
Hinter den Kulissen des Erfolgs von Startup-Koryphäe Florian Heinemann – Teil 1: Work-Life-Balance
9. August 2022, mit Joel Kaczmarek
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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's!
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Jörg Hatschmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und heute haben wir mal wieder den lieben Florian Heinemann an unserer Seite, aber nicht so in der Form, wie wir es sonst denken, dass wir über Gründertum reden, sondern wir wollen heute mal lernen, wie der Florian eigentlich seinen ganzen Erfolg so gemanagt kriegt. Da lacht er schon. Seht ihr mal, wie bescheiden der ist. In meiner Anmoderation lacht er schon, weil er sich selbst gar nicht so empfindet. Aber ich glaube, man darf mit Fug und Recht sagen, dass er sehr erfolgreich, aber vor allem auch sehr freigiebig ist mit anderen Menschen. Und darum freut mich, dass er heute mal ein bisschen darüber erzählt, wie eigentlich seine Lebensführung so aussieht. Weil Florian ist ja wirklich erst im Bereich Marketing, mittlerweile auch super stark im Bereich Venturing. So eine der Koryphäen des Landes, hat viele Erfolge vorzuweisen. Gleichzeitig vier Kinder, wo ich mich jedes Mal frage, wie er das irgendwie hinkriegt zu managen. Und hat, glaube ich, ganz, ganz viel auf der Platte, wenn es darum geht, mal drüber zu sprechen, wie bringt man eigentlich sein Privatleben und sein Berufsleben in Einklang. Und mal Mäuschen zu spielen, wie der Heinemann eigentlich so seinen Alltag bestreitet, was so ein typischer Tag bei ihm ist, findet, glaube ich, der ein oder andere auch spannend. So, that being said, lieber Florian, morgen. Wie fangen wir mit dir eigentlich an? Also ich sage ja, vier Kinder und ich weiß ja, du bist ja gefühlt Dauer-Online, also du machst ja irgendwie, ich kriege von dir noch nachts um zwölf manchmal E-Mails, ich kenne wenige Menschen, die so viele Meetings machen wie du, also vielleicht wäre ja bei dir mal ganz interessant, mal durch so einen typischen Wochenarbeitstag im Hause Heinemann durchzutauchen. Wann schießt du typischerweise auf?
Florian Heinemann : 6.30 Uhr ungefähr. Und bei uns ist es halt so, dass wir gegen acht das Haus verlassen müssen, weil die Kinder eben um halb neun zum Glück zur Schule müssen. Es gibt ja auch durchaus Schulen, die um acht Uhr anfangen, was ich für, ja, ist ja auch erwiesenermaßen einfach falsch, dass man Kinder so früh aufweckt. Ja, aber bei uns ist es ein bisschen später quasi vom Ende gedacht, also von wir müssen um acht das Haus verlassen, Stehe ich dann um 6.30 Uhr auf, gehe in der Regel unter die Dusche, mache einmal Frühstück für alle. Und dann kommen so gegen 7.10 Uhr die Kinder langsam runter. Und dann gibt es Frühstück und so weiter. Und dann schaffen wir das eigentlich ganz gut, um 8 Uhr das Haus zu verlassen. Spätestens 10 nach 8.
Joel Kaczmarek: Wie gelingt dir denn das? Bei vier Kindern ist doch immer irgendeines, was keinen Bock hat, sich anzuziehen, was nicht auf Toilette will, wo das Zähneputzen hapert, was sich das Essen irgendwie aufs Shirt kippt. Also wie kriegt man das hin, die alle vier orchestriert zu kriegen?
Florian Heinemann : Gut, die sind jetzt fairerweise, der kleinste ist mittlerweile sechs. Das heißt, der hat relativ vernünftige Geschwister, die dann schon irgendwie 14, 12, 10 sind. Das ist dann schon anders. Ja, also da hast du sicherlich andere Probleme, wie jetzt Aber so das Thema, es ist 7.15 Uhr, wäre ganz gut, wenn du jetzt mal dich hier runter bewegst und das geht dann eigentlich ganz gut. Da hast du eher so die Themen, hast du die Hausaufgaben gemacht, morgen ist Test, hast du gelernt, das sind eher so die Themen. Aber so dieses Fertigmachen, das geht eigentlich mittlerweile ganz gut.
Joel Kaczmarek: Ich weiß, du hast mal zu mir gesagt, als bei mir Nachwuchs anstieg, die ersten zwei Jahre bei Kindern sind scheiße, ab dem dritten fängt es an Spaß zu machen. Verstehst du noch zu dieser Aussage?
Florian Heinemann : Das habe ich natürlich nur zu dir gesagt, damit sonst keiner mitbekommt. Ach, Entschuldigung. Nein, also, ich empfinde die Zeit, wo man mit Kindern auch verbal stärker kommunizieren kann, empfinde ich als deutlich befriedigender. Jetzt kriege ich natürlich wahrscheinlich irgendwie einen Shitstorm, dass natürlich auch Kinder im Alter von sechs Monaten schon klare Signale senden und so weiter. Das ist ja ganz zauberhaft und so weiter. Das verstehe ich auch alles. Ich rede halt gerne mit Menschen und dementsprechend fällt mir dann diese Phase einfach ein bisschen leichter. Ich finde es einfach schöner, wenn man eben eher so den kognitiven Fortschritt von Kindern mitbekommt und dann eher auf einer Ebene, die sich dann eben über das Sprechen bewegt. Das ist aber auch, glaube ich, auch eine Typfrage. Also ich glaube, da kann man, ich bin halt, da glaube ich, versuche immer ja sehr ehrlich zu sein zu mir und zum Teil auch zu anderen und da so ist auch diese Aussage zu begründen. Aber ich bin ja sowieso, ich sage sowieso, also Eltern sein ist ja auch, es geht ja auch nicht um Spaß oder so, sondern man hat ja einfach eine gewisse Fähigkeit, die man halt darüber übernehmen muss, indem man halt gesagt hat, ich setze jetzt dieses Kind in die Welt und dann stellt sich ehrlicherweise jetzt auch gar nicht die Frage, ob das jetzt wahnsinnig viel Freude macht oder Spaß, sondern es ist halt einfach eine Aufgabe. Und ich glaube, das ist halt auch wichtig und die Aufgabe hast du dir selbst ausgesucht und dann hat man das eben auch so zu machen. Also auch die ersten zwei Jahre werden sich eben nicht so leicht fallen, muss man sagen.
Joel Kaczmarek: Das war ja auch nicht völlig frei von Ironie, was du zu mir gesagt hast. Aber was war denn so euer Familienmodell? Also deine Frau ist ja, glaube ich, Anwältin, wenn ich mich nicht täusche. Habt ihr den Classic gemacht, dass sie dann irgendwie zu Hause war in Elternzeit? Habt ihr euch reingeteilt? Oder ist das so ein bisschen, die Jahre gehören dir und die dann kommen mir? Wie habt ihr das gelöst?
Florian Heinemann : Meine Frau war länger Anwältin, ist jetzt seit ein paar Jahren Richterin. Oha. Ja, am Familiengericht war sie länger jetzt. Also da Da gewinnt dann der Respekt vor der eigenen Beziehung nochmal ein bisschen an Rückenwind, wenn man am Familiengericht ist. Auf jeden Fall, wir haben es so gemacht, dass meine Frau relativ schnell immer wieder angefangen hat zu arbeiten. Also nach drei Monaten ungefähr bei den ersten Kindern. Ich habe mir schon rund um die Geburt freigenommen, aber ich habe jetzt nicht in dem Sinne klassische Elternzeit genommen. Das habe ich nicht gemacht. Wir haben relativ früh eine Kinderfrau dann auch gehabt, also auch schon beim ersten Kind. Also es ist aber natürlich auch eine Frage, klar, der finanziellen Ressourcen, das zu machen und das dann auch zu wollen. Aber ich kann eigentlich jedem nur raten, der die Möglichkeit hat, sich diesen Support zu leisten, das dann auch zu tun. Und vor allen Dingen war für uns jetzt wichtig, ich glaube, dass man nicht diese Perspektive einnimmt, lohnt sich das dann finanziell noch? Also das machen ja einige, die dann sagen, ja, ich verdiene ja dann weniger, wenn ich jetzt Teilzeit zurückkomme, als wenn ich Elterngeld bekomme oder sowas. Und wir haben eigentlich immer gesagt, das ist eigentlich nicht die relevante Betrachtungsweise. Und die relevante Betrachtungsweise muss halt auch sein, Kann ich weiter meine Karriere so verfolgen, um im Job bleiben? Das hat halt auch einen sehr, sehr hohen Wert an sich. Und ich glaube, wenn man halt mehrere Jahre aus dem Job rausgeht, das ist eigentlich nie optimal. Das heißt, wir haben eigentlich immer versucht, das hinzubekommen, dass meine Frau dann da auch wieder gearbeitet hat. Es wäre sicherlich auch irgendwie denkbar gewesen, dass ich auch mal rausgehe. Das haben wir aber einfach so nicht gemacht, sondern wir haben es dann eben eher mit einer Kinderfrau gelöst. Aber wie gesagt, ich glaube, da gibt es kein richtig oder falsch, sondern da muss man sich einfach das aussuchen, womit man sich wohlfühlt. Ich glaube, was ich jedem nur raten kann, ist, dass man gerade in dieser Zeit, wo die Kinder noch sehr klein sind, dass man da wirklich an die Schmerzgrenze seiner finanziellen Belastungsfähigkeit geht, was eben die Menge an Support angeht. Weniger mit dem Hintergedanken, jetzt das Kind irgendwie wegzuholen. Sourcen quasi, sondern eher auch zu sagen, sich wirklich auf die Qualitätszeit zu konzentrieren, auch sehr stark dann eben Support zu haben im Haushalt, wenn man das kann. Einfach so viele Dinge, gerade die unnötigeren Dinge, die eben nicht mit Qualitätszeit mit den Kindern verbunden sind, die eben auch zu sourcen. Und das haben wir sehr, sehr konsequent von Anfang an gemacht. Und dadurch hatten wir beide eigentlich auch die Möglichkeit berufliche Ambitionen sozusagen weiter zu verfolgen. Und das war zwar schwierig und ich glaube, das ist auch so mit einem gewissen Kompromiss natürlich einhergehend, dass wir beide jetzt in der Zeit jetzt nicht großartig Hobbys oder sonst irgendwas verfolgt haben, sondern es hat sich dann wirklich eben beschränkt auf Familie und Arbeiten. Und dadurch ging das eigentlich ganz gut, muss man sagen.
Joel Kaczmarek: Ja, Gero hat mir das erzählt, dass er eine Family-Managerin hat. Da habe ich auch überlegt, habt ihr sowas heute noch? Oder hat es dann irgendwann gesagt, okay, jetzt sind die Kinder aus dem Gröbsten raus, jetzt machen wir das selber.
Florian Heinemann : Nee, also wir haben weiterhin Sehr viel Support im Haushalt. Wir haben weiterhin Babysitter jetzt mittlerweile, die uns einfach dabei helfen, wenn du vier Kinder hast, die alle sehr viel Sport machen. Du hast wahnsinnig viel Fahrerei in Berlin, weil es natürlich auch immer, du kannst halt irgendwelche sieben-, achtjährigen kannst du halt nicht mit dem Fahrrad in der Nachmittagszeit irgendwie sicher durch den Prenzlauer Berg schicken, selbst wenn es nur drei Kilometer sind oder so, sondern dann müssen die Kinder schon noch ein bisschen älter sein, damit du dich dabei halbwegs wohlfühlst. Und alleine das, wenn jetzt du eigentlich jeden Nachmittag zwei Kinder hast, teilweise drei, die jetzt irgendeine Sportaktivität oder sowas machen, dafür haben wir Hilfe insbesondere. Aber klar, dadurch, dass jetzt alle Kinder so alt sind, dass sie auch mal ein paar Minuten warten können auf irgendwas und gerade die Älteren natürlich sowieso, ist da der Druck so ein Stück weit raus. Eine Family Managerin in dem Sinne haben wir nicht, das machen wir selbst. Aber wir haben eben, wie gesagt, relativ viel Support, versuchen nicht einkaufen zu gehen. Also diese Dinge, die du halt sehr gut outsourcen kannst, das sourcen wir auch und das klappt eigentlich auch ziemlich gut.
Joel Kaczmarek: Also wenn ich jetzt höre, deine Frau ist Juristin und jetzt Richterin, dann gehe ich da mal von schwer aus, dass die eine ehrgeizige Person ist. Und wie habt ihr denn diese ganzen Konflikte gehandhabt, die man hat, wenn es ums Zurückstecken geht, um Gerechtigkeitsempfinden? Also wir tauchen gleich mal wieder in deinen Alltag ein, aber das war bestimmt so ein Thema, was immer mal wieder aufkam und was ja Konfliktpotenzial schürt noch und nöcher. Was war eure Strategie? dafür?
Florian Heinemann : Ja, wir haben eigentlich für uns festgelegt, jeder von uns soll die Möglichkeit haben, die Dinge so zu verfolgen, wie er das eben gerne möchte und dann müssen wir den Rest irgendwie drumherum organisieren und die Freiheit haben wir uns dann eben darüber geholt. Also ich glaube, was halt wichtig ist, es war nie so, dass jetzt meine Dinge per Definition irgendwie vorgehen. Also es war jetzt nicht so die Erwartungshaltung von wegen, bei mir kommt da jetzt irgendwie mehr Geld raus und deswegen gehen meine Dinge per se immer vor, sondern es ist klar, dass die Dinge abgesprochen werden müssen. Wir haben uns immer sonntags hingesetzt. Klar, das war jetzt während Corona nicht ganz so dringlich, aber sozusagen sonst eigentlich immer unser Ablauf, dass wir uns mindestens einmal pro Woche hinsetzen und immer so die nächsten Wochen planen. Wir nennen das immer so eine Art rollierende Planung machen. Weil natürlich auch immer wieder neue Dinge dazukommen, wo dann eben die Frage ist, wer kümmert sich dann um gewisse familiäre Dinge, die dann eben zu passieren haben. Und da ist es jetzt eben nicht per se so, dass ich da quasi immer Vorrecht habe und einfach meine Sachen mache, wie ich da Lust habe und dann muss ich den Rest da drum herum. Sondern das wird einfach abgesprochen und das ist zwar mühsam natürlich, aber das hat sich eigentlich immer ganz gut bewährt, weil es eben dann eben nicht diesen Eindruck vermittelt, die Welt dreht sich oder die Familie hat sich um meine Beziehungen, oder meine Erfordernisse zu drehen, sondern es wird eben abgesprochen. Und mal macht der eine das, mal der andere. Und ich glaube, dieser Eindruck hat sich dann eigentlich so nicht verfestigt. Und eigentlich jeder von uns hat halt die Möglichkeit, die Themen zu verfolgen, die ihm wichtig sind. Und das müssen wir halt irgendwie sicherstellen, dass das geht. Und ich glaube, das ist uns auch gelungen. Und ich glaube auch, das ist natürlich sehr anstrengend, das zu machen. Aber ich glaube, das ist eben auch nur eine gewisse Zeit, weil wie gesagt, wenn die Kinder dann erstmal älter sind, nimmt dieser Druck dann auch wieder ab, muss man auch ganz klar sagen. Und dann zahlt es sich halt aus, quasi im Job geblieben zu sein, seine Ambitionen weiterverfolgt zu haben. Auch wenn diese Jahre, diese fünf, zehn Jahre, wo das dann wirklich so eine Crunch-Time ist, die sind dann natürlich sehr anstrengend, aber ich glaube, das ist eine Anstrengung, die sich mittelfristig lohnt. Und vor allen Dingen sorgt sie halt dafür, dass du weiterhin eine gleichberechtigte Beziehung führst. Weil ich kenne eben schon viele, sozusagen jetzt in meinem Alter und noch darüber hinaus, wo das eben nicht so gehandhabt wurde und wo dann eben schon so eine gewisse Überunterordnung sich dann ergibt. Und das ist, glaube ich, für eine Beziehung nie gut. Insbesondere, wenn dann die Kinder irgendwann ja mal aus dem Haus sind und ihr eigenes Leben führen. Dann ist es eben schwer, wieder zu so einer gleichberechtigten Beziehung zurückzukehren. Und das gelingt dann auch vielen nicht. Und auch da zerbrechen dann noch viele Beziehungen. Und ich glaube, das ist uns bisher eigentlich gelungen. Ich glaube, niemand, der uns jetzt sehen würde, hätte das Gefühl, dass das keine gleichberechtigte Beziehung ist. Also das ist, glaube ich, gut, auch wenn es natürlich teilweise anstrengend ist, weil natürlich so eine Über-Unterordnungsthematik auch natürlich hilft oder vereinfacht. Sagen wir es so, es hilft nicht unbedingt, aber es vereinfacht. Aber das haben wir im Prinzip immer versucht zu vermeiden. Und ich glaube, das ist uns bisher auch gelungen. Und ich glaube, die schwierigste Phase, wo das hätte sich sozusagen verschieben können, die ist auch ein Stück weit durch.
Joel Kaczmarek: Ich weiß ja, im beruflichen Umfeld bist du ja großer Fan von Coaches. Hast du sowas im privaten Umfeld auch mal angenommen? Also es ist immer so ein stigmatisiertes Wort, wenn man jetzt das Wort Paartherapie zum Beispiel in den Mund nimmt. Aber ich finde das eigentlich eher sowas wie Beziehungshygiene.
Florian Heinemann : Absolut.
Joel Kaczmarek: Wie ist das bei dir?
Florian Heinemann : Ja, also ich glaube, wir nutzen mehrere Kanäle, sage ich jetzt mal. Das eine ist sicherlich auch, wir sind beide eben Mitglied bei einer Organisation YP. EO heißt die. EO kennen einige, YPO ist auch sowas in die Richtung. Und da gibt es auch Foren, wo du dich sozusagen mit einigen anderen triffst, mit denen du auch eben solche Themen diskutieren kannst. Das ist eigentlich sehr cool, kann ich auch jedem nur empfehlen. Also auch die Leute, die EO machen, da hast du wie so eine Art Selbsthilfegruppe von Unternehmern, wo du aber auch oder Unternehmerinnen, wo du eben auch private Themen diskutierst. Das ist eine Source und das macht meine Frau genauso. Also sie ist auch Mitglied bei sowas und das hilft uns, glaube ich, beiden. Aber wir haben uns auch in der Tat in Erziehungsfragen, je nachdem wie du es jetzt darstellst, Erziehungstherapeut, Schrägstrich Erziehungscoach zur Seite geholt. Jetzt seit ein paar Jahren nicht mehr, aber am Anfang relativ intensiv und auch über einen längeren Zeitraum. Warum? Weil wir halt einfach Hilfe dabei haben wollten, wie man eigentlich eine gemeinsame Erziehungslinie findet. Man denkt ja immer so, finde ich eigentlich ganz spannend, wenn du so im Nachhinein darauf guckst und denkst, Wie kann meine Beziehung funktionieren ohne Kinder? Und da macht man sich wahnsinnig viele Gedanken. Und dann denke ich immer so, also wenn eine Beziehung schon nicht funktioniert ohne Kinder, wo das schwierig ist, dann hast du ein echtes Thema. Weil Kinder sind natürlich eine Quelle von sehr vielen potenziellen Konflikten, muss man sagen. Klar, die sind auch total klasse und so weiter, aber man kann natürlich sehr, sehr viele Dinge rund um Kindererziehung, wie setzt sich Grenzen, was ist eigentlich okay, Social Media, Mediennutzung generell. Sollten die jetzt Sport machen? Ja, nein. Inwieweit soll die jetzt auf eine bilinguale Kita? Ja, nein. Also es gibt ja hunderte von Fragen die ganze Zeit, wo es kein richtig oder falsch gibt. sondern wo man einfach nur eine konsistente oder eben eine inkonsistente Ausrichtung oder Ansicht zu haben kann. Und da haben wir eben insbesondere in diesen Erziehungsfragen, hatten wir uns damals einen Erziehungscoach-Therapeutin genommen, mit der wir ja eigentlich alle zwei Wochen diskutiert haben, gesprochen haben, aber konkrete Fragestellungen und Situationen durchgesprochen haben. Wie sollten wir uns da eigentlich verhalten und wie finden wir da eine gemeinsame Linie? Und das hat uns sehr geholfen, muss man sagen. Ja, die hat auch dann ab und zu mal mit unseren Kindern gesprochen, um sich da auch nochmal so ein Bild zu verschaffen. Und für uns war das beide, war das gut. Ja, weil ich glaube, das ist ein wesentliches Learning. Das kann meine Frau besser als ich. Und diese ganze Paar-Thematik ist ja auch, oder generell ist ja nicht nur privat so, ist ja auch, wenn du jetzt mit Partnern im Business bist, so dieses regelmäßige Surfacen von Partnern. Wie siehst du eigentlich gewisse Dinge, die ich gemacht habe, getan habe, geäußert habe? Was stört dich daran? Was findest du daran gut? Also dieses ständige sich in den Spiegel vorhalten, sich zu reflektieren, das hilft schon enorm dabei, dass sich eben keine sozusagen unterschwelligen Ressentiments ansammeln, ne? Und ich beobachte das ja auch bei Gründerteams oder Gründerinnen-Teams sehr stark. Das ist schon einer der wesentlichen Gründe, warum solche Konstellationen dysfunktional werden, weil sich dort einfach kontinuierlich Dinge aufstauen. Und ich glaube, da hat uns das einfach geholfen, dass das nicht der Fall ist. Weil wie gesagt, da gibt es kein richtig oder falsch in vielen dieser Fragen. Da gibt es nur ein passend oder eben nicht zueinander passend. Und ich glaube, das hat uns damals sehr geholfen, einen akzeptablen Ansatz zu finden. Das kann ich jedem nur raten. Und man holt sich ja sonst für jeden Scheiß irgendwelche Hilfestellungen. Also wenn ich überlege, was wir schon für Anwälte bezahlt haben und so weiter. Und ich meine, Kinder sind ja, wenn man sie hat, wahrscheinlich mit die wichtigste Aufgabe, die man so im Leben als Mensch hat. Die haben sich das hier ausgesucht, die sind da, weil du das entschieden hast, dass sie da sind. Und dann machst du mal besser einen verdammt guten Job. Und ich glaube, das ist auch wieder so eine Sache, das versuche ich auch meinen Kindern mitzugeben. Wenn man etwas macht, in die Schule geht, zum Basketballplatz, zum Hockey, whatever you do, man sollte halt Dinge richtig machen. Und es ist schon erstaunlich, dass Leute, die teilweise ja sehr professionell im Jobkontext unterwegs sind und dann riesen Aufwand betreiben mit Beratern und sonst was, wie viele Leute völlig intuitiv die eigentlich wichtigste Aufgabe erledigen, die sie haben, nämlich Kinder großzuziehen. Weil man kann schon natürlich wahnsinnig viel Schaden anrichten bei so kleinen Wesen, wenn man das falsch macht. Und ich bin da bei weitem nicht jemand, der da fehlerlos agiert. Ich glaube, das wäre jetzt weit gefehlt. Aber ich versuche zumindest dieser Verantwortung so ein bisschen gerecht zu werden, weil man hat natürlich schon einen wahnsinnigen Einfluss auf das Leben von denen. Und ich meine, da ist ja Deutschland auch ein Paradebeispiel für, dass sich Kinder ja sehr stark so entwickeln, je nachdem in welchem sozialen Kontext sie aufwachsen und so weiter. Und das ist ja nur jetzt sozusagen die sozioökonomische Dimension, ob die jetzt glücklich sind oder nicht, das hat ja dann damit nur am Rande was zu tun, ehrlicherweise. Aber ich glaube, da einen gewissen Aufwand zu betreiben, finde ich, ist mehr als gerechtfertigt.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, was du gerade gesagt hast mit diesen Konflikten, die man auf Paarebene führt, das Lustige bei Kindern ist ja auch, man wird ja so brutal getriggert. Also das höre ich immer wieder, dass die eigene Kindheit hochgespült wird, wenn man selbst mit Kindern hantiert. Und was da dann manchmal hochkommt, ist ja auch wirklich irgendwie verrückt. Oder manche Sachen, die einem gar nicht bewusst sind, merkt man dann erst, wenn man sie selber woanders macht. Von daher, ja, ich teile das. Und man muss ja auch wirklich lernen, das zu lesen. Und ich finde, man lernt auch manchmal Dinge, da hättest du vorher gar nicht gedacht, dass es was Schädliches ist. Also zum Beispiel das Thema Loben. Ich war immer so jemand, der seine Kinder mal sehr stark gelobt hat. Das hast du aber super gemacht. Ja, klasse, toll, top, top, top. Das ist jetzt per se, glaube ich, auch nicht schlecht. Aber wenn man zum Beispiel sich mal so gewaltfreie Kommunikation anguckt, gilt Loben als aggressives Verhalten, weil man sich über jemanden stellt und eine Bewertung abgibt. Genauso wie Tadeln wohl auch nicht mehr so richtig angesagt. ist, ja, und es ist ganz verrückt, also ich weiß nicht, wie es dir so geht, aber als ich dann mal angefangen habe zu versuchen zu sagen, mir gefällt, dass du das und das machst, anstatt zu du bist toll, weil, ist beides ein Lob, was ganz anders geäußert, ja, von daher. Aber gut, ich höre ja von vielen Menschen übrigens, dass die immer so, die finden immer spannend, so dieses Heinemann-approved, what would Florian Heinemann do? Und wenn du jetzt gerade schon so über Social Media geredet hast und du bist ja eigentlich so ein Digital-Papst, was sind denn so eure Policies bei den Kindern mit irgendwie digital sein? Wer darf da schon ein Handy haben? Dürfen die TikTok machen? Was sind so eure eigentlich Planken?
Florian Heinemann : Ja, das ist ein wahnsinnig schwieriges Thema. Und ich glaube, das Erste, was ich erstmal äußern muss, ist, es ist schon deprimierend, dass eine Firma, die angeblich zwei Fantastilliarden wert ist, Apple, wie beschissen die Tools sind, die du irgendwie hast, um die Mediennutzung deiner Kinder zu kontrollieren, die jetzt Apple standardmäßig zur Verfügung stellt. Also wie einfach solche Dinge wie Bildschirmzeitcodes zu umgehen sind, ist wirklich eigentlich ein Skandal, ne? dafür, dass das Ding so wahnsinnig viel wert ist. Aber nein, es ist aus meiner Sicht eines der größten Probleme. Also de facto ist es ja so, dass mittlerweile im Alter von zwölf es normal ist, über ein Smartphone zu verfügen. Nicht immer, aber schon einen dedizierten Zugang dazu zu haben, ist eher die Regel als die Ausnahme, weil es eben auch solche Dinge gibt wie Klassenchats auf WhatsApp und so weiter, wo dann eben eine gewisse Kommunikation stattfindet, wo du als Kind nicht komplett, also ja, man kann sich auch komplett rausziehen, aber das ist nicht unser Ansatz. Also wir lassen das zu, aber wir versuchen das zu begrenzen und auf bestimmte Zeiten zu begrenzen. Das ist schwer, muss man auch sagen, weil es halt schon eine kontinuierliche Quelle von Konflikten ist. Weil ich meine, ich komme ja noch aus einer Zeit, da gab es irgendwie zwei Fernsehsender in Deutschland. Und ich weiß noch, da gab es große Diskussionen, ob wir jetzt, also wir zum Beispiel waren im Haushalt, wir hatten keinen ProSieben und Sat.1 und RTL. Also das waren die ersten Privatsender, die kamen. Und das war also in einem Pädagogenhaushalt, war das Teufelszeug. Und wenn du jetzt halt guckst, dass eigentlich jeder Zwölfjähriger durch einmal klicken mit relativ geringem Aufwand Pornos gucken kann auf YouPorn. Das ist ja eigentlich auch ein Witz, dass du sozusagen einmal klickst, ich bin 18 und dann kannst du da gucken. Also als Eltern ist es schon wahnsinnig schwer und wir versuchen es halt zu lösen durch zeitliche Begrenzung, die aber wie gesagt aufgrund der eher bescheidenen Support von Apple musst du da trotzdem sehr viel gucken. So und dann das nächste, was wir eben versuchen, ist idealerweise natürlich die produktive Seite von Social Media auch zu vermitteln. Sprich, das ist nicht nur ein Konsum-Tool, das ist auch ein kreatives Tool. Damit kann man programmieren, damit kann man Filme machen und so weiter. Das ist ja auch ein Argument, was Verena hier Pauß da sehr häufig bringt und was ich auch teilen würde. Man muss halt Leuten vermitteln, auch kleinen Leuten, das ist nicht nur ein Konsumgerät, sondern es ist durchaus auch ein kreatives Tool. Das versuchen wir auch eben mit zu vermitteln. Und das macht auch fairerweise die Schule ganz gut. Also zumindest die, wo wir da unterwegs sind, ist eigentlich ganz schön. Auch wenn das noch weniger passiert, als ich mir das wünschen würde. Aber der wesentlichste Punkt ist ehrlicherweise, dass wir durch Sport und sportliche Ausbildung Aktivitäten und Einbindungen und auch solche Sachen wie in der Natur sein, mit Pferden sein und so weiter, versuchen, das reale Leben so spannend zu gestalten, dass der Wunsch nach der digitalen Flucht eben nur temporär auftritt. Weil ich glaube, was man schon sagen muss, diese Zeit, was man ja früher so ein bisschen gesagt hat, Kinder brauchen nur so ein bisschen Langeweile, dann kommt die schon auf total kreative Ideen. Das kann ich nur partiell bestätigen. Weil wir eben schon sehen, dass wenn da zu viel Leerlauf ist, dass dann der Wunsch nach TikTok oder sowas, dass der halt wahnsinnig groß wird. So, und es ist ja schon auch ganz spannend, dass wenn du jetzt so Bekannte hast, die jetzt bei diesen Firmen Meta, Google, irgendwas arbeiten, dass die alle extrem restriktiv sind, was Zugang zu diesem Gerät angeht. Und ist ja auch klar, ich meine, auch die meisten Erwachsenen sind abhängig. Also ich bin jetzt nicht der größte Social-Media-Kritiker und so weiter. Und das Social Dilemma ist sicherlich, sagen als Film Kann man sich jetzt so erschreiten, ob es in allen Aspekten stimmt, aber ich glaube, wenn du mal einen 14-Jährigen gesehen hast, wie er TikTok konsumiert oder auch einen 12-Jährigen, wie er TikTok konsumiert, dann ist völlig klar, dass das nicht gut sein kann. Und deswegen versuchen wir, die da nicht wegzuhalten, aber wir versuchen es zu beschränken. Und eben vor allen Dingen den natürlichen Wunsch, nicht nur durch Verbot, sondern eben auch durch Alternativen. Und was wir eigentlich für uns sehr stark festgestellt haben, und das ist auch wieder nervig, weil auch das deutsche System da natürlich auch wieder nicht wahnsinnig hilft. Ich glaube halt sehr stark daran, dass Sport hilft. um dieses Thema auch in den Griff zu kriegen, also eine Einbindung in eine Sportmannschaft. Das ist in Deutschland natürlich mit großem Aufwand verbunden, weil du die zu Vereinen bringen musst, du musst die richtigen Mannschaften, in vielen Vereinen ist sehr viel Elternengagement erforderlich, damit das überhaupt aufrechterhalten wird. Also dieses System, wie du es in den USA hast oder zum Teil auch in England, dass eben Sport sehr stark in den Schulen direkt verankert ist, würde glaube ich auch hier total viel Sinn machen, weil du sozusagen darüber natürlich eine sinnvolle Beschäftigung mit dem auf eine viel breitere Basis stellst. Was ich schon feststelle, und das ist natürlich wieder wahnsinnig schade, wenn die Eltern sich nicht dahinter klemmen, dass ihre Kinder eben Zugang zu diesen Sportmöglichkeiten haben, dann passiert das halt bei vielen Kindern nicht und du musst das als Eltern schon relativ hoch priorisieren, damit die Kinder das wirklich eben machen. Und da geht es ja gar nicht darum, dass dein Kind der nächste Olympiasieger wird, sondern ich glaube, ein zusätzliches soziales Umfeld zu schaffen für Kinder, neben der Schule, wo sie sozusagen einen zweiten sozialen Kosmos haben, wenn es in dem einen nicht so gut läuft, dass sie noch einen zweiten haben, wo sie sich wohlfühlen, würde ich jetzt sagen, aus der bisherigen Erfahrung halte ich für extrem relevant. Auch so diese ganzen Themen, sich in ein Team auch mal einordnen zu können, verlässlich zu sein, durchhalten zu können, gemeinsam Erfolge zu feiern, aber auch gemeinsam zu verlieren. Das halte ich schon für Eigenschaften. Und auch dort wieder, Dinge richtig zu machen. Wenn man halt irgendwie zum Training geht, wenn man da zwei Stunden verbringt, dann leistet man dort sein Bestmögliches. Das muss jetzt nicht, wie gesagt, zum nächsten Olympiasieg reichen. Aber ich glaube, einfach die Einstellung zu sagen Wenn ich irgendwo hingehe, dann bin ich fokussiert, dann konzentriere ich mich, dann strenge ich mich an und versuche was zu erreichen. Das brauchst du überall im späteren Leben und ich glaube, es erfüllt auch Kinder und auch ehrlicherweise Erwachsene, wenn du dann eben darüber durch die gemeinsame Anstrengung irgendwie schaffst, dein Potenzial zu erreichen. Und ich glaube, was dabei immer das Wichtigste ist, dass man auch da wieder, ich bin ein sehr starker Verfechter des stärker orientierten Ansatzes, also ich würde jetzt eben nicht sagen, jedes Kind muss Fußball spielen, Hockey spielen oder was auch immer, sondern man muss einem Kind die Chance geben, etwas zu finden, wo es ganz gut ist und wo es eben eine Chance hat, ein Gewinn zu bekommen. gewisses Maß an Fähigkeit oder Fertigkeit eben zu entwickeln. und ich glaube, das ist auch eben wieder wichtig, dass jedes Kind da die Chance hat, auch mal unterschiedliche Dinge auszuprobieren und dann das, wo es eben am meisten Spaß hat. Das kann auch Musik sein, das muss gar nicht, aber ich glaube, etwas zu haben neben der Schule halten wir für sehr, sehr wichtig. Nicht komplette Versagung von Social Media, aber eine gewisse Beschränkung, nicht nur den konsumtiven Aspekt, auch den kreativen Aspekt, das sind so vielleicht so ein paar Maßnahmen und dann hoffen, dass es gut geht.
Joel Kaczmarek: Gut, jetzt bin ich ja abgeschweift, weil mich dann gleich wieder die Neugierde packt. Aber lass uns nochmal zurückkommen zu seinem typischen Tag. Also du hattest gesagt, 6.30 Uhr aufstehen, 8.15 Uhr spätestens aus dem Haus, ne?
Florian Heinemann : 8.05 Uhr, 8.10 Uhr, ja. Spätestens aus dem Haus, 8.30 Uhr an der Schule. Da bringe ich in der Regel auch die kleineren Kinder hin.
Joel Kaczmarek: Ich habe in Erinnerung, dass du die auch echt mit der Straßenbahn fährst, ne? Also ich finde, das ist so
Florian Heinemann : Nee, mit dem Fahrrad fahren wir in der Regel. Oh, okay. Ja, mit dem Fahrrad oder jetzt Corona-Zeiten auch häufig mit dem Auto. Straßenbahn ehrlicherweise nicht, sondern eher Fahrrad.
Joel Kaczmarek: Aber ich finde das für jemanden, der eigentlich, also ich bin ein höflicher Mensch, ich frage dich immer nicht, wie viel Geld du hast, aber ich glaube, du könntest es auf einem sehr anderen Niveau fahren. Und ich erinnere mich, du hast definitiv mal zu mir gesagt, Straßenbahn, aber es hat sich wahrscheinlich durch Corona auch geändert, ist ja gar nicht so wichtig. Aber was mal so die Meta-Ebene ist, die für mich ja da so hinter schwingt, ist ja auch, wie gibst du deinem Nachwuchs mit, Dass man sich im Leben anstrengt, auch wenn man vielleicht von Hause aus nicht mehr so sehr muss, wie du das vielleicht noch musstest. Weißt du, was ich meine? Also der Faktor wirtschaftlicher Absicherung ist ja da relativ intensiv. Und was ist da so? deine Policy oder wie schaffst du das, deine Kinder motiviert zu sein? Redest du eigentlich über Geld mit denen? Also wissen die, wie viel Geld ihr habt und so?
Florian Heinemann : Also wir reden schon über Gay, aber die Älteren fängt das so an zu interessieren. Und nein, das ist jetzt nicht transparent. Also da reden wir jetzt nicht drüber, ob wir jetzt wahnsinnig viel Geld haben oder eben nicht. Also ich glaube, es ist schon klar, dass es uns ganz gut geht. Aber ich glaube, was ist der wesentlichste Punkt dabei? Und ich glaube, das ist ja eine generelle Regel. Man kann ja immer viel erzählen und so weiter, ne? Aber ich glaube, was die ja wahrnehmen ist, wir fahren da morgens gemeinsam in die Schule, bringen sie ab und zu im Auto, wir fahren häufig mit dem Fahrrad so und danach gehe ich halt ins Büro und meine Frau arbeitet halt auch. Das heißt, die wesentlichste Botschaft, die wir überbringen ist, ja, uns geht das gut, aber warum geht es uns gut? Weil eben Mama und Papa sich beide auch eben anstrengen. Die sehen, dass ich auch im Urlaub erreichbar bin und irgendwie dann auch abends arbeite und da jeden Abend meine E-Mails mache. Das sehen die halt. Und klar, tagsüber im Urlaub verbringe ich die Zeit mit der Familie, aber da ist immer wieder mal irgendwas zwischendurch. Und die sehen halt, dass wir beide eben nicht nur am Strand liegen, sondern uns eben auch einsetzen und dass wir zwar einen schönen Urlaub machen. und da ein schönes Haus mieten oder irgendwas, aber dass man dafür auch irgendwo was tut. Und ich glaube, das ist auch sehr wichtig, also so nehme ich das zumindest wahr, dass man diese Relation von wegen, ja, wenn man und ich glaube, ich bin jetzt der Letzte, der sagt, das ist ja auch mal so lustig, es gibt ja auch Einige Unternehmer sagen, wenn sie sich anstrengen und viel arbeiten und fleißig sind, dann kommt da auch wahnsinnig viel Geld raus. Sagt das mal einer Pflegekraft, die strengt sich auch total an. Und da kommt halt nicht viel raus, weil sie einfach die Entscheidung getroffen hat, Pflegekraft zu werden. Und das war ihr wahrscheinlich auch gar nicht so klar, was das eigentlich heißt. Und das ist ja eine sehr ungerechte Welt zum Teil, wo du sagst, welche Tätigkeiten bekommen eigentlich wie viel monetäre Anerkennung. Das hat ja auch häufig mit dem wirklichen Wertbeitrag gar nichts zu tun. Was ich eigentlich sagen wollte ist, ich vermittle hoffentlich den Kindern den Eindruck, dass ich halt wirklich ziemlich hart für das arbeite, was wir da jetzt haben und meine Frau genauso. Und ich glaube, das ist das Beste, was du machen kannst, dass es für die einfach völlig normal ist. Und das sage ich auch einigen, es gibt ja auch einige jetzt Gründer, die recht viel Geld verdient haben und die dann irgendwie mit Mitte 30 eigentlich keiner ernsthaften Tätigkeit danach gehen. Und das halte ich für falsch. Also nicht nur, weil die Leute selbst häufig nicht happy sind, ne? Also ich halte es aus verschiedenen Gründen für falsch. Also ich glaube, es trägt hier unbedingt zum Glück bei. Ich finde, wenn man eine gewisse Ressourcen hat und ein gewisses Potenzial hat, dann hat man auch die Verantwortung, das zu nutzen. Aber das Wesentlichste ist aus meiner Sicht eben, wenn man Kinder hat, dann hat man umso eine größere Verantwortung. Weil was ich schon sehe, und ich habe ja auch relativ viel jetzt hier mit irgendwelchen reicheren Menschen zu tun und sehe deren Kinder und so weiter. Und ich glaube schon, dass ein erfülltes berufliches Leben, wie auch immer es aussieht, ich glaube, da gibt es verschiedene Wege oder irgendeine Art von Aufgabe, wo man merkt, man hat irgendeine Art von Impact, die eben darüber hinausgeht, sozusagen das eigene vermeintliche Vergnügen zu steigern. Und das Leben zu genießen, dass das glaube ich schon ein ganz wesentlicher Beitrag zum Glück von einem Menschen ist. Und ich glaube, das einem Kind zu vermitteln, das ist glaube ich total wichtig. Also ich kenne eine Reihe von Erben, wo ich nicht den Eindruck habe, dass die glücklich sind. Also Erben per se ist ja überhaupt nicht schlimm, wenn man halt die Privilegien, die sich daraus ergeben, dementsprechend nutzt. Und da gibt es ja sehr viele tolle Beispiele, wo du Leute hast, die nicht nur das Vermögen mehren, das ist gar nicht so der Punkt, aber die einfach ihre Ressourcen einsetzen, um damit irgendwelche Dinge zu tun, die halt Impact haben. Ob es jetzt monetär ist, ob es gesellschaftlich ist, das ist gar nicht so der Punkt. Aber ich glaube, wichtig ist eben, das zu vermitteln. Und ich glaube, das macht Kinder glücklicher. Und wie gesagt, deswegen habe ich auch gesagt, werde ich, solange wir auch Kinder noch zu Hause haben, auf jeden Fall einer sehr, sehr geregelten Tätigkeit nachgehen, weil ich das einfach auch vermitteln möchte, dass das normal ist, ne? Und wie gesagt, aktuell ist ja auch so, dass ich unabhängig davon mir das einfach wahnsinnig viel Spaß macht und ich mir gar nicht vorstellen könnte, das nicht zu tun, weil ich dadurch, glaube ich, jetzt nicht ein glücklicherer Mensch würde, ehrlicherweise.
Joel Kaczmarek: Okay, dann lass uns doch mal weiter verfolgen, weil ich will ja mit dir auch ein Stück weit auf das Thema Work-Life-Balance hinaus, weil es hat ja auch Schattenseiten, wenn man viel arbeitet. Also da gibt es ja dann auch mal Diskussionen, dass Kinder eigentlich sich eher wünschen, dass man mit ihnen spielt. Und was ist denn aber so dein typischer Take denn? Also du hast den Nachwuchs irgendwie in die Schule gebracht, dann geht es auf die Arbeit. Und wie sieht so ein typischer Florian Heinemann-Arbeitstag aus?
Florian Heinemann : Ja, ich bin in der Regel jetzt halb neun hier im Büro und bin dann so bis ungefähr sieben Uhr normalerweise hier, halb sieben und versuche so gegen sieben eben zu Hause zu sein. Wie sieht der Tag dazwischen aus? Ist eigentlich eine Serie von aktuell natürlich immer noch sehr viel Zoom-Calls und Meetings und ich würde sagen, kannst du sagen, ganz grob ein Drittel verbringe ich damit. mit den bestehenden Portfolio-Companies, für die ich zuständig bin, in irgendeiner Weise zu korrespondieren oder eben mit denen was zu machen. Ganz grob vielleicht 10%, 20% gucke ich mir irgendwelche neuen potenziellen Themen an, wobei das jetzt ehrlicherweise hier gar nicht so stark mein Schwerpunkt ist. Dann verbringe ich bestimmt auch ein Drittel der Zeit hier mit internen Mitarbeitern, weil wir haben ja relativ viele auch Leute, die die hier arbeiten jenseits der Investment-Tätigkeit. Damit verbringe ich viel Zeit, mit den Mitarbeitern eben zusammenzuarbeiten an deren Themen und versuche da irgendwie mit denen gemeinsam gewisse inhaltliche Themen voranzubringen. Und den Rest der Zeit verbringe ich mit unseren Investoren. Also relativ viel Zeit auch. Ich kümmere mich halt sehr stark auch mit um die Corporate-Investoren, die wir haben und versuche da die Beziehung zu verbessern. Haben jetzt auch eine super Mitarbeiterin da noch dazu bekommen, die den Bereich jetzt mitleitet. Mit der arbeite ich relativ viel zusammen. um dann eben auch zu versuchen, unsere bestehenden Partner hier auf der Corporate-Seite, die als Investoren dabei sind, mit denen halt das Portfolio letztendlich wertvoller zu machen, da die Vernetzung zu steigern, aber zum Teil natürlich auch denen bei ihren Digitalisierungsbemühungen zu helfen. Also es nimmt schon einen ganz wesentlichen Teil der Zeit ein und da nehme ich mir auch bewusst Zeit für, weil wir halt dann doch immer wieder sehen, dass diese Art von Netzwerk und auch diese Art von Einblick uns an verschiedenen Stellen hilft. Und der Tag ist eigentlich bei mir strukturiert in halbstündige und stündige, einstündige Meetings. Das geht dann im Prinzip los um halb neun und geht halt bis, weiß ich, 18 oder 30, 19 Uhr und dann gehe ich nach Hause. Versuche eigentlich an vier Tagen die Woche und das klappt eigentlich auch, dann beim Abendessen mit dabei zu sein und dann bringe ich die Kinder mit ins Bett und dann gehe ich, mache ich ab neun, mache ich eigentlich meine E-Mails, weil ich tagsüber eigentlich keine Zeit habe, meine E-Mails zu machen. Das ist sicherlich nicht optimal so und ich versuche jetzt eigentlich auch stärker mal so eine Stunde, anderthalb tagsüber, an solchen Themen schon zu arbeiten. Aber in der Regel ist es eigentlich so, dass ich dann abends um neun, wenn die Kinder im Bett sind, mit meiner Frau spreche. Dann haben wir auch natürlich viele gemeinsame Themen dann noch, die wir da irgendwie diskutieren und besprechen. Und dann mache ich eigentlich, wenn das durch ist, mache ich dann auch meine E-Mails. Also durchaus noch so zwei Stunden oder sowas bis zwölf und dann gehe ich ins Bett. Und ja, und jetzt mittlerweile fangen natürlich auch wieder irgendwelche Abendveranstaltungen an. Das heißt mal so einmal die Woche bin ich vielleicht bei irgendeiner Abendveranstaltung.
Joel Kaczmarek: Also von der Grundsache lerne ich, du bist im Prinzip von Telefonat zu Telefonat hoppst du, also von Meeting zu Meeting. Und wie kriegst du es hin, da, naja, ich sag mal, einerseits eine Selektion zu haben, was wirklich notwendig ist und was nicht. Und dann aber auch eine gewisse Effizienz, weil es ist ja erwiesen, wenn man sich sowas wie Deep Work mal durchliest, dass wenn du irgendwie sieben Meeting am Stück hast, dass du im zweiten schon eigentlich nicht mehr auf der Höhe bist wie beim ersten, weil dein Gehirn noch das erste Meeting prozessiert. Das wird ja nach hinten raus immer schlimmer. Das heißt, wie schaffst du es denn da, eine Effizienz drin zu haben, aber auch gleichzeitig nicht auszubretten?
Florian Heinemann : Also ich glaube, es ist ja jeder auch irgendwie unterschiedlich. Bin ich jetzt damit der größte Deep Worker? Nee, eigentlich nicht. Das muss man schon sagen. Und ich finde das auch immer toll, wenn ich so lese, dass irgendwelche Menschen fünf Bücher die Woche lesen oder so. Da gucke ich dann schon ein bisschen leidisch drauf. Das muss man schon sagen. Also ich würde zumindest mal gerne ein Buch oder sowas die Woche lesen. Was ich halt sehr viel mache, ist, wenn ich irgendwie unterwegs bin oder irgendwie im Auto fahre und gerade irgendwen irgendwo abgesetzt habe, dann höre ich halt Podcasts. Das ist so ein bisschen mein, also ich höre vielleicht anderthalb, zwei Stunden Podcasts die Woche. Also ich höre auch wirklich immer zwischendurch, wenn ich auch die Küche aufräume, höre ich halt Podcasts. Also für mich funktioniert das jetzt ja so schon eine ganze Zeit, weil ich das auch irgendwo genieße quasi, immer so dieses zack, zack, zack, zack. Also das ist für mich halt, ich empfinde das nicht unbedingt als wahnsinnig. Wahnsinnig stressig, weil ich auch sehr viele von diesen Themen, die ich da so habe tagsüber, die machen mir ja Spaß. Die sind ja produktiv, die sind inhaltlich, die sind mit Leuten, die ich eigentlich ganz cool finde. Nicht jeden natürlich, aber die meisten schon. Insofern habe ich da, glaube ich, jetzt nicht die Gefahr, irgendwie auszubrennen, auch wenn jetzt die zeitliche Belastung sicherlich auch die Intensität relativ hoch ist. Aber es löst bei mir jetzt ja keine negative Emotion aus. Deswegen bin ich da eigentlich relativ entspannt. Ich mache noch zwei Mal die Woche Sport mit dem Trainer. Das ist eigentlich so die wirkliche Mietzeit, die ich irgendwo habe. Aber ja, und ich habe auch für mich gesagt, das ist halt jetzt gerade so. Also die paar Jahre oder die zehn Jahre oder sowas in der Kante, wo die Kinder halt doch relativ klein sind, ist das dann eben so. Aber mir ist schon klar, dass jetzt die meisten New Work Experten da die Hände mit dem Kopf zusammenschlagen und sagen, du brauchst eigentlich eine schöne Zeit nach dem Meeting und so weiter. Ja, weiß ich alles. Ich habe das auch immer mal wieder versucht, aber falle dann eigentlich immer wieder in diesen Trott zurück. Und ich räume dann eben abends noch so die Sachen zusammen. Also im Sinne von jetzt nicht im Sinne von Sachen zusammen räumen, sondern dann zusammenräumen. mache ich die Follow-ups zu den Meetings und so weiter. Bin da, glaube ich, mittlerweile auch relativ effizient geworden. Aber es ist nicht total optimal. Aber mir ist jetzt bisher noch nichts Besseres eingefallen, weil es mich natürlich auch in die Lage versetzt. Und das muss man auch sagen, ich bin wahrscheinlich ein bisschen zu, ich glaube, sehr stark dran. Man muss sich auch ein bisschen Zeit für diffusere Meetings lassen. Ich fühle lieber auch mal ein Telefonat zu viel als eins zu wenig mit Leuten. Das werden dir, glaube ich, auch Leute bestätigen. Ich Wenn mich Leute um Hilfe bitten oder so, dann mache ich das tendenziell, auch sehr zum Leidwesen teilweise von anderen Kollegen hier. Aber es sind auch schon viele coole Sachen entstanden. Also ich nehme mir so ein bisschen so diese Freiheit, auch mal diffuse Connections zu pflegen, weil ich irgendwo so glaube, dass wenn man nur den ganzen Tag effizient, effizient, effizient und ich mache jetzt nur die Sachen so, dann da hast du natürlich auch so dieses Überraschungselement oder diese überraschende Connection. Also wie gesagt, bei mir sind da schon echt eine Menge Ideen entstanden und eine Menge, das ist dann so ein bisschen auch meine Art von, ich nenne Deep Work würde jetzt nicht passen, aber meine Art von kreativer Arbeit, dass ich halt darüber wieder neue Muster erkenne, neue Bereiche zusammenbringe und daraus entsteht dann wieder irgendwas. Ich genieße das eigentlich so zu arbeiten, auch wenn ich mir teilweise wünschen würde natürlich, dass es nicht ganz so fremdgesteuert ist. Ja, das muss man schon sagen.
Joel Kaczmarek: Aber was ich mich bei dir immer gefragt habe und ich meine, ich habe glaube ich nicht wenige Treffen mit dir um 21 Uhr irgendwie durchgeführt. Warum rebelliert denn auch deine Frau zum Beispiel nicht? Also manchmal fragt man sich ja bei dir, wenn du morgens Frühstück-Action hast, dann irgendwie bis 7 Uhr arbeitest, Kinder ins Bett bringst, dann E-Mails danach noch machst. Also ich weiß manchmal gar nicht, wie du deine vier Kinder in die Welt bringen konntest, by the way, sowas, ja, also einfach mal Paarzeit, also ohne jetzt mal die schmutzige Note da drin zu lassen, aber du weißt, glaube ich, was ich meine, ja, Rotwein auf der Couch, sich den Tag erzählen, körperliche Nähe, sich mal einen Arm nehmen, mal sagen, was einen beschäftigt, also sowas. Ist das bei dir am Wochenende so, also wir haben jetzt über deinen Wochentag geredet. oder seid ihr beide einfach so ein bisschen eher Typ kalter Fisch, dass ihr sagt, ist nicht so, ja?
Florian Heinemann : Nee, aber auch das muss man sich auch wieder einplanen. Also wir haben schon ein paar Zeit miteinander, aber auch die musst du dir natürlich einteilen. Also wo sagst du jetzt, gehen wir halt zusammen essen oder jetzt, was wir auch machen bei diesem Unternehmerverband, in dem ich jetzt da gerade erzählt habe, verbringen wir dann eben Wochenenden, wo wir dann auch ohne Kinder unterwegs sind. Mittlerweile, das klappt eben auch. Das machen wir dann auch als Paar. Und du merkst jetzt eben auch, das wird mehr jetzt auch wieder, gerade wo die Kinder halt ein bisschen größer sind. Ja, auch das musst du dir halt wieder einplanen. Und da muss man eben sagen, klar, da war Corona nochmal eine ganz spezielle Zeit. Aber da merken wir auch, dass das eben auch wieder für uns jetzt zurückkommt, dass man sagt, man geht regelmäßig zusammen essen und man verbringt dann auch mal das. das Wochenende alleine und so weiter. Das sind ja alles Dinge, die jetzt auch wieder überhaupt erst denkbar sind. Also das haben wir vor Corona gemacht und das haben wir auch jetzt eigentlich wieder angefangen. Aber klar, das muss man sich genauso bewusst einplanen, aber auch da nochmal. Ich glaube, dass solange die Kinder eben noch relativ klein sind, dann hat das dann eben erstmal eine gewisse Priorität. Das muss man auch ganz klar sagen.
Joel Kaczmarek: Kam nicht mal jemand an deine Frauen und sagt dir, Florian, du Ficker, sag mal, hast du irgendwie den Arsch offen, jetzt hier das siebte Meeting noch irgendwie diese Woche anzunehmen? Ich will mit dir jetzt mal irgendwie golfen gehen oder was ist mit unserem Dinner?
Florian Heinemann : Ja gut, das haben wir ja vorher dann besprochen. Also wir gehen ja zum Beispiel morgen Abend zusammen essen.
Joel Kaczmarek: Du hast auch deine heiligen Bereiche, sage ich jetzt mal. Absolut.
Florian Heinemann : Das ist ja nicht so, dass ich einfach so einfach hier sage, pass mal auf, ich treffe mich mit Joel und es ist mir scheißegal, was du dazu sagst. Meine Frau weiß ja dann Wochen vorher oder zwei Wochen vorher, dass wir uns irgendwie treffen. Und dann guckt man sich ja die Gesamtwoche an und sieht halt sozusagen, wie ist denn das jetzt so? Bist du eigentlich jetzt jeden Abend weg? Und das mache ich halt nicht. Ich bin halt vielleicht, wenn es hochkommt, zweimal die Woche weg. Also das ist schon, glaube ich, in Ordnung. Und wie gesagt, die Freiheit geben wir uns auch, glaube ich, gegenseitig in der Hinsicht.
Joel Kaczmarek: Pflegst du denn eigentlich Freundschaften? Also bist du in der Lage, bei deinem Pensum Hobbys nachzugehen, mit Menschen zu verkehren, mit denen du keine berufliche Bindung hast? Oder fällt es eher flach?
Florian Heinemann : Also ganz ehrlich muss man sagen, ich pflege relativ wenige Freundschaften. Klar, man hat Freundschaften, die sich dann irgendwie ergeben über die beruflichen Tätigkeiten, die man macht. Für mich, ich bin auch nicht so ein Typ, der jetzt Work-Life-Balance wahnsinnig stark propagiert. Also das verschwimmt für mich sehr stark. Das belastet mich aber auch nicht so. Weil mein Job macht mir ja wirklich Spaß. Also auch die Leute hier, die machen mir ja Spaß. Also für mich ist das jetzt nicht, dass ich jetzt denke, oh mein Gott, hoffentlich kann ich jetzt mal wieder andere Menschen treffen, weil die ganzen Project-A-Leute gehen mir alle so auf den Senkel. Das ist ja nicht so. 90 Prozent der Menschen, mit denen ich ja tagsüber zu tun habe, mit denen habe ich ja gerne zu tun. Also das bereitet mir Freude. und aktuell ist es eben so, dass die Zeit, die ich da nicht mit verbringe, dass die halt größtenteils fließt die halt in die Familie, weil das sind eben die beiden Themen, die haben Priorität. Klar habe ich ein paar Freunde, zu denen ich auch Kontakt halte, das ist so, aber es sind halt echt wenige, muss man auch sagen, aber ich finde das auch nicht schlimm. Also ich bin da glaube ich trotzdem sehr motiviert. recht sozialer Mensch und habe mit vielen Leuten zu tun und ich empfinde es nicht als wahnsinnig schlimm, dass das jetzt aktuell so ist, weil ich halt sage, jetzt aktuell, alles hat seine Zeit und jetzt ist eben gerade die Zeit, wo Familie und eben Project A und alles, was da so arbeitet, das hat halt eben die absolute Priorität und in zehn Jahren wird das anders sein, ja. Also dann habe ich ja immer noch 30 Jahre vor mir hoffentlich oder so, wo dann eben auch das Thema Freunde wieder deutlich mehr in den Mittelpunkt rückt. Weil sozusagen natürlich die Kinder einfach dann ihr eigenes Leben führen werden, wo wir hoffentlich weiter teilhaben werden, klar. Aber wo natürlich das eigene Involvement geringer werden wird rein zeitlich. Und ich glaube, da gibt es ja kein richtig oder falsch. Das ist eben nur so, wie ich das eben sehe. Ich sehe halt auch Leute, die quälen sich dann noch wahnsinnig und telefonieren dann um 22, 30 Uhr mit irgendwelchen Freunden. Das kann man alles machen. Und wie gesagt, für wenige Leute tue ich das auch, weil mir das wirklich wichtig ist, da die Beziehung irgendwo zu erhalten. Aber ich finde es auch völlig fair und empfinde das auch bei anderen Leuten, die ein ambitioniertes Familienprogramm und ein ambitioniertes berufliches Programm haben, empfinde ich oder sehe ich ähnliche Tendenzen, dass sie halt auch sagen, ich Ich kann halt nicht mehr als jetzt diese beiden Sachen und ich freue mich total, wenn ich dich sehe und du bist ein super Typ, aber nimmst mir bitte nicht übel, dass ich abends um 23 Uhr jetzt nicht mehr in der Lage bin, mit dem Maß an Empathie, was ich eigentlich gerne hätte, an deinem Leben teilzuhaben. Das schaffe ich einfach nicht. Und das ist, glaube ich, auch komplett okay. Ich nehme das Leuten nicht übel und ich habe auch nicht den Eindruck, dass Leute mir das übel nehmen.
Joel Kaczmarek: Aber ist es nicht immer so ein bisschen so, dass man sagt, das ist jetzt eine Phase, das ist jetzt eine Phase und bumm bist du irgendwie 70 und blickst so zurück und denkst dir, hätte ich mal. Also gibt es so Dinge, wo du sagst, ich hätte Angst, wenn mich morgen ein Bus überfahren würde, dass ich dieses oder jenes bereue oder bist du da eher so, dass du gar nicht zurückguckst?
Florian Heinemann : Doch, also es gibt schon Dinge, die ich bereue, wo ich einfach weiß, dass ich da Fehler gemacht habe oder auch Menschen ungerecht behandelt habe. Das gibt es schon, absolut. Aber das ist jetzt weniger auf der Ebene, sondern das ist eher sozusagen, wo ich einfach weiß, boah, da habe ich einfach einen Fehler gemacht, wie ich da agiert habe. Es ist schon lustig, das löst ja dann so gewisse Emotionen aus, wenn man weiß, boah, das war echt keine Glanzleistung. Oder guckt mal so drauf zurück und denkt, was habe ich mir dabei eigentlich gedacht? Habe ich mir eigentlich was dabei gedacht? Aber das habe ich jetzt deswegen nicht. Also nicht wegen dieser grundsätzlichen Thematik. Also ich glaube, wenn ich jetzt morgen vom Bus überfahren werden würde, das wäre natürlich trotzdem nicht schön. Aber ich glaube, ich würde jetzt nicht zurückschauen und denken, das hätte ich alles ganz anders machen müssen. Also ich fand das, was jetzt so bisher so gelaufen ist, das war überraschend gut. Also wenn du mich jetzt, glaube ich, mit 18 oder 19 gefragt hättest du, was stellst du dir so vor? Ich glaube, wenn das dann so gekommen wäre, wie es dann gekommen ist, so in der Vorstellung, dann hätte ich mich da, glaube ich, nicht beschwert. Absolut. Und das würde ich auch so sehen. Also ich glaube, von den grundsätzlichen größeren Dingen, auch dass ich in diese Selbstständigkeitsthematik irgendwie so reingerutscht bin, das war ja auch irgendwie Zufall. Es war jetzt nicht so, dass ich immer schon Unternehmer werden wollte und aus dem Unternehmer aushalten und so weiter und so. Und dass das jetzt so gekommen ist, ist gigantisch. Ich habe eine super Frau mit tollen Kindern und das ist irgendwie echt ein schönes Miteinander irgendwie. Also ich freue mich da irgendwie jeden Tag drüber und bin da sehr dankbar für. Also mal gucken, wie das dann so weiterläuft. Das wird sicherlich noch irgendwelche größeren Krisen geben, das wird sich nicht vermeiden lassen. Aber vom Grundsatz her würde ich da glaube ich nicht zurückrücken, wenn jetzt morgen der Bus über mich drüber rollt. dass ich da irgendwie grob irgendwas total anders gemacht hätte.
Joel Kaczmarek: Hey, lieber Florian, war richtig toll heute. Vielen, vielen Dank. Ich glaube, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um mal einen Cut zu machen. Aber wir sollten das dringlichst fortsetzen. Und ich würde sagen, beim nächsten Mal mit dir reden wir ein Stück weit mal darüber, wie eigentlich so deine Lebensführung aussieht, welcher Philosophie du nachgehst in Geschäftsdingen. Und ich fände es spannend, mit dir auch mal etwas über das Thema Führung zu reden. Also Führungsstil, wie du mit anderen umgehst auf der Arbeit etc. etc. Also wir haben ja heute schon gemerkt, super spannend. Und vielen Dank für heute. Bleib gesund und ich freue mich schon aufs nächste Mal mit dir.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.