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Miriam Wohlfahrt: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Podcast-Folge von Female Leadership. Mit normalerweise Marina und mit mir, Miriam. Heute mache ich alleine das. Wir schaffen es nicht immer, dass wir es zusammen machen können, aber dafür heute mal alleine. Ja, ich habe heute einen ganz tollen Gast, Dr. Daniel Bayaz.
Der Daniel ist ein Politiker, der erste, den ich interviewt habe. Ich habe den Daniel letztes Jahr kennengelernt auf einer Veranstaltung, die hieß Frankfurt meets Berlin. Das war eigentlich eine Banking-Veranstaltung. Da war ich, glaube ich, wahrscheinlich eine unter drei Frauen oder so. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall war Daniel auf der Bühne und ich fand den sehr, sehr stark. Ich dachte, ganz toll, was du da so gesagt hast. Und zwar habe ich mir das explodiert. nochmal aufgeschrieben, weil ich damals einen Tweet gemacht habe. Europa ist eine Konsens- und Kompromissgesellschaft. Das fand ich ganz interessant. Und du hast damals ein starkes Plädoyer gehalten für Diversity. Und deshalb habe ich dich danach angesprochen und dich gefragt, ob du nicht Bock hättest, bei Payment & Banking auf der Transaction zu sprechen. Und da warst du auch super spontan, hast gleich Ja gesagt. Und ich dachte, wow, echt ein cooler Typ. Und Daniel habe ich jetzt hier. Ich habe gesehen, du bist Mitglied des Deutschen Bundestages, seit 2005 Mitglied der Grünen in Baden-Württemberg. seit 2017 Abgeordneter des Bundestages im Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen, unter anderem Mitglied im Finanzausschuss im Bundestag, Start-up-Beauftragter seiner Fraktion, Leitung des Wirtschaftsbeirates. Ja, finde ich wirklich Wahnsinn und du bist für mich einer der visibelsten Politiker überhaupt, weil du in den sozialen Netzwerken sehr visibel bist. Also herzlich willkommen.
Daniel Bayaz: Danke für die Einladung und für diese mega Vorstellung. Ich hoffe, ich werde in Erwartung gerecht. Super nett von dir.
Miriam Wohlfahrt: Das stimmt, ja. Ja, also ich habe auch mal auf deiner Webseite steht, was dich antreibt. Du setzt dich bei Chancengleichheit ein, egal ob in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt. Du möchtest Europa stärken und die Errungenschaften der offenen Gesellschaft verteidigen. Das finde ich super. Woran liegt es eigentlich, dass viele Politiker das so scheuen, auch in die sozialen Medien zu gehen? Das würde mich mal spontan interessieren.
Daniel Bayaz: Erstmal vielen Dank mir für die Einladung und nochmal für diese coole Vorstellung und möchte auch erstmal das Lob zurückgeben, weil ich finde auch, dass du eine der sehr visiblen Personen bist, wenn es um, gar nicht nur um Female Leadership geht, sondern es ist einfach Leadership in der vollen Breite. Wir brauchen ja eine neue, junge Gründer- und Gründerinnen-Generation, die da draußen, die auch die globalen Probleme, die wir haben, irgendwie angehen. Und dafür können wir nicht nur Business as usual und Old Economy machen. Ich glaube, gerade in so einer Situation wie jetzt, auch mit Corona und sowas, brauchen wir neue Ideen. Und ich finde dich da auch immer echt eine tolle Sehr inspirierende Persönlichkeit, deswegen möchte ich das an der Stelle mal zurückgegeben haben. Zu deiner Frage, soziale Medien, wo du ja auch und auch die Community insgesamt sehr stark unterwegs ist, würde ich schon sagen, dass die Politik einen Schritt nach vorne gemacht hat. Ich glaube, jeder Abgeordnete, jeder Politiker weiß mittlerweile, Wählerinnen und Wähler, das ist Unsere Bezugsgruppe, was bei euch Kunden sind, sind bei uns natürlich schon auch einfach Menschen in der Gesellschaft, die uns am Ende irgendwie idealerweise auch wählen und die wir auch für Ideen gewinnen wollen. Dass die sich natürlich vor allem in den sozialen Medien aufhalten und deswegen natürlich auch es eine Aufgabe von Politik ist, einfach per se dort am Start zu sein. Aber wir merken natürlich auch, dass in der Politik und vielleicht unterscheidet das auch ein bisschen zu meiner vorhergehenden Arbeit, als ich Berater war, wo es natürlich auch ähnliche Situationen, Prozesse gibt wie in der Politik, aber am Ende kämpft man immer für ein Projekt oder ein Produkt und wir haben leider so ein bisschen die Umstände, dass in der Politik die Menschen das Produkt selbst sind. Also denken wir an die Kanzlerin oder denken wir an Minister oder sowas, die sind sozusagen Teil des politischen Produkts und deswegen ist natürlich Social Media auch eine tolle, ich will gar nicht sagen Werbeplattform, das klingt so platt, aber es ist natürlich auch so wie statt einem Influencer, der vielleicht irgendwie versucht ein Produkt zu platzieren, dass Menschen und Personen auf ihre Art und Weise sehr authentisch Ideen, Vorstellungen, Überzeugungen in diese sozialen Netze bringen. Und deswegen ist es, glaube ich, unsere Aufgabe von Politik, mehr denn jeder zu sein. Und hinzu kommt ein zweiter Aspekt. Ich bin ein großer Fan von Social Media, aber es gibt natürlich auch diese Schattenseiten. Die diskutieren wir ja rauf und runter, wenn wir uns darüber vorstellen, dass mittlerweile im Netz es leider nur so von Häme und Hetze Und Hass sozusagen trieft, ja, bis oft unter die Gürtellinie. Das hat auch die politische Arbeit bei mir auch persönlich, aber auch bei vielen anderen Menschen, übrigens vor allem bei Frauen, können wir gerne auch nochmal ein bisschen vertiefen, sehr stark verändert. Also diese Diskussionskultur im Netz ist leider nicht die, immer wie wir es uns vorstellen würden. Aber man kann natürlich auch die Menschen sich da nicht selbst überlassen, sondern es ist unsere Aufgabe, da auch hinzugehen, Politik zu erklären. Menschen, die sich vielleicht nicht tagtäglich mit einer Tageszeitung beschäftigen, auch für politische Ideen, Überzeugungen interessieren. erklären, warum war das jetzt mit dem Shutdown so notwendig. Das erklärt sich ja nicht selbstverständlich so und deswegen ist es, glaube ich, unsere Aufgabe, da viel stärker präsent zu sein, dass nicht nur irgendwie, ich weiß nicht, Rechtspopulisten oder Menschen, die die Demokratie destabilisieren wollen, die sozialen Medien nutzen, was die leider, muss man sagen, auch sehr erfolgreich machen.
Miriam Wohlfahrt: Wie bist du eigentlich in die Politik gekommen? Was war da so der ausschlaggebende Punkt? Wolltest du früher schon als Kind in die Politik?
Daniel Bayaz: in der Schule davon schon überzeugt, irgendwie in die Politik zu gehen. Ich bin da wirklich reingerutscht. Ich komme natürlich erst mal aus dem politischen Haushalt. Meine Mutter kommt aus einer CDU-Familie, Katholiken vom Land, sieben Geschwister. Und mein Vater kommt aus der Türkei, kommt aus einer Familie, die auch sehr politisch war. Mein Großvater war in der heutigen türkischen Opposition. Und deswegen war einfach bei uns Politik immer mal wieder Thema, auch in der Familie. Das heißt, ich bin ein politischer Mensch gewesen, aber ich bin auch relativ spät erst politisch aktiv geworden. Also ich war nicht derjenige, der mit 15 irgendwie Plakate oder so geklebt hat und schon in der Jugendorganisation aktiv war, sondern es war im Laufe der Zeit, vor allem im Studium, als ich angefangen habe, mich mit Wirtschaft und Wirtschaftspolitik näher zu beschäftigen. Und auf einmal bin ich auf den Fritz Kuhn gestoßen, heutiger Stuttgarter Oberbürgermeister, deine alte Heimat, Miriam, wenn ich richtig informiert bin. Und der hatte diesen coolen Satz gesagt von mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben. Also Grüne waren ja jetzt noch nicht immer prädestiniert für Wirtschaftspolitik in der Vergangenheit. Das war ja auch nicht ihr Gründungsmythos, wenn du so willst. Aber mich hat gerade diese Idee, die ja vor allem auch aus Baden-Württemberg immer getriggert wurde, wir wollen hier wirtschaftlich erfolgreich sein und nachhaltig an einem Standort produzieren. egal ob wir jetzt über Autos oder Chemieindustrie oder die Finanzwirtschaft sprechen. Das hat mich damals geflasht und so bin ich da hängen geblieben. Aber das war natürlich eher sozusagen der Impuls, sich für eine Partei zu engagieren. Warum ich dann mal wirklich für den Bundestag kandidiert habe, das ist also wirklich sozusagen vom ehrenamtlichen Engagement hin zum Berufspolitiker. Problem mit dem Begriff und ich würde mich auch selbst nie als Berufspolitiker bezeichnen, weil ich hoffe, dass ich auch mal wieder ein anderes Leben jenseits der Politik führen werde. Nichtsdestotrotz gerade verdiene ich meine Brötchen damit, deswegen bin ich es faktisch. Das ist natürlich nochmal ein anderer Schritt gewesen und das war eine Zeit, wo einfach sehr viel zusammenkam. Rechtspopulisten in Deutschland, aber auch in Europa, die ganze Klimakrise. Europa hat gewackelt und wackelt jetzt gerade mit der Corona-Pandemie und der Situation in Italien, Spanien immer. Das hat mich sehr besorgt, aber auch der Brexit und Mein Vater, wie gesagt, kommt aus der Türkei. Das war die Zeit auch, wo der Konflikt zwischen Erdogan und Europa sehr stark eskaliert ist. Und es ist so viel passiert. Und ich habe irgendwie gedacht, jetzt kann man am Seitenrand stehen und sagen, wow, die Welt ist schlimm und schwierig. Oder man kann halt sagen, hey, ich will selbst einen Beitrag dazu leisten, dass sie vielleicht ein bisschen besser wird. Das klingt jetzt sehr pathetisch, aber so war es am Ende. Und dann habe ich gedacht, ich kandidiere mal. Das ist mein Beitrag zur Demokratie. Und hey, ich wurde dann irgendwie gewählt. Und auf einmal war ich im Deutschen Bundestag. Also hätte ich somit auch nicht mitgerechnet. So warst du bei BCG oder bei Boston Consulting. buchstäblich in die Mitte der Gesellschaft und trifft auf die unterschiedlichsten Menschen und versteht auch Sorgen, Nöte und auch die vielfältigen Perspektiven, die Menschen in dieser Gesellschaft haben. So, und dann habe ich gedacht, nach den zwei Monaten gehe ich zurück zu meinem alten Job, aber nach zwei Monaten in der Nacht der Bundestagswahl, als mich der Wahlleiter dann nachts um eins oder so kontaktiert hatte, dass ich im Deutschen Bundestag gewählt wurde, dann musste ich nochmal nachverhandeln und sagen, sorry Leute, ich bin jetzt erstmal vier Jahre gewählt, ja.
Miriam Wohlfahrt: Hast du dann gekündigt?
Daniel Bayaz: Nein, die waren sehr kulant und das hat mir natürlich auch geholfen, dass sie einfach gesagt haben, du bist jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit quasi beurlaubt. Das gibt mir natürlich auch eine gewisse Sicherheit und eine Gewissheit, dass es auch ein Leben jenseits der Politik gibt. Ich glaube, das ist auch wichtig. Das habe ich ja eben gesagt. Ich würde gerne nochmal antreten. Ich habe jetzt nach vier Jahren natürlich auch erst nochmal oder drei Jahren. die ich jetzt im Bundestag bin, verstanden. Wie funktioniert Parlamentarismus? Wie funktionieren politische Prozesse? Ich meine, ich war völliger Rookie. Ich habe mich für Politik interessiert, aber ich war noch nie in einem Gemeinderat. Ich war nicht im Landtag. Ich hatte keine Ahnung, wie das funktioniert. Man braucht ein bisschen, um warm zu werden. Und jetzt würde ich gerne nochmal eine Legislatur dranhängen, um vielleicht auch nochmal stärker aufzublühen in dem einen oder anderen Thema. Und vielleicht gibt es ja sogar die Chance, dass meine Partei, meine Fraktion eintritt. Teil einer Regierung wird, weil Opposition ist wichtig, gerade in solchen Krisenzeiten wie auch jetzt, wo die Regierung ja besonders stark ist. Aber nichtdestotrotz, Regierung ist natürlich cooler, weil man kann Sachen umsetzen. Und das nochmal mitzunehmen, das fände ich cool. Aber eins ist klar, Politik ist für mich keine Lebensaufgabe. Ich glaube, Politik lebt auch von Wechsel, weil Wechsel bedeutet neue Ideen, bedeutet Innovation. Politik braucht Innovation, davon bin ich zutiefst überzeugt. Und deswegen habe ich jetzt auch nicht vor, die nächsten, weiß ich nicht, 30 Jahre im Parlament rumzuhocken.
Miriam Wohlfahrt: Wie seid ihr da so organisiert? Wie seid ihr da als Team? Du hast bestimmt Assistenten oder wie läuft das so ab? Wie viele Leute seid ihr jetzt? Wie groß ist dein Team, in dem du arbeitest?
Daniel Bayaz: Ich habe eine Pauschale, die kann ich nutzen, um mein Team anzustellen. Man sollte sich da so ein bisschen an der Bezahlung im TVÖD orientieren, aber es gibt auch gewisse Fragestellungen. Eins ist klar, man zahlt ja jetzt keine kompetitiven Gehälter wie in der Beratung oder in der Bank und nichtdestotrotz kriegt man richtig coole Leute, weil das Leute sind, die erstens unheimlich intelligent sind, aber zweitens auch sagen, wir wollen einen Beitrag für diese Gesellschaft leisten und Politiker oder Abgeordnete können nur so gut und so stark sein. Wie Ihre Teams? Bei mir sind es, ja, wie viele sind es? Wenn ich jetzt alle dazuzähle, also mit studentischer Arbeitskraft, mit meinen Referenten, mit meinen Büroleitern, mit meinen Leuten, die im Wahlkreis enorm wichtige Aufgabe haben und die Stellung da halten, dann kommen wir schon irgendwie so insgesamt mit mir, glaube ich, auf zehn Leute. Also wie ein kleines mittelständisches Unternehmen. Das war auch unheimlich spannend, ja, weil man wird gewählt. Ich bin damals in den Bundestag rein, hatte 13. Drei leere Zimmer, hatte einen Schlüssel von der Verwaltung in die Hand gedrückt bekommen und empfand ein Faxgerät vor, kein Witz, ja, das Faxgerät ist immer noch ein wichtiges Kommunikationsmedium im Bundestag und stand dort, hatte keine Mitarbeiter, ich hatte keine Ahnung und habe gedacht, okay, Daniel, jetzt let's go, jetzt fangen wir mal irgendwie an und habe dann halt auch mein Team zusammengestellt und bin unheimlich froh, wir sind ein junges Turm. Es ist ein bisschen wie ein Startup. Wir haben einen Vorteil. Wir müssen uns nicht um Umsätze oder Gewinne kümmern, weil wir werden vom Steuerzahler bezahlt. Wir müssen uns eher darum kümmern, politische Ideen zu entwickeln, der Regierung auf die Finger zu hauen, gute Presse- und Medienarbeit zu machen, coole Veranstaltungen auf die Beine zu bringen, aber eben auch in besonderen Krisensituationen wie diesen zu schauen, dass Politik und Parlamentarismus funktionieren, handlungsfähig sind, dass wir schnell Entscheidungen umsetzen, dass wir auch offen sind für Menschen und deren Problemlagen. Wir haben ja gegenseitig gigantische Rettungspakete in den letzten Wochen auf den Weg gebracht. Wir haben ehrlicherweise, das haben wir auch als Grüne immer sehr stark gemacht, in dem Weg, den wir beschritten haben, die Regierung zu stützen, aber auch gleichzeitig auf blinde Flecke hinzuweisen, zu sagen, hey, wir haben das ganze Thema Kinderbetreuung, Care-Arbeit, vor allem auch, was Frauen wirklich buchstäblich oft ausbaden müssen zu Hause, Wahrscheinlich haben wir das nicht genug berücksichtigt in den letzten Wochen und hatten für jede Branche, für jedes Unternehmen irgendwie Hilfen parat, aber nicht so sehr auf das persönliche Umfeld geachtet. Und ich glaube, da müssen wir auch aufpassen, dass das nicht aus dem Blut gerät. Das ist so ein bisschen die Aufgabe, die versuchen wir mit meinem Team möglich zu machen und bin froh, dass ich da eine super Truppe habe, weil am Ende, ohne die würde ich das so nicht hinbekommen.
Miriam Wohlfahrt: Du hast letztens einen ganz coolen Post veröffentlicht und zwar, da warst du mit einem Kinderwagen und das war irgendwie nach dem Motto Baby am Arbeitsplatz. Ich finde, klar, fand ich total gut. Wie sieht das denn grundsätzlich da bei euch aus im Bundestag? Und ich habe auch gesehen, bei diesem Post, da waren sehr viele Kommentare, ja, positive, negative. Seid ihr da gut aufgestellt eigentlich? oder wie läuft das bei euch?
Daniel Bayaz: Also für die Zuhörerinnen und Zuhörer muss man sagen, es waren weder mein Kinderwagen noch mein Baby. Ich habe bislang zumindest keine Kinder, aber es war eine Situation, es war ein Schnappschuss, sehr spontan und nicht inszeniert. In der Politik wird viel inszeniert, auch bei Social Media. Glaubt ja nicht alles, was bei Instagram ist, dass das die Realität ist. Aber in dem Fall war es wirklich so, es war ein Schnappschuss, weil eine Kollegin Nachwuchs bekommen hat und die musste zum Abstimmen gehen. Abstimmen heißt, wir haben namentliche Abstimmungen, das läuft ziemlich oldschool. Du hast dann so Stiftungen. Stimmkarten, ja, nein, Enthaltung und du läufst dann rein ins Plenum und musst in der Anwesenheit des Präsidenten von Wolfgang Schäuble deine Karte da in so eine Urne reinstecken. Bei wichtigen Entscheidungen zum Beispiel, wo es ja um Leben und Tod geht, schicken wir beispielsweise Soldaten in Auslandseinsätze. Übrigens eine der schwierigsten Fragen in diesem Job, die man fällen musste, ja, weil das war für mich auch eine Sache, die neu ist. Ich komme in den Bundestag, natürlich hatte ich eine politische Meinung, zum Beispiel zum Afghanistan-Einsatz, aber dann selbst die Hand zu heben, ich unterstütze beispielsweise den Afghanistan-Einsatz, ja, wohl wissend, was das auch über Leben und Tod buchstäblich entscheidet, das ist schon auch schwerwiegend. Also das muss man, glaube ich, auch reflektieren, ja, weil man gibt ja viele böse Vorurteile von Politikern und sowas und manche sind auch berechtigt, aber dass wir uns irgendwie vor Verantwortung drücken, kann man wohl nicht sagen. Und jedenfalls hatten wir so eine Abstimmung und dann ist die Kollegin da reingegangen und hat gesagt, Daniel, kannst du ja mal kurz auf den Kinderwagen irgendwie aufpassen, während ich abstimmen bin. Ja, also wir haben folgende Situation. Erst einmal, wir Abgeordnete, wir dürfen uns jetzt auch nicht wichtiger nehmen, als wir sind. Wir verdienen gutes Geld. Deswegen sollten wir jetzt irgendwie nicht rumjammern, weil viele andere Menschen ja in ähnlichen Situationen sind und nicht eben die Ausstattung haben, wie wir sie haben. Aber es ist nun mal so bei uns, wir sind natürlich in Nicht-Corona-Zeiten vor allem viel unterwegs. Man landet häufig bei einer 70-80-Stunden-Woche, viele Abendtermine viele Reisen. Und das ist natürlich jetzt nicht unbedingt familien- und kinderfreundlich. Deswegen habe ich großen Respekt vor allem vor unseren jungen Müttern, die wir in der Fraktion haben. Es gibt einige, sind alle irgendwie auch in meinem Alter, wie die das wuppen und hinbekommen. Und natürlich braucht man mega viel Organisation. Man braucht aber auch klare Kommunikation nach außen zu sagen, was geht und was nicht geht. Also ich glaube, rote Linien zu definieren und Und dann nach einer anstrengenden Sitzungswoche dann auch mal sagen, die Parteiveranstaltung, so wichtig sie auch ist, irgendwie am Samstagnachmittag, der kann ich jetzt nicht beiwohnen. Ich glaube, da muss es auch wirklich klare Ansagen geben. Und es braucht vor allem auch Verständnis von den Menschen an der Stelle. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Und wir merken ja gerade durch die ganzen digitalen Formate, dass vieles auch auf die Art und Weise geht. Und wenn das auch ein Mittel sein kann für die Nach-Corona-Welt, was wir uns beibehalten können, um das Leben familienfreundlicher und familienerträglicher zu machen, dann wäre das, glaube ich, ein großer Schritt nach vorne. Nicht nur für uns Abgeordnete, sondern ich glaube für alle in der Gesellschaft.
Miriam Wohlfahrt: Ja, das glaube ich auch. Sag mal, jetzt geht es bei uns im Podcast ja nicht nur um Diversität, sondern wir wollen auch echt mit Vorurteilen aufräumen. Wie ist es denn so bei dir? Welche Vorurteile hattest du oder hast du in Bezug auf Frauen in Führung oder auch Männer in Führung? Hast du da Vorurteile, die du schon mal selber erlebt hast oder von denen du weißt, dass es da Vorurteile gibt? Würde mich mal interessieren. Was sind da so Vorurteile, die so gängig sind aus deiner Sicht?
Daniel Bayaz: Wir alle haben ganz viele Vorurteile und die lassen sich, glaube ich, auch nicht nur an Geschlechtern festmachen, sondern irgendwie an ganz vielen verschiedenen Hintergründen, die man so an der Stelle nicht kennt. Und ich merke natürlich auch, dass man auch unterschiedliche Maßstäbe anlegt. Ich glaube, es gibt nicht das eine Vorurteil, das ich anwagen würde, Männer sind immer so und Frauen sind immer so. Es gibt natürlich gewisse Typen und diese Typen findet man vielleicht häufiger in dem einen oder in dem anderen Geschlecht oder in dem einen oder anderen Beruf sozusagen wieder. Aber ich merke zum Beispiel, dass wir als Gesellschaft, da würde ich uns alle einschließen, beispielsweise sehr unfair darin sind, dass wir eigentlich sehr ähnliche Verhaltensmuster unterschiedlich bewerten. unterschiedliche Maßstäbe anlegen. Also ich mache jetzt mal ein Beispiel. Wenn irgendwie eine Situation haben, wo Männer in einer gewöhnlichen Situation, wie man sie häufig erkennt, um irgendeine Sache ringen, das kommt in der Politik wie in einem Start-up oder im Management wahrscheinlich häufig vor, dann ist das irgendwie ein Machtkampf und starke Männer, die um irgendwie eine Position sozusagen ringen und das eigentlich irgendwie positiv aufgeladen. Und wenn man eine ähnliche Situation bei Frauen hat, dann ist es so, dass man irgendwie schnell dazu kommt zum Ergebnis, das ist jetzt irgendwie ein Bitchfight oder der Zickenkrieg oder sowas. Obwohl eigentlich das Verhaltensmuster völlig das gleiche ist. Also es gibt gar keine Unterschiede zwischen Situationen, es gibt nur eine unterschiedliche Deutung. Und das hat natürlich was mit Vorurteilen in unseren Köpfen zu tun. Und davon muss man sich, glaube ich, immer wieder befreien und auch sie immer wieder selbst am Riemen reißen. Und das fällt einem natürlich schwer, weil Vorurteile sind auch irgendwie gelernt. Entweder sind sie einfach unnötig. weitergegeben, ja, über Generationen hinweg, feste Stereotype in unseren Köpfen oder es sind auch eigene Erfahrungen, die man gemacht hat. Das darf man ja nicht ausschließen, aber diese Erfahrung in der Vergangenheit heißt ja nicht, dass die andere Person genauso drauf ist. Und ich glaube, wir müssen uns auch selbst immer wieder so hinterfragen in den Alltagssituationen. Nur so kommen wir einen Schritt nach vorne, glaube ich.
Miriam Wohlfahrt: Total. Also ich hatte mal vor eineinhalb Jahren oder so, ich schreibe ja auch Kolumne und da hatte ich mal eine Kolumne gemacht, weil ich einfach mal gesammelt habe. Ich werde ganz oft, bekomme ich so Interviews, da hieß es also Frau Wohlfahrt, wie fühlt sich das denn eigentlich an so als Frau, als Chefin? Fühlt man als Frau anders oder wie kriegen sie das eigentlich organisiert mit ihrer Tochter und, und, und. Das waren halt so immer solche Fragen. und ich habe einmal, was ich gemacht habe, ich habe einfach mal dieses Wort Frau mit Mann ersetzt und habe daraus eine Kolumne gemacht und habe die Diese Fragen, es waren so zehn Fragen, die habe ich Bekannten von mir so aus der Fintech-Grosche gestellt. Und dann merkte man manchmal, wie absurd sich das anhört, wenn man das einfach nur austauscht. Wie fühlt es sich als Mann an, irgendwie ein Team zu führen? Oder wie fühlt es sich als Mann, ein Chef zu sein? Oder gründen Männer anders? Ja, so lauter solche Fragen. Und das fühlt einem das so sehr vor Augen, weil man einfach immer so denkt, dass irgendwas stimmt da nicht. Ja, es ist schon ganz seltsam.
Daniel Bayaz: Und wenn ich dich gerade richtig verstanden habe, dann war das auch eine Frau, die dir die Fragen gestellt hat.
Miriam Wohlfahrt: Ja, ja, ja, es hat auch eine Frau, also es war so unterschiedlich, das meiste waren Frauen. Ich hatte einfach welche gesammelt und ich habe dann diese Fragen genommen und habe diese Fragen einfach ausgetauscht, Frau durch Mann und habe sie Männern gestellt.
Daniel Bayaz: Und siehst du, und das finde ich auch so ein bisschen bedrückend, weil jetzt bin ich der Letzte, der irgendwie jetzt auch nochmal auf die Idee kommt zu sagen, jetzt muss ich irgendwie Frauen erklären, dass sie untereinander solidarisch sein müssen. Ich Ich mache das manchmal trotzdem. Also ich habe dann zum Beispiel Diskussionen mit einer, weiß ich nicht, einer Frau, die vielleicht eine Vorständin ist und sich gegen die Quote ausspricht und sagt, warum, ich habe es doch geschafft. und so, wo ich dann sage, und übrigens über Quote kann man jetzt lange diskutieren, die Quote ist jetzt mal ein Beispiel, das ist nicht das einfachste Mittel und wir in der Partei, wir haben das. Ich glaube nicht, dass eine Quote in jedem Gremium jetzt oder so funktioniert, aber nur mal ein Beispiel. Da gibt es natürlich auch manche Frauen, die dann sagen Brauchen wir doch gar nicht. Ich habe es doch irgendwie auch so geschafft und das finde ich dann auch wiederum ein bisschen unsolidarisch. Und ich habe das jetzt auch wieder gemerkt, ich habe nämlich neulich eine Kolumne gelesen, da habe ich mich echt drüber geärgert von einer Journalistin, die hat meine Parteivorsitzende, die Annalena Baerbock, die einen Hammerjob macht, so ein bisschen nach ihrem Outfit bewertet. Also die Frau hat es drauf und die kann cool reden oder sowas, aber das Outfit, das ist noch nicht Kanzlerin tauglich, da muss sie mehr machen und so. Und da habe ich irgendwie gedacht, hey, das schreibt jetzt eine Frau über eine andere Frau, das macht es nicht besser. Im Gegenteil, wir reproduzieren ja diese Stereotype und geben auch Männern irgendwie den Freischein zu sagen, naja gut, wenn eine Frau das sagt, dann darf ich das ja auch sozusagen sagen. Und ich glaube, deswegen ist es glaube ich auch ganz wichtig zu sagen, sehen wir, also wir alle sind auch von Vorurteilen behaftet und es ist unsere aller Aufgabe auch dagegen vorzugehen, aber ich glaube das gehört auch zur Wahrheit dazu, Männer sehr, sehr besonders. Wir sind Teil des Problems, muss man einfach so offen ansprechen und jetzt müssen wir uns überlegen, wie können wir Teil auch der Lösung werden, weil wir haben jetzt irgendwie, mal politisch aufzuladen, 100 Jahre Frauenwahlrecht, 1919 erstmals Frauenwahlrecht eingeführt bekommen, eine Hammererrungenschaft. und wir haben irgendwie am Bundestag letztes Jahr dazu irgendwie große Gedenkveranstaltungen gemacht. und dann geht irgendwie jeder wieder seinem normalen Trott nach und wir merken, hey, wir haben trotzdem immer noch eine Situation, wo Frauen im Parlament deutlich in der Minderheit sind. Wir haben immer noch die Situation, dass Frauen in auch ehrenamtlichen Ämtern, also dort, wo Macht verteilt wird, dass eben die Hälfte der Macht den Frauen immer noch nicht zugestanden wird. In der Wirtschaft, in der Start-up-Community ist es ja auch nicht anders. Und wir sehen ja jetzt gerade in der Corona-Krise, bei wem die ganze Care-Arbeit und systemrelevante Berufe und Kinderbetreuung hängen bleibt. Also auch 100 Jahre nach dem Frauenwahlrecht können wir irgendwie nicht sagen, alles ist in Ordnung. Natürlich hat jeder, also natürlich ist unser Grundgesetz und alle Regeln, die wir haben, sind ziemlich diskriminierungsfrei. Da haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber die gesellschaftliche Realität ist eine andere. Und das hat natürlich was mit unseren Pattern auch in unseren Köpfen zu tun. Und da muss man ansetzen.
Miriam Wohlfahrt: Total. Das sind halt alte Rollenblätter, die halt immer noch vorherrschen. Weil letztendlich haben die sich noch nicht so wesentlich geändert. Die Erziehung hat sich ja auch kaum geändert. Das Schulsystem ist heute noch fast so wie vor 30 Jahren. Ja, du hast eben auch in den Schulbüchern, da sind immer noch Feuerwehrmänner, Polizeimänner. Weißt du, das sind halt die ganzen Bilder im Kopf, die dadurch sich einfach selbstständigen und dadurch, glaube ich, entsteht auch sowas an vielen Stellen. Das ist so, wie es sich unnatürlich anfühlt, vielleicht eine Frau als Feuerwehrfrau, keine Ahnung. Aber ich glaube, das hat halt viel damit zu tun. und wenn du das nicht mal hinkriegst und vielleicht eben auch den Mädchen, ich sag mal, mehr Spaß an diesen ganzen MINT-Berufen irgendwie, wenn du das nicht vermitteln kannst, da fehlen ja vor allem die Jobs in der Zukunft, da ist es ja nochmal extremer. Der Anteil der Frauen ist da total gering und da müssen einfach mehr Frauen rein. Also ich glaube, man muss einfach in der Bildung ansetzen und aber auch, die Gesellschaftsbildung vielleicht auch betreiben. Das finde ich auch nochmal ein wichtiger Punkt.
Daniel Bayaz: Wenn ich da kurz anknüpfen darf, weil ich finde, du sprichst da wahrscheinlich den zentralen Punkt an. Natürlich müssen wir auch im Hier und Jetzt schauen, in unseren jetzigen Strukturen. Wie können wir durch Netzwerke, durch Vorbilder, auch durch politische Instrumente, ja, Quote kann ja ein Instrument sein, über das man sprechen kann, in der Hoffnung, dass sich irgendein Zustand irgendwann herstellt, wo wir die Quote nicht mehr brauchen und so. Überall darüber kann man auch sprechen, aber ich glaube, du sprichst einen relevanten Punkt an, Die Schulen gehören da natürlich voll in den Fokus. Ich kenne das ja selbst auch aus meinem eigenen Umfeld. Ich habe eine jüngere Schwester, wenn man darüber spricht, irgendwie über MINT-Beruf oder Mathematik, so nach dem Motto irgendwie, ja, das kann ich gar nicht. oder das war noch nie was für mich. Irgendwie habe ich das Gefühl manchmal, also das wird uns von früh Kind auf so eingebläut und wir kauen es immer irgendwie wieder und es wird so selbstverständlich akzeptiert, obwohl jeder weiß, es ist nicht so. Und am Ende brauchen wir uns natürlich nicht wundern, dass Frauen in der Tech-Industrie halt noch nicht, also jedenfalls noch nicht die Breitenwirkung entfaltet hat, die es eigentlich haben sollte. diese Stereotype reproduzieren. Ich habe selbst als Abgeordneter letztes Jahr eine Schule besucht, da ging es um Coding. Coole Initiative, hat der Lehrer sich dahinter geklemmt, hatte irgendwie 15 Schülerinnen und Schüler, nee Schüler, es waren nur Schüler aus der 8. Klasse zusammengetrommelt, die halt da so selbst ein bisschen gecodet haben und sowas. Es war sehr beeindruckend, dann habe ich gefragt so, Sarkastisch gefragt so, ja, aber ich bin ja hier nicht an einem jungen Internat gelandet, oder? Ich wollte es nur mal die Frage stellen, weil es waren halt nur Jungs da. Ah ne, die Mädels haben sich dafür nicht so interessiert und so. Und ich habe gesagt, Jungs, ich komme nächstes Jahr gerne wieder und ich finde das super, was ihr macht, aber ich erwarte, jeder von euch, wie ihr sitzt, muss mindestens ein Mädel dabei haben, weil ich glaube, es hat auch was mit Empowerment zu tun. Ich glaube, dass die das genauso gut können wie ihr und vielleicht haben die ja sogar nochmal andere Ideen. Vielleicht kommen die ja mit anderen Codes, mit anderen Spielen und sowas um die Ecke, die ihr vielleicht noch nicht so habt. Und ich glaube, bei denen hat auch so ein bisschen ein Nachdenken zumindest irgendwie angesetzt. Und ich finde, dass wir auch schon einfach früh in diesen Schulen, du hast die Schulbücher angesprochen, es gibt aber auch sicherlich andere Formate, dass wir darüber sprechen müssen, wie können wir schon frühzeitig wirklich diese Schere im Kopf durchbrechen.
Miriam Wohlfahrt: Heute hast du halt viele, also gerade die Programmierer kommen halt viele aus diesem Online-Game und so weiter. In dieser Online-Game-Szene sind eher wenig Mädchen. Und dadurch, glaube ich, entstehen halt oft so Boys-Clubs im Bereich Online-Gaming und dann eben auch nachher Coder. Du hast zu wenig interessante Spiele für Mädchen. Weil natürlich auch so wenig Mädchenspiele entwickeln. Ich glaube, das hat auch was damit zu tun. Dadurch, dass die meisten Programmierer männlich sind, werden es auch eher Spiele, die eben auf Jungs abzielen. Wenn du das anders gestaltest, dann kriegst du da auch was anderes raus. Das ist ganz interessant. Ich unterstütze ja auch so die Hackers wohl und so. Wir machen Kinder-Hacker-Schools mit Jungen und Mädchen und wir machen Mädchen-Hacker-Schools. Und du merkst schon, dass die Mädchen-Hacker-Schools, da sind ein bisschen andere Interessen da. Da geht es eher darum, kreativer eine Webseite zu gestalten oder eher Dinge zu gestalten. Bei meinen Jungs war ganz witzig, da war ich in einer Gruppe und die wollten alle so Fortnite machen. Und sie sind dann damit auch zum Teil schon ein bisschen weiter als die Mädels, weil sie halt schon viel Online-Games machen. Und man muss da einfach früher ansetzen und vielleicht auch mal mehr Spiele entwickeln, die Mädchen anbieten.
Daniel Bayaz: Ja, glaube ich genauso. Weil am Ende, das ist ja auch ein wirtschaftliches Argument. Also wir reden ja hier auch über irgendwie einen Markt, um es mal in wirtschaftlichen Terminus technicus auszudrücken, über einen Markt, der sich an 50 Prozent von Konsumentinnen da draußen wendet. Und ich glaube, dass Das müssen wir uns ja alle irgendwie auch bewusst machen. Und klar, es ist ja auch am besten so am Ende so eine Henne-Ei-Struktur. Also du brauchst die Coderin, die wieder sozusagen Spiele entwickelt, die wieder sich eher an Mädchen oder auch an andere Communities. Also Diversität ist ja, wie gesagt, nicht nur Männlein und Weiblein, sondern es gibt ja viele Dimensionen, gerade in so einer Gesellschaft, die sich ja auch sehr stark immer mehr in Subkulturen und sowas organisiert. Ich kenne das ja auch vielfältig. weil du vorhin irgendwie Erfahrungen angesprochen hast mit Vorurteilen und sowas. Jetzt jemand, der eben nicht heißt Hans oder Stefan, sondern so wie ich heißt. Bisschen komischer Name. Und es ist dann auch gar nicht böse gemeint, aber dass sich manchmal Leute mit sehr komischen Fragen irgendwie löchern. Ich denke immer, hey, wir haben ein Jahr 2020. Wir leben in einer offenen, bunten Gesellschaft. Ich dachte, wir sind irgendwie weiter. Und manchmal werde ich daran erinnern, dass das so nicht der Fall ist.
Miriam Wohlfahrt: Sorry, wenn ich da unterbreche, es interessiert mich jetzt.
Daniel Bayaz: Was fragen dich da die Leute? Also ich mache mir manchmal so gerne ein Spiel raus. Mich fragt halt einer, der es gar nicht böse meint, irgendwie, wo kommst du her? Du bist ja nicht von hier. Wenn ich in Berlin unterwegs bin, sage ich, stimmt, ich bin nicht von hier. Ich komme aus Heidelberg. Ja, ach so, Heidelberg. Aber wo bist du denn eingewandert? Ich bin eingewandert über den Kreißsaal des Krankenhauses in Heidelberg und so. Ich übertreibe es natürlich auch ein bisschen. Ich mache mir gerne Spaß raus, aber Ich meine, ich bin hier geboren, ich habe einen deutschen Pass. Ich habe natürlich auch die türkische Seite an mir. Nichtsdestotrotz aber, dass wir in einem Einwanderungsland, was wir ja sind, irgendwie manchmal noch diese Diskussionen haben, wer gehört zu Deutschland und wer nicht. Ich meine, das bedrückt mich natürlich auch. Und das hat natürlich jetzt auch, sagen wir mal, die ganzen schlimmen Ereignisse. Jetzt zuletzt in Hanau, was ein bisschen in Vergessenheit geraten ist durch Corona, zeigt mir natürlich auch manchmal die dunklen Seiten, die es immer noch gibt. Dass Rassismus, Faschismus, Nationalismus immer noch ein Thema in diesem Land ist, übrigens sich sehr stark auch einfach zusammenhängt mit anderen Mustern, mit Antisemitismus, aber auch mit Frauenfeindlichkeit. Das sind ja oft dieselben Netzwerke. Also es gibt die gewisse Stereotype in der Breite der Gesellschaft, aber es gibt wirklich auch den fundierten Nationalismus, Rassismus und die Frauenfeindlichkeit, die wirklich auch, sagen wir mal, politisch organisiert und in sozialen Medien betrieben werden. Auch die Seite gibt es ja auch und die arbeiten sozusagen genau gegen diese offene Gesellschaft. Auch das sehen wir ja gerade und das bedrückt mich immer wieder. Aber ich wollte nochmal einmal zu diesem wirtschaftlichen Punkt zurückkommen, weil das ja auch ein Thema ist, da kannst du wahrscheinlich Lieder von singen, ja, aus der Gründerszene oder Gründerinnen-Szene in dem Fall, weil ich ja auch merke, das ist eine sehr männliche Domäne, da ist auch viel Testosteron am Start, es ist übrigens auch nicht nur homogen, was die, Geschlechterverhältnisse angeht, ist auch eine sehr weiße Community, ja, also weiße Jungs, die sozusagen diese Szene dominieren und ich bin felsenfest von überzeugt, ja, also wenn es eine Sache gibt, an der ich glaube, warum ich auch in die Politik gegangen bin, dass Diversität ein Wert an sich ist, weil es die besten Ergebnisse, weil es zu innovativen Lösungen führt, dass wir das auch uns nicht nur für die Politik, sondern auch eben für die Wirtschaft und für die Startup-Community immer wieder selbst auch wirklich als Monstranz vor uns her tragen, ist ja auch mal wichtig zu wissen, was bedeutet das dann auch für die gesellschaftliche Realität. Und ich habe eine Gründerin in Stuttgart beispielsweise getroffen, die macht so Luxus-Tampons, nachhaltig und vertreibt die übers Internet. Ziemlich coole Geschäftsidee und ganz coole Packung und macht eine Hammer-Social-Media-Geschichte irgendwie dazu. Also so wirklich eigentlich ein Hygieneprodukt, auch ein bisschen stylisch aufgeladen und sowas. Die hat gesagt, ich habe ganz lange kein Kapital für dieses Startup bekommen. Ja, warum? Weil es eine Männerdomäne ist und diese Männer sich weder mit ihr als Gründerin, geschweige denn mit ihrem Geschäftsmodell identifizieren konnten. Ja, wie denn auch? Also ich meine, Männer und Periode ist halt irgendwie jetzt nicht das eingängigste Thema. Also die haben gesagt, ich verstehe das Geschäftsmodell nicht und so. Also sie hat lange nach Geld gesucht. Am Ende ist sie bei einer Investorin fündig geworden. Da bleibt eine coole Geschäftsidee einfach nur liegen, weil wir durch diesen homogenen Blick, den wir haben, irgendwie auf einmal die Potenziale einfach verloren gehen. Und ich glaube, wenn wir uns das mal vor Augen halten, dass das ja für alle Bereiche gilt, auch für mein Bundestagsteam, was du vorhin angesprochen hast, wo ich Mädels und Jungs, wo ich Ossis und Wessis, wo ich Leute mit Migrationshintergrund so wie ich habe, aber auch Leute, die schon, wie soll ich sagen, biodeutsch und die Vorfahren schon lange hier sind. Der eine ist Sozialwissenschaftler und der andere ist Ökonom und die dritte ist Juristin. Das ist ja alles Diversität. und ich mache das jetzt nicht nur irgendwie, weil ich sage, guck mal, ich habe ein cooles, sexy, diverses Team, das kommt gerade gut an, sondern weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass solche Teams in kollaborativen Arbeiten auch die besten und die innovativsten Ideen am Ende rausbringen und darum geht es ja am Ende.
Miriam Wohlfahrt: Total, also kann ich nur zustimmen. Also das ist auch so meine Erfahrung. Ich meine, RatePay wird jetzt dieses Jahr dann schon elf Jahre alt und wir sind ein extrem diverses Team. Ich kann mal sagen, wir waren lange nur zu zweit in der Führung. Jetzt sind wir seit einem Jahr, machen wir das quasi zu siebt, haben wir eine erweiterte Führung und jeder von uns hat ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen. Und auch von der Lebensstruktur her lebt anders. Auch vom Alter her, ich finde das extrem wichtig, weil wenn wir uns unsere Welt angucken, wie die heute aussieht und was passiert, ich meine, es wird immer komplizierter, es kommen immer mehr neue Dinge, die wir lernen müssen. Es ist nicht mehr so, dass da einer stehen kann und sagen kann, so ist es, so wird es gemacht, weil man das ja gar nicht mehr durchdringen kann. Du musst dich ja auch verlassen können auf die Stärken der anderen, die Dinge sehen, die du vielleicht gar nicht siehst und da irgendwo eine beste Lösung finden. Und das ist meiner Meinung nach auch ganz klar, wenn wir uns über Führung in der Zukunft Gedanken machen, muss das einfach so sein. Wir brauchen unterschiedliche Auffassungen, unterschiedliche Stärken, Menschen, die unterschiedlich ticken, die andere Sachen sehen. Weil wir sehen ja auch nicht, nicht jeder sieht das Gleiche. Nicht jeder hat das gleiche Bild vor Augen. Je breiter du eben Dinge siehst, desto besser kannst du sie begreifen und eben auch bessere Produkte bauen. mit zusammenhängen.
Daniel Bayaz: Ja, ne, gebe ich dir total recht. Und ich glaube, mit diesem, wir reden ja nicht nur hier über Diversity, wir reden ja auch über Leadership in diesem Podcast. Ich glaube, das ist auch ein zentraler Punkt, dass Diversität ja auch bedeutet. Also wir haben, jeder von uns hat ja unterschiedliche Stärken und Schwächenprofile. Es gibt sicherlich jeder und jede in einem Team, die etwas besonders gut kann, was der oder die andere nicht so gut kann. Und Auch wenn ich der Chef in meinem Bundestagsbüro bin, ich würde nie auf die Idee kommen zu glauben, ich kann und ich weiß alles. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe da jemanden, der beispielsweise, ich sitze im Finanzausschuss, da geht es auch um so Nerd-Themen wie Steuerrecht und sowas. Ich verstehe davon jetzt auch nicht in jedes Detail was, dass es jemanden dort gibt, der das besser kann als ich oder eine Juristin, die etwas rechtlich besser bewerten kann. kann als ich oder jemand, der mir beim Reden schreiben hilft, weil er das besser kann als ich. Und ich glaube auch zu wissen, dass Diversität ja auch heißt, verschiedene Stärken bestmöglich zu verzahnen und am Ende ein gutes Produkt rauszubekommen, das ist glaube ich auch ein neuer Typus von Leadership. Ich glaube, der alte Typus ist ein anderer, also gerade wenn ich an die Politik denke, auch Leute in eigenen Reihen, ja, Joschka Fischer, Gerhard Schröder, so ein bisschen die alte Männerriege, Alphatiere, die auch für Oldschool übrigens auch erfolgreich gemacht haben, aber die Zeit hat sich, glaube ich, gewandelt. Und heute sind es wahrscheinlich das, was Obama so schön genannt hat, Leading from behind, besser zu institutionalisieren. Das gilt für ein mächtiges Präsidentenamt oder für die Kanzlerin wahrscheinlich genauso wie bei euch im Startup oder in meinem kleinen Büro. Und ich merke, dass wir gerade auch, wenn wir uns die Welt anschauen, um es jetzt mal ein bisschen politisch zu machen Wir sehen ja ein Extrem von zwei Leadership-Typen. Die einen sind die Erdogans und die Trumps. Wirklich alte Schule, Alphatierer, narzisstisch, wissen alles besser und sind sich auch nicht zu schade, sich dann vor aller Welt irgendwie zu blamieren, wenn sie versuchen, die Corona-Krise in ihren eigenen Worten zu erklären. Oder man macht es sozusagen sehr empathisch. Ich glaube, das ist übrigens die Kernkompetenz für Leadership in der Zukunft, schon heute. Wie es die neuseeländische Regierungschefin gemacht hat oder wie es auch unsere Kanzlerin macht. die bekanntlicherweise in einem anderen Team spielt als ich. Nichtsdestotrotz an der Stelle muss ich sagen, macht sie, glaube ich, einen wirklich guten Job. Und wir sehen da, dass da gerade ein Zeitpunkt ist, wo hoffentlich dieser alte Typus abgelöst wird von einem neuen Leadership-Typus. Und wir gucken müssen, dass wir diese neue empathische Art des Führens in all unseren gesellschaftlichen Bereichen irgendwie nach vorne bringen. Aber das ist ein harter Kampf, weil da geht es am Ende auch um Macht. Und wo Macht Fragen gestellt werden, da gibt es Beharrungskräfte. Das ist ja wohl klar. Wenn wir im Deutschen Bundestag eine Wahlrechtsreform vorschlagen, wo wir sagen, wir wollen jetzt, dass im neuen Bundestag 50 Prozent der Abgeordneten Frauen beispielsweise sind. Das schlägt Wellen. Und jetzt kann man ja gut und schlechte Gründe gegen eine Quote finden. Aber natürlich ist das erstmal ein emotionales Thema, weil ganz viele Männer, die da sitzen, das ist eine Kampfansage an die. Das heißt nämlich, du sitzt im nächsten Bundestag nicht mehr, auf deinem Platz sitzt deine Frau. Und dass es das natürlich Widerstände hervorruft, da geht es um Existenzen, das ist ja erstmal klar. Das ist ein harter Kampf, das muss man wissen, aber trotzdem muss man ihn führen, glaube ich.
Miriam Wohlfahrt: Absolut. Also ich bin hundertprozentig bei dir. Tolle Worte, Daniel. Wie würdest du, wenn du jetzt Tipps geben würdest, welche Tipps würdest du Frauen und Männern geben? Wie können sie mit Vorurteilen besser umgehen?
Daniel Bayaz: Oh, das ist schwierig. Also ich würde erstmal gar nicht nach Männern und Frauen differenzieren, weil du bist natürlich schnell in der Situation des Mansplaining. Der Mann erklärt jetzt der Frau, was sie mal machen muss. Ich komme sofort auf deine Frage zurück. Ich habe neulich mal ein Interview gegeben. Das war eher so ein buntes Interview. Mein Lieblingsfilm und meine Lieblings-Netflix-Serie und sowas. Und dann war so Also so ein langer Fragenkatalog und dann waren zwei Fragen hintereinander. Was schätzen Sie besonders an Männern? Was schätzen Sie besonders an Frauen? Und ich habe beide Fragen mit demselben Wort, nämlich Haltung. Ich finde, wenn es etwas gibt, von dem ich glaube, dass es einfach ein wichtiger Wert an sich ist, bei Menschen ist es eine klare Haltung zu haben, dann würde ich keinen Unterschied machen, ob das jetzt von einer Frau oder von einem Mann kommt. Aber ich möchte es mal versuchen, also ich glaube einfach, Frauen sind unheimlich erfolgreich darin, das merke ich auch und ich glaube, du stehst ja auch ein Stück weit dafür, wirklich diese Netzwerke innerhalb der Frauen, aber auch eben darüber hinaus, weil ich glaube, Netzwerk heißt ja am Ende auch etwas mit Macht und Macht ist für mich kein negativ besetztes Wort, natürlich geht es am Ende auch um Einfluss, um Veränderungen, egal ob es jetzt politische Macht ist oder um Entscheidungen in Unternehmen zu fällen, das wirklich weiter auszubauen, auch als Vorbilder bereitzustehen. Empowerment ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Aspekt an der Stelle und sich aber auch immer empathisch zu sein und vielleicht ist das die Kernkompetenz von uns allen, sich in die Schuhe, in die Position des anderen hineinzuversetzen. Und bei Männern würde ich sagen, das habe ich ja vorhin schon mal anklingen lassen, ich glaube, wir müssen uns bewusst machen, let's not be part of the problem, let's be part of the solution. Lasst uns auch Teil der Lösung sein, wenn es um Diversität und um Gleichberechtigung geht. Das ist schwierig, weil es am Ende ja auch einerseits, wie ich gerade ja bei dem Beispiel im Bundestag deutlich gemacht habe, ja auch uns erstmal bedeutet, auch Macht abzugeben. Aber ich halte auch etwas davon, dass es ja auch uns Männern von falschen Rollenbildern befreit. Also wenn wir in einer Situation sind, wo es gesellschaftlich nur akzeptiert ist, dass der Mann immer der Hauptverdiener sein muss und auf einmal eine Situation daherkommt, wo der Mann vielleicht mehr Care-Arbeit zu Hause macht und die Frau die Top-Performerin ist und das Geld irgendwie nach Hause schafft, höre ich immer wieder, ja, das sei ja für Männer irgendwie auch eine ganz schwierige Situation. Und ja, das mag sein, weil halt die Rollenbilder in unserem Kopf so verankert sind. Aber da müssen wir doch auch verstehen als Männer, dass wenn wir diese Rollenbilder hinter uns lassen, dass es ja auch uns entlastet von falschen Erwartungen. Weil auch wir Männer sind ja enorm divers und haben unterschiedliche Vorstellungen. Der eine will mehr arbeiten, der andere will mehr zu Hause sein und der dritte möchte was ganz anderes machen. Und dass man uns auch nicht in diese Zwangsjacken packt, ist es ja auch für uns einfach so wichtig anzuerkennen, auch wir werden sozusagen entlastet. Und als ich das verstanden habe, da war auch der Moment, wo ich gesagt habe, ja, ich würde mich auch als Feministen bezeichnen. Damals, meine Freundin hat mich damals gefragt, bist du ein Feminist? Und dann habe ich über das Wort nie gar nicht groß nachgedacht. und ich habe dann gesagt, das ist doch so Alice Schwarzer und so, das ist eigentlich nicht mein Style. Aber mittlerweile weiß ich, nein, das ist nicht die Interpretation von Feminismus und das heißt sozusagen gleichberechtigt, ohne falschen Rollenbilder, weder für das eine noch für das andere Geschlecht und ich glaube, das ist entlastend für beide, auch gerade für uns Männer. und deswegen glaube ich, ein gesunder Feminismus tut uns Männern an der Stelle auch, glaube ich, ganz gut.
Miriam Wohlfahrt: Oh, das waren sehr schöne Worte hier zum Abschluss. Wirklich, ich wusste auch gar nicht, dass ich Feministin bin, aber ich bin auch Feministin. Also genau so geht es mir auch. Es ist mir gerade so spontan die Idee gekommen, es ist in der Karte immer ganz nett, wenn man jemanden noch so ein klein bisschen persönlich kennenlernen will. Ich frage dich jetzt auch mal kurz so ein paar Sachen, wo du ganz schnell spontan antworten kannst. Dein Lieblingsfilm? Interessiert mich jetzt, wo du es eben angesprochen hast.
Daniel Bayaz: Oh, da gibt es so viele. Um jetzt mal eine zu sagen, weil ich ihn neulich mal wieder geschaut habe, ist von Martin Scorsese, The Aviator mit Leonardo DiCaprio.
Miriam Wohlfahrt: Und Netflix-Serie?
Daniel Bayaz: Ich habe neulich eine Serie gesehen, die mich echt begeistert hat. Mit Jessica Biel. Das war so ein bisschen Mystery, Horror, Thriller. Ziemlich spannend gemacht. The Sinner ist eine ganz tolle Serie. Aber All-Time-Klassiker. Wahrscheinlich sogar eine der ersten Serien, die es da draußen gab. The Wire. Eine gesellschaftskritische Darstellung von Baltimore, auch das rassistische Amerika, das ungleiche Amerika, das hässliche Amerika, aber auch ganz viele Geschichten von Aufstieg, von Hoffnung und dergleichen. Also die üblichen Dinge, die wir schon aus griechischen Dramen sozusagen kennen. Auch nach 15 Jahren wahrscheinlich immer noch eine der erfolgreichsten Serien da draußen. Sorry, war jetzt eine längere Antwort.
Miriam Wohlfahrt: Macht nichts, das finde ich immer interessant. Da lernt man schon ein bisschen was über Menschen. Jetzt noch zwei. Welches Buch und welcher Sport?
Daniel Bayaz: Sport, ich bin ein großer Basketball-Fan, fange ich damit an. Auch da kann ich eine Netflix-Geschichte erzählen. Es läuft gerade die Serie The Last Dance über Michael Jordan und die Chicago Bulls. In meinem Zimmer in Berlin hängt so ein großes Jordan-Poster. Bin immer noch großer Fan, wobei mich auch Mohammed Ali, der Boxer, sehr inspiriert, der ja auch wirklich ein politischer Mensch war, aber Boxen, der Sport ist natürlich ein bisschen zu brutal und verstehe ich auch nicht allzu viel, sondern das war eher die Person, die mich fasziniert hat. Und mein Lieblingsbuch, das ist eigentlich relativ einfach, immer noch und lese ich irgendwie einmal im Jahr immer wieder gerne, ist der große Gatsby, The Great Gatsby.
Miriam Wohlfahrt: Ah, okay, habe ich noch nie gelesen.
Daniel Bayaz: Kann ich sehr empfehlen.
Miriam Wohlfahrt: Da siehst du, deshalb frage ich das gerne.
Daniel Bayaz: Ja, wir haben jetzt die 29er Jahre vor uns und der spielt in den Roaring Twenties vor 100 Jahren. Und das ist ja die Zeit, wo technologisch, wirtschaftlich, kulturell so viel passiert. Und ich finde die Analogie auch zu der Situation heute, die gibt es schon durchaus. Also vielleicht eigentlich ein guter Zeitpunkt, jetzt in den 29er Jahren dieses Buch nochmal zu lesen.
Miriam Wohlfahrt: Neue 20er, ja, das stimmt. Es wird ein Aufbruch, ja, eine neue Zeit. Wer weiß, wie die dann wird. Sie wird ein bisschen anders werden bis danach, was da jetzt kommt.
Daniel Bayaz: Davon bin ich überzeugt, ja.
Miriam Wohlfahrt: Ich auch. Also ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken, Daniel. Es war ein tolles Gespräch und ich hoffe, wir sehen uns auch mal bald im echten Leben wieder.
Daniel Bayaz: Miriam, vielen Dank für die Zeit. War ein super Gespräch. Hat mir großen Spaß gemacht. Übrigens das letzte Mal, als wir uns physisch gesehen haben bei diesen Startup Awards. Ich glaube, das war die letzte Großveranstaltung, die ich mitgemacht habe. Und ich würde mich auch freuen, wenn es dann auf absehbare Zeit, hoffentlich, wenn die Situation es zulässt, man sich wieder face-to-face sieht.
Miriam Wohlfahrt: Total. Also mach's gut und bleib gesund. Bis bald. Danke dir. Ciao. Ciao.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Diversity: Lasst uns Organisationen neu, offen und tolerant denken! Nachdem wir anfangs die Organisationsentwicklerin Marina Löwe und Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth wiederholt vor dem Mirko hatten, um dich für Diversity zu sensibilisieren, diskutiert Joel mittlerweile regelmäßig mit Lunia Hara (Diconium) zu Themen rund um Leadership und Diversity. Dabei geht es den beiden explizit nicht um Mann oder Frau, sondern um die Schaffung von Empathie füreinander sowie ein ganzheitliches Bild und Verständnis für verschiedene Rollen und Perspektiven.