Tim Stracke (Chrono24): 5 Dinge, die ich gerne mit 20 gewusst hätte
30. Januar 2025, mit Joel Kaczmarek
Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.
Joel Kaczmarek: High Five, Leute. Hier ist Joel und ich habe wieder eine tolle Person am Start, die mir ihre fünf Dinge verrät, die sie gerne schon mit 20 gewusst hätte. Und zwar ist das ein Serienunternehmer, würde ich mal sagen. Jemand, mit dem ich schon einige Zeit verbracht habe, den ich sehr schätze und der einen interessanten Blick hat, denn der gute Tim Stracke hat mit Chrono24 so den größten Anbieter-Marktplatz für Luxusuhren gegründet. Und da ist natürlich ein interessanter Faktor drin, weil Tim kommt extrem viel rum, kennt sich mit reichen Menschen aus, kennt sich mit normalen Menschen wie du und ich aus. Also da ist eine große Vielfalt dabei. Und da habe ich mir gedacht, hey, Tim hat glaube ich einen guten Take, sowohl was Unternehmerisches reinzubringen, als auch was Gesellschaftliches und vielleicht entlocken wir ihm auch ein bisschen was Privates. Und that being said, lieber Tim, schön, dass du da bist. Moin Moin.
Tim Stracke: Vielen Dank für die Einladung. Moin Moin.
Joel Kaczmarek: Das klingt natürlich so, jetzt habe ich dich so ein bisschen verkauft, als wenn du hier nur so mit den Monegassen und den Adligen abhängen würdest. Ganz so ist es wahrscheinlich auch nicht, oder?
Tim Stracke: Nee, so ist es absolut nicht. Wir haben auch eine sehr intensive Diskussion, ob wir als Chrono24 überhaupt eine Luxusmarke sind. Wir geben natürlich die Bühne für viele sehr, sehr teure Luxusmarken, aber letztendlich sehen wir uns selbst auch gar nicht als Luxusmarke. Und das würdest du auch spüren, wenn wir uns bei uns im Büro treffen würden. Das sind alles ziemlich normale Menschen.
Joel Kaczmarek: Ich gucke ja deine Amadu an. Was hast du jetzt für eine Uhr rum?
Tim Stracke: Das ist natürlich schon etwas, dass ich natürlich auch eine Leidenschaft für dieses Produkt habe. Übrigens beim Thema, was hätte ich meinem 20-jährigen? Ich gesagt, da würden mir schon ein paar Uhren einfallen, die ich mit 20 hätte kaufen sollen. Wenn ich da, glaube ich, eine Patek Philippe Nautilus gekauft hätte, auch wenn sie damals schon teuer gewesen wäre, hätte ich mir heute davon ein Haus kaufen können. Boah, echt? Ja, das ist eine Gégé LeCoultre Memovox International. Und ich fand das lustig an dieser Uhr, Dass die einen mechanischen Wecker hat, in einer Welt, wo eigentlich alles nur noch piept und digital ist, eine Uhr zu haben, die wirklich eine Armbanduhr, die einen mechanischen Wecker hat, das fand ich einfach klasse. Geil, geil.
Joel Kaczmarek: Sag mal, ich frage ja als erstes die Leute immer ganz gerne, ich glaube bei Männern darf man das noch problemloser fragen, wie alt sie jetzt sind, weil dann habe ich ja mal so ein Take auf, also wie lange ist die 20 her?
Tim Stracke: Ja, die ist bei mir genau 30 Jahre her. 50 bist du schon? Ja, es ist ja so, als ich 50 wurde, war eine Gratulantin meinte, das ist ja der Geburtstag, dessen Zahl man eigentlich nicht aussprechen darf. Da habe ich gesagt, ja, hast recht.
Joel Kaczmarek: Krass. Ich hätte jetzt gedacht, du sagst mir 41 oder so. Also, du hast dich über top gehalten, Mensch.
Tim Stracke: Danke.
Joel Kaczmarek: Sehr gut, sehr gut. Ist es dir denn schwer gefallen, die fünf Dinge für dich so zu erarbeiten?
Tim Stracke: Nee, es ist mir nicht schwergefallen. Es ist mir schwergefallen, sich am Ende auf fünf zu beschränken. Es wären eine ganze Menge mehr Dinge gewesen. Und ich habe mich am Ende auch dann entschieden, bei den Dingen zu bleiben, wo ich mich einfach auch gut auskenne. Und ich habe das rund um das Thema Unternehmensgründung mir dann fünf Themen rausgesucht, habe auch mit vielen Freunden vorher darüber gesprochen. Aber ein spannendes Thema, hat auch einen dritten Denkprozess bei mir eingesetzt. Und ich habe drei Kinder und denen werde ich das noch mitteilen, bevor sie 20 sind.
Joel Kaczmarek: Ja cool, komm, dann lass uns doch mal starten. Was ist denn dein erster Punkt?
Tim Stracke: Also mein erster Punkt, der ist auch in einigen anderen Serienepisoden hier schon gesagt worden, aber ich habe da so ein bisschen andere Sicht auch drauf und zwar das Thema Ausbildung. Aber ich würde sagen, nutze die Zeit der Ausbildung. Ich glaube, dass das eine ganz, ganz wichtige Zeit ist. Und ich habe damals schon auch das Ziel gehabt, da sehr schnell mit fertig zu werden, weil ich auch starten wollte mit meiner unternehmerischen Karriere und habe, glaube ich, an manchen Stellen nicht die Zeit genutzt, die ich hätte nutzen können. Und da würde ich sagen, nehmt euch diese Zeit, die ist so intensiv. Ihr habt die Chance, dort ganz viele Verbindungen, Freundschaften aufzubauen, die unter Umständen Leben lang halten. den Lebenspartner zu finden oder Lebenspartnerin, zu reisen, zu feiern, natürlich auch viel zu lernen. Und auch da würde ich sagen, lern nicht nur das, was jetzt für deine Karriere wichtig ist, sondern nutz die Zeit, dich wirklich sehr, sehr breit zu bilden. Das ist eine ganz, ganz intensive Zeit. Und da würde ich auch gar nicht sagen, dass die unbedingt so schnell vorbeigehen muss. Man kann auch ein Jahr später oder zwei Jahre später Mit dem starten, was man dann beruflich tun möchte oder ob man ein Unternehmen gründen möchte oder was Soziales tun möchte oder eine klassische Karriere machen möchte. Aber diese Zeit hätte ich glaube ich noch besser nutzen können.
Joel Kaczmarek: Ich denke gerade so, einer meiner ältesten Freunde, der wohnte im Haus neben mir. Also er ist im gleichen Haus eine Etage höher und dann ist er ins Nachbarhaus gezogen. Wir sind in die gleiche Schule gegangen, der war bei einer Klasse unter mir. So gefühlt gleich alt, 85er Jahrgang, 83er war ich. Und er hatte zwei Klassenkameraden, die solche Überflieger waren, dass die angeboten bekommen haben, eine Klasse zu überspringen. Und der eine hat es gemacht und der andere nicht. Und der eine kam dann zu mir in die Klasse, wir kannten uns vom Fußball und so weiter und ich habe den anderen nie verstanden. Ich habe immer gesagt, warum hast du es denn nicht gemacht, Mensch, du hast ja ein Jahr gespart. Hallo, sieht auf dem Lebenslauf top aus, kommst schneller sozusagen ins Doing und so weiter. Ich habe gesagt, nee, aber warum denn? Ich habe doch hier alle meine Freunde, ich habe doch hier mein soziales Umfeld, was soll ich in so eine neue Klassenstufe gehen, das ist mir den Preis nicht wert. Und das ist so ein bisschen genau der Punkt, den du glaube ich sagst. Ich hatte immer so eine Getriebenheit in dem Alter. Also wenn mir irgendeiner gesagt hätte, hier sparst du dir ein Studienjahr, wenn du diesen Kurs noch extra hättest, hätte ich sofort gemacht.
Tim Stracke: Ich hätte den zweimal gemacht. Aber ich sehe das ganz genauso. Und rückblickend würde ich sagen, wenn ich da irgendwie nochmal ein halbes Jahr irgendwie Auszeit genommen hätte, eine große Reise gemacht oder auch Dinge gelernt, die mir wichtig gewesen wären oder die ich auch mein Leben lang dann hätte nutzen können, das wäre auch gute investierte Zeit gewesen.
Joel Kaczmarek: Ja, weil am Ende des Tages ist es ja irgendwie so, mir ging es immer so, man hat ja immer auf so die nächstgrößeren Blöcke geschaut und in der Retrospektive, wenn du nach hinten geguckt hast, hast du immer gemerkt, oh, damals war es aber einfach. Und das hat man eigentlich nie wieder. Also mir ging es so, wenn du von der Grundschule dachtest, oh, Gymnasialempfehlung, das wird ein harter Brocken, okay, geschafft. Im Gymnasium dachtest du Abitur machen, boah, das wird ein harter, okay, geschafft. Studium, das wird ein harter, okay, geschafft. Bachelor, Master, Jobeinstieg. und dann guckst du zurück und denkst, oh, wäre das schön. Und war das im Studium noch angenehm? Und im Studium denkst du, oh, war es in der Schule noch gut? Und in der Schule denkst du, oh, war es im Kindergarten noch schön? Weißt du, was ich meine?
Tim Stracke: Du, den Spruch, jetzt beginnt der Ernst des Lebens, den habe ich oft in meinem Leben gehört, gesagt bekommen. Genau.
Joel Kaczmarek: Ich habe gerade eins meiner Kinder eingeschult, dann haben die das vorgespielt. Dann haben die so eine Kindergruppe gehabt und dann haben sie so, wer ist denn dieser Ernst? Dann gab es ein Kind und dann hat das eine Kind einen Freund in der Schule gewonnen, der hieß Ernst. Ach, jetzt weiß ich was hier mit dem Ernst des Lebens. Das fand ich nett. Okay, aber ich glaube Kern sehr verständlich, dass man halt so eine Getriebenheit hat. Was glaubst du, wäre anders gewesen, wenn du diese Zeit noch intensiver genutzt hättest für dich so in der Retrospektive? Was wäre in deinem Leben anders gelaufen?
Tim Stracke: Ich glaube, ich hätte sicherlich rückblickend mehr reisen sollen und da einfach aus jeder Reise nimmt man ja wahnsinnige Inspirationen mit und Erinnerungen, die auch sein Leben lang halten. Und da hätte man sicherlich auch an vielen Stellen auch nochmal Kontakte geknüpft und hätte vielleicht Menschen in seinem Leben, die man jetzt gar nicht kennengelernt hat. Beruflich, glaube ich, hätte das jetzt gar nicht so einen großen Einfluss gehabt. Vielleicht hätte ich mir meinen ersten beruflichen Misserfolg gespart, weil ich ein Jahr später gestartet wäre und in den Zusammenbruch der New Economy nicht reingerutscht wäre. Aber das war natürlich auch nicht abzusehen.
Joel Kaczmarek: Was war denn eigentlich dein erster Beruf?
Tim Stracke: Also gelernt oder studiert habe ich Wirtschaftsingenieur, weil ich immer sehr breit interessiert war. Die einen sagen, die können beides nicht richtig und die anderen sagen, die können überall wenigstens mitreden. Und ich habe mich schon immer sehr für Marktplätze interessiert. Ich finde so das Konzept von Marktplätzen auch total spannend, weil es ja denjenigen gibt, die gar nicht so viel Information in einer Kategorie haben, in relativ kurzer Zeit einen sehr guten Überblick gibt. Deswegen fand ich dieses Konzept von Marktplätzen schon immer unglaublich spannend.
Joel Kaczmarek: Also für die Laien jetzt, du meinst jetzt nicht den Ort, wo man irgendwie vor der Kirche steht?
Tim Stracke: Ja, den digitalen Marktplatz, genau. Also auch wenn du dir beispielsweise einen Automobilmarktplatz, eine mobile Idee anschaust, wie schwierig war es früher, einen Gebrauchtwagen zu kaufen, wo man keine Informationen hatte. Und heute kannst du in Sekundenzeit deutschlandweit die Preise vergleichen. Oder eine Immobilie zu kaufen ist heute gar nicht mehr denkbar ohne einen Immobilienmarktplatz. Aber es demokratisiert im Prinzip eine Kategorie. Und früher hatten halt die Immobilienmakler dieses Herrschaftswissen sozusagen und haben es natürlich auch ausgenutzt. Aber da können heute natürlich Private einfach sehr schnell mithalten. Deswegen hat mich das Konzept schon immer interessiert. Und ich habe mich damals mit einem Freund dann entschieden, einen Marktplatz für Geschenke zu gründen. Und das war meine erste Gründung.
Joel Kaczmarek: Da habe ich auch mal drüber nachgedacht.
Tim Stracke: Ja, sei froh, dass du es nicht gemacht hast. Wir sind, und man muss ja ehrlich sagen, auch die meisten anderen in der Kategorie, fulminant gescheitert. Mit viel Geld und am Ende auch einem größeren Team hat es am Ende dann aber doch nicht geklappt. Aber es war eine tolle Lernerfahrung.
Joel Kaczmarek: Was war so der Grund, warum das nicht geklappt hat?
Tim Stracke: Zum einen ist diese gesamte New Economy dann Anfang 2001 oder Ende 2000 zusammengebrochen, sodass man einfach nicht mehr weiter finanzieren konnte. Aber wir haben auch, und das ist im Prinzip auch ein Punkt, den ich habe, wir haben uns auch glaube ich zu wenig Gedanken gemacht, was das eigentlich für ein Markt ist. Wir haben geguckt, wie groß ist der Markt für Geschenke, das waren damals 30 Milliarden D-Mark. Und das hörte sich erstmal sehr groß an, aber so richtig haben wir den Markt gar nicht verstanden und haben auch gar nicht erkannt, dass es eigentlich gar nicht so ein richtiger Markt ist, weil ein sehr großer Teil dieser Geschenke sind Geldgeschenke oder Buchgeschenke oder Blumengeschenke und spielen im Prinzip dann auf so einer Plattform gar keine Rolle. Und das ist im Prinzip auch einer meiner Punkte. Wenn man ein Unternehmen gründet, hier ist ja auch schon ein paar Mal gesagt worden, dass so die Erfolgsformel, Team mal Idee mal Fleiß mal Glück ist. Und ich finde das noch ein ganz anderer sehr wichtiger Punkt, nämlich der Markt. In welchen Markt begebe ich mich? Weil man kann vieles ändern. Man kann im Zweifelsfall auch mal das Gründerteam austauschen. Man kann auch das Geschäftsmodell anpassen, was ja sehr viele Unternehmer auch tun im Rahmen ihrer Gründung. Aber eine Sache, die extrem schwierig zu ändern ist, ist einfach der Markt. Mhm. In dem ist man halt gefangen in der Regel und kommt da nicht so leicht raus und es ist ein riesen Unterschied, ob ich in einem sehr großen Markt bin oder einen kleinen Markt, ob ich in einem innovativen Markt bin, einem schnell wachsenden Markt oder einem Markt mit sinkenden Umsätzen. Und da habe ich auch den Eindruck, dass ich mir damals viel zu wenig Gedanken gemacht habe, was ist denn das überhaupt für ein Markt? Also in was für eine Branche begebe ich mich? Und das würde ich auch heute Gründern raten, das habe ich auch schon vielen gesagt, macht euch sehr viel Gedanken, in welche Kategorie ihr euch begebt. Ist das eine Kategorie mit Rückenwind? Kann man davon ausgehen, dass man 15 Jahre Rückenwind hat? Oder habt ihr Gegenwind? Und das war am Ende bei Chrono24 für mich auch einer der Gründe, warum ich mich dann bei meiner dritten Gründung für dieses Thema entschieden habe. Das war eine Kategorie, die mir unglaublich viel Spaß gemacht hat und wo ich einfach auch gesehen habe, dass sie funktioniert und wir wahrscheinlich in einen Bereich reingehen mit viel Rückenwind.
Joel Kaczmarek: Was hast du denn dazwischen gemacht zwischen Geschenke und Chrono24?
Tim Stracke: Nachdem wir mit dem Geschenkemarktplatz gescheitert sind, haben wir nochmal einen zweiten Anlauf gemacht und eine Art Preisvergleichsplattform gebaut. Allerdings nicht mit einer eigenen Marke, sondern wir haben als Dienstleister für die großen Preisvergleiche gearbeitet. So ein bisschen die Idee, dass ja die Schaufelhersteller vielfach erfolgreicher waren als die Goldschürfer selbst. In unserer Kategorie ist es dann aber genau anders gekommen. Da haben wir am Ende dann doch diejenigen, die großen Erfolge gehabt, die ihre eigenen Marken hatten und die Kunden besessen haben. Und das war für mich dann auch ein Learning. Im Internet ist es schon sehr viel wert, wenn du die Kunden besitzt. Und das war für mich dann auch der, oder für uns dann auch ein Anlass beim nächsten Forum zu sagen, bei dem nächsten Markt, was wollen wir die Kunden besitzen und nicht nur die Arbeit im Hintergrund machen.
Joel Kaczmarek: Sag mal einen kurzen Nachtrag noch zu deinem ersten Punkt, weil das Thema Reisen hast du gerade angesprochen. Ich denke da gerade relativ viel drüber nach, weil ich lese, demnächst kommt hier der John Stolecki zu Besuch, der hat ja dieses Buch geschrieben, das Café am Rande der Welt und Big Five for Life und ich lese gerade den zweiten Teil vom Café am Rande der Welt. Und dann beschreibt er so, ja, als er verstanden hat, was so sein Purpose im Leben war, hat er sich seinen Lifestyle geändert. Ein Jahr arbeitet er, ein Jahr reist er. Und dieses Thema Reisen, das ist so magisch. Und er hat dann immer ganz viele Leute, die ihn neidisch angucken, die sagen immer, ich würde auch gerne mit dir reisen, machen es aber nie. Und ich entwickle gerade so meine Haltung zum Thema Reisen, weil wenn ich so drüber nachdenke, geht es mir auch so. Ich habe die meisten Verstandsvorsprünge oder Erfahrungsfortgänge sozusagen, die größten Sprünge habe ich dabei gemacht. Auf der anderen Seite finde ich Reisen auch immer so einen Ticken anstrengend, das ist ja so raus aus der Komfortzone, also hat ja auch einen Preis, könnte man sagen. Was ist so dein Verhältnis zum Thema Reisen?
Tim Stracke: Das hat sich natürlich auch in den letzten Jahren auch durch meine private Situation. Ich bin verheiratet und habe drei jüngere Jungs geändert. Da reisen wir natürlich anders. Aber dieser Wunsch, mal alleine eine lange Zeit zu reisen, der war bei mir extrem groß. Und ich habe es damals nach meiner Schule nicht gemacht, weil dann gleich der Zivildienst anstand und dann auch gleich das Studium. Und da haben wir gerade schon drüber gesprochen. Ich wollte dann immer schnell fertig sein und auch nach dem Studium. hatte ich dann so einen Drang, jetzt mein Unternehmen zu gründen, dass ich es auch da wieder nicht gemacht habe. Aber als das zweite Unternehmen, das haben wir dann verkauft, 2006, ich bin noch zwei Jahre dabei geblieben, da ist eine nicht ganz so kleine Summe geflossen, aber nicht an mich, weil wir einfach extrem stark verwässert waren. Und am Ende, ich habe schon ein paar Mal so spaßeshalber gesagt, das war eher car-changing und nicht life-changing, dieses Ergebnis. Aber es hat dann doch gereicht, dass ich meine Zeit lang gereist bin und da bin ich meiner Frau auch unendlich dankbar, dass sie bereit war, mich auch mal alleine reisen zu lassen, weil das so ein Kindheitstraum war, nämlich drei Monate alleine gereist. Und das war eine extrem intensive Erfahrung durch Südostasien mit ganz vielen spannenden Eindrücken. Und danach sind wir dann in ähnlicher Zeit gemeinsam gereist in Südamerika, was auch eine ganz, ganz tolle Erfahrung war, das zu zweit zu machen. Da haben wir dann noch einen Mitbringsel mitgebracht, was jetzt 14 Jahre alt ist. Aber das war auch eine tolle Erfahrung, aber auch eine andere Erfahrung. Und dann sind wir eine Zeit lang eher Urlaub gemacht, würde ich sagen. weil die Kinder kleiner waren. Und jetzt fangen wir aber auch wieder an, richtige Reisen zu machen mit den Kindern. Und das sind auch wieder ganz tolle Erfahrungen. Aber es ist anstrengend. Keine Frage. Insbesondere wenn du mit drei Kindern reist, ist es anstrengend. Aber es sind tolle Erfahrungen. Ich kann das jedem nur raten. Wir nehmen da immer ganz, ganz viel mit.
Joel Kaczmarek: Herrchen, nämlich, ich war mal in Sri Lanka und da sind wir dann, wir hatten so einen Fahrer, hatten so ein Haus am Strand gemietet und dann haben wir uns so richtig in der Community da aufgehalten. Und ich weiß noch, wie wir da auf dem Berg in den holzgezimmerten Hütten der Leute saßen und haben dann da Essen gekriegt, wo die immer meinten, it's European spiciness, my friends, no problem. Die hat die Fresse gebrannt. Unfassbar. Und das waren aber eigentlich die prägendsten Erfahrungen, wo du dann auch so da saßt und das Ganze mal zu verstehen, diese Lebensumgebung, die sind halt auf den Berg gezogen und hatten deswegen nur holzgezimmerte Hütten, weil da der Tsunami kam. Da war vor ein paar Jahren, ein paar Jahre vorher war dieser riesige Tsunami, der hat alles weggespült und aus der Erfahrung raus sind die alle nach oben gezogen. Deswegen, ich weiß total, was du meinst.
Tim Stracke: Ja, diese Erfahrungen in Asien haben wir auch wirklich spannende Erfahrungen gemacht. Wir haben auch mal Wanderungen gemacht in so kleinen Hütten.
Joel Kaczmarek: Erzähl mal eine, was so ein Highlight war, was dir hingeblieben ist.
Tim Stracke: Eine Sache zum Thema Gastfreundschaft. Wir sind mal in Thailand gewesen und wollten dann am ersten Abend dort essen gehen, hatten eine tolle Empfehlung im Lonely Planet gefunden und der Taxifahrer hatte dann aber eine noch bessere Empfehlung, wo er uns hinbringen wollte. Wo er wahrscheinlich dann auch einen kleinen Kickback bekam und dann gesagt, nee, hier essen wir nicht. Und sind dann einfach wieder rausgegangen aus dem Restaurant. Und dann war ein total gemütliches, so ein Streetfood-Restaurant, was total nett aussah. Die Leute haben alle gestrahlt, eine ganz tolle Stimmung. Dann haben wir uns da hingesetzt und haben gegessen. Und ohne dass wir eine Menükarte bekommen haben, haben die sofort auch das Essen auf den Tisch gestellt und uns immer mehr gegeben. Und es war ein ganz toller Abend. Und irgendwann kommt jemand auf uns zu und fragt, do you think this is a restaurant? Und ich so, äh, ja. Und sie, nee, das ist a private party. Und sie meinte aber, wir hätten so nett ausgesehen, dass sie uns nicht wegschicken wollten. Und dann war das ein super netter Abend, wo wir nachher das Essen ausgetauscht haben. Und da hab ich noch gedacht, die Gastfreundschaft ist auch in anderen Ländern oft noch viel tiefgehender als hier.
Joel Kaczmarek: Die Tage habe ich so ein Video gesehen bei TikTok, in YouTube, whatever. Das war ein Comedian. Und dann sagte der, my friend, he's so German, when he cooks tea, he cooks only one cup of water. Und alle haben gelacht. Und ich dachte so, mh. Ja, wirklich. Und dann kommen, wenn ich diese Comedy-Show mache, kommen noch die Deutschen zu mir hinterher hin und sagen, ja, aber warum denn? Das ist doch in Ordnung. Man muss doch nicht unnötig Wasser heizen. Und dann sage ich mal, Leute Wo ich herkomme, ist Tee trinken, was gemeinschaftlich ist. Aber ihr Deutschen, ihr kocht euch eine Tasse Tee, setzt euch ans Fenster und guckt, ob die Leute richtig recyceln. Da dachte ich so, oh ja, scheiße, da kennst du dich schon wieder.
Tim Stracke: Ja, das war dran.
Joel Kaczmarek: Hast du denn ein Konstrukt für dich gefunden, wie ihr jetzt Reisen macht, dass es jetzt funktioniert, auch mit Familie, dass man, sag ich mal, ein Entdeckungselement hat und nicht nur ich liege am Strand und ahle mich in der Sonne?
Tim Stracke: Ja, wir versuchen schon einmal im Jahr mittlerweile eine richtige Reise zu machen und auch einmal im Jahr, ich sag mal eher einen Urlaub, wobei wir auch den in der Regel dann immer mit Erlebnissen versuchen zu verknüpfen. Also häufig so, dass wir uns dann noch eine Stadt anschauen und vielleicht danach eine Woche uns irgendwo an den Strand legen. Aber in den letzten zwei Jahren haben wir auch beides mal richtige Reisen gemacht, wo wir dann zwei Wochen gereist sind und auch Und ich habe noch eine völlig dumme Frage.
Joel Kaczmarek: Ich werde demnächst nach Südostasien fahren, weil mein Freund Lars Jankowski macht ein großes Event irgendwie in Vietnam. Hält man es da aus? Ich mag dieses Klima mal nicht warm und feucht. Geht das da?
Tim Stracke: Du, wir waren vor eineinhalb Jahren in Oman. Wenn man da mal war, dann hält man es überall aus.
Joel Kaczmarek: Na gut, okay. Aber zurück zu deinem, also ich hab's jetzt mal an Stelle zwei gesetzt, vielleicht sollte er bei dir erst später kommen. Dein zweiter Punkt war ja, den Faktormarkt als Gründer oder Gründerin immer zu betrachten. Wie gehst du denn heute sowas an? Weil ich find das ja immer so ein bisschen unsexy. Weil wenn jemand sagt so, ich hab da immer so die WHU-Studenten im Kopf, die sagen wir haben mal gescannt, welche Märkte groß sind und der Markt für irgendwie Recycling-Klobrillen, der ist riesig. und jetzt gehen wir daran. Das ist so unemotional. Weißt du, was ich meine? Das ist so Sache.
Tim Stracke: Ja, das war bei uns ganz anders. Ich bin, wie gesagt, beim ersten Mal Geschenke gescheitert, beim zweiten Mal mit Ach und Krach über die Ziellinie gekommen und Und bei dem dritten Versuch haben wir uns dann wirklich da auch überlegt und Gedanken gemacht, was wollen wir denn jetzt tun? Und mit Markt meine ich ja nicht, dass es nur kommerziell die richtige Entscheidung sein muss, sondern ganzheitlich. Und ich habe mir dann gesagt, das nächste Unternehmen muss mir in allererster Linie Spaß machen und zwar auch im Zweifelsfall zehn Jahre lang, auch wenn es ökonomisch nicht erfolgreich wird. Und Marktplätze haben mich schon immer begeistert und Uhren fand ich auch schon immer cool. Und so kam halt diese Idee, einen Marktplatz für Uhren zu starten. Und ich bin auch davon ausgegangen, also wir waren zu dritt bei Gründung, da haben wir das Ziel gehabt, nicht mehr als 15 Mitarbeitende zu werden. Weil wir auch gar nicht mehr vielleicht den Mut damals hatten, nach diesen beiden mehr oder weniger Misserfolgen oder halben Erfolgen so richtig groß zu denken. Wir haben die Marktgröße aber auch gar nicht so im Auge gehabt damals, sondern für uns war es dann eher, ist es ein Markt, der uns Spaß macht, wo wir auch Leidenschaft mitbringen. und ich habe mir wirklich gesagt, wenn das jetzt zehn Jahre lang dauert und nicht erfolgreich wird, dann ist das trotzdem gut, weil es mir einfach Spaß machen wird. Aber ich bin mir sicher, dass es Spaß macht. Und ich war mir auch relativ sicher, dass es nicht scheitern wird. Und so haben wir das damals ausgewählt. Wir haben heute noch Kollegen bei uns im Unternehmen. Also ich bin im Januar operativ ausgeschieden, also ich bin mittlerweile Gründer und Chairman. Aber im Unternehmen sind immer noch Personen, denen wir bei den Forschungsgesprächen versprochen haben, wir werden nicht mehr als 15 Mitarbeiter werden.
Joel Kaczmarek: Wie viel seid ihr geworden?
Tim Stracke: Wir sind aktuell so knapp 500. Wir waren in der Spitze aber auch mal über 600. Wir haben auch ein paar strategische Entscheidungen getroffen, wo wir auch gewisse Bereiche wieder abgebaut haben.
Joel Kaczmarek: Ich dachte, du sagst jetzt 75 oder so.
Tim Stracke: Nee, das ist schon, ich meine, Chrono24 ist mittlerweile weltweiter Marktführer als Marktplatz für Luxusuhren und auch Marktführer in fast allen Ländern. Das ist ein extrem globales Unternehmen.
Joel Kaczmarek: Herzlichen Glückwunsch.
Tim Stracke: Und wahrscheinlich auch eines der globalsten Internetunternehmen in Europa, weil es eben auch eine sehr, sehr globale Kategorie ist. Also die Top 10 Präferenzen der Uhrenmarken ist in Tokio, Buenos Aires, Seattle und München überall das Gleiche. Das mag man mögen oder nicht. Aber das führt natürlich auch dazu, dass dieser Markt sehr, sehr global auch angegangen werden muss.
Joel Kaczmarek: Ich habe übrigens mal gehört, stimmt es, dass Rolex eigentlich eine gemeinnützige Organisation ist?
Tim Stracke: Rolex, das ist ein sehr spannendes Unternehmen. Der Rolex-Gründer, der hatte keine Kinder und seine Frau ist vor ihm gestorben und er hat das Unternehmen in eine Stiftung eingebracht. Und diese Stiftung hat zum sehr wesentlichen Teil wohltätige Ziele. Und ein Teil wird aber auch dazu eingesetzt, um die Familie rund um den Gründer auch zu versorgen. Aber ein sehr, sehr wesentlicher Teil der Rolex-Gewinne werden in wohltätige Zwecke gesteckt. Also es ist jetzt kein gemeinnütziges Unternehmen im rechtlichen Sinne. Aber das Geld, was man für einen Rolex ausgibt, wird schon mit einer großen Wahrscheinlichkeit dann auch für wohltätige Zwecke eingesetzt. Aber sie reden halt nicht drüber. Und das ist auch das Faszinierende, wenn man sich anschaut, wie viel PR um diese Patagonia-Entscheidung damals gemacht wurde, das Unternehmen als soziales Unternehmen zu führen. Rolex redet einfach nicht drüber, die machen es halt einfach. Und das ist schon eine sehr spannende Marke vor dem Hintergrund.
Joel Kaczmarek: War das nicht so, dass die ihre, also man muss ja dem genannten Zuhörer nochmal sagen, du und ich, manche Dinge, die wir heute besprechen, haben du und ich auch schon mal so besprochen privat und ich meine, du hättest mir mal erzählt, die müssen das lokal investieren, die dürfen das nur in einem bestimmten Umkreis machen und nicht weltweit, oder?
Tim Stracke: Diese berühmte Hans-Wilsdorf-Stiftung, die hat schon gewisse Einschränkungen, die aber auch zum Teil umgangen werden können, aber das ist richtig. Aber sie reden einfach nicht viel drüber, sie machen es einfach und das ist schon generell, finde ich, auch sehr beeindruckend, weil es natürlich eine Marke ist, von der man das erstmal so nicht erwartet.
Joel Kaczmarek: Ja, gar nicht. Genau, Gegenteil. Deswegen finde ich es so charmant. Da hast du total recht. Und ich meine, nochmal Frage dazu, ich finde deine Definition von der Markt muss passen sehr sympathisch, weil ich, wie gesagt, ich mag es nicht, wenn man das so wie Retorte macht, ja. Und bei dir kam ja gerade raus, nee, da geht es auch um Passion. Wie war das denn bei dir, dass ausgerechnet Luxusuhren deine Passion waren? Also du machst jetzt nicht den Eindruck unbedingt, ich meine vielleicht auch doch, dass du mit goldenem Löffel im Mund geboren bist, weil ich denke immer, unter 30.000 Euro oder 15.000 kriegst du keine relevante Armbanduhr von denen, die du, also jetzt in deinem Fokus sind.
Tim Stracke: Also meine, die Begeisterung dafür kommt gar nicht so sehr über Luxus oder die Marken, sondern bei mir kommt die Begeisterung über die Technologie und die Mechanik. Ich bin mit Legotechnik aufgewachsen und ferngesteuerten Flugzeugen. Auch mein Vater war mal sehr technikbegeistert oder ist sehr technikbegeistert und das hat sich dann so ein bisschen übertragen. Und ich fand es schon immer faszinierend, diese Mechanik am Handgelenk tragen zu können. Da geht es bei den teuren Uhren ja auch in den aller, allermeisten Fällen um mechanische Uhren. Es gibt nur wenige Uhren, die diesen Wert dann über Edelsteine erreichen. Und das hat mich schon immer wahnsinnig fasziniert. Und es geht mir gar nicht so sehr um den Luxus. Und auch wenn man in dieser Uhrenindustrie und auch bei Uhrensammlern unterwegs ist und da große Treffen macht, dann sind sehr viele Menschen sehr weit davon entfernt, typische Luxuspersonen zu sein. Die lieben diese Mechanik, die lieben die Uhren, die lieben natürlich auch die Marken. Und man muss natürlich auch sagen, dass man bei sehr vielen Uhren, wenn man die geschickt kauft, zwar viel Geld ausgibt, das ist richtig, aber auch einen sehr, sehr stabilen Werterhalt hat. Und insofern kann man sich auch offen die Frage stellen, ist das denn überhaupt teuer, wenn ich mir eine Uhr für einen vierstelligen oder manchmal auch fünfstelligen Betrag kaufe, aber der Wert nach 20, 30 Jahren auch noch da ist. Das ist ja bei einer Apple Watch einfach Das ist das genaue Gegenteil. Die wirft man weg und kauft sich eine neue und wirft auch die wieder irgendwann weg.
Joel Kaczmarek: Ja, ist immer eine Frage von Angebot und Nachfrage. Also ich habe lustigerweise gerade so einen Post mal gemacht über, also gar nicht vergleichbar, ist ein bisschen Beleidigung, aber als ich ein Kind war, waren damals diese Überraschungseierfiguren der heißeste Scheiß. Ich weiß noch, da bist du auf dem Flohmarkt gegangen, da haben erwachsene Männer gestanden mit so großen Regalen, wo die Figuren alle einzeln abgepackt waren. Da kostete eine so und so viel Euro.
Tim Stracke: In jedem siebten Ei.
Joel Kaczmarek: Ja, und irgendwann ist das komplett implodiert, weil kein Arsch die mehr haben will. Aber gut, das droht jetzt bei Uhren glaube ich nicht, deswegen hast du da schon recht.
Tim Stracke: Der Markt ist stabil genug und groß genug, dass das nicht passieren wird. Aber es ist natürlich schon ein Markt, der von Angebot und Nachfrage auch lebt. Ähnlich wie bei Gold, wenn sich für Gold keiner mehr interessieren würde, dann würde der Marktpreis auch einfach kollabieren, aber auch da passiert das nicht.
Joel Kaczmarek: Aber das finde ich sympathisch, dass du sagst, dass es da um Technologie geht, weil mir ist man so aufgegangen. Ich finde, früher waren Marken so, die haben ein Leistungsversprechen abgegeben. Das heißt, du hast was gekauft und du konntest davon ausgehen, der Stoff oder die Mechanik hatte eine bestimmte Qualität. Heutzutage, finde ich, haben Marken eigentlich nur noch so ein Story-Versprechen oder ein Zugehörigkeitsversprechen. Also da kaufst du dir was, um irgendwo dazuzugehören und irgendwas zu zeigen. Also wenn du dir jetzt so ein, weiß nicht wir nennen mal gar keine Klamottenmarken, aber bestimmt einen Anzug oder ein Halstuch oder sowas kauft. Deswegen finde ich schön, dass es im Uhrenbereich noch so ist, dass es da gar nicht nur über die Zugehörigkeit geht, sondern auch über die Qualität.
Tim Stracke: Die aber auch eine Rolle spielt. Da haben die unterschiedlichen Marken natürlich auch ihre unterschiedlichen Positionierungen. Also ich finde, eines der beeindruckendsten Markenpositionierungen ist halt die von Patek Philippe. Ich weiß nicht, ob du da schon mal von gehört hast. Da ist ja der Spruch, und den spielen sie schon seit vielen Jahrzehnten. Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Meine freut sich an ihr. Ein Leben lang, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation. Und das sieht man auch, die sämtlichen Werbematerialien von Patek Philippe, es sind immer zwei Generationen drauf. Es ist immer ein Vater und der Sohn, die Mutter und die Tochter. Und ich finde, das ist extrem beeindruckend, eine Marke so zu positionieren, zu sagen, hey, starte eine Tradition. Wir gehen gar nicht davon aus, dass du das irgendwann weiterverkaufst, sondern es wird über viele Generationen weitergegeben. Und das ist schon ein tolles Versprechen.
Joel Kaczmarek: Es gibt es ja sonst gar nicht mehr. Also ich kenne, der andere Punkt, wo ich das immer kannte, war Vitra Imscher. Also kennen glaube ich ganz viele, hinten so eine Holzverkleidung, diese Leder sind auch der Ottomane dazu und den kauft man eigentlich für seinen Sohn mit, so nach dem Motto. Wer kauft noch Möbel für den Nachwuchs? Also Ich mache das noch, ich mag Designmöbel, aber ich weiß auch nicht, ob meine Kinder die haben wollen, deswegen ist es ja geil, dass es bei UNO so ist. Aber okay, ich schweife schon wieder ab. Letzte Frage dazu, wenn du gerade sagst, du bist jetzt Chairman, das heißt, womöglich steht ja dein vierter Schlag an irgendwann. Guckst du dir schon Märkte an?
Tim Stracke: Naja, wenn das so im Blut ist, das Unternehmertum, dann guckt man sich natürlich immer Märkte an. auch während man operativ aktiv ist. Aber mir ist mittlerweile auch eben bewusst, dass so eine unternehmerische Reise sehr lange dauert. Ich habe Corona24 15 Jahre lang geführt mit meinen Gründerkollegen. Und das kann ich mir aktuell noch nicht so vorstellen, dass ich jetzt morgen wieder eine Reise antrete, die 15 Jahre dauert. Da würden mir auch ein paar andere Dinge gerade fehlen. Aber natürlich denke ich auch über unternehmerische Themen nach. Aber jetzt nochmal zu zweit, zur Untermiete, in so ein Büro zu gehen, wie wir das mit Chrono24 gemacht haben oder da waren wir zu dritt, das steht jetzt zumindest kurzfristig erstmal nicht an, aber ich habe schon ein paar Ideen.
Joel Kaczmarek: Das war eigentlich die geilste Zeit, wenn man ehrlich ist, oder? Also ich weiß noch, wie wir früher mit Gründerszene irgendwie so Büro-Hopping-mäßig oder auch mit digital kompakt bei anderen Leuten waren, das war eigentlich immer der lustigste Part.
Tim Stracke: Das war eine super Zeit. Nur da war einem auch noch nicht bewusst, dass man da 15 Jahre lang dann auch an diesem einen Thema arbeiten wird. Wenn ich mich heute da nochmal reinsetzen würde und wüsste, so die nächsten 15 Jahre.
Joel Kaczmarek: Aber wie würdest du es heute machen, also wenn du mit deinem jetzigen Wissen Märkte betrachtest, was wäre dein Vorgehen? Okay, Punkt eins, schlägt mein Herz dafür, Punkt zwei, wie groß und weißt du, hast du so einen Ablauf, wie du das jetzt recherchieren würdest?
Tim Stracke: Naja, der ideale Markt ist A groß, wenn man ein großes Unternehmen bauen will, das ist ja auch eine Entscheidung, vielleicht will ich auch gar kein großes Unternehmen bauen, dann reichen ja auch kleinere Märkte, aber ich glaube es ist schon sehr wichtig, dass ein Markt auch innovativ ist. Ich bin auch in Unternehmen investiert, die wirklich absolut nicht innovativ sind. Und wir merken da, wie schwierig es ist, da innovative Produkte zu verkaufen, weil die Menschen einfach nicht wollen. Das ist auch ein Marktplatz, den ich mitgegründet habe. Und es ist einfach sehr, sehr schwierig. Und was natürlich ein Riesenvorteil ist, wenn dein Markt schnell wachsend ist. Ich bin auch in Unternehmen investiert, die sich in Märkten bewegen, die halt schrumpfen. Und das ist einfach unglaublich anstrengend und macht auch einfach weniger Spaß. Also Da würde ich drauf schauen und Leidenschaft wäre mir natürlich auch wichtig, dass ich da auch eine Passion für habe, auch für den Fall, dass es nicht so gut läuft, dass es dann trotzdem Spaß macht. So würde ich da heute drauf gucken.
Joel Kaczmarek: Wenn ich mir so vorstelle, in so einem Markt zu sein, wo keiner Bock auf Innovation hat, da gibt man sich die Kugel, glaube ich, sofort.
Tim Stracke: Ja, es ist auch eine lange Reise, die wir da schon haben und auch nach 20 Jahren oder 17, 18 Jahren, die das Unternehmen jetzt unterwegs ist, ist der Markt immer noch nicht innovativ.
Joel Kaczmarek: Ich weiß noch, ich habe mal einen Vortrag gehalten vor dem Bundesverband der Möbelspediteure und damals war Mowinga das große Thema. So, hier wird alles aufgedingstert und ich weiß auch noch, das war eine ulkige Erfahrung, weil so drei Jahre später habe ich den Chef von dem Möbelverband zusammen mit dem Chef von Mowinga in eine Podcast-Folge gesetzt und dann hast du gemerkt, das war für mich ganz anders. Ah okay, wir haben verstanden, ihr schießt uns jetzt nicht in den Kopf, sondern es ist halt auch Teil der Reise, Dinge verändern sich. Also das ist schon interessant, wenn man da beides mal kennengelernt hat. Aber gut, jetzt schreibe ich schon wieder ab. Dritter Punkt von dir.
Tim Stracke: Der dritte Punkt ist, wie wichtig es ist, dass man sich die richtigen Menschen aussucht, mit denen man auf so eine lange Reise geht. Und da meine ich nicht nur die Mitgründer oder Mitgründerinnen. sondern auch die Gesellschafter, mit denen man dann dieses Unternehmen besitzt. Ganz am Anfang natürlich die Frage, mit wem will ich gründen? Und das war bei mir, bei meinem ersten Unternehmen auch so, dass ich dann Menschen kannte, die wirklich Ähnlich waren wie ich, die auch echt, alles echt gute Typen. Und viele davon sind auch hinterher unternehmerisch oder beruflich sehr, sehr erfolgreich geworden. Aber wir waren A viel zu viele, wir waren das am Ende zu, das erweiterte Gründerteam waren fünf Personen bei dem Marktplatz für Geschenke, das waren viel zu viel. Wir waren das alle total ähnlich. Mhm. Und da, also unsere Restaurant haben damals immer spaßeshalber uns den Karlsruher Debattierclub genannt und lagen da auch nicht falsch, dummerweise. Und da würde ich heute einfach viel mehr drauf schauen, dass das gar nicht notwendigerweise jetzt enge Freunde sein müssen und dass man einfach sehr unterschiedliche Kompetenzen braucht. Idealerweise jemand, der eine Passion fürs Produkt hat, aber auch jemand, der eine Passion hat, etwas zu verkaufen. Man sollte sich in den Zielen sehr, sehr einig sein. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Idealerweise auch bei den Werten sehr einig oder zumindest sehr kompatibel. Und da haben wir damals, das war mir damals gar nicht so bewusst, das waren einfach gute, clevere Typen, mit denen ich auch heute noch befreundet bin. Aber als Team haben wir damals nicht so gut funktioniert. Und bei Chrono24 haben wir das dann ganz anders gemacht. Da haben wir uns auch sehr viel Gedanken gemacht. Wie funktionieren wir zusammen? Was wollen wir für ein Unternehmen bauen? Also wir waren uns einig, maximal 15 Mitarbeitende. Wir haben das zu zweit gemacht mit einem technischen Mitgründer. Also wir waren im Prinzip drei Gründer, zwei Geschäftsführer. Das fand ich auch ein sehr, sehr, sehr gutes Setup. Dadurch waren wir sehr schnell in den Entscheidungen. Wir waren sehr kompatibel, aber auch sehr unterschiedlich. Und wir haben bei Chrono24 dann auch sehr viele, sehr, sehr wesentliche Entscheidungen und Termine einfach alleine machen können. Also der Dirk, der das ein Großteil des Teams geführt hat, der hat das Da musste ich nicht immer daneben sitzen. Und ich beispielsweise habe viele Verhandlungen mit den Investoren geführt. Auch da hat sich Dirk dann nicht daneben gesetzt, weil wir so viel Vertrauen zueinander hatten, dass der jeweils andere das richtig gemacht hat. Und Michael, der die Technologie aufgebaut hat, ein begnadeter Techniker, da mussten wir auch nicht mitreden, weil wir wussten, der wird das richtig entscheiden. Und immer wenn wir da mal nicht einig waren, hat die Dreierkonstellation immer sehr schnell auch dazu geführt, dass man dann eine Entscheidung schnell herbei bekam. Und das war ein sehr, sehr gutes Setup. Und wir haben dann auch bei der Frage, wen wollen wir als Gesellschafter dazunehmen, da sehr stark darauf optimiert, die richtigen Gesellschafter zu haben. Wo wir auch der Meinung waren, dass die langfristig die Ziele mit uns teilen, dass wir uns auch vorstellen können, langfristig mit denen zusammenzuarbeiten. Weil man trifft in so einem Unternehmen echt extrem große Entscheidungen, die auch lebensverändernd sind. Und da ist es schon wichtig, dass man das mit den richtigen Menschen auch macht. Und wenn ich mir heute die Gesellschafterliste von Chrono24 anschaue, die mittlerweile auch gar nicht mehr so klein ist, aber die würde ich nahezu noch korrigieren. nochmal genau so aufbauen. Und die Leute, die wir in den letzten Jahren dazu genommen haben, die Investoren, die Gesellschafter, die hätten teilweise vor zehn Jahren überhaupt nicht zu dem Unternehmen gepasst. Aber wir haben zu jedem Zeitpunkt, finde ich, immer auch sicherlich durch unsere Erfahrungen und vielleicht auch nicht immer positive Erfahrungen in der Vergangenheit da ganz gute Entscheidungen getroffen. Und zuletzt haben wir dann auch ein paar sehr bekannte Privatpersonen dazu genommen, weil wir auch da das Gefühl hatten, dass das der Marke gerade gut tut. Und wenn ich mir heute das anschaue, dann hat das bei Chrono24 deutlich besser geklappt als bei meinen vorherigen Gründungen.
Joel Kaczmarek: Auf die bekannten Privatpersonen kommen wir bestimmt gleich noch. Kannst du mal beschreiben, wie du so jemanden scoutest? Weil am Ende des Tages ist ja gar nicht so einfach. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, hieß es früher immer. Was war so dein Vorgehen, um rauszukriegen, ob jemand gut zu euch passt?
Tim Stracke: Also bei den Gründern war das halt eine glückliche Fügung, dass wir uns einfach kannten. Wir haben in dem vorherigen Unternehmen schon zusammengearbeitet und kannten uns einfach. Wir wussten, dass das ein sehr gutes Setup war. Wir waren privat jetzt nicht super eng befreundet, aber hatten eine sehr tiefe Businessfreundschaft, würde ich mal sagen, die auch heute noch sehr, sehr, sehr stabil ist. Aber ohne, dass man jetzt irgendwie zusammen in Urlaub fährt. Und das war auch, fand ich, eine sehr gute Nähe und gleichzeitig Distanz, die unter uns dreien einfach sehr gut funktioniert hat. Und bei den Gesellschaftern, die wir dazu genommen haben, ist ja nicht unbekannt, dass Gesellschafter eine Due Diligence machen und sich anschauen, will ich denn da rein investieren oder nicht. Die haben wir halt auch gemacht. Wir haben auch mit vielen anderen Unternehmern dann gesprochen, die mit diesen Gesellschaftern zusammengearbeitet haben. sodass uns auch bewusst war, worauf wir uns einlassen. Das ist ja auch ein großer Schritt. Wen möchte ich in mein Unternehmen reinlassen? Und da haben wir schon auch viele Gespräche geführt und das auch genauso kritisch entschieden und ausgesucht, wie die uns ausgesucht haben. Man muss sagen, dass wir in der glücklichen Situation waren, dass wir nie unter Druck Investoren hinzunehmen mussten. Wir waren immer sehr darauf geachtet, dass das Unternehmen profitabel war. Wir waren auch die allermeiste Zeit profitabel und haben das Geld nie wirklich gebraucht. Da gab es mal eine kurze Phase, wo wir mal ein Investment brauchten. Das war aber noch eine relativ kleine Summe, wo dann auch die Verhandlungen so ein bisschen anstrengender waren. Das hat dann auch ein Bestandsgesellschaftler übernommen. Das ist auch schon lange her. Ansonsten waren wir immer sehr frei. Und diese Freiheit, die haben wir natürlich auch ausgenutzt, uns diejenigen zu suchen, die zu uns passten. Und wir haben nie nach Bewertungen optimiert. Wir hätten in jeder Runde Gesellschafter hinzunehmen können, die deutlich höhere Bewertungen akzeptiert haben. Das haben wir nie gemacht.
Joel Kaczmarek: Das ist ja mal bold. Also ihr habt eher auf Wert verzichtet, dafür die richtigen Leute an den Start gebracht.
Tim Stracke: Wir haben auf Wert verzichtet, weil uns Werte wichtig waren.
Joel Kaczmarek: Oh. Da freust du dich jetzt noch ein bisschen, ne? Nein, aber gut gesagt. Also ihr habt auf monetäre Werte verzichtet, sozusagen für die kulturellen, personellen Werte. Macht ja, glaube ich, sehr Sinn.
Tim Stracke: Ja, also das Wert ist vielleicht auch manchmal ein bisschen zu hoch gegriffen und in diesem Fall, das passt auch sehr gut. Wir haben uns überlegt, was ist für das Unternehmen gerade das Richtige? Und das heißt nicht, dass es unanstrengend ist. Also in der letzten Runde haben wir uns ganz bewusst für einen eher Private Equity orientierten Investor entschieden. Der sicherlich deutlich unbequemer ist als unsere vorherigen Investoren, aber mir war auch bewusst, dass das jetzt in einer Phase, wo das Unternehmen sich auch auf nächste Schritte vorbereiten muss, kein Geheimnis, dass wir irgendwann auch mal beim Börsengang nachgedacht haben und auch aktuell nachdenken. Und man natürlich auch anders vorbereitet sein muss. Und da haben wir uns bewusst auch für jemanden entschieden, wo wir glauben, dass der uns auch hilft, in diese Richtung zu gehen. Wohl wissend, dass das unbequem sein wird. Und es ist auch an manchen Stellen auch unbequem geworden. Aber es war für das Unternehmen und ist für das Unternehmen das Richtige. Und wir sind da auch mit allen, die wir dazugenommen haben, extrem happy.
Joel Kaczmarek: Und sag mal mit deinem Gründungsteam, ich denke gerade noch an den Karlsruher Debattierclub, ich denke an so eine frühere Gründung von mir, da waren wir zu viert und ich hatte immer so den Eindruck, es wurde gerangelt um die Entscheidung, wer darf es jetzt entscheiden. Was ist so deine Philosophie und wie findet sich sowas auch, braucht es immer so ein primus inter pares?
Tim Stracke: Also bei Chrono24 hatten wir das nicht in Gänze, sondern es war einfach so, der Dirk hat entschieden und hatte da das letzte Wort bei den ganzen operativen Dingen, Teamaufbau, Struktur. Ich habe damals den Vertrieb geleitet und habe auch die ganzen Investorengespräche geführt, mich auch viel um Strategie gekümmert. Da war dann mein Wort wahrscheinlich ein bisschen kräftiger und auf der ganzen technischen Seite war das von Michael. Also im Zweifelsfall haben wir das in den einzelnen Bereichen, hatten wir das und in Gens war es dann gar nicht mehr notwendig. Wir haben hinterher die Struktur ein bisschen geändert, der Dirk, als es dann größer wurde. Hat dann da nicht mehr so seine Passion gesehen, jetzt ein Team, was 200, 300 Menschen groß ist, zu führen. Ich wollte es auch nicht. Und dann haben wir uns geeinigt, dass Dirk einen Schritt zur Seite geht. Der ist dann ins Board gegangen, eine Zeit lang, ist weiterhin auch Gesellschafter geblieben und wir haben dann den Holger reingeholt und ich habe dann das Unternehmen lange mit Holger zusammengeführt in einer Co-CEO-Aufteilung. Wo das auch sehr stark dann aufgeteilt war, dass Holger das Unternehmen nach innen geführt hat und ich das Unternehmen nach außen repräsentiert habe, auch so die strategischen Themen viel gemacht habe, auch weiterhin die ganzen Investoren-Themen und Holger auch noch mehr Verantwortung übernommen hat nach innen rein. Und da war das auch so, dass das dann sehr aufgeteilt war. Als der Markt dann in den letzten zwei Jahren ein bisschen ruckeleger wurde, da muss ich sagen, haben wir beide dann schon gemerkt, dass wir nicht mehr die Entscheidungsgeschwindigkeit hatten, die dem Unternehmen gut getan hätte. und da haben wir dann auch jetzt zum Jahresende 2023 dann die Entscheidung gefällt, das auch nochmal zu ändern.
Joel Kaczmarek: Wo kam der Impuls her, dass du wusstest, wann es diese großen Breaks braucht bei den Entscheidungen? Was war das Momentum? Ich brauche einen Holger. Ich tritt beiseite. Es ist nicht mehr das Richtige für mich. Sind es so langfristig entstehende Dinge oder gab es da so Marker, so Milestones, wo du gemerkt hast, alles klar.
Tim Stracke: Nee, das waren nicht so einzelne Erlebnisse, sondern das spürt man oder habe ich dann schon gespürt, auch über eine längere Zeit rum natürlich auch mit vielen Menschen darüber gesprochen. Das war auch so, dass ich da mit Holger auch sehr, sehr transparent und offen darüber sprechen konnte. Wir waren auch immer offen, auch schwieriger. Und für den jeweiligen Geschäftsführer Humbug, für den Entscheidungen zu fällen, war natürlich nicht einfach. Aber wir haben da immer sehr, sehr konstruktiv darüber gesprochen. Und eine Philosophie, die habe ich jetzt nicht hier als Punkt drauf, aber ich habe es auch überlegt, ob ich das als Punkt mit aufnehme. dass das Unternehmen immer vorne stehen sollte und das Ego immer hinten. Und das ist eine Kultur, die wir auch sehr tief bei Chrono24 verankert haben. Im Zweifelsfall steht der Erfolg des Unternehmens vor dem Ego. Und das ist ziemlich tief bei uns drin und da haben wir uns auch selbst dran gehalten.
Joel Kaczmarek: Ja, der Verein ist immer größer als man selbst, sagt man beim Fußball. Fußball, gute Überleitung. Weil ich glaube, das bietet sich ja an, dass wir mit dir auch mal zwei Sätze über Ronaldo reden, wenn du schon sagst von besonderen Gesellschaftern. Wie kam es dazu, dass du dir solche Menschen auch ausgesucht hast für deine Reise?
Tim Stracke: Naja, wir haben irgendwann auch mal überlegt, bei dem Gesellschafterkreis, wir haben auch ein paar Personen aus der Luxusindustrie dazu genommen, also die Familie von Bernard Arnault, dem erfolgreichsten Gründer in der Luxusindustrie, Gründer von LVMH. Es ist Gesellschafter bei uns und auch einige andere Personen aus der Luxusindustrie, die für uns sehr hilfreich waren, dass wir gedacht haben, hey, vielleicht sollten wir auch ein paar Privatpersonen, die für ihre Uhrenleidenschaft stehen, mit dazu nehmen und idealerweise auch Menschen, die nicht ganz unbekannt sind. Und dann haben wir in Showbusiness, Sport, Musik geschaut und der erste Name, der uns dann natürlich einfällt, war Cristiano Ronaldo. Und dann haben wir das große Glück, dass über drei oder vier Ecken wir es auch geschafft haben, zu dem Management Kontakt aufzunehmen, was damals General Atlantic gemacht hat. Also der Achim Berg hatte den Kontakt zu dem Manager von Leverkusen gelegt. der vorher mal in Madrid war und der den Kontakt wiederum zu dem Management von Ronaldo gelegt hat. Und die Gespräche haben wir dann geführt. Das hat auch extrem lange gedauert. Aber irgendwann kam dann die Antwort, Christiane würde es gerne machen.
Joel Kaczmarek: Was war der Grund, dass sowas lange dauert? Also ich meine, finanziell macht ihr das ja aus der Portokasse. Ist das so fit oder ist das so Fokus?
Tim Stracke: Ich glaube, das ist einfach Terminkalender. Das ist wahrscheinlich Christian ist extrem fokussiert auf seinen beruflichen Erfolg und ja, das sind kleine Summen aus seiner Sicht, auch wenn es relevante Summen sind, die in das Unternehmen investiert werden, aber es ist natürlich nicht, dass er dafür irgendwie ein Training unterbricht.
Joel Kaczmarek: Crazy. Wie war das denn so mit dem?
Tim Stracke: Das war total beeindruckend. Also ich habe mir vorher schon auch ein bisschen Gedanken gemacht, wie ist denn so ein Treffen? Also wir haben uns in Lissabon getroffen und mir war schon bewusst, dass so seine großen Leidenschaften Fußball, Luxus, Ernährung sind. Und alles Themen, wo ich mir gar nicht so sicher war, ob wir da so eine große gemeinsame Basis haben. Aber das vierte Thema, wo er auch für sehr bekannt ist, ist eben das Thema Familie und Kinder. Und deswegen habe ich auch einen meiner Söhne mitgenommen, der auch eine große Leidenschaft für Fußball hat. Und da war das dann sofort eine sehr familiäre Erfahrung. Und Atmosphäre, er hat sich sofort auch auf den Nico gestürzt und mit dem Fotos gemacht und rumgeshakert und dann war das eine sehr lockere, entspannte Atmosphäre. Und das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass es dann ein ganz cooles Meeting war. Und am Ende hat er dann auch noch gesagt, hey, wir haben überhaupt keine vertraglichen Vereinbarungen gemacht. Er hat investiert, er ist Gesellschafter und darüber hinaus gab es keine einzige Vereinbarung. Und dann hat er gefragt, kann ich irgendwas für euch tun? Nutzt die Instagram. Natürlich nutzen wir Instagram. Und wenn ihr möchtet, kann ich mal einen Post machen von dem Meeting hier. Und Ronaldo ist der Mensch mit der mit Abstand größten Reichweite, über 600 Millionen Follower. Und das war natürlich dann schon auch ganz cool, als dann dieser Post ein paar Tage später kam. Das ist ja nett. Ja, das ist nett.
Joel Kaczmarek: Ich habe bei dir auf LinkedIn gelesen, dass du auch erzählt hast, ihr hättet ihn auf der Straße noch mal getroffen.
Tim Stracke: Genau, wir hatten dann noch eine Stunde Zeit, bis wir wieder zurück zum Flughafen mussten und sind durch Lissabon gelaufen. Und ich habe dann meinem Sohn, um irgendwann mal die Bedeutung dieses Meetings bewusst zu machen, gesagt, hey Nico, Es wird diskutiert, dass Ronaldo der berühmteste Mensch der Welt ist. Obama, Elon Musk und Ronaldo sind da so die Kandidaten. Aber vermutlich über alle Altersgruppen hinweg, gerade bei den Jüngeren, ist sicherlich Ronaldo auch so, wenn man China, Indien mit dazu nimmt, die berühmteste Person. Und genau in dem Moment hat es gehupt. Wir gucken nach links. Und dann saß er da in seiner G-Klasse, Georgina neben ihm und hat nochmal gewunken. Und das war der eigentlich besondere Moment dieses Tages, so ganz privat mitten in Lissabon von Ronaldo angehobt zu werden.
Joel Kaczmarek: Da hast du noch ein Foto von gemacht, oder?
Tim Stracke: Ja, ich war schnell genug und habe ein Foto gemacht, genau. Crazy.
Joel Kaczmarek: Ja, krass. Und meine Vermutung wäre ja, dass solche Menschen einfach hardcore fokussiert sind. Wie würdest du so sagen, sind die so im Unterschied zu Normalsterblichen? Gibt es überhaupt einen Unterschied oder sind die genauso?
Tim Stracke: Ich glaube, diese Menschen, wenn du so erfolgreich bist, also auch auf dieser Ebene, dann musst du so ultra fokussiert sein. Und das ist Ronaldo auch. Ich habe mich schon so ein bisschen mit ihm beschäftigt und deswegen hatte ich auch so ein bisschen Respekt vor diesem Termin, weil ich über Fußball jetzt gar nicht so viel mit ihm reden kann, ehrlich gesagt. unglaublich gelangweilt. Wir wurden aber viel geredet, das hat auch ganz gut geklappt, aber ich glaube, das ist schon ein Teil seines Erfolgs. Das ist übrigens auch witzigerweise mein nächster Punkt, wie wichtig es ist, dass sich Unternehmen fokussieren. Das mag jetzt irgendwie sehr pauschal klingen, Aber das war schon eine Erfahrung, die ich auch in der Vergangenheit wirklich gemacht habe. Und das Problem ist, dass man schnell denkt, man ist fokussierter. Als wir den Marktplatz für Geschenke gebaut haben, da dachten wir auch, wir wären fokussiert. Ein Online-Marktplatz für Geschenke. Wir haben den für private Kunden, für geschäftliche Kunden aufgebaut und dachten, das ist ein klarer Fokus. Aber das war kein Fokus, weil es am Ende komplett unterschiedliche Kundengruppen sind. Und selbst innerhalb dieses Marktplatz hatten wir Geschenkgutscheine, Erlebnisgutscheine, Bücher, eine ziemlich breite Palette. Und letztendlich hat sich da herauskristallisiert, es gibt für jeden einzelnen Bereich Spezialisten. Und im Internet ist ein so harter Wettbewerb, weil der Wettbewerber im Prinzip so nah ist, ein Klick entfernt, es ist so einfach, schnell zum Wettbewerber zu gehen. Insofern muss man wirklich entweder der Beste sein oder der Günstigste. Und das schafft man meines Erachtens nach nur, wenn man sich unternehmerisch extrem auf ein Thema fokussiert. Ich glaube, als Mensch kann das jeder für sich selbst entscheiden, ob man noch viele andere Dinge machen möchte und was einem persönlich auch Spaß macht. Da weiß ich gar nicht, ob so eine extreme Fokussierung einen als Mensch wirklich glücklich macht. Ich bin auch einer, der sich schnell ablenken lässt und auch immer mehrere Themen gleichzeitig gerne jongliert. Aber für den Erfolg eines Unternehmens halte ich das für extrem wichtig, dass man eine Sache nimmt und da aber besser wird als jeder andere auf der Welt. Und auch da ist die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht 100 Prozent. Weißt du genauso wie ich, dass das dann schwierig ist. Und nach vielen, vielen Jahren, wenn man den Erfolg dann auch gezeigt hat, da kann man schon mal drüber nachdenken, auch vielleicht nochmal einen Schritt zur Seite zu gehen. Aber ich musste das auch the hard way lernen.
Joel Kaczmarek: Das ist aber ganz interessant, was du gerade angesprochen hast, weil mir geht es nämlich genau so, ich bin so eine Skinner-Persönlichkeit, ich mag gerne fünf Sachen gleichzeitig machen, mich interessieren ganz viele Dinge. Für mich ist es der Tod, nur dasselbe zu machen. Also ich bestaune es manchmal, dass manche Leute irgendwie sagen, keine Ahnung, ich bin Paartherapeutin, ich mache nur Paartherapie oder ich bin Produktentwickler, ich schreibe nur Code den ganzen Tag. Ich werde da irre. Wie verheiratest du das denn, dass du als Mensch, als der Tim, sagst, ich habe breite Interessen, aber das Chrono24, das braucht einen Fokus, da the best, nothing else.
Tim Stracke: Ja, interessanter Punkt. Und ich würde auch sagen, bei Chrono24 haben wir diese Erfahrung nicht durchgehend befolgt. Auch da haben wir zwischenzeitlich gedacht, hey, viele unserer Kunden, also unsere Händler verkaufen auch Schmuck. Schmuck wird häufig auch von Männern gekauft. Lass uns auch noch einen Marktplatz für Schmuck nebenher bauen. Und es hat nicht funktioniert. Und ich glaube, es hat insbesondere deswegen nicht funktioniert, weil wir als Unternehmen nicht wirklich darauf fokussiert waren. Und den Fehler habe ich so oft mittlerweile gemacht, aber es ist in meiner Persönlichkeit auch ziemlich tief verankert, dass mir das schwerfällt. Ich will das persönlich auch gar nicht aufgeben, aber ich habe schon auch für mich gelernt, dass es wichtig ist, jemanden neben sich zu haben, der dann dafür sorgt, dass diese vielen Ideen, die ich immer ins Unternehmen reinbringe oder reingebracht habe, dass die halt nicht grundsätzlich immer befolgt werden, sondern teilweise auch gesagt werden, nee, wir bleiben jetzt hier bei unserem Fokus, das haben wir beschlossen und es ist auch richtig da, sehr, sehr fokussiert zu bleiben. Da brauche ich auch den Den Co-Pilot, der dann da mich in den Schranken hält und da meine Mitgründer oder der Holger einfach waren extrem wichtig für mich. Ohne die hätte dieser Erfolg von Chrono24 auch überhaupt nicht möglich sein können, weil ich da eben auch nicht so fokussiert bin. Aber als Unternehmen würde ich nach wie vor sagen, ist es extrem wichtig. Als Mensch ist das eine persönliche Entscheidung, wie man sich da aufstellen muss. Ich habe auch einige andere Folgen hier gehört, habe ich schon gesagt. Wo das Thema Fokus auch schon mal besprochen worden ist. Das geht beides. Aber wenn man wirklich den Erfolg des Unternehmens nach ganz vorne stellt, würde ich sagen, ist das extrem wichtig.
Joel Kaczmarek: Macht dich das dann unglücklich, wenn du irgendwie viele Ideen hast und ein Holger sägt sie dir weg?
Tim Stracke: Ja und nein. Also in dem Moment natürlich, weil im Zweifelsfall bin ich ja immer der Meinung, ich habe recht. Aber in der Makro-Betrachtung war mir das dann schon auch immer sehr bewusst, dass es richtig ist. Und er hat ja nicht alles weggesägt, sondern es waren dann auch immer sehr konstruktive Dialoge. Und in dem Zusammenhang ist auch so mein letzter Punkt, dass es extrem wichtig ist, seine Stärken und Schwächen zu kennen. Also wenn man irgendwie jung ist, mit 20, man gründet ein Unternehmen, man hat irgendwie große Ziele und will da diese Ziele erreichen. Da habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht. Was will ich denn eigentlich? Wo bin ich denn gut? Wo bin ich denn nicht gut? Da habe ich erst viel später angefangen, in verschiedenen Gruppen oder Organisationen auch daran zu arbeiten, mal zu verstehen, was ist mir wirklich wichtig? Und als ich das gelernt habe für mich, konnte ich mich dann auch besser in mein eigenes Unternehmen einbringen, weil ich wusste, wo ich mich auch besser nicht einbringen sollte. Und das würde ich auch jedem raten, sehr früh damit anzufangen, zu wissen, was sind meine Werte, was sind meine Ziele, was treibt mich an, sodass man da auch sich viel besser zusammensetzen kann. Also wir haben das dann bei Chrono24, fand ich, auch sehr gut gemacht, dass wir regelmäßig in unseren Strategie-Meetings Darüber gesprochen haben, wo wollen wir das Unternehmen hinführen. Wir haben aber auch immer unsere privaten Situationen daneben gelegt, um uns auch abzudaten, wo wollen wir denn privat hin. Weil am Ende sind wir alles Menschen und das muss natürlich alles zueinander passen. Das Unternehmen muss zu den Menschen passen, die Menschen müssen zu dem Unternehmen passen. Und das war für uns schon immer auch sehr, sehr wichtig, das zu wissen, wie das passt. Wo möchte man langfristig leben? Wann möchte man vielleicht auch mal kürzer treten? Das waren dann auch nie Überraschungen, wenn dann solche Entscheidungen kamen. Als Dirk beispielsweise vor sieben, acht Jahren dann den Schritt zur Seite gemacht hat. Und das hat auch das Unternehmen gut verkraftet, obwohl er eine extrem wichtige Gründungspersönlichkeit war, dessen kultureller Input wahrscheinlich heute immer noch extrem stark im Unternehmen vertreten ist.
Joel Kaczmarek: Aber das ist ja cool, dass ihr neben Firmenziele, sage ich mal, persönliche Ziele immer daneben gelegt habt. So wie der Mensch, der zog ich mit am Tisch und nicht nur der Strategiebauer.
Tim Stracke: Absolut, ja. Das ist natürlich bei einer gewissen Größe des Unternehmens nicht mehr so, funktioniert das nicht mehr so gut, weil das Unternehmen irgendwann eine so starke Eigenpersönlichkeit hat. die man dann auch akzeptieren muss. Und das haben wir dann irgendwann auch etwas runtergefahren. Aber gerade in den ersten Jahren, wo wir wirklich sehr, sehr klein waren, haben wir das schon immer sehr ganzheitlich betrachtet. Und ich glaube, das war für den Gesamterfolg auch immer eine sehr wichtige Entscheidung.
Joel Kaczmarek: Und was ist am Ende auf deinem persönlichen Zettel gelandet? Also deine Stärken, deine Schwächen, deine Ziele?
Tim Stracke: Naja, was so starke Antreiber von mir sind, ist halt Freiheit und Unabhängigkeit. Überraschung als Unternehmer? Überraschung, genau. Neugier ist auch so ein Thema, dass ich mich sehr, sehr gerne mit neuen Themen beschäftige, was natürlich dann für die anderen manchmal so ein bisschen anstrengend war. Und deswegen war mir schon auch bewusst, dass es für das Unternehmen auch gut ist, neben mir jemanden zu haben, der da Struktur reinbringt.
Joel Kaczmarek: Schwächen?
Tim Stracke: Naja, das ist ja auch dann eine Schwäche, dass man nicht so fokussiert ist. Das ist sicherlich auch eine Schwäche, die mir dann auch irgendwann bewusst ist, dass es, oder anders gesagt, nicht meine Stärke ist, große Teams zu führen. Da gibt es sicherlich einfach bessere und deswegen habe ich auch immer geguckt, dass wir Strukturen schaffen, die meine Stärken hebeln, Und ich jetzt nicht versucht habe, Dinge zu tun, wo ich einfach nicht gut drin bin oder die mir einfach auch nicht, wo ich nicht die Leidenschaft habe.
Joel Kaczmarek: Also du und ich scheinen uns ja an einigen Ecken ähnlich zu sein. Jetzt denke ich gerade noch so, vielleicht geht es dir ja genauso. Du hast ja auch gerade Stärkennen, also plural gesagt. Ich finde es manchmal gar nicht so einfach, sich zu entscheiden, weil man wird ja gerne mal gefragt, was ist deine Superpower? Dann denke ich mir so, ja Gott, ich könnte jetzt schon ein paar mehr nennen, so. Also wahrscheinlich gibt es trotzdem irgendwie so einen Trade, der alles andere überstrahlt, aber wie ist es für dich, wenn man eigentlich Generalist ist, wenn man viele Dinge gut kann, es gibt, ich glaube, es gibt in jedem Bereich immer jemand, der irgendwas besser kann, ist ja nicht die Frage, ja, aber wenn man viele Dinge eigentlich kann, weil du gerade als Unternehmer auch so vielseitig bist, wie triffst du dann für dich so einen Fokus? Da bist du ja auch wieder bei Fokus, bei deinem vierten Punkt.
Tim Stracke: Ja, gar nicht einfach und sicherlich auch gar nicht meine Stärke, mich dann da persönlich auch so zu fokussieren. Aber mir hat es schon immer geholfen, das dann auch so aus einer Makroebene zu betrachten und zu verstehen, wie ich dann da bin. Und ich habe es schon immer geschafft, Strukturen zu schaffen, dass das Unternehmen trotzdem sehr gut funktioniert hat. Ein Unternehmen aus lauter Tims, das wäre sicherlich schwierig.
Joel Kaczmarek: Das hat man immer zu mir gesagt. Stell dir mal vor, wie würde die Welt aussehen, wenn jeder so wäre wie du? Dann habe ich gedacht, dann habe ich angefangen zu lachen. Ich glaube, auf der einen Seite extrem witzig und auf der anderen Seite extrem furchtbar. Verstehe ich. Na gut, also wir fassen nochmal ganz kurz zusammen. Tim Strackers fünf Punkte. Nutze die Zeit der Ausbildung. Punkt eins. Punkt zwei. Es kommt aufs Team, auf die Ideen, den Fleißen, aber vor allem auch auf den Markt. Punkt Nummer drei, suche dir die richtigen Menschen für die Reise aus. Punkt vier, es ist wichtig, sich zu fokussieren. und Punkt fünf, es ist wichtig, seine Stärken und Schwächen zu kennen. Abschließende Frage, looking back at 20, gibt es auch Dinge, wo du sagst, hey wow, die habe ich aber intuitiv richtig gemacht, das hat irgendwie drauf eingezahlt, damit bin ich gut gefahren.
Tim Stracke: Ja, die Liste ist ja auch wahrscheinlich gar nicht so kurz, sonst wäre es doch nicht am Ende gut funktioniert. Ich glaube, ich hatte immer eine sehr gesunde Neigung zu Risiko im Kleinen und im Großen. Wahrscheinlich nicht im ganz Großen, aber ich wähle bei Optionen tendenziell auch gerne den unbekannten Weg, wenn ich da irgendwie eine Chance drin sehe. Und gehe auch gerne und bewusst Risiken ein. Und ich glaube, wenn man das regelmäßig tut, klar, Risiken bedeutet, das Ergebnis ist etwas unsicher. Das kann sehr gut sein, das kann auch nicht so gut sein. Wenn man das regelmäßig tut, dann glaube ich, ist der Payback, und da meine ich jetzt nicht nur Geld mit, sondern auch Lebensqualität, Erlebnisse, Erfahrungen, Erlebnisse, Ist wirklich sehr, sehr, sehr hoch. Und das mache ich wirklich grundsätzlich, auch im ganz, ganz Kleinen. Wenn ich zwei Strecken habe, die eine kenne ich, die andere kenne ich nicht und weiß nicht genau, ist die schneller oder nicht, dann nehme ich oft die Unbekannte, weil ich sage, dann weiß ich es halt danach. Oder bei Restaurants, das eine kenne ich, das andere kenne ich nicht und das andere könnte aber auch gut sein, das Unbekannte, dann würde ich das Unbekannte nehmen. Weil ich es einfach ausprobieren will. Also auch im ganz, ganz Kleinen gehe ich Risiken ein. Im ganz, ganz, ganz Großen tue ich das nicht. Also wenn es wirklich so, ja, also betting the company, wie man so schön sagt, da bin ich dann sehr, sehr vorsichtig. Also ich habe mal eine Wir haben eine sehr große Akquisition mal diskutiert vor einigen Jahren, wo mit viel Druck aus dem Board heraus die gemacht werden sollte. Das Board hatte die starke Meinung, wir sollten die tun. Ein hoher dreistelliger Millionenbetrag wäre es gewesen. Wir haben eine sehr intensive Due Diligence gemacht. Da habe ich mich dann dagegen entschieden, auch gegen den Willen einiger großer Gesellschafter. Weil mir das Risiko dann zu groß war. Also wenn es wirklich aufs Ganze geht, bin ich dann wiederum ein sehr vorsichtiger Mensch. Auch was jetzt Lebensgefahren geht, auch da bin ich eher risikobewusst, aber wenn es wirklich an die Gesundheit geht, bin ich sehr vorsichtig. Und das war rückblickend wahrscheinlich auch eine der wichtigsten Entscheidungen für unser Unternehmen, diesen Schritt nicht zu gehen, auch wenn man ihn nicht sieht.
Joel Kaczmarek: Mich hat René Obermann so einen Ticken geerdet, weil ich zu ihm so meinte, ich habe den Eindruck, Risikoaffinität und Erfolgswahrscheinlichkeit gehen so ein Stück weit Hand in Hand. Da hat er gesagt, na klar, wenn du große Risiken eingehst, kann es sein, dass du auch einen großen Erfolg hast, aber vergiss mal nicht die andere Seite der Medaille, der Großteil von Startups geht pleite. Also wenn du da ein Risiko eingehst und da musst du halt mal gucken, Haus und Hof nicht zu verwetten.
Tim Stracke: Ja, aber in der Regel, und das ist glaube ich auch wichtig, merkst du das schon schnell. Du kannst das innerhalb von ein, zwei Jahren merken und musst dann natürlich auch die Bereitschaft und den Mut haben zu stoppen. Also fail fast, sagt man ja so schön. Ja. Ich habe ja auch drei Ansätze gebraucht und am Ende hat es dann geklappt und wir sind erfolgreich geworden. Und wenn du dir überlegst, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Startup erfolgreich ist, die ist vielleicht nicht unheimlich hoch, aber du hast schon die Chance, es mehrfach zu versuchen im Leben, gerade wenn du früh startest. Und wenn du drei, vier Mal hintereinander das Risiko eingehst, ein erfolgreiches Startup zu gründen, ich glaube, dann hast du schon eine sehr gesunde Chance, einmal damit sehr erfolgreich zu werden. Wenn auch nicht gleich beim ersten Mal, vielleicht beim zweiten, beim dritten oder beim vierten Mal. Aber da sollte man natürlich auch darauf achten, dass man nicht zehn Jahre lang kämpft. Also so der Spruch, wenn der Gaul gestorben ist, dann steige ab. Ja.
Joel Kaczmarek: Ich habe gerade daran gedacht, es gibt da von Jeff Bezos auch diese schöne Erzählung von den Two-Way-Door-Decisions und den One-Way-Door-Decisions. Also wenn du mit deinem Auto sagst, ich nehme mal die linke Strecke, nicht die rechte, dann kannst du halt immer nochmal umdrehen und fährst halt wieder zurück, hast dann schon mal einen Umweg gemacht. Wenn du für irgendwie einen dreistelligen Millionenbetrag eine Firma kaufst, dann drehst du halt nicht wieder zurück.
Tim Stracke: Da kannst du, genau, absolut, ja.
Joel Kaczmarek: Ist es denn in der Retrospektive, also du hast ja dann, es ist wahrscheinlich ein bisschen her, hättest du es jetzt im Nachhinein gemacht, wäre es zum Erfolg, hätte es dahin geführt?
Tim Stracke: Ich bin 100%ig nicht 100%, aber ich bin mir sehr sicher, dass es nicht erfolgreich geworden wäre. Wir haben stattdessen dann zwei andere Akquisitionen gemacht im ähnlichen Segment. Mit deutlich kleineren Beträgen, um auch zu sagen, wir probieren das jetzt aus und wenn es damit klappt und wir die Erfahrung haben und auch wissen, wie wir solche Unternehmen integrieren können, dann können wir uns immer noch an den großen Schritt herantrauen. Wir waren auch schon der Meinung, dass es auch drei, vier, fünf Jahre später noch eine Option gewesen wäre. Und beide anderen Akquisitionen sind nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Insofern vermute ich, dass auch die große Akquisition nicht so gelaufen wäre, wie wir es uns vorgestellt haben.
Joel Kaczmarek: Aber geiles Vorgehen. Klein testen und dann was haben.
Tim Stracke: Und auch das war rückblickend teuer. Also die beiden kleinen, da haben wir wirklich viel, viel Geld verloren mit den beiden Akquisitionen. Aber ich stelle das dann noch in Relation zu der großen und sage, das ist in Relation zu dem großen Schritt, wo unter Umständen das komplette Unternehmen hätte untergehen können, weil es auch kulturell wahrscheinlich nicht ganz einfach geworden wäre, war es dann gut investiertes Geld, was wir bei den anderen Akquisitionen verloren haben.
Joel Kaczmarek: Tim, hey Mensch, das hat viel Spaß gemacht. Ganz, ganz herzlichen Dank und dich sehe ich hier bestimmt nochmal wieder. Spätestens mit der vierten Gründung.
Tim Stracke: Ja, hat mir auch Spaß gemacht, Joel. Vielen Dank.
Diese Folge stammt aus unserem Podcast „5 Dinge mit 20“: Bei [5 Dinge mit 20](https://lnk.to/5Things20) trifft Joël Kaczmarek bekannte, erfolgreiche und interessante Menschen und befragt sie, was ihre 5 Dinge sind, die sie gerne schon mit 20 gewusst hätten. Auf diese Weise leiten diese inspirierenden Personen ihre wesentlichen Learnings und Lebenseinsichten ab und bescheren dir echte Wissensabkürzungen. 💛 Hat dir die Episode gefallen? Dann abonniere „5 Dinge mit 20“ auf Plattformen wie Apple Podcasts oder Spotify. Beachte, dass wir nur ausgewählte Folgen auch auf Digital Kompakt veröffentlichen. Abonniere dort, um Zugang zu mehr und früheren Episoden zu erhalten!