Matchmaking: Wie finden Investoren und Startups zueinander?

24. Oktober 2016, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Road to IPO von Digital Kompakt. Ich bin Joel Kaczmarek. Mit mir ist wieder dabei Erik Leipold.

Erik Leipold: Moin Erik. Hi.

Joel Kaczmarek: Sag doch nochmal einen Satz zu dir für alle, die die erste Folge verpasst haben, das wir jetzt hoffentlich nachholen werden. Was machst du genau? Wer bist du?

Erik Leipold: Ja, ich bin bei der Deutschen Börse verantwortlich für den Bereich Pre-IPO und Capital Markets. Bedeutet eigentlich, wir haben aufgebaut vor knapp anderthalb Jahren das Deutsche Börse Venture Network. Das liegt bei mir im Verantwortungsbereich. Wir haben Fintech Hub in Frankfurt. Und ich bin auch verantwortlich für den Weg zum IPO, sprich für das Listing-Geschäft und die Emittentenbetreuung.

Joel Kaczmarek: Hervorragend. Also man merkt schon, thematisch passt das sehr, sehr gut. Wir wollen nämlich so ein bisschen uns den Bereich angucken, wenn man unternehmerisch tätig ist. Vielleicht kann irgendwann ein Börsengang Sinn machen, vielleicht auch nicht. Aber diese ganze Phase davor, also nicht unbedingt die Hardcore-Seed-Phase, sondern eher so dieser Mittelbereich dazwischen, der interessiert uns ja. Trotzdem wollen wir auch mal den Blick ein bisschen schweifen lassen in den Seed-Bereich, weil das hängt ja alles miteinander zusammen. So, unser Thema, was wir uns heute ausgesucht haben, ist das ganze Thema Matchmaking. Das heißt, wie finden Investoren und Startups eigentlich zusammen? Und da haben wir einen sehr, sehr guten Investor, weil ich finde, mit sehr spannendem, sehr fokussiertem Konzept. Pawel, sag mal kurz ein paar Worte zu dir.

Pawel Chudzinski: Hallo, ich bin Pawel von Point9 in Berlin. Seit ungefähr sieben Jahren betreiben wir Fonds und investieren in Seed und Series A Startups, vor allem in den Bereichen Software und Marktplätze mit viel Fokus auf B2B.

Joel Kaczmarek: Also Point9 Capital, ich finde, ihr macht sehr, sehr spannende Sachen. Also ich habe das Gefühl, ihr habt euch wirklich Konzepte überlegt. Da wollen wir natürlich so ein bisschen eintauchen, weil wir wollen jetzt mal verstehen, Wie läuft es eigentlich ab, dass ein Investor an Deals kommt? Also kannst du mal so ein bisschen beschreiben, ihr macht das ja in einer sehr, sehr frühen Phase. Das heißt, bei euch ist das vielleicht nochmal komplexer als bei Leuten, die irgendwie nur gucken müssen, wer hat eine gewisse Schallmauer schon durchbrochen. Über welche Kanäle geht ihr und wie gelangt ihr eigentlich an Dealflowen?

Pawel Chudzinski: Also ich kann erzählen, wie es bei uns ist. Dazu muss ich sagen, dass es unterschiedliche VCs sehr unterschiedlich machen. Also es ist nicht so, dass es irgendwie eine Standardpalette an Sachen ist, die dann jeder da durchmacht. Also für uns, ich glaube, die meisten Deals, die wir machen, die kommen über ein breiter gefasstes Netzwerk. Das heißt, wir versuchen, Kontakte zu Unternehmern zu pflegen, mit denen wir zusammenarbeiten, zusammengearbeitet haben oder die wir kennen und gut finden, weil die oder deren Freunde, die starten immer wieder was Neues und da wollen wir, so sagt man, schön top of mind sein bei denen, dass sie, wenn sie an Finanzierung denken, dann auf die Idee kommen, über uns nachzudenken. Das ist das eine. Das andere ist, wir verfolgen die Märkte, die wir interessant finden, lesen viel und wenn wir was Interessantes sehen, wo wir vorher nicht in Kontakt gewesen sind, dann versuchen wir, die Leute proaktiv anzugehen. Und der dritte Kanal ist, wenn Leute uns dann sozusagen über die Webseite Das funktioniert auch durchaus. Ich glaube, die Conversion Rate ist am geringsten, weil wenn jemand sich mit der Materie beschäftigt, versucht das über Netzwerke zu schaffen und so weiter. Aber trotzdem passieren auch so Deals. Also das sind so die drei Quellen.

Joel Kaczmarek: Genau der Punkt, dieses über die Webseite ansprechen, ich saß kürzlich mit dem Kollegen Leibold von eVentures irgendwie auf einem Panel und er meinte irgendwie in x Jahren, die er das Business macht, ist noch nie ein Lead gekommen über diese Deals-Ad, Investments-Ad, Hello-Ad, wie immer diese E-Mail-Adressen alle heißen. Also jeder sagt eigentlich immer Netzwerk, wenn es irgendwie um Deals-Housing geht. Hast du ja auch eigentlich gerade klar gemacht, dass das so der wesentliche Impact ist. Inwieweit ist das denn mittlerweile bei so einem VC systematisiert? Oder ist man eigentlich nur so eine getriebene Kuh, die von Event zu Event rennt und einmal im Monat irgendwie nach einer bestimmten Liste seine Kontakte durchtelefoniert? Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen, dass jemand auf diese Weise Deals sich holt?

Pawel Chudzinski: Es ist eine Herausforderung, glaube ich, für jeden VC, weil es ja fünf Events pro Woche gibt in Deutschland alleine wahrscheinlich, 20 in Europa und es gibt irgendwie tausende Unternehmer und so weiter. Uns hilft es dort wirklich, dass wir sagen, das sind die Themenbereiche, die uns interessieren und wir versuchen dann in diesen Bereichen die Konferenzen zu besuchen, die Netzwerke zu pflegen. Natürlich, wenn man sagt, ich mache ganz Europa alles und alle Stages, dann muss man irgendwie anders rangehen. Aber das ist, glaube ich, die Kunst zu priorisieren und sich dann für irgendwas zu entscheiden, wohl wissen, dass dann ein paar andere Bereiche dann wegfallen und da hat man kein gutes Netzwerk.

Erik Leipold: Wie groß ist euer Team, was ihr da habt für

Pawel Chudzinski: Wir haben insgesamt 13 Personen bei Point9, davon sieben im Investment-Team.

Joel Kaczmarek: Das müsste ja eigentlich das Einfallstor für euch sein. Bei der Börse so ein bisschen, so wie ich euch verstanden habe, ist euer Ansatz ja zu sagen, es gibt irgendwie so ein Gap, es gibt irgendwie spannende Unternehmen und es gibt Investoren. Wir müssen ja nicht mal mehr uns nur beschränken und sagen, nur hierzulande, man kann ja international denken. Man kann ja bei Investoren auch in unterschiedlichen Leveln denken. Also Pawel hat jetzt einen Seed-Fonds, man kann ja auch sagen, man nimmt Corporate VCs, man kann sagen, man nimmt Family Offices. Was ist denn deine Hypothese, Erik, wie ihr in so ein Thema da reingerätschen wollt?

Erik Leipold: Als wir damals gestartet haben in dem Venture Network, war ja eigentlich die Hypothese, dass Unternehmen im Late-Stage-Bereich die Finanzierung, die, sag ich mal, größer als 10 Millionen ist, in Deutschland nicht so einfach bekommen. Und dass die Netzwerke der deutschen Unternehmen, der deutschen Startup-Unternehmen nicht so gut sind, gerade zu den internationalen Investoren. Und da haben wir gesagt, okay, wir bauen jetzt mal ein Netzwerk auf und versuchen, deutsche Late-Stage-Startups zu verbinden mit internationalen Investoren, um gerade diese Finanzierungslücke zu schließen. Ich glaube, mittlerweile gibt es dieses Problem nicht mehr so extrem. Ich glaube, da sind ein paar ganz gute Runden entstanden. Brillen.de über 40 Millionen gemacht, iGym über 40 Millionen gemacht und auch immer mit ausländischem Geld. Ich glaube, sehr US-lastig dann auch. Das ist im Moment ganz gut aufgestellt. Aber wo wir auch irgendwie so Nachholbedarf sehen, ist einmal im Bereich Corporate VCs, wo es ja in Deutschland mittlerweile sehr, sehr viele gibt. Da kommt ja irgendwie jeden Monat eine neue Meldung, dass irgendjemand jetzt auch sein Corporate VC gelauncht hat, die, glaube ich, in der Regel über keine guten Netzwerke verfügen. Im Bereich Family Offices, die sehr große Sorge haben, teilweise sich mit anderen zu vernetzen, weil sie das vielleicht gar nicht wollen, weil es auch nicht ihr bislang kräftiges Geschäftsmodell war. Die wollen eher einen neutralen Partner haben. Das sind wir, glaube ich, ein guter Ansprechpartner als deutsche Börse, weil wir sind neutral, haben eine gewisse Reputation. Und da binden die sich eher bei uns an, als vielleicht jetzt irgendwie mit anderen Venture Capitalists zusammenzuarbeiten. Und da wollen wir eigentlich rein und da die Brücke schlagen zwischen Investoren auf der einen Seite, die vielleicht nicht in diesem hier wie Point9 super gut vernetzt ist und viele Partner hat und den Startup auf der anderen Seite, die halt sagen, okay, ich suche gerade Kapital und da wollen wir eigentlich die Brücke schlagen, die zusammenbringt.

Pawel Chudzinski: Macht das Sinn für dich? Ich weiß nicht, das ist schon so ein bisschen die spätere Phase. Da kann ich eher aus der Perspektive eines Startups sprechen, wo wir dann, wenn wir bei der Seed-Phase einsteigen und dann den Startups bei den späteren Finanzierungsrouten helfen mit Kontakten. Also ich denke, das macht umso mehr Sinn, umso later stage man spricht. Wenn wir über so Series A oder B sprechen, dann glaube ich, gibt es einen Markt von Leuten, die wirklich darauf spezialisiert sind. Und da denke ich, ist es schwierig über eine Plattform, dann vielleicht immer wieder passt das sehr gut thematisch oder so, irgendwie Chemical Startup und Unternehmen aus der Chemiebranche, die sich vorher nicht gekannt haben auf dieser Ebene. Aber wenn jemand den Markt gar nicht kennt und reinkommt und sagt, hey, zeig mir mal gute Early-Stage-Startups, dann glaube ich nicht, dass das eine Plattform ist, wo die Startups zuerst hingehen.

Erik Leipold: Bin ich mir nicht so ganz sicher, weil es gibt natürlich auch Startups, die haben wir auch bei uns im Netzwerk, die sind vielleicht bootstrapped und haben noch keinen Investor wie euch, also verfügen über kein Netzwerk, was ihnen auch irgendwann helfen kann. Also es gibt einmal die und dann gibt es ja auch relativ viele, die irgendwie Ausgründungen sind aus Universitäten, die Ausgründungen sind aus anderen Unternehmen, wo dann irgendwie eine Merck oder eine Siemens sagt, okay, wir haben hier eine Ausgründung. Die haben jetzt so und so lange finanziert, aber wollen jetzt vielleicht einen Venture-Capital-Fonds oder so dazu holen, der irgendwie den Sprung zum nächsten Level dem Unternehmen auch bringt mit Kontakten und vielleicht auch mit Management-Education, wo du sagst, okay, du hast jetzt einen Venture-Capitalist da drauf, der hat so ein Unternehmen schon mal betreut bis zum IPO oder bis zu irgendeinem Exit oder das hat wirklich valuable gemacht. Ich meine, klar, so Unternehmen, die von Anfang an irgendwie mit einem guten VC ausgestattet sind, der die begleitet und auch in den nächsten Runden dabei ist, Kontakte macht, da sind wir vielleicht nicht der richtige Partner.

Pawel Chudzinski: Ich glaube, ihr seid auch, glaube ich, von der Marktausrichtung her ein bisschen breiter aufgestellt als, sage ich mal, wir, wo wir wirklich nur Internet machen und dann im Internetbereich auch nur ganz bestimmte Bereiche, wo ich glaube, das Ökosystem wird immer besser und so. Und ich verstehe, ihr denkt das ein bisschen breiter, ne?

Joel Kaczmarek: Aber man kann ja trotzdem aus seiner Überlegung gerade mal so ein bisschen ketzerisch formulieren, ob bei euch dann nicht tendenziell eher der schwächere Dealflow schlummert, weil der Gute so jemanden wie ihn schon proaktiv gefunden hat.

Erik Leipold: Ich glaube, damit tut man uns eher unrecht. Also was wir jetzt im Moment ja versuchen, ist auch so ein bisschen früher die Unternehmen ans Netzwerk zu binden. Also wir haben ja uns am Anfang sehr stark spezialisiert auf diese Late-Stage-Unternehmen. die in der Regel, das ist absolut richtig, was Pawel da sagt, schon über ganz gute Netzwerke verfügen. Aber selbst da haben wir festgestellt, und sonst hätte es nicht funktioniert in der Vergangenheit hier, dass viele der Unternehmen, insbesondere in den USA, überhaupt kein Netzwerk haben. Und auch teilweise die deutschen Investoren, die investiert hatten in den Anfangsphasen, das Netzwerk in die USA auch nicht so haben. Ich meine, wir haben in Deutschland auch nicht so viele Venture Capitalists. Einige aus den USA, wie General Atlantic und so, die kommen natürlich jetzt auch rüber und gucken sich den Markt hier an. Aber wir haben da schon gemerkt, dass da schon viel, viel an Netzwerk entstanden ist zwischen den deutschen Unternehmen und den US-Investoren. Es hat gut funktioniert. Klar, wir freuen uns, wenn nachher dieser Markt noch näher zusammenwächst und sich da nachher alle kennen. Aber wir glauben, wir werden immer einen Mehrwert liefern können mit so einer Plattform. Plattformen sind halt einfach unser Kerngeschäft und Transparenz in so einen intransparenten Markt zu bringen, ist aus meiner Sicht sehr sinnvoll.

Pawel Chudzinski: Was ich interessant finde, was du am Anfang gesagt hast, diese Hypothese mit 10 Millionen aufwärts und dass die vielleicht jetzt nicht mehr so ganz stimmt und da würde ich zustimmen, aber wenn du sprichst 30, 50 Millionen aufwärts, das stimmt immer noch. Und da gibt es europaweit, glaube ich, nicht so viele Fonds, die solche Tickets schreiben können. Dafür können das Corporate sehr gut machen.

Erik Leipold: Oder Private Equity, die wir auch bei uns drauf haben, ja.

Pawel Chudzinski: Zum Beispiel, die gehen auch langsam in die Pack-Richtung. Oder manche auch gar nicht so langsam, sondern ziemlich schnell. Man sieht das im Automotive-Bereich jetzt. Mobility, großes Thema. Und mir kommt es so vor, dass sich jetzt Volkswagen, BMW und wie sie alle heißen, überbieten mit Presseerklärungen, wer gerade mehr in den nächsten Uber investiert hat. Und da kann ich mir vorstellen, dass sie dann wirklich erstmal überhaupt keinen Zugang zu dem Markt haben. Und wenn ihr dann auf dem Radar-Screen so diese schon größere Companies haben, die für sie doch nicht so sichtbar sind und dann richtig große Geldmengen zu schieben helfen könnt, das ist, denke ich, etwas, wo es eine Lücke gibt.

Erik Leipold: Und teilweise eigentlich nicht nur die größeren Companies. Ich meine jetzt eine Daimler oder eine BMW. die haben sich ja in dem Markt jetzt selbst umgetan. Wir haben jetzt in Berlin teilweise Offices, bei denen auch, aber wo wir es noch stärker merken, ist eigentlich, und ich glaube, wo auch so ein bisschen die Reise hingeht und der Trend hingeht im Moment, was wir merken, ist, dass auch der deutsche Mittelstand, sagen wir immer, Backbone von der deutschen Wirtschaft, Die müssen auch digitalisieren, die müssen auch irgendwie gerade jetzt im B2B-Bereich irgendwie ihre Industrieunternehmen voranbringen und die im nächstes Level bringen. Und die sind halt gar nicht in dem Thema drin.

Pawel Chudzinski: Ja, das ist eine schöne Wandlung der letzten, sag ich mal, Monate oder Jahre, wo es vor drei, fünf Jahren hieß, ja, diese Startups, das können wir alle selber. Wenn das wirklich relevant ist mit dem Internet, dann machen wir es selbst. Und ich denke, die großen Companies in Europa oder insbesondere in Deutschland haben schon diesen Gedankensprung gemacht, eigentlich können wir das nicht und eigentlich müssen wir investieren in diese Companies, um dabei zu sein, um sich dann zu positionieren, vielleicht sowas mal zu kaufen, wenn das richtig gut zu uns passt. Und ich weiß nicht, wie gut die da aufgestellt sind, den Markt zu beobachten.

Erik Leipold: Ja, gar nicht, das ist das Problem. Guck dir mal die ganzen Mittelständler an, die sind halt in der Regel in Deutschland auch nicht in den Städten wie Berlin, Frankfurt, München, Hamburg, teilweise dann vielleicht München und Hamburg, aber eher irgendwie so im Umland. und die haben erstmal das große Problem, die sind technologisch noch nicht so weit, die kriegen kaum noch gute Talente irgendwie von den Universitäten raus, weil irgendwie wer heute ein super Studium gemacht hat, hier WHU oder wo auch immer, der gründet oftmals und will dann was eigenes machen.

Pawel Chudzinski: Alleine die Stadt, man will eher in Berlin leben als, ich habe mal ein Projekt gemacht mit Brown Melsungen, so eine riesen Company, aber irgendwie im Wald. Ich glaube, das ist Das ist ein sehr spannendes Unternehmen.

Erik Leipold: Und wie viele hast du davon in Deutschland? Da gibt es halt Tausende, die so sind und die eigentlich auf der Suche sind genau nach den Unternehmen, die wahrscheinlich bei euch dann rauskommen, die vielleicht Software-as-a-Service machen oder was auch immer. Und selbst für so einen Investor wie euch können wir, glaube ich, gut eine Verbindung herstellen zu einem Investor aus dem Corporate-Bereich, der zu uns sagt, ich suche Unternehmen. Und das ist ja unsere Ambition. Wir wollen die Investoren, die bei uns auf der Plattform sind, wirklich kennenlernen. Und es ist nicht so, dass die bei uns auf der Plattform irgendwas eingeben, irgendwie drei Sätze, sondern wir wollen persönlichen Kontakt zu denen haben und wissen, was ihr sucht oder was ihr im Portfolio habt, was wir vielleicht dann auch anderen anbieten können, wo ihr dann einen smarten Exit haben

Pawel Chudzinski: könnt.

Joel Kaczmarek: Also ich meine mal so die Hypothese nochmal zusammengefasst, die die Jungs jetzt haben. Ja, es gibt ja viele, viele andere. Wir wollen ja auch das Thema Matchmaking als sozusagen aus der Übersicht ein bisschen sehen. Die sagen halt, sie finden es spannend, transnational zu verbinden, Transparenz zu schaffen. Und du sagst, in der frühen Phase ist es eher so ein bisschen…. Eher nicht, aber sozusagen, wenn du jetzt ein Unternehmen hast, was du finanziert hast und musst dann denen helfen, bei der Series A, B, C und weiter Geld zu suchen, macht sowas dann da Sinn? Also löst das wirklich ein Problem?

Pawel Chudzinski: Also ich denke, wenn unsere Startups, die dann oft in bestimmten B2B-Bereichen unterwegs sind, wenn sie irgendwo hingehen könnten und filtern könnten, Logistikbereich, was gibt es da für Unternehmen, weil oft kennen sie sie nicht, das sind ja oft irgendwie Namen, die irgendwie versteckt sind und die nicht jetzt öffentlich sehr bekannt sind. Und dann sag ich mal Logistik, Nordeuropa, boom, wen gibt es da? und wer hat da Interesse sich mit Startups oder mit so ein bisschen Latest Day Startups zu beschäftigen, würde man auf jeden Fall sich angucken. Was dabei rauskommt, weiß man nie, aber zumindest die Option zu haben, zu schauen, welche Corporates sind da interessant. Dazu muss man sagen, mit Corporates ist es immer so für ein Startup, wenn das ein potenzieller Exit-Partner ist, ist es immer so ein bisschen sprechen und von lernen cool, aber Geld früh nehmen ist schlecht, weil das dann im schlimmsten Fall dir die Exit-Kanäle verbaut, wenn du schon einen potenziellen Käufer im Cap-Table hast. Das heißt, du willst eher für den Exit am Ende optimieren und nicht schon am Anfang. Außer du strukturierst es dann so, dass er irgendwie sehr wenige Rechte hat und so, aber darauf haben sie dann auch meistens auch keine Lust. Also es ist immer spannend, aber nicht super einfach.

Joel Kaczmarek: Ja, vor allem ich hatte den Eindruck, dass viele Startups sagen, ich habe keinen Bock hier irgendwie Corporates aufzuschlauen, für mich ist das Dump Money.

Pawel Chudzinski: Die Erfahrungen, die die Gründer unter sich austauschen, so mit Corporates, sind immer sehr ähnlich. Super langsam, super irgendwie detailfixiert, dauert alles irgendwie nicht drei Tage, wie mit Leuten, die das täglich machen, sondern eher die Entscheidung anderthalb Monate. Das sind wichtige Sachen für Startups. Die Corporates können es oft nicht nachvollziehen. Ja, muss ja doch durch unseren Vorstand durch.

Erik Leipold: Ich glaube, es muss halt auch immer passen. Ich meine, machst du dann als Corporate oder lässt du dann als Startup zu, dass dich irgendwie jemand so schluckt, dass er auch wirklich Einfluss hat? Oder machst du irgendwie vielleicht eine Minderheitsbeteiligung? wo du das Startup dann alleine weiterlaufen lässt und sagst, okay, ihr wachst weiter, ich kann euch vielleicht helfen mit Know-how, vielleicht auch helfen mit Kontakten, vielleicht helfen mit Kunden, vielleicht mache ich auch meine Datenbank für euch auf oder meine Datenbasis, die ich hier habe, vielleicht könnt ihr bei mir Daten abziehen.

Pawel Chudzinski: Also wenn ihr das in Corporates mal vermittelt, dass es so läuft, dann ist es gut für alle. Weil helfen ist gut, aber dann zu früh versuchen, Einfluss zu nehmen und das Unternehmen zu steuern, in welche Richtung er am besten laufen soll, ist ja nicht die Aufgabe des Investors, weil das sind ja die Unternehmer, die was Neues machen.

Erik Leipold: Ich glaube, am sinnvollsten ist halt, wenn aus dem Unternehmen jemand in das Startup, irgendwie in den Aufsichtsrat oder so mit reingeht und sagt, okay, Ich kann wirklich beitragen, dass ihr schneller wachst, dass ihr besser werdet oder was auch immer, ähnlich wie ihr es als VC machen würdet, ja. Und ich glaube, Corporates haben schon teilweise viel Erfahrung am Markt und können dann schon helfen, ja. Insbesondere natürlich jetzt irgendwie bei Fintechs, wo wir sagen, einfach auf der Kundenseite, wir können euch hier mit unseren Kunden zusammenbringen, mit unserer Datenbasis und so, ja.

Joel Kaczmarek: Aber ich meine, ihr habt ja so ein bisschen für euch dann die Rolle von so einer Kupplung im Auto eingenommen. Das heißt, du hast irgendwie Reifen, die drehen sich und dann hast du einen Motor, der hochtourt. Das heißt, du hast zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten und eine Kupplung hat ja so ein bisschen die Funktion, sowas zusammenzuführen.

Pawel Chudzinski: Sehr schön. Schön ausgerückt, ja.

Joel Kaczmarek: Wie macht ihr denn das?

Erik Leipold: Übernehme ich vielleicht von dir. Na ja gut, wie machen wir das? Ich meine, wir haben jetzt in diesem bisschen mehr als einem Jahr knapp über 200 Investoren bei uns ongeboardet.

Pawel Chudzinski: Und sind das vor allem Corporates?

Erik Leipold: Nein, es sind schon viele. Also ich sage mal so, wir haben natürlich erst mal gestartet, weil wir gesagt haben, wir wollen die VCs drauf haben, die man kennen muss. Also natürlich sind jetzt alle drauf, General Atlantic, Axel, Atomico, die Deutschen auch, eine Index und so, dass wir einfach diesen Bereich abgedeckt haben. Dann haben wir viele kleinere aus UK, die auch Fonds haben. Wir haben viele aus dem Private Equity Bereich. Wir haben einige Corporate VCs, wir haben aber auch Public Investoren, weil wir halt bei den Public Investoren gemerkt haben und aus den Gesprächen mitbekommen haben, dass sie, wenn die ein IPO dann sehen, wenn eine Zalando das erste Mal mit dem Sounding bei denen ist, dass sie das Unternehmen zwar kennen vom Namen, aber mit dem Unternehmen noch nie gesprochen haben. Die konnten sich also null Coverage aufbauen. Die wissen nicht, ob die in den letzten zwölf Quartalen ihre Zahlen erfüllt haben oder nicht, ob die KPIs gelaufen sind. Wir nehmen alle drauf, die vielleicht Interesse haben könnten, bei welchem Exit auch immer dabei zu sein oder bei welcher Finanzierungsrunde. Und unsere Ambition war es, die Investoren so gut kennenzulernen, dass wir genau wissen, in welchen Sektor wollt ihr investieren, wie groß sieht bei euch normalerweise eine Check Size aus, wer darf vorher schon drin sein, wie sollte ein Cap Table ausgesehen haben und so weiter und so fort. Und dass wir auf Basis dieser Erkenntnisse, die wir vom Investor gesammelt haben, die wir in der Datenbank eingegeben haben, ganz genau sagen können, wenn jetzt ein Startup kommt oder wenn du als Investor kommst mit einem Startup, du sagst hier, ich habe hier ein Startup, wir suchen dafür irgendwie 25 Millionen Euro, wir wollen eine größere Runde machen. Habt ihr da Investoren bei euch im Netzwerk und dass wir dann sozusagen aussuchen können aus unseren ganzen Daten, die wir da haben, Hier haben wir zwei Family Offices, die wollen investieren und irgendwie als Long Only da drin bleiben und das Unternehmen weiter verfolgen, können auch noch weitere Runden mitmachen. Wir hätten einen Private Equity, der vielleicht so eine Größenordnung machen kann, obwohl das wahrscheinlich dann zu klein ist in dem Bereich, aber welche Venture Capital Fonds wir vielleicht auch haben, die jetzt in UK sind und die dann auch teilweise nicht so bekannt sind, sondern die auch irgendwie kleinere Dinge sind, ja.

Pawel Chudzinski: Also ich glaube, aus unserer Perspektive oder aus der Perspektive unseres Postfolios, je weiter das ist, je weiter nach uns quasi die Investoren, die du dann im Netzwerk hast, sich befinden, desto spannender ist es aus unserer Sicht. Weil so Excel und Index, die sind dann direkt nach uns meistens oder manchmal zusammen. Da kennen wir uns auch direkt. Aber ich meine so Fonds, die Pre-IPO-Investments machen oder die irgendwie eine Global Expansion-Runde von 100 Millionen gerne anführen, wo sie sehen, dass Europa läuft schon gut und wir wollen jetzt USA und Asien oder sowas. Das ist etwas, wo es, glaube ich, in Europa vor allem sehr unstrukturiert ist und da gibt es sicherlich viele Namen, von denen wir oder unsere Startups nie gehört haben und da kann es wertvoll sein.

Erik Leipold: Vielleicht dann noch zu einem Punkt, also Matchmaking ist natürlich ein Thema, Investoren und Companies, die Kapital suchen, zusammenzubringen, aber letzten Endes wollen wir irgendwann mal dahin, weil wir haben einfach mitbekommen in dem Markt und das weiß ja jeder, dass diese Finanzierungsrunden relativ lange dauern. Egal, ob du es mit einem Venture Capitalist machst oder mit einem Corporate machst, Es dauert einfach lange, eine ordentliche Due Diligence zu machen. Es dauert lange, Legal Statements einzuholen, da jemanden dran zu setzen, der sich das alles anguckt. Und gerade bei den Early-Stage-Unternehmen ist es dann auch so, du hast einen CEO da drin, der auch Founder ist, der die Runde auch verkaufen muss, dann vielleicht selber viel eingebunden ist. Unsere Ambition ist irgendwann mal zu sagen, okay, du kommst als Unternehmen zu uns, willst eine Finanzierungsrunde machen und wir nehmen dir eigentlich das Ganze organisatorisch ab, das Administrative ab und kümmern uns darum, wie wir das nachher machen und mit welchen Partnern wir das machen, weil das werden wir nicht alles selbst machen können. Das müssen wir mal gucken.

Pawel Chudzinski: Und sieht man, dass es mehr IPOs gibt in Deutschland und Europa von Tech Companies? Warum gibt es nicht so viele? Gibt es nicht genug Companies oder gibt es nicht genug Nachfrage auf der Seite der Public Investors?

Erik Leipold: Ich glaube, die Nachfrage bei den Public Investors, die ist relativ gut. Wir hatten jetzt gerade den ersten Börsengang aus dem Venture Network gehabt mit VAQTech. Die haben jetzt am 30.09. ihren IPO gemacht. Es waren knapp 80 Millionen, die die da eingesammelt haben. Das ist, glaube ich, eine ganz schöne Geschichte. Aber diese Größenordnung an IPOs, die haben wir in Deutschland so gut wie nie. Ich meine, in Deutschland ist es in der Regel so, dass eine IPO funktioniert ab einer gewissen Größe.

Pawel Chudzinski: Was ist die Größe?

Erik Leipold: Man sagt so zwischen 255 und 300 Millionen Market Cap, die dann rauskommt. Und ich meine, die einzigen zwei, die kleiner waren, auch was die Kapitalerhöhung angeht, waren Windeln.de und jetzt die Q-Tech. Wir hatten am Anfang des Jahres noch eine Brain, die Brain, die auch aus dem Biotech-Bereich kam, die auch relativ klein war, die haben wir mit knapp 40 Millionen eingesammelt. Aber sowas ist bei uns in Deutschland schon eher eine Seltenheit. Ja, weil wir im Public-Bereich nicht die Investoren haben oder die Fonds haben, die in so Listed Companies investieren in der Größenordnung, weil die halt sagen, wir brauchen eine Mindestliquidität. Und eine Mindestliquidität ist natürlich bei so einem Börsengang, wo du irgendwie vielleicht 100 Millionen Market Cap hast und wo du dann nicht auch 100 Millionen Free Float hast, sondern vielleicht 30, 40 Millionen Free Float. Was willst du da investieren?

Pawel Chudzinski: Also ab 500 Millionen oder so macht es dann Sinn vielleicht.

Erik Leipold: Ja, oder 200, 300 Millionen. Du brauchst halt eine gewisse Größenordnung eigentlich einfach an handelbaren Stücken. Es muss irgendwas handelbar sein, sonst hat es bislang nicht funktioniert. Ich glaube, es hat sich ein bisschen geändert. Ich glaube, da geht jetzt schon so ein bisschen der Trend dahin, dass man sagt, die kleineren funktionieren auch. Ich glaube, hier Bärenberg hat hier einen guten Job gemacht bei dem VAQ-Tech. Das ist eine erfolgreiche Platzierung geworden. Das finde ich auch gut. Aber oftmals sagen die Banken dann, oder die Begleiter dann auch, wie bei einer Zalando, ich meine, du brauchst halt diese gewisse Größe, am liebsten natürlich eine Milliarde, dass du dann auch irgendwie die Möglichkeit hast, in den Index zu kommen und so weiter.

Pawel Chudzinski: Aber denkst du, wenn man dann schon so weit ist mit dem Unternehmen, dann ist ein IPO eigentlich gut machbar in Deutschland? Ja, klar.

Erik Leipold: Du erreichst in Deutschland genau die gleichen Investoren wie überall anders. Wenn du in Deutschland bei uns im Markt investiert bist und hast eine ordentliche Bank dabei, die einen guten Reach hat.

Pawel Chudzinski: Das heißt, der Grund dann für die fehlenden IPOs ist dann nicht, dass es mit der Börse oder so irgendwas nicht in Ordnung ist, sondern es gibt einfach nicht genug große Companies. Die das wollen auch.

Erik Leipold: Ja. Und ich meine, wir haben, ich glaube, wir haben in Deutschland schon einige, also erstmal haben wir in Deutschland natürlich super viele Companies im Mittelstandsbereich, die auch wahrscheinlich Milliarden Companies wären, die einfach kein IPO machen wollen, weil die Familien geführt sind und in Familienhand auch noch sind, wo viele Familien auch keine Anteile abgeben wollen oder keine Macht abgeben wollen im Unternehmen.

Pawel Chudzinski: Kann man das so strukturieren, oder?

Erik Leipold: Das kann man so strukturieren. Es gibt jetzt auch zwei ganz gute Beispiele. Hella hat das vor zwei Jahren gemacht. Die haben ja so eine GmbH und Coca-GAA. Das hat, glaube ich, gut funktioniert bei denen. Die haben sozusagen die Macht auch irgendwie in der Familie behalten. Jetzt Schäffler letztes Jahr, die einen Börsengang gemacht haben, auch ein Familienunternehmen. Ich glaube, wir werden das in Zukunft mehr sehen.

Pawel Chudzinski: Ich glaube, das ist ein super Weg, wenn jemand wirklich schon da ist, dann kann man eigentlich im Vergleich zu dem Private Market eigentlich mehr Kontrolle behalten und das Unternehmen als Unternehmer weiter aufbauen mit Zugang zu letzten Endes unendlichen Kapitalpools.

Erik Leipold: Ja, und was auch Bekanntheit angeht, ich meine, wenn du listed bist, dann bist du automatisch bekannter, du reportest irgendwie öffentlich Zahlen, wo dich jeder sehen kann.

Pawel Chudzinski: Das ist auch ein bisschen der Aufwand, den du privat nicht hast, ne? Aber auf der anderen Seite ist das schön, die Disziplin.

Erik Leipold: Wie viel müssen die Unternehmer an euch reporten? Ich meine, ihr werdet wahrscheinlich auch viel abfragen.

Pawel Chudzinski: Ja, ich denke schon wesentlich weniger als eine Public Company. Da bin ich mir nicht so sicher.

Erik Leipold: Da bin ich mir nicht so sicher. Ja gut, ich meine, weißt du, wenn du sowas einmal aufgesetzt hast, glaube ich, so ein Reporting für eine Public Company, das ist

Pawel Chudzinski: Das ist, denke ich, auf jeden Fall gute Disziplin und dann professionell einfach.

Joel Kaczmarek: Aber ich meine, man kann ja, hat er ja recht, man kann ja trotzdem mal fragen, zum Beispiel in Soundcloud, verhandelt mit einem Twitter oder einem Spotify über eine Übernahme, das heißt, da geht eigentlich deutsches Know-how oder deutsch-schwedisches, geht irgendwie entweder nach Schweden oder in die USA, warum schlagen die nicht bei dir auf? Das ist ja dann so ein bisschen so der Buger, die ganzen Gaming- die auch total Geld verbrennen.

Erik Leipold: Guck mal Zalando.

Pawel Chudzinski: Funktioniert sowas in Deutschland?

Erik Leipold: Wie die an die Börse gegangen sind, waren die das erste Mal profitabel, glaube ich.

Pawel Chudzinski: Das erste Quartal. Das erste Quartal. Schien sehr hingemännigt.

Erik Leipold: Ich meine, da spricht ja auch in Deutschland niemand drüber. Zalando ist für mich eine brutale Erfolgsstory.

Pawel Chudzinski: Auf jeden Fall.

Erik Leipold: Guck mal, die sind damals mit 21,50 gekommen. Die stehen jetzt, glaube ich, bei 37 Euro oder irgendwas um 37. Die haben sich fast verdoppelt im Preis. Das ist fast eine 10-Milliarden-Company mittlerweile. Das ist brutal. Ich meine, wie oft hast du es jetzt in der Zeitung oder irgendwo gelesen, dass die so eine tolle Entwicklung gemacht haben, einfach so eine Größe haben.

Pawel Chudzinski: Mir ist das total bewusst, ja.

Erik Leipold: Ja, dir schon, aber ich meine, darum geht es ja nicht. Du bist in Deutschland jemand, du bist super vernetzt und du willst auch Equity-Investments machen, aber wir haben einfach in Deutschland ein großes Problem, dass nicht wie in den USA oder vielleicht wie in den UK funktioniert, dass Privatanleger auch in so IPO investieren. Weil wenn das der Fall wäre, hätten wir auch mehr IPOs. Weil nur mit den kleinen Public-Fonds, die wir hier haben, die dann vielleicht in so kleinere Größen investieren, wird es nicht funktionieren. Wir brauchen irgendwo auch so den Schub von den Privatanlegern, dass die sich wieder mehr damit beschäftigen, mit dem Thema, wo kann ich vielleicht eine Rendite erzielen, was sind gute Unternehmen, was gucke ich mir selbst an. Und das haben wir in Deutschland in den letzten Jahren eigentlich seit dem neuen Markt, seitdem das nicht funktioniert hat, gar nicht mehr.

Joel Kaczmarek: Aber das ist ja eine schöne Überleitung, um mal wieder sozusagen, ich finde das eine sehr spannende Diskussion, die IPO-Fähigkeit deutscher Unternehmen, um mal wieder das Thema Matchmaking auf eine andere Ebene vielleicht zu heben. Jetzt haben wir viel darüber geredet, wie führt man Investoren und Startups zusammen. Man kann ja auch sagen, man führt Investoren und Investoren zusammen. Also ein Paar, wäre jetzt mal meine These, würde sagen, wenn du jetzt nicht so schlauer, also digital nicht schlauer Corporate bist, der sagt, okay, ich muss mich digitalisieren, Digitalkompetenz aufbauen, dann würde der wahrscheinlich sagen, korrigiere mich, wenn ich mich irre, investiere dein Geld lieber in uns, in den Fonds,da hast du Risikostreuung, du hast den Zugang etc. pp.,anstatt in die Startups direkt zu investieren. Habe ich dich da ungefähr richtig wiedergegeben?

Pawel Chudzinski: Teilweise. Ich glaube, es kann ein sehr sinnvolleroder ein Instrument sein für die Corporates,den Markt besser zu verstehen und da näher zu kommenüber Fondsinvestment.

Erik Leipold: Man kann ja auch beides machen. Es gibt ja auch viele Corporates mittlerweile,die sind irgendwo in einen Fonds investiert,wo sie sagen, der hat irgendwie einen Track Recordschon in den letzten Jahren aufgebaut. und machen aber selber auch noch Einzelinvestments. Vielleicht dann auch über den Investor, wo der dann sagt, okay, ich stelle hier irgendwie

Pawel Chudzinski: Vor allem, wenn die Investoren so ein bisschen den thematischen Fokus haben, den man nachvollziehen kann und sagen, hey, ich bin ein großer Retailer, dann investiere ich jemanden, der viel E-Commerce macht. Ich bin irgendwie Softwareunternehmen oder irgendwas sehr B2B, dann So höre ich ihn über den VC, der dort viel macht.

Joel Kaczmarek: Aber kannst du mal so ein bisschen wiedergeben aus deiner Erfahrung, worauf muss sich jemand, der zum Beispiel Kapital zur Verfügung hat und in diesen Digitalbereich rein möchte, worauf muss er sich einstellen, wenn er in einen Fonds investiert? und worauf muss er sich einstellen, wenn der zum Beispiel sagt, nö, die Management-Fee und irgendwie den Carry von einem Pawel, den spare ich mir jetzt mal, mach das direkt. Da hat er ja trotzdem auch sozusagen andere Kosten und andere Effekte, die auf ihn zukommen. Also was würdest du sagen, wie läuft das dann?

Pawel Chudzinski: Es ist sehr langfristig und wir machen das vor allem mit dem Ziel, am Ende Rendite zu erzielen für die Investoren und auch sehr langfristig, sodass für uns im Vordergrund die gute Partnerschaft mit den Unternehmen steht und haben sonst keine strategischen Interessen. Das heißt, bei uns kann sich auch die strategische Ausrichtung mal ändern nach ein paar Jahren. Und da werden unsere Investoren wenig Einfluss darauf haben, sodass ein Corporate sich dann so ein bisschen darauf verlassen muss. Er investiert eigentlich in das Team, in die Interessen und das Netzwerk und das Wissen des Teams. Und das muss für ihn wichtig sein. Und dann kommt er so ein bisschen auf die Reise mit. Dafür ist es für ihn, sage ich mal, sehr pflegeleicht. Und wir erwarten dann eigentlich nichts Großes von unseren Investoren. Die kriegen die Informationen. Wir können auch Intros herstellen, wenn sie irgendwie Interesse haben, da und da die Unternehmen besser kennenzulernen. Aber das ist, sage ich mal, sehr low effort und dann am Ende renditeorientiertes Investieren in bestimmten Bereichen. Wenn die es selber machen, ist das ein ganz anderes Spiel. Da müssen sie Leute einstellen, da müssen sie wirklich die Gesellschaft der Rolle auch wahrnehmen. Und ich sage mal, mit Eigentum kommt Verantwortung. Dann müssen sie der Verantwortung auch nachräumen. Was ganz anderes, glaube ich, von dem zeitlichen Aufwand ein ganz anderes Spiel.

Joel Kaczmarek: Aber hat man Dealflow-Zugang als Externer, als Corporate, der vielleicht Kapital hat oder glaubst du eher nicht?

Pawel Chudzinski: Wenn man das lange macht, das dauert. Wenn du zehn Jahre als Corporate unterwegs bist, das beste Beispiel eines unserer Investoren, Sapphire, ein Teil von SAP, ein sehr selbstständiger Fonds, aber wo das meiste Geld von SAP kommt, die haben sich einen Namen aufgebaut, haben auch sehr later stage deal flow sich aufgebaut und sind mittlerweile bekannt und spielen mit, aber das dauert Jahre und sind auch 20 Leute, die nichts anderes machen. Das heißt, wenn man frisch reinkommt, das klingt nicht dann groß, selber zu investieren, ist ein bisschen gefährlich. Vor allem historisch, die Corporates, die steigen den Markt ein, wenn er ganz oben ist und dann steigen sie aus, wenn er ganz unten ist. Das war ja letztes Mal auch so. Ist schon so ein prozyklischer Indikator irgendwie, das Interesse der großen Companies. Aber nach wie vor, ich glaube, das Internet verändert alle Branchen.

Erik Leipold: Was heißt das denn prozyklischer Indikator? Also jetzt, wo alle Startups gerade auch gefundet werden von großen Corporates?

Pawel Chudzinski: Ich glaube, ja.

Erik Leipold: Schlechtes Zeichen, oder was?

Pawel Chudzinski: Im Vergleich, als wir vor sieben Jahren in Berlin angefangen haben, da war kein Fonds in Berlin und eine Handvoll Startups und jeder hat sich so ein bisschen lustig drüber gemacht und jetzt finden das alle gut eigentlich. Also jetzt sind wir im Startup-Optimismus-Zyklus eher oben als unten. Und kann sein, dass sich das bei den Corporates dann irgendwie, wenn der Markt runter geht oder ein paar Pleiten passieren oder so, dass dann wieder die Stimmung ändert für ein paar Jahre und dann wollen sie raus. Und es ist viel einfacher, sich damit eine Zeit lang nicht zu beschäftigen, wenn man im VC-Fonds drin ist. als wenn man dann selber 20 Investments gemacht hat.

Joel Kaczmarek: Erik, wie ist denn sonst dein Blick? Vermittlung von Corporate Investors oder welche auch immer, Family Offices an Fonds. Ist das irgendwie ein Case, den ihr bei euch abdeckt und den ihr für sinnvoll haltet?

Erik Leipold: Du, wir sind ein Netzwerk. Ich meine, was da nachher daraus entsteht, das finden wir alles gut. Ich meine, unsere Ambition ist ja wirklich, dass wir hier irgendwie mehr Geld in den Startup-Markt reinschieben. und das Geld, von wo das nachher kommt, ist uns, naja, nicht komplett egal. Aber wenn wir irgendwelche Veranstaltungen machen, Roadshows oder was auch immer, da verbinden wir nicht immer nur Startups mit Investoren, sondern auch Investoren mit Investoren. Das ist schon auch ein Ziel, was wir haben. Ich glaube, das funktioniert auch ganz gut. Wir haben jetzt als Deutsche Börse unseren eigenen Venture Capital Arm auch gegründet. die selbst direkt investieren, haben wir auch jemanden geholt, der das, glaube ich, ganz gut machen kann. Und ob man das dann so oder so macht, wie du es gesagt hast, man muss ja Talent oder Leute aufbauen in der Company, die es nachher auch können. Ich meine, dann irgendjemandem zu sagen, okay, du machst ab jetzt Investments, das funktioniert halt so nicht. Ja.

Joel Kaczmarek: Ich meine, gibt es sonst irgendwie Tools, wo du sagen würdest, die nutzt ihr aktiv?

Pawel Chudzinski: Angel List hast du vorher erwähnt. Das ist für uns eine Quelle, wo wir dann schön filtern können. So hier, SaaS Companies Europa und dann gucken wir immer wieder drauf. Gibt es irgendwas, was wir nicht gesehen haben bisher? Was gibt es noch für Tools? Es gibt viele. so diese Market Screening Tools nutzen wir manchmal, aber so Plattforms, um Startups zu finden.

Joel Kaczmarek: Und so klassische Performance-Tools aus dem Marketing-Bereich, dass du dir zum Beispiel App-Rankings anguckst?

Pawel Chudzinski: Also ja, solche Sachen schauen wir uns an. App Any haben wir eine Zeit lang genutzt, um App-Performance zu sehen.

Erik Leipold: Was benutzt ihr an Datenbanken? CB Insights oder was macht ihr?

Pawel Chudzinski: Also das haben wir viel ausprobiert und das ist alles irgendwie nützlich, aber selten. Wir haben jetzt, glaube ich, im Moment eigentlich keine Subscription, die läuft. Das ist immer ein Jahr Test. Wie oft haben wir es jetzt genutzt? Zweimal. War das irgendwie sehr hilfreich? Vielleicht. Aber wir probieren die Sachen immer wieder aus und wenn sich etwas alles sehr gut ausstellt, können wir das natürlich machen.

Joel Kaczmarek: Was glaubst denn du, Erik? Ihr macht ja ein Marketplace im Prinzip, Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Was für Tools über das reine Matchmaking hinaus machen da Sinn? Also geht es genau um sowas, Reportings oder noch irgendwelche anderen Geschichten?

Erik Leipold: Am liebsten. Ich meine, wir haben auf der Exchange-Seite oder die deutsche Börse so aufgestellt, dass wir eigentlich die komplette Value-Chain abdecken, also vom Handel, Clearing, Settlement, Custody, also wir machen eigentlich alles. Du kannst die Aktien bei uns handeln und alles weiterverfolgen. Natürlich würden wir auch ganz gerne unseren Marktplatz so ausbauen, dass ein Investor, eine Company zu uns kommt und wir den kompletten Funding-Prozess abbilden und anbieten können. Auch, dass wir einen Datenraum haben und so weiter, dass wir vielleicht auch dem Investor irgendwie automatisierten Prozess bieten können, wo eine Company drüber die monatlichen Reports an den Investor schickt, wo ein Investor sagt, okay, ich habe hier alles drauf, ich habe hier eine Plattform, wo ich eigentlich alles tracken kann, wo ich meine ganzen Investments drin habe. Das wäre schon unser großes Ziel, aber ich glaube, das ist ein Prozess, der noch ein paar Jährchen dauern wird. Hervorragend.

Joel Kaczmarek: Dann danke ich euch ganz, ganz herzlich für die Zeit.

Pawel Chudzinski: Das war's, ja?

Joel Kaczmarek: Ja, hast du noch ein paar Themen, die wir noch anhaben?

Pawel Chudzinski: Nö, irgendwie ist es schnell gelaufen, mein Eindruck.

Joel Kaczmarek: Ja, 38 Minuten.

Erik Leipold: Okay. On the point.

Joel Kaczmarek: Ja, genau. Wie du es mit deinem Namen gerecht werdend. Ansonsten an alle da draußen, die sich das heute angehört haben, ich hoffe, euch hilft das auch sehr und ihr habt auch ein bisschen Spaß dabei, auch wenn es um ernste Themen geht. Wenn ihr uns eine Freude machen wollt, geht zu iTunes und schenkt uns eine Fünf-Sterne-Bewertung, weil nur Fünf-Sterne-Bewertungen helfen. Damit können wir mehr Leute erreichen, hoffentlich mehr Leuten helfen, spannendere Inhalte machen. Also, das würde uns sehr freuen. Fünf Sterne bei iTunes. Vielen Dank an euch. Ansonsten finde ich es auch sehr, sehr schön, dass ihr mal richtig aktiv diskutiert. Das zeigt ja, dass das Ganze irgendwie Nerv trifft auch.

Pawel Chudzinski: Das stimmt, ja.

Joel Kaczmarek: Danke ich euch ganz herzlich.

Erik Leipold: Danke dir.

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