
Hinter den Kulissen des Erfolgs von Flixbus-Gründer Daniel Krauss
6. Oktober 2022, mit Joel Kaczmarek
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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und heute widme ich mich mal wieder einem spannenden Geschäftsführer, den ich auch schon mal im Podcast hatte und der eine ziemlich spannende Marke, ein ziemlich spannendes Unternehmen gestartet hat, nämlich der liebe Daniel Kraus von Flixbus. Kennt ihr bestimmt alle, sehr, sehr spannend. das Mobility-Unternehmen und ich möchte heute mal so ein Stück weit rausfinden, was bedeutet für Daniel eigentlich Erfolg? Wie bemisst er den? Wie tickt er an dieser Front? Was macht ihn glücklich? Wie hat er es geschafft, so erfolgreich zu werden? Worauf optimiert er sein Leben? Aber nicht, dass das so ein langweiliger Selbstoptimierer-Scheiß hier wird, wie das bei so vielen ist, sondern so ein bisschen mit Know-how, Tiefgang und vielleicht auch ein bisschen Spaß. Wenn wir es schaffen, gehen wir heute vielleicht sogar auch noch dazu über, dass wir mal ein bisschen darüber reden, wie er so in seinem Unternehmen agiert. Also wie führt er eigentlich mit all diesen Prinzipien, die er für sich erarbeitet hat? Oder notfalls müssen wir das in einer zweiten Folge vertragen. Lieber Daniel, moin moin, schön, dass du da bist.
Daniel Krauss: Grüße, Joel, danke für die wiederholte Einladung und Einführung. Jetzt no pressure.
Joel Kaczmarek: Meine erste Frage an dich wäre dann ja, was bedeutet denn für dich eigentlich Erfolg? Wann würdest du sagen, bist du erfolgreich?
Daniel Krauss: Sehr subjektiv. Daher ist für mich Erfolg nicht nur auf jetzt Flix, sondern auch auf den Rest meines Lebens anzuwenden. Und wenn ich darüber nachdenke und reflektiere, dann ist es wahrscheinlich, dass wir bisher, toi toi toi, Ein sehr glückliches Familienleben haben und zwei gesunde und glückliche Kinder zur Welt zu bringen und wir gemeinsam die jetzt großziehen dürfen, das ist ein großer Teil, was Erfolg ausmacht. Ich habe mir schon immer Kinder gewünscht und das ist jetzt nicht so easy. Natürlich kann man das auf die leichte Schulter nehmen und ich bin auch kein Freund davon, da jetzt Literatur zu verfallen und quasi eine Anleitung zu lesen, aber kommen da quasi coole Kids bei raus und das ist ja schon irgendwie Meiner Meinung nach ein großer Teil des Erfolgs auf der einen Seite. Auf der anderen Seite, je nachdem, was du dir eben als junger Mensch oder als Kind dann mal gewünscht hast, ist die Frage, kannst du daran arbeiten und ändert sich das auch? Aber am Schluss hast du irgendwie ein Ergebnis, das dich zufriedenstellt und das ist eine Definition von Erfolg. Und natürlich ist bei mir auch ein großer Teil fix, Nicht, weil es mittlerweile so groß ist. Nach den zwei, drei, vier, fünf Jobs, die ich hatte, es war immer geil. Aber ich hatte immer das Gefühl, da kannst du etwas verbessern, das ist nicht optimal. Und dann musst du irgendwann einfach die beweisen, dass du auch selber imstande bist, sowas hochzuziehen. Und wenn das funktioniert, wenn sich unsere Kolleginnen und Kollegen wohlfühlen, eine geile Dienstleistung in den allermeisten Bereichen, den Kunden zu bringen und du das gut resonierst und es dann auch noch wirtschaftlich sustainable ist, dann glaube ich, ist es schon was unter dem Thema Erfolg subsumiert. Aber insgesamt ist es, wie gesagt, ein sehr breiter und individueller Begriff. Wenn du quasi positive Energie daraus ziehen kannst, so zurückbekommst, dann glaube ich, dann bist du irgendwie erfolgreich. Erfolg ist mal ein Snapshot des Hier und Jetzt mit einem leichten Hang des Rückblicks. Du gemisst immer, alles ist ja irgendwie entstanden bis heute. Das heißt, Leute, die sich in Erfolg sonnen, sind mal ganz gefährlich, weil du musst dann heute schon wieder für den zukünftigen Erfolg ranklotzen. Erstmal dich fragen, was ist denn zukünftig das, was sich für dich gut anfühlt und woraus du Energie schöpfen willst, sonst verblasst der Erfolg.
Joel Kaczmarek: Ich finde ja immer ganz spannend so diese Frage, wenn ich jetzt morgen Bus überfahren würde, ja Gott bewahre, ich klopfe auf Holz und du bist nicht mehr da. Oder du kriegst eine schlimme Krankheit, liegst auf dem Totenbett und blickst zurück. Gibt es so Faktoren in deinem Leben, wo du sagst, dieses und jenes möchte ich geschafft haben, bevor ich abtreten kann mit einem guten Gefühl?
Daniel Krauss: Ich bin ein Verfechter, dass du schon jeden Tag als ein Geschenk zu bedachten und so zu leben, als ob. Wenn du dir dann sowas vornimmst, dann bist du immer ein bisschen getriebener und dann lässt du weil du so getrieben bist, vielleicht andere Sachen außer Acht oder außen vor und das halte ich für durchaus bedauerlich.
Joel Kaczmarek: Gibt es denn Menschen, zu denen du aufschaust und wenn ja, warum?
Daniel Krauss: Der Mensch, zu dem ich bisher immer am meisten aufgesehen habe, war mein Großvater, weil der unverbesserliche Optimist war, allen Menschen immer das Gute gesehen hat, eine nahezu unmenschliche Resilienz an den Tag gelegt hat. Ich finde es schon beeindruckend, Unternehmer, die wirklich Dinge geschaffen haben, die de facto für die Ewigkeit, zumindest in unseren zeitlichen Umständen, Bei solchen Leuten hast du den einen oder anderen Exzentriker, siehe Elon Musk, aber ich glaube, das sind halt auch schon Dinge, da weiß ich nicht, wo wir wären, wenn du nicht so einen Exzentriker gehabt hättest.
Joel Kaczmarek: Ich finde ja bei Erfolg, viele Menschen denken ja immer so nach dem Motto, es ist was, was einem in den Schoß fällt, dass das so ein Glücksfaktor ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ja, man muss auch hart arbeiten, aber und ich finde, was viele Menschen nicht sich fragen, ist der Preis, den man für Erfolg zahlt. Und ich finde, der kann ganz unterschiedlich sein. Also den kannst du mit Gesundheit zahlen, mit irgendwie Sozialleben, emotionalem Stress, mit Unglück, mit weiß ich nicht was. Wie ist es bei dir? Hast du für den Erfolg, also jetzt vielleicht auch gerade mal den beruflichen betrachtet, einen Preis in deinem Leben schon gezahlt?
Daniel Krauss: immer so ein bisschen Ying und Yang. Manchmal verwechseln das die Menschen, wenn sie sagen Glück und man kriegt Erfolg geschenkt. Aber wenn du in einer sehr reichen Familie geboren wirst und dann sagst, das war mein Erfolg, dass ich der Sohn von einem Milliardär bin und das ist deine Definition von Erfolg. Ja, dann ist es wahrscheinlich mehr Glück als alles andere, aber es ist ein Edge Case, finde ich. Und für mich ist bei der Definition von Erfolg auch wichtig, dass eigene Leistung, dass du da was eingebracht hast, geht ja schon in die Richtung, dass du sagst, das kostet was. Du musst da irgendwie Ich bin ein totales Gruppentierchen. Ich war früher in vielen Vereinen engagiert und habe da relativ viel Soziales gemacht, habe für mein Leben dann Volleyball gespielt und diese Dinge, das geht alles nicht mehr. Du hast einen ganz klaren Fokus und das ist halt das Unternehmen und deine Familie und dann hast du vielleicht noch einen engen Freundeskreis. Aber hier mal eine Party, da mal hinreisen, da mal eine Veranstaltung organisieren, das geht nicht mehr. Da muss man sich dann halt entscheiden, was einem für den Moment wichtiger ist. Das ist eben die diese persönliche Definition von Erfolg, weil es kann ja sein, dass ich in 20 Jahren sage, okay, jetzt habe ich da unternehmerisch viel erreicht und das war für mich damals die Definition von Erfolg und jetzt habe ich vielleicht ein Vermögen angehäuft. Für die nächsten 20 Jahre ist die Definition dieses Vermögen wieder irgendwie mit dem größten Impact gesellschaftlich einzusetzen. Da muss ich ganz andere Dinge tun, als die, die ich jetzt tue. Zeit ist die wertvollste Währung, die wir haben. Das ist das Einzige, was du in die Waagschale legst, was unwiederbringlich verloren ist. Das heißt, du solltest dich sehr bewusst und für dich optimal und weise entscheiden, wo du es in die Waagschale schmeißt, weil das ist nicht so, dass du sagst, ah, habe ich jetzt mal ein paar hunderttausend Euro verbrannt, die kann ich irgendwo anders unternehmen und vielleicht wieder erwirtschaften.
Joel Kaczmarek: Ich wollte es gerade sagen, es ist ja auch das Einzige, was du dir nicht kaufen kannst, egal wie reich du bist, du nicht verlängern kannst, vielleicht ein bisschen, wenn du deine Gesundheit optimiert kriegst, dann hast du ein paar Tage mehr, aber es gibt ja auch so Poster, wo du so Striche siehst, jeweils einen Tag in deinem Leben und ich glaube es sind 7000 oder ich kriege es gar nicht mehr zusammen, es sind nicht viele Gefühle, wenn man es im Durchschnitt mal betrachtet. Wie ist man hier sonst so mit Gesundheit? Bist du jemand, der auch wie dein Opa mit Resilienz gesegnet ist? Oder war es auch mal so, dass du gesagt hast, da habe ich auch einen gesundheitlichen Preis gezahlt?
Daniel Krauss: Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen. Mittlerweile mehr als noch in jungen Jahren. Es gibt auch ganz andere Dinge. Ich habe wirklich mal eine Zeit lang viel geraucht. Aber insbesondere den intellektuell-psychischen Teil, den du in der heutigen Gesellschaft, in so einer VUCA-Welt unter Feuer steht, da bin ich ähnlich meinem Großvater mit einer Portion Resilienz gesegnet, Gott sei Dank.
Joel Kaczmarek: Du hast ja eben das Thema Glück auch schon mal in den Mund genommen. Jetzt haben wir über Erfolg viel geredet. Was bedeutet denn für dich Glück? Ist es deckungsgleich oder gibt es da signifikante Unterschiede?
Daniel Krauss: Ich glaube, Erfolg in meiner Welt ist ein endogener Faktor, also etwas, was aus mir heraus getrieben wird und werden kann. Und Glück ist ein stärkerer exogener Faktor. Glücklich sein, wenn ich das auf mich selbst projiziere, ist es viel stärker in der Terminologie von Zufriedenheit. Glück so im Sinne von Glück. Dieser Zufallsaspekt von Glück, du hast Würfelglück oder so, das ist für mich tatsächlich eher was Exogeneres. Aber ich würde deswegen nicht davon, ob du mir jetzt was Gutes tun willst oder nicht. Selbst wenn du entscheidest, das nicht zu tun, sollte ich mein Leben so aufgestellt haben, das ist jetzt in meinem Fall glaube ich so, ich bin trotzdem zufrieden oder kann zufrieden sein. Ich meine, glücklich sein ist für mich nicht exakt dasselbe als Glück haben.
Joel Kaczmarek: Ich meinte nicht die Gustav-Ganz-Nummer sozusagen mit du gehst in den Supermarkt und bist der Millionstekunde und kriegst den Einkauf geschenkt, sondern den Faktor Zufriedenheit. Was macht dich denn dann glücklich?
Daniel Krauss: Wenn ich Zeit habe, mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen kann. Fokuszeit, Quality Time, also nicht Zeit im Sinne von ich mache halt Homeoffice und dann hänge ich im selben Raum um. Mich macht glücklich, mit Flix schaffen, unsere Ziele zu erreichen. Nicht dieses rein objektive Zahlengetriebenes, sondern die Tatsache zu sehen, dass sowas ja nie alleine geschaffen werden kann, dass wir es dann offensichtlich geschafft haben, eine Organisation zu bauen, die in der Lage ist, Mehrwert zu erzeugen, der so viele Kunden was Gutes tut, dass die sagen, ja geil, das mache ich mal und dann hinten raus das auch noch so. gebaut werden kann, systemisch, dass da vielleicht zweimal 50 bei rausfallen. Das ist schon was, was mich glücklich macht zu sehen, dass du dann da hunderte Menschen hast, die halt alle verschiedene Rädchen zusammenspielen und so. Und diese Komposition, das finde ich geil. Mich macht glücklich kleine Siege. Weißt du, wenn ich mir vornehme, ich will Marathon laufen und ich schaffe das, das macht mich glücklich. Wenn ich mir vornehme, ich will zweimal die Woche radeln gehen und ich schaffe das, das macht mich glücklich. Kleinigkeiten, aber natürlich, wenn wir irgendwie einen großen Deal machen, gegen einen Wettbewerber gewinnen, das macht mich auch glücklich. Also das Ziel ist ja sozusagen in einem Wettbewerb, dass du es erreichst, dass du der Erste bist, der über die Linie läuft. Eine Selbstbestätigungsfrage und es ist ja schon so, dass das Thema Selbstwertgefühl, Selbstbefriedigung wichtig ist. Auf der anderen Seite der Medaille hast du ja auch solche Geschichten wie das Thema Altruismus. Mich macht es glücklich, wenn andere Menschen glücklich sind. Also ich finde halt Schenken mega geil. Ich finde Schenken viel geschenkter. geiler als beschenkt werden. Und da kannst du dich auch fragen, warum macht denn dich das glücklich machen überhaupt keinen Sinn? Doch, macht schon viel Sinn, weil ich glaube, dieses Thema, hier sind Sozialtiefchen, Altruismus, das spielt da halt genauso eine Rolle wie auf der rückwärtigen Seite zum Beispiel das Thema Ehrgeiz und Verächtnis.
Joel Kaczmarek: Es gibt ja sonst aber auch so diesen Spruch, je höher man kommt, desto schärfer werden die Messer. Hast du denn in deinem Leben mal Erfahrungen mit Neid oder auch mit offenem Konflikt gemacht?
Daniel Krauss: Ich wohne in demselben Dorf, in dem ich immer gewohnt habe. Quasi alle Menschen kennen mich da noch als Kindergartenknabe. Da gibt es bestimmt auch hier und da ein bisschen Neid. Aber ich glaube, im Großen und Ganzen hält sich das wahrscheinlich auch mit ein bisschen Stolz und so einer von uns die Waage. Und dann musst du, glaube ich, da auch was einbringen. Du darfst da halt nicht, wenn du halt dann irgendwann abhebst, dann verstehe ich schon auch, dass dann die klassische deutsche Neiddebatte kommt. Und dann hast du natürlich in diesem Wettbewerb, in einem Unternehmen, wenn du klassische Karriere machst oder auch in der Politik im Speziellen, das ist ja schon hart, teilweise wieder Messer gewetzt werden. Das hatte ich Gott sei Dank in meinem Leben noch nicht. Und witzigerweise ist das auch eine Überlegung, wenn ich mir denke, okay, willst du vielleicht nochmal stärker einen Impact irgendwie erzeugen? Musst du drüber nachdenken, mal nochmal in die Politik zu gehen? Es gibt viele Dinge, die mich beschäftigen, warum ich mich bisher zu der Konklusion kam, mache ich nicht. Einer ist, dass du halt freiwillig wirst in dem Moment. sowohl innerparteilich als auch in Berlin und insbesondere dann auch in der öffentlichen Meinung. Du warst ja so, Robert Habeck, saulustig, von einem Tag auf den anderen, supergeil, Megaminister und dann, oh, großes Arschloch, hat überhaupt keine Ahnung, bla bla bla. Das ist doch derselbe Typ, den ihr gestern noch nach oben, so viel zum Thema Messer. Also ich sage jetzt nicht, der hat ganz viel toll gemacht oder ganz viel schlecht gemacht. Dieses Messer-Thema und wie schnell sich das ändert, wenn du sozusagen exposed bist, das finde ich schon hart. und da bin ich ganz happy, dass ich dem aktuell noch nicht ausgesetzt war. und ich bin dann, wenn es zum Konflikt kommt, Eher jemand, der aushält. Ich bin da viel besser im Einstecken als im Aushalten. 7 von 10 Konflikten, die werden mir auch aufgedrückt, wo ich mir denke, boah, ist mir egal, ist nicht so wichtig. Ich bin sehr, sehr hart in der Selektion, was ich für mich als Mensch, in meinem privaten Umfeld, aber auch im Unternehmen für ultimativ relevant und wichtig halte. Ziel zu erreichen, Strategie zu erreichen, da kämpfe ich dann auch. Aber das sind wenige Dinge. Die meisten Sachen, mit denen wir uns tagtäglich beschäftigen, und das gilt für alle Dimensionen, ist halt echt auch useless Quatsch. Und ich verstehe, dass Menschen das Wichtigste aus unterschiedlichen Gründen, mir halt nicht. Und das wirkt dann in so einem Konflikt halt so, ich will nicht teilnahmslos sagen, aber da bin ich dann eher jemand, der einsteckt und abgibt, weil not worth the fight.
Joel Kaczmarek: Wie ist dein Umgang mit Vertrauen? Vertraust du Menschen schnell?
Daniel Krauss: Wenn man sich füreinander entscheidet, wenn man eine Freundschaft anfängt, eine Zusammenarbeit anfängt, dann hat man ja vorher Sachen ausgelotet, miteinander gesprochen, einen Kaffee getrunken, ein Einstellungsgespräch gehabt, whatsoever. Und in dem Moment, wo beide sagen, ja cool, machen wir mal, dann ist das bei mir sofort 100% Grundvertrauen. Das ist die Grundannahme. Die kann man verzocken und dann geht es halt zu Ende. Uns allen passieren Fauxpas, aber wenn da jemand mein Vertrauen tief ausnutzt, das geht dann sehr schnell. Aber grundsätzlich ist es so, dass ich Menschen zügig vertraue und erstmal 100% Grundvertrauen habe.
Joel Kaczmarek: Was sind denn deine anderen Leadership Principles, wenn du damit schon anfängst?
Daniel Krauss: Weißt du, wenn du in so einem komplexen Umfeld wie dem unseren unterwegs bist, du musst versuchen, bessere Leute als du selbst für die Aufgaben, die anstehen, zu finden. Das beobachte ich auch bei allen meinen Führungskräften, ob das sozusagen dann runtertriggert. Dann ist es so, dass sich auch wenig diese Frage von Delegieren stellt, weil wenn du dann nicht delegierst, dann wäre das eine dumme, unlogische Entscheidung, weil du ja dann die besseren Leute von den Tätigkeiten abschneidest. Und das Dritte ist für mich, dass ich mich als Dienstleister für meine Mannschaft verstehe. Das heißt, dass ich dafür da bin, als Führungskraft, alle unsere Leute, unsere Organisation, dass es halt bestmöglich fließt. Das ist auch etwas, was ich von Führungskräften erwarte, und Schmiermittel fungieren. Ich bin überhaupt gar kein Freund von klassischem Micromanagement. Wobei man sagen muss, Management per se ist ein Skill, hat jetzt mit Führung wenig zu tun. Aber jetzt Tasks zu vergeben und so richtig direktiv zu führen, das halte ich für nicht mehr zeitgemäß und nicht mein Ding.
Joel Kaczmarek: Bist du denn eher ein Führer oder ein Manager?
Daniel Krauss: Das müssten andere beurteilen, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber ich glaube, ich bin eher ein Führer als Manager. Das ist jetzt Ausschlussverfahren. Warum? Weil ich schlichtweg ein furchtbar schlechter Manager bin.
Joel Kaczmarek: Was ich noch spannend finde, wenn man so über Führungen nachdenkt und über Delegieren, wie ist dein Umgang mit Komplexität? Wie gehst du mit Komplexität um, weil gerade was du gesagt hast, VUCA-Welt, das ist ja auch gar nicht so schwarz oder weiß oft. Du triffst eine Entscheidung und es war entweder gut oder schlecht.
Daniel Krauss: Die meisten Sachen sind nicht komplex. Die meisten Sachen sind kompliziert und können decomposed werden, würden wir Techies sagen, also die Einzelteile aus dem Umgang. Komplex ist vorwiegend all das, was irgendwie zwischenmenschlich ist. Ein Hilfsmittel, um meinen Tagesablauf da zu gestalten und auch dann zumindest mal die Einzelteile einzuordnen, ist, ich bin ein totaler Eisenhauer-Freak. Ich teile halt Dinge nach dringend, nach wichtig und nach def null. Dann funktioniert das eigentlich ganz gut automatisch.
Joel Kaczmarek: Bist du ein Mensch, der sich viel Sorgen macht oder machst du dir überhaupt Sorgen?
Daniel Krauss: Weißt du, Sorgen ist in der ähnlichen Ecke, meiner Meinung nach, Persönlichkeitsecke, wie schlecht drauf sein. Schlecht drauf sein ist eine dumme Entscheidung, finde ich. Ich habe ein Problem, ich habe eine Herausforderung, ich habe einen Schicksalsschlag, ich habe anything what hits you. Dein Gemüt verändert sich im Negativen und meistens, nach meiner Erfahrung, beeinträchtigt das deine Leistungsbereitschaft. Das hilft mir in den allermeisten Fällen nicht, die Bohne dieser Herausforderung zu entgegnen. Das heißt, dann entscheide ich einfach, dass ich nicht schlecht drauf bin, weil es nichts bringt, was dumm ist. Ich denke mir, okay, die Welt ist doch einfach echt herausfordernd genug. Warum soll ich mir jetzt noch Sorgen machen? Das macht ja auch keinen Sinn. Ein Buch, das ich faszinierend fand, ist How to Win Friends and Influence People. Ich weiß nicht, ob du das schon gelesen hast.
Joel Kaczmarek: Der ist der Knaller. Ich weiß, eine Geschichte, die sich mir bis heute eingebrannt hat, war, und das ist ja das Gute an den Büchern, von denen der erzählt ja immer so Geschichten. Ein Pilot fliegt irgendwie vier Menschen in einer kleinen Maschine und ihm wurde anstatt Schweröl aus dem Kerosin getankt. Also der falsche Flugzeugtyp quasi. Und er fliegt in der Luft und die Motoren gehen aus. und dann kriegst du natürlich die Panik. und wie durch ein Wunder hat er es halt geschafft, diesen Flieger durch Sinkflug segeln und in der Linie halten, noch runterzubringen. und der erste Schritt, den er gemacht hat, ist zu dem Tankwart zu gehen. und was hat er wohl gesagt? Morgen betankst du mein Flugzeug bitte wieder. weil ihm das nie wieder passieren wird, dass er den Fehler macht, das Falsche einzutanken, weil er es halt einmal gelernt hat, einmal gesehen hat, was die Konsequenzen sein können. Und es war ja nicht aus böser Absicht. Also was man heute so als Fehlerkultur mitbringt, so dieses Fehler feiern, irgendwie daraus lernen und so weiter.
Daniel Krauss: Aber es ist voll selten, es ist voll selten, dass es wirklich böswillig ist. Wenn du aber Böswilligkeit unterstellst, ist eine gewisse Chance von einer Abwärtsspirale da. Und insgesamt halte ich auch Inkompetenz für im Verhältnis selten. Wahrscheinlich häufiger als Böswilligkeit, aber im Verhältnis glaube ich selten.
Joel Kaczmarek: Aber ich erinnere mich an einen VC, der mir mal erzählt hat, da ging es so wiederum, der hat irgendwie ein Investment falsch platziert über 5 Millionen. Dann ging er zu seinem Chef und meinte, ja, jetzt wirst du mich bestimmt feuern. Dann sagte der, nee, wieso denn? Ich habe doch gerade 5 Millionen in deine Ausbildung investiert. Das fand ich zum Beispiel auch einen coolen Case. Wenn wir jetzt aber gerade schon über Ausbildung reden, wie war es denn eigentlich bei dir? Hast du in deinem Leben sowas wie MentorInnen gehabt? Die Menschen, die ihr Wissen mit dir geteilt haben, die dich dann gebracht haben, wo du heute bist?
Daniel Krauss: Ja, ja, klar. Also das war damals noch nicht so ganz bewusst und klar als Mentor oder Mentorin definiert. Aber mein erster Chef bei Siemens, der Walter Kaiser zum Beispiel, der ist in meinen Augen ein großer Mentor gewesen für mich. Auch der CTO, CIO bei Marquardt und der CEO, der Herr Dr. Marquardt, quasi der Patriarch waren Mentoren. Die Frage ist, das schwimmt ein bisschen. Ich finde in der Definition von Mentor ist auch ein bisschen was Aktiveres mit dabei, ne? Deswegen ist es so ein bisschen eine Mischung. Also da gab es bei mir schon immer wieder das eine oder andere Individuum, das sowohl passiv, aber auch eben, wie gesagt, mein erster Chef insbesondere aktiv positiven Einfluss genommen hat.
Joel Kaczmarek: Und vielleicht nochmal so als Abschluss. Wir haben gar nicht so über deine Familie geredet, wo du herkommst. Wie bist du eigentlich groß geworden? Was haben deine Eltern gemacht? Was wart ihr für ein Haushalt? Wart ihr religiös? Wart ihr Arbeiter? Wart ihr reich? Wart ihr arm? Wie habt ihr so getickt, als du ein Kind warst?
Daniel Krauss: Ein großes Kuddelmuddel bei mir. Ich bin ja mehr oder weniger Scheidungsgrund.
Joel Kaczmarek: Grund, nicht Kind, sondern Grund, ja.
Daniel Krauss: Also beides, naja. Aber dann hat mich meine Mutter am Anfang alleine erzogen. Ich habe zwei Halbgeschwister, die nicht miteinander verwandt sind. Bin quasi dann mit meiner kleinen Schwester groß geworden. Ich hatte immer sehr viele Unternehmer um mich herum. Unter anderem mein Stiefvater. Das Unternehmen ist dann irgendwann leider Gottes ins Events gegangen. Dann hat es zu, ich sage mal, Verwerfungen geführt, weil mein Stiefvater das nicht so wahnsinnig gut verkraftet hat. Und Trennung, Alkohol und so weiter und so fort. Und dann war ich dann wieder alleine mit meiner Schwester und meiner Mutter. Rein ökonomisch gab es Höhen und Tiefen. Es gab irgendwie Zeiten, da gab es gar irgendwie kein Taschengeld. Und das war alles sehr knapp. Und es gab Zeiten, da wurde ich noch mit dem Porsche in den Kindergarten gefahren. Trotz der hier und da Verwerfungen war ich immer emotional behütet, durch meine Mutter vor allem. Und hatte Gott sei Dank immer einen tollen Freundeskreis, der auch noch Bestand hat. Hat wahrscheinlich auch Teil zu dieser Resilienz dazu beigetragen. Ich glaube, da durfte ich viel lernen. Das war nicht zu jedem Zeitpunkt immer applauswürdig, aber hat mich zumindest zu dem gemacht, der ich jetzt halt aktuell bin.
Joel Kaczmarek: Hast du zu deinem leiblichen Vater gar keinen Kontakt?
Daniel Krauss: Doch, doch, doch. Also wir hatten immer Kontakt. Der ist über die Zeit besser geworden.
Joel Kaczmarek: Was macht das mit einem? Ich bin ja selber Scheidungskind, ich finde das derailed einen ja schon. Du warst ja dann wahrscheinlich im Babyalter gefühlt, oder?
Daniel Krauss: Mich hat es insofern nicht derailed, weil das war halt so, schon immer. Man hat keinen Elternteil, die Familie mehr oder weniger verlassen.
Joel Kaczmarek: Das hat dir aber offensichtlich eine hohe Resilienz beschert. Also ich finde ja, das sind ja immer meine Lieblingscases, wenn Menschen aus schweren Situationen eigentlich gestärkt hervorgehen.
Daniel Krauss: Das ist ja insofern das Geilste, weil die Alternativen alle doof sind. Ich kann das nachvollziehen, wenn das nicht jeder schafft. Und das ist tragisch, aber wir sollten daran arbeiten und auch immer im Freundes- und Bekanntenkreis Leute dabei unterstützen, dass dieser Effekt eintritt. Weil ganz nach diesem profanen Spruch, was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker.
Joel Kaczmarek: Das ist auch ein gutes Schlusswort für heute. Lieber Daniel, es war ein bunter und interessanter Ritt. Ich danke dir ganz herzlich. Sehr gerne. Und vielleicht machen wir es ja mal wirklich, dass wir auch nochmal mehr in deinen Führungsstyle reingehen, wie so ein typischer Tag bei dir aussieht und, und, und. Aber für heute schon extrem spannend. Und danke dir und bleib gesund. Ebenso, danke dir.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.