadt und so weiter. Ich habe das Hotel gesucht und so. Das war, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt schon mal der Abnabelung. Dann gibt es noch einen zweiten, der sogar drei, vier Jahre früher stattgefunden hat. Und da bin ich meinem Vater sehr dankbar. Werden jetzt Leute auch darüber nachdenken, ob sie das gut finden oder nicht gut finden. Mein Vater hatte diese Tradition. Genauso bei meinem Bruder, als er 18 geworden ist und genauso war es bei mir. Bei mir war es sogar tatsächlich ein paar Tage vorher, ist er mit meinem Bruder und auch später mit mir in den Nachtclub gegangen. Dieses Thema, du bist jetzt erwachsen, dieses Klarwerden, das ist jetzt ein anderer Zustand sozusagen. Und das zu machen, fand ich total mega, muss ich wirklich sagen. Und das ist heute auch, glaube ich, manchmal ein Problem, dass Kinder gar nicht mehr, die werden ja immer älter. Dieser Abnabelungsprozess, dieses Ritual in irgendeiner Form, du bist jetzt erwachsen, findet oftmals nicht so statt. Dann gab es nochmal so zwei entscheidende Momente noch später. Das war einmal zum 70. Geburtstag meines Vaters, der Krebs hat. Das war kurz vorher bekannt geworden und da habe ich gesagt zu seinem 70. Wir wussten ja nicht, was das heißt, wie lange lebt er und so weiter. Der lebt übrigens heute noch, ist inzwischen 87. Reise nach Wunsch geschenkt und wir sind dann drei Wochen in Asien zusammen unterwegs gewesen. Konnte sich aussuchen, entweder Nordamerika oder Asien. Dann hat er gesagt, du hast mir so viel schon von Asien erzählt, wir fahren da hin. Und da habe ich Hölle und Himmel in Bewegung gesetzt und alle meine Freunde haben mitgeholfen, die ja vielfach auch in Asien sind, da eine fantastische Reise zusammenzustellen. Wir haben Hammersachen da erlebt und das ist unvergesslich für ihn. Der ist zurückgekommen aus dieser Reise und die Ärzte haben gesagt, das haben sie noch nie erlebt, dass die Ergebnisse besser geworden sind. Also da sieht man wieder, wie viel solche Dinge an Auswirkungen machen. Und das war auch, dass ich das organisiert habe, dass ich mit ihm da war. Und da haben wir auch anders miteinander gesprochen. Da haben wir auch über unsere Vergangenheit teilweise nochmal Reflexionen gemacht am Strand, die ganz toll waren. Und bei meiner Mutter war es bei meinem 40. Geburtstag. Meine Mutter hatte am gleichen Tag Geburtstag wie ich oder umgekehrt. Ich habe am gleichen Tag Geburtstag wie meine Mutter. Und da kommt das als Kind eben auch so, dass man sehr viel zusammen feiert und dieses Eigenständige nicht so hat. Und mit dem 40. Geburtstag, wir haben immer versucht zusammen zu feiern, entweder bei ihr oder bei mir oder wie auch immer. ganz bewusst nicht gemacht und habe gesagt, jetzt ist der Zeitpunkt für mich selbst zu feiern. Kann sein, dass wir das mal zukünftig machen. Das war für mich auch nochmal ein ganz wichtiger Prozess.
Joel Kaczmarek: Schließen wir mal ab, das erste Kapitel deiner Jugend, deiner Krankheitsgeschichte. Wann war das vorbei? Also wann war das so, dass du nach vorne geschaut hast? War das so in den Zwanzigern oder Gab es da so einen Moment?
Stefan Lammers: Also die Krankheitsgeschichte war nie vorbei und ich habe mir mit 16 Jahren vorgenommen, dass ich mit 40 Jahren sterben will. Weil ich gesagt habe, ich habe da keinen Bock mehr drauf, auf diese ganze Krankheitsscheiße. Das war eine totale Befreiung, weil ich musste jetzt ja, heute ist das ein Bumerang, aber egal, weil ich gedacht habe, ich kann eh keine Kinder zeugen und so weiter und so fort. Das war ja damals noch das Bild. Bis 40 lebe ich und ich habe alles erlebt. Also habe Geld rausgeschossen ohne Ende, habe viel Geld verdient und habe immer über meine Verhältnisse gelebt und habe das Leben gelebt. erleben kannst. Drei Highlights, komm, drei Extreme. Tatsächlich für mich eins der Highlights waren die Olympischen Spiele in Peking, wo ich sowohl mit Spielern, mit Trainern zusammen gewesen bin, aber auch gefeiert habe und was auch immer alles Mögliche. Ich habe mit meinen Freunden in einer der angesagtesten Jazzclubs in Peking, habe ich ein Humidor, nicht nur für Zigarren, sondern für auch Rum gehabt. Und die jamaikanische Mannschaft hat damals mit Puma in der Bar von unserem Freund in dem Club gefeiert. Die hatten aber nur, ich habe Ich habe ganz tolle Videos von Ursain Bolt. Ich bin nie so ein Typ, der da singt und was auch immer, der solche Sachen veröffentlicht. Ich habe die hier bei mir und gucke mir solche Sachen dann mal irgendwann zwischendurch an oder zeige sie meinem Sohn. Die durften natürlich nur Softdrinks oder Bier trinken. So, und dann bin ich irgendwann hingegangen mit einem Kumpel und habe dann aus unserem Humidor unsere Zigarren rausgeholt und den rum. Und das war so wie in der Mitte eines Tornados. Das war eine unfassbare Party, mit der wir da nachts gefeiert haben. Ich habe schon echt schöne Späße erlebt.
Joel Kaczmarek: Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast, als wir uns das erste Mal am Strand von Gran Canaria getroffen und unterhalten haben oder auch auf dem Weg dahin, was du das erste Mal über dich erzählt hast?
Stefan Lammers: Nee, hab ich nicht auf dem Schirm.
Joel Kaczmarek: Wir sind den Strand lang spaziert, dann sagtest du zu mir, früher war ich total das Arschloch und heute aber nicht mehr. Was hast du damit gemeint?
Stefan Lammers: Was ich damit gemeint habe, ist, dass ich früher ein sehr egozentrischer Mensch gewesen bin, auch tatsächlich Frauen gegenüber, dass ich sehr fokussiert war auf die Erfüllung meines Glücks. Und das hat sich bei mir krass geändert. Mit 39 war ja dieser Punkt, wo ich jetzt da an der großen Überlegung war, mache ich dem ein Ende oder nicht? Und dann hat mich mein Freund Rainer eingeladen, hat gesagt, komm nach China, ich organisiere was. und dann reden wir über alles. Und dann bin ich nach China geflogen und dann haben wir da zwei tolle Nächte in unseren Clubs in Peking verbracht. Und dann haben wir uns und er hat eine Reise in die Mongolei organisiert. Dann sind wir mit zwei Begleiterinnen in die Mongolei geflogen und haben dort die Mongolei richtig kennengelernt. Von schamanistischen Ritualen über Insights wie Mongolen denken, die Gastfreundschaft und ähnliches. Und Rainer und ich haben stundenlang zwischen Yaks gesessen und zwischen Murmeltieren und gesprochen über das Leben. Und da habe ich sehr viel verändert danach. Durch diese Gespräche darüber sind ja auf einmal Perspektiven erwachsen, dass es eben neben dem Gefühl, dass man schon alles erlebt hat, noch ganz andere Dinge gibt, die weit weg von materiell, von Hubschrauberflügen oder sonst irgendetwas sind, was für mich heute auch alles keine Bedeutung hat. Das ist auch manchmal für mich tatsächlich oder auch unsere Familie manchmal gar nicht so einfach, weil vom Status her ja gut situiert heute sind mit dem, was wir machen und weil wir so viel Erfolg haben. Aber von dem, was wir brauchen, Status Denke, das haben wir gar nicht. Das brauchen wir gar nicht. Da gibt es ganz andere Sachen, die viel wichtiger sind. Und das ist manchmal schwierig, weil es manchmal schwierig ist, im Andocken an die Leute, die uns zuschreiben, dass wir ja eben ganz viel Geld haben. Die sagen dann, ja, das sind ja irgendwie, die gehören nicht so richtig zu uns. Und die Leute, die vielleicht das Geld haben, da sagen wir vielleicht, Naja, da wollen wir gar nicht so richtig dazugehören und so wollen wir uns nicht verhalten. Ich will halt eine Pizza gerne weiter mit Fingern essen, wenn ich da Bock zu habe und nicht Äthepäthete da irgendwie rumsetzen. Und insofern sind wir da manchmal Grenzgänger zwischen zwei Welten. Wir können aber in beiden leben.
Joel Kaczmarek: Wenn wir uns jetzt mal zurück orientieren, hören ja viele Menschen auch zu, die sich natürlich auch beruflich dafür interessieren, wie man erfolgreich wird, wie eine gute Lebensführung aussehen könnte. Wer waren denn so die Menschen, zu denen du dein Leben über aufgesehen hast? Also an wem hast du dich so orientiert?
Stefan Lammers: Als erstes an meine Oma. Meine Oma Maria ist einfach eine unfassbare Frau gewesen. Also die war immer herzensgut, die hat unheimlich viel erlebt. Die hat auch schon mal für einen Papst gekocht, die konnte unfassbar gut kochen. Also sie war eine unfassbar herzensgute Frau und hat mir ganz viel Rückhalt in meinem Leben gegeben. Immer wenn ich Mist gebaut hatte, bin ich zuerst zu meiner Oma und meine Oma hat mich in irgendeiner Form geschützt. Aber sie war auch sehr klar und hat mir auch sehr stark Grenzen gesetzt. Also ich habe viel Zeit mit ihr verbracht, weil wir mit meinen Eltern arbeiten mussten und ich war krank und konnte nicht zur Schule oder so. Dann hat sie auch auf mich aufgepasst. Hat vielleicht auch ein Stück weit dazu geführt, dass ich immer mit älteren Leuten, auch durch die Geschichte, die ich ja eben mit meinem Bruder erzählt habe, viel Kontakt zu älteren Leuten hatte. Und da gibt es einige in meiner Vita, zu denen ich wirklich aufgesehen habe. Das war damals, als ich von Mannes Mandatenverarbeitung einen Unternehmensteil für die Deutsche Bank bekam. gekauft habe beispielsweise, um dann ein Tochterunternehmen für die Deutsche Bank aufzubauen. Da gab es einen älteren Mitarbeiter, der mir ganz viel beigebracht hat. Der ist dann leider relativ kurzfristig gestorben und ich bin unfassbar dankbar, was der mir beigebracht hat. Ich habe Menschen kennengelernt, die leider Gottes heute schon tot sind. Ich habe zwei Onkels gehabt, die mich zu allen möglichen Sachen mitgeschleppt haben, die mir viel beigebracht haben. Die hatten beide selber keine Kinder. Mit denen bin ich auch in Urlaub gefahren und so. Die waren unfassbar fürsorglich auf der einen Seite, aber die haben mir auch Dinge beigebracht oder gezeigt, die ich vorher nicht so auf dem Schirm hatte. Mit dem einen war ich immer surfen und so. Und sehe ich auch heute noch so, dass ich von älteren Menschen unheimlich viel lernen kann. Ich finde das manchmal schade, was wir heute für eine Diskussion haben, dass dann einfach immer so abqualifiziert wird wie Boomer oder sonst irgendetwas. immer wieder offen bleiben dafür, dass wir alle voneinander lernen können, egal in welche Richtung das gerade geht, ob das hat nichts mit Alter zu tun. Ich kann von meinem Sohn wahnsinnig viel lernen oder von seinen Klassenkameraden, genauso wie ich was lernen kann von älteren Leuten und das ist einfach schön.
Joel Kaczmarek: Was war denn eigentlich dein Karriereweg? Also was hast du denn nach der Schule gemacht? Weil für mich bist du Stefan der Coach und für viele da draußen auch.
Stefan Lammers: Ich sage immer, ich bin in meinem fünften beruflichen Leben. Ich bin ja gelernter Foto- und Video-Einzelhandelskaufmann, werde in meinem Urlaub auch in meine alte Fotoschule nach Kiel fahren, um mal anzugucken, wie die heute aussieht. Dann war ich halt acht Jahre im Einzelhandel tätig, bin dann zu Eurocard, Mastercard und da war ich im Vertrieb. Zum Schluss für die Großkonzerne Mineralindustrie zuständig, da habe ich so 5,6 Milliarden Außenumsatz verantwortet. Dann hat mich die Deutsche Bank abgeworben, da habe ich ein paar Großprojekte gemacht und ein Tochterunternehmen gegründet, die Easy Cash. Und dann bin ich abgeworben worden nach Hamburg zu Experian, war dort Geschäftsführer für drei Länder und im Europäischen Management Board und war nach einer Wertediskussion, die mir ja schon damals immer wichtig war, da habe ich dann den Hut genommen. und bin gegangen, habe mich selbstständig gemacht, wollte ein Startup gründen. Da war ich aber gedanklich zu früh mit den Themen und damals war die Blase gerade geplatzt. Habe dann mich selbstständig gemacht, wollte nie wieder Führungskraft sein und wollte Einzelkämpfer bleiben als Coach und Berater. Das ist dann immer mehr geworden. Dann habe ich immer mehr Kollegen mit reingezogen und dann irgendwann ist mir Karl Heinz über den Weg gelaufen als Coachee, eine Top-Führungskraft der Deutschen Bank. Und den habe ich in den Ruhestand begleitet. Und dann ist er irgendwann zu mir gekommen und hat gesagt, er würde Coach werden wollen. Und dann habe ich gesagt, Ich weiß nicht, ob du da der Richtige bist. Und am nächsten Tag habe ich ihn angerufen und habe ihn gefragt, ob er nicht Wirtschaftsbeirat bei mir werden will. Und wir planen und haben geplant, dann die Firma größer zu machen. Und heute sind wir halt neun Angestellte hier und über 20 Berater im Netzwerk. Und so hat sich das dann im Laufe der Zeit immer größer entwickelt. Anfangs war es halt eben viel Konzerne, wo wir unterwegs gewesen sind und da ist eben auch der Podcast mit dir, der dann nochmal eine Veränderung hervorgerufen hat, dass wir eben auch sehr stark in der Startup-Szene heute unterwegs sind und genauso auch im Mittelstand. Das war einfach nochmal ein toller Booster, für den ich auch sehr dankbar bin.
Joel Kaczmarek: Du sagtest eben, du wolltest nie wieder Führungskraft sein. Warum?
Stefan Lammers: Eine gute Frage. Da habe ich, glaube ich, gar nicht so eine richtige Antwort drauf im Moment, warum ich das nicht mehr sein wollte. Ich habe ja mal irgendwann in einem Podcast bei T3N die Frage beantwortet von Stefan Dörner, ob ich eigentlich eine gute Führungskraft war. Und da habe ich gesagt, wenn ich heute darauf gucke, würde ich sagen, ich war eine beschissene Führungskraft. Wenn ich aber das, was ich damals weiß, zugrunde liege, dann war ich, glaube ich, damals für das, was ich wusste, eine gute Führungskraft und habe alles gemacht, was möglich war. Und ich glaube, ich habe da schon ein bisschen gespürt in der ersten Zeit, dass ich nicht selbst mit mir da zufrieden war. Wenn ich irgendwas nicht richtig hinkriege, will ich das ja lernen. Das hatte ich jetzt auch gerade nochmal, dieses Erlebnis. Ich habe mich sehr gefreut, einen alten Weggefährten zu treffen, den Michael Hegemann, der heute Trainer beim Zweitbundesligisten Handball ist. Und Nationalspieler ist und Weltmeister geworden ist, auch mit der Handball-Nationalmannschaft. Und wir haben letztens miteinander telefoniert und haben uns auch letztens endlich mal wieder gesehen nach Jahren. Ich war ja früher zweiter Vorsitzender bei der HSG Düsseldorf, als sie in der Handball-Bundesliga waren und habe mit den Spielern auch gearbeitet. Und aus meiner Sicht bin ich total gescheitert. Danach habe ich dann erstmal eine Sportmentaltrainer- und Coachausbildung gemacht, weil ich das lernen wollte. Wie arbeite ich denn mit Sportlern? Ohne dass ich das thematisiert habe, hat er mir dann gesagt, obwohl wir haben uns glaube ich 2,5, 2,6 oder sowas das letzte Mal vorher gesehen. Und er hat zu mir gesagt, dass ich ihm damals Sachen beigebracht habe, die er die ganze Zeit als Spieler, als Trainer heute noch nutzt. Und das fand ich total schön, das dann zu hören. Obwohl ich das Gefühl hatte, total gescheitert zu sein, hat es doch das ein oder andere gegeben, was mitgenommen wurde. Das hat mich gefreut. Ja, sehr berührt.
Joel Kaczmarek: Bist du sehr streng mit dir?
Stefan Lammers: Ich glaube, ich bin nachgiebiger geworden als früher. Ich glaube, ich war früher viel strenger mit mir.
Joel Kaczmarek: Weil ich weiß, als ich dich mal vor ein paar Jahren, als du warst mit deiner Family zu Besuch und mit deinem Sohn, da hatte ich den Eindruck, dass du deinen Sohn auch unglaubliche Anforderungen gestellt hast, den sehr unter Druck gesetzt hast. Dann habe ich gedacht, wahrscheinlich setzt der Stefan sich selbst auch sehr unter Druck. Ist das so?
Stefan Lammers: Ich bin ja nicht der Billigheimer unter den Coaches, um das jetzt mal so zu sagen. Also ich habe ja einen Preis, der für mich auch angemessen ist und der muss auch das erfüllen. Da muss ich auch das erfüllen, was sozusagen dafür gezahlt wird. Das heißt also, der Anspruch an mich ist schon da. Das ist für mich total wichtig. Das war in der Eurocard-Zeit für mich eine gute Lehre. In der Eurocard-Zeit hatte ich immer das Gefühl, dass ich überbezahlt war für das, was ich geleistet habe. und das ist ein Gefühl, was ich nie wieder haben will, sondern ich will immer dieses Gefühl haben, dass das zusammenpasst. Und ja, in der Tat ist es so, dass ich schon Ansprüche stelle, aber ich glaube auch, dass ich mit meinem Sohn nachgiebiger geworden bin, als ich das schon war. Aber das muss ich ja auch erst mal lernen, mit Kindern umzugehen, also mit einem eigenen Kind umzugehen, ist gar nicht so einfach. Und ich glaube, das ist schon ein paar Jahre her, dass wir das Gespräch hatten.
Joel Kaczmarek: Und wo du gerade von Bezahlung geredet hast, was würdest du sagen, viele Menschen streben ja Erfolg an oder wünschen sich Erfolg, machen sich aber auch keine Gedanken über den Preis. Was war so der Preis, den du für deine Erfolge gezahlt hast?
Stefan Lammers: Ich habe wahnsinnig viel Geld in richtig teure Ausbildungen gesteckt. Also das jetzt mal tatsächlich als Preis. Wenn ich da manche Leute sehe, die sich als Coach verkaufen oder sonst was, die entweder nie eine Ausbildung gemacht haben oder vielleicht irgendwelche Methoden kennengelernt haben oder sowas, ich glaube dieses Der Preis ist vielleicht das lebenslange Lernen und diese Bereitschaft, auch in andere Wege zu gehen. Also wie gesagt, ich habe in China, in England, in Amerika Ausbildung gemacht und mich hat immer interessiert, dass ich unterschiedlichste Sachen gelernt habe, dass ich nie eine Methode, eine Schule oder sonst was gesehen habe. Und der Preis ist, glaube ich, der, wenn überhaupt. dass ich manchmal Zeit reinstecken muss, zu sortieren und zu überlegen, was ist wirklich das Beste aus dieser riesigen Vielfalt, die ich da habe, um da was Klares zu konzipieren. Aber da habe ich hier auch eben tolle Mitarbeiter und eine tolle Frau, die mir da unfassbar Unterstützung sind, mich auf den Punkt zu bringen.
Joel Kaczmarek: Das sind ja auch noch harmlose Preise vergleichsweise. Also ich hätte gedacht, manche sagen dann Gesundheit oder meine Beziehungen oder irgendwas in der Art. Bei dir gab es da nichts?
Stefan Lammers: Nee. Wir verbringen ja, außer wenn ich jetzt auf Workshops bin oder so, 24 Stunden, weil wir zusammen arbeiten. Unsere Schreibtische sind gegenüber. Wir haben unsere Büros hier für die Mitarbeitenden bei uns im Haus. Also mehr Zeit kann man gar nicht miteinander verbringen und trotzdem funktioniert alles miteinander.
Joel Kaczmarek: Ich habe einmal Coaching bei dir gemacht, da bin ich nach Düsseldorf gekommen, habe drei Tage bei euch gewohnt. Ich habe noch im Kopf, ich glaube, das darf man sagen, es ist, glaube ich, nichts Persönliches hier, wie ich mit euch beisaß und dann giftet ihr euch an über irgendwelche Dinge, so, das macht jetzt das, was hast du gerade, pass mal auf, das löst mir Folgendes aus, gibt dann so eine Sekunde, da habe ich dann gesagt, Okay, wie so eine Schildkröte ziehst du mal kurz den Kopf in den Panzer zurück, bist hier in einem fremden Zuhause. Und dann so 20 Minuten später, weil der Rauch sich verzogen hat, habe ich dann so, Stefan, wärst du lieber, wenn ich gehe? Und dann meintest du so, nee, wieso denn gehen? Verstehe ich jetzt nicht. Na, weil ihr euch so streitet. Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir hier irgendwie unter Druck fühlt. Wieso streiten? Wir haben uns doch gar nicht gestritten. Aber du hast doch gerade zu ihr gesagt, so und so und sie das und das. Also das wirkte schon sehr aggressiv. Nee, das ist unser normaler Talk. Wenn uns was stört, kommt es sofort auf den Tisch, wird sofort diskutiert, sofort thematisiert und verarbeitet. Und so ist das. Ich konnte es an die nächsten Tage bezeugen. Wie kommt ihr zu dieser Art des Umgangs?
Stefan Lammers: Keine Ahnung, das hat immer so von Anfang an funktioniert. Also vielleicht sind wir da heute auch milder, als wir das in der Anfangszeit waren, weil wir auch eingespielter sind an vielen Ecken. Aber wir sind sehr deutlich miteinander und klar, du musst nichts mitschleppen. Vielleicht machen wir ja mal eine Folge zum Thema Feedback und so weiter. Was will ich denn die ganze Zeit mitschleppen, wo ich mit irgendetwas unzufrieden bin? und ich habe es nicht gesagt oder wir haben keine Klärung miteinander gefunden oder was auch immer. Das ist einfach vielleicht auch unser Erfolgsrezept. dass sich bei uns nichts aufstaut oder sowas, sondern wenn wir irgendetwas haben, dann besprechen wir das miteinander und klären das. Und ja, es kann auch manchmal härter sein. Aber das ist eben auch von beiden Seiten. Es gibt jetzt nicht irgendwie ein Gefälle, dass ich schlimmer bin als Steffi, glaube ich. Vielleicht sieht Steffi das anders, dann muss ich sie nochmal fragen. Aber das funktioniert wunderbar.
Joel Kaczmarek: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, du und deine Frau?
Stefan Lammers: Sie war Studentin an der Uni. Die hatten eine Veranstaltung aus den Sprechkontakten, wo sie unterwegs war und eine Methode vorgestellt hat. Und eine ähnliche Methode nutze ich auch in Workshops. Ich bin da hingefahren. Also es ging um das Thema Workshop-Methoden, die dort vorgestellt wurden. Und da habe ich gedacht, ach, guckst du dir mal an und lass dich mal inspirieren. Ja, und dann habe ich mich von Steffi inspirieren lassen. Und dann ist sie bei mir als Praktikantin angefangen. Bei mir war es aber schon klar, dass ich ganz was anderes wollte. Und dann hat sich das glücklicherweise auch genau so entwickelt, wie ich mir das erhofft habe.
Joel Kaczmarek: Ist manchmal so ein heißes Eisen, Beziehung und Arbeit und so, aber bei euch funktioniert das auch.
Stefan Lammers: Wir haben beide Eltern gehabt, die von zu Hause aus gearbeitet haben. Wir kennen das gar nicht anders. Wir kennen auch eben, dass die Eltern immer miteinander unterwegs waren. Ich glaube, das würde mit anderen vermutlich nicht so gut passen.
Joel Kaczmarek: Ja, spannend, Stefan. Eigentlich bieten sich noch ganz viele Fragen an, aber ich habe mir immer auferlegt, so die Länge eines Inlandfluges pro Podcast. Deshalb würde ich folgenden Vorschlag machen. Wir vertagen uns noch, machen eine Zweiteiler-Folge draus. Und beim nächsten Mal können wir nochmal drüber reden, ein bisschen mehr eintauchen in deine Selbstorganisation. Also wie arbeitest du eigentlich? Wie triffst du Entscheidungen? Was hast du für Mantras? Wie funktionierst du? Work-Life-Balance? Also da gibt es, glaube ich, noch einiges zu heben. Und dann für den Moment schon mal ganz herzlichen Dank, dass du uns auf eine so persönliche Reise mitgenommen hast.
Stefan Lammers: Sehr gerne. Danke dir für das Vertrauen, das du in mich da hast, dass du mit mir über solche Themen sprechen magst. Auch die Art, wie du es gemacht hast, ist eben nicht dieses Gefühl, einen Seelenstriptease oder sonst was zu machen, sondern ich glaube einfach, dass das vielleicht den einen oder anderen nochmal inspirieren kann.
Joel Kaczmarek: Das freut mich.
Stefan Lammers: Danke dir.
Joel Kaczmarek: Danke und bis zum nächsten Mal.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.