Alexander Graf: 5 Dinge, die ich gerne mit 20 gewusst hätte

16. April 2024, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek, ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute habe ich wieder den lieben Alex Graf an meiner Seite. Ihr wisst, von Spryker, der Co-CEO mit Kassenzone aktiv, mit Energiezone, also es gibt nichts, was der Google-Mann nichts macht. Aber heute reden wir nicht über E-Commerce, sondern er verrät mir mal, was seine fünf Dinge sind, die er gerne schon mit 20 gewusst hätte. Und ich glaube, bei Alex ist das besonders interessant, weil a, sieht er ja durch seinen Beruf sehr, sehr viele Firmen, trifft sehr, sehr viele Menschen und hat schon selbst sehr, sehr viel gemacht. Von daher bin ich heute sehr, sehr gespannt und freue mich total. Moin, moin, lieber Alex.

Alexander Graf: Moin, moin. Vielen Dank für die erneute Einladung.

Joel Kaczmarek: Ja, und klau dir schon wieder dein Moin, Moin hier, ne? Servus, würden sie in München sagen. Ja, aber gut.

Alexander Graf: Howdy.

Joel Kaczmarek: Wie wollen wir rein starten? Ich habe gelernt, du hast dich schon ein bisschen belesen auch im Vorfeld. Fand ich ja sehr sympathisch.

Alexander Graf: Genau, ich habe mich belesen. Was sagen eigentlich andere für schlaue Sachen? Du hast ja schon spannende Gäste hier gehabt mit Gero und Florian Heinemann. Und im Rahmen der Vorbereitung ist mir ein Twitter-Post, nennt man das noch Post? Ja. Aufgefallen von Jean Le Frevre, der sowieso so ein Buch geschrieben hat zum Thema sozusagen 99 Dinge, die du wissen solltest. Und der hat gestern so eine Liste veröffentlicht mit Dingen, die ich gelernt habe und mit 20 gerne gewusst hätte. Und da habe ich mich natürlich versucht, inspirieren zu lassen. Und bei ein paar Sachen habe ich gesagt, ja, das stimmt wohl. Bei ein paar anderen Sachen wirkt es im Grunde genommen so, als müsst ihr ein paar erloschene Beziehungen verarbeiten. Ja. Eine Frau zur gleichen Zeit oder ein Partner zur gleichen Zeit sollte genug sein. Das ist eine der Empfehlungen von den 99. Da habe ich mir gesagt, das ist ein Problem, das hatte ich noch nie. Aber offensichtlich ist das in der heutigen Zeit eine Empfehlung wert. Ja, da bin ich durchgegangen. Und da sind ein paar Sachen drin, die fand ich ganz cool. Zum Beispiel Punkt 2. Spend time with your parents. Du hast wahrscheinlich nur noch 200 Samstage. Und das kann ich gut verstehen. Nicht, weil ich nicht genug Zeit mit meinen Eltern oder Schwiegerein verbringe, sondern weil mir irgendwann jemand gesagt hat, dass man nur 900 Wochenenden hat, bis die Kinder 18 sind und ausziehen. Stimmt ja auch, wenn man das mal hochrechnet. Und bis die Kinder 12 sind, hat man 75 Prozent der Zeit mit denen verbracht, die man im Leben mit denen verbringt. Also physische Zeiten in einem Raum, beim Spielen, beim Kino. Meine Kinder sind ja schon älter als 12 oder knapp 12. älter als zwölf. Und das zu realisieren, das war für mich ganz spannend. Deswegen resoniert dieser Tipp, spend time with your parents, total gut bei mir.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, die Zahlen werden nur noch schlimmer. Ich glaube, bis die Kinder 19 sind, hast du 80 Prozent der Zeit mit denen schon verbracht oder so. Also das ist richtig bitter. Von daher

Alexander Graf: Ja, aber wir haben jetzt ja einen Gegentrend mit dem teuren Wohnraum. Der dürfte ja dazu führen, dass sich das vielleicht ein bisschen ins Positive dreht. Ob das für beide Seiten jetzt gut ist, weiß ich nicht genau. Aber es wird natürlich teurer auszuziehen. Die Kinder bleiben länger zu Hause, solange man nicht irgendwie auf dem hinterletzten Dorf wohnt und irgendwie an eine städtische Infrastruktur angebunden ist. Und es gab einen zweiten Tipp, den habe ich auch bei meinen Learnings drin, oder so einen ähnlichen, settle down geographically. Und man merkt natürlich an dieser Liste, die der John da schreibt, dass das eigentlich sehr stark auf die große Szene in New York oder L.A. zugeschnitten ist, so in Metropolen, wo dann weltläufige Bürger wohnen, aber das sehe ich auch schon in meinem Freundeskreis für die, die sich irgendwann mal entschieden haben, hey, ich bleibe jetzt hier in dem folgenden Dorf, in der folgenden Stadt und baue jetzt hier meinen Freundeskreis oder auch meine berufliche Karriere auf und bin bereit, zurückzustecken, was vielleicht auch berufliche Möglichkeiten angeht und eben dann nicht nach Kapstadt umzuziehen oder nach L.A. oder nach Und Shanghai, das hat denen eigentlich ziemlich gut getan, dieses permanente Hinterherrennen nach Chancen und dann doch nochmal ein neues Land und eine neue Region. Das geht wahrscheinlich gut, bis man irgendwie Mitte 20, Anfang 30 ist. Danach wird es einfach sehr, sehr schwer. Auf jeden Fall eine Liste, die verlinkst du bestimmt in den Shownotes.

Joel Kaczmarek: Wollte ich gerade sagen.

Alexander Graf: Finde ich ganz spannend.

Joel Kaczmarek: Als Schummelpaper für alle, die sozusagen Ideenblockaden haben. Aber einen Satz vielleicht mal vorneweg von dir. Was war so der, sag ich mal, Weg, wie du da rangegangen bist? Also bis du eher da rangegangen hast, gesagt, es sind eher berufliche Dinge, die ich mir angeschaut habe oder eher Privatleben. War es mehr so aus Reue getrieben oder mehr aus Freude über Erkenntnis? Was war so dein Zugang zu dem Thema?

Alexander Graf: Also der erste Zugang war ziemlich schwer. Ich habe mich hingesetzt und überlegt, was empfiehlt man denn jetzt Leuten? Was sollte man irgendwie machen? Du hast ja mit Gero und Co. über irgendwie Studienwahl gesprochen. Sollte man jetzt noch Informatiker sein? oder sollte man jetzt nicht Psychologe sein? So bin ich da erst rangegangen und habe dann aber tatsächlich an irgendeinem Abend, wo ich was ganz anderes gemacht habe, bin ich dann auf zwei, drei für mich spannende Erkenntnisse gekommen, die ich dann aufgeschrieben habe. Und diese Liste ist dann einfach immer weitergegangen. Länger geworden. Also es ist eher ein Zufallsprodukt gewesen. Ich finde das total schwer, sich da strukturiert dran zu setzen. Und jetzt setzen sich alle hin, weißes Blatt Papier, fünf Dinge, die du dir selbst sagen würdest. Da wäre wahrscheinlich nicht das rausgekommen, was jetzt bei mir so rausgekommen ist. Eher ein Zufallsprodukt, was auch unter dem Einfluss von ein oder zwei Gläsern Rum stand. Kurzen Gläsern Rum.

Joel Kaczmarek: Okay, und ich habe schon gelernt von dir im Vorfeld, du hast gesagt, dir sind vier Dinge aufgefallen. Also eigentlich machen wir sieben, wenn wir ganz ehrlich sind. Vier Dinge, die du gerne früher gewusst hättest und drei, die du quasi durch Zufall richtig gemacht hast und in der Retrospektive als wertvoll erkannt hast. Habe ich das richtig wiedergegeben?

Alexander Graf: Genau, genau. Und ich wollte jetzt nicht sklavisch fünf Sachen machen. Wenn mir jetzt kein fünftes Cooles einfällt, würde ich das irgendwie den Leuten auch ersparen. Aber genau so habe ich jetzt die Liste aufgeteilt. Ein paar Sachen sind gut gelaufen. Die waren gar nicht so geplant und ich sozusagen habe natürlich grundsätzlich Glück, dass ich gesund bin, in einem guten Elternhaus aufgewachsen bin, mir jetzt nie materielle Sorgen machen musste. Also es ist natürlich eine Liste, die sozusagen von einem privilegierten Bürger kommt. Die Liste sieht vielleicht anders aus von jemandem, der, keine Ahnung, einen Migrationshintergrund hat oder einen Flüchtlingshintergrund und da vielleicht ganz andere Verhältnisse gewohnt war. Wahrscheinlich sind ja die meisten Hörer mit ähnlichen Backgrounds ausgestattet und mussten sich jetzt beim Thema Sachen für die Schule, Urlaube und irgendwie Heizen im Winter keine Gedanken machen und können sich da vielleicht halbwegs mit relaten.

Joel Kaczmarek: Ja, ich denke ja immer schon in einem Buch, was ich mal daraus schreiben werde und das stimmt natürlich. Also vielleicht mache ich mal so eine Ausgabe, wie geht es mir damit, wenn ich Migrations-Background habe oder wenn ich sozial schwächer gestellt bin oder so oder zumindest so Kapitel, das ist total relevant. Aber anyway, ich will nicht weiter abschweifen, lass uns zur Sache kommen. Was ist dein erster Punkt?

Alexander Graf: Also ich fange mal mit den Dingen an, die gut gelaufen sind, die ich nicht geplant habe und die ich nicht aktiv gemacht habe. Und zwar habe ich ja BWL studiert, weil ich nicht anderes wusste, was ich studieren sollte. Und da hatte ich einen Schwerpunkt, war natürlich Finanztheorie. Und der nicht sehr entertainige Finanzprofessor, den ich da hatte, hat natürlich immer darauf gepocht, dass es total schwierig ist, den Markt zu schlagen. Das heißt, wenn man irgendwie Am Markt Geld verdienen will, gewinnt immer die Bank, wenn man sich nicht marktkonform verhält. Sprich, es gibt eigentlich nichts Besseres, als in Börsen-IDCs zu investieren. Und das habe ich, obwohl ich ja eigentlich recht nah dran bin an der Venture-Capital-Szene und permanent irgendwelche Aktientipps irgendwo herbekomme. beibehalten die letzten 25 Jahre und habe nicht in einzelne Aktien investiert, sondern mache einfach nur so Indexanlage, muss mich dann auch nicht drum kümmern und konnte eigentlich die letzten 20 Jahre die 5-6% Aktienmarktsteigerung immer mitnehmen. Und das war eine total gute Sache. und das ist so ganz nebenbei gekommen. Und ich versuche immer, die Leute, die mir erzählen wollen, sie haben ganz tolle Sachen im Portfolio, nett-nett Vergleiche zu machen, zu sagen, okay, Wenn du jetzt irgendwie zehn Jahre angelegt hast, dann müsstest du jetzt mit einem ETF-Vergleich schon 50, 60, 70 Prozent im Plus sein. Zeig mir mal nett, nett, wo du rauskommst. Und bei den meisten klappt es irgendwie nicht. Und diesen Stress, den ich mir damit erspart habe und die Zeit, die es eigentlich wert ist, das versuche ich auch meinen Kindern zu erzählen, dass am Ende immer die Bank gewinnt. Egal, was man macht, ob es das Casino ist oder ein Gewinnspiel oder Lotto oder Börse, die Bank gewinnt immer, außer das ist deine Profession. Außer du bist professioneller Trader und machst nichts anderes, als den ganzen Tag zu investieren, wenn es dein Beruf ist. kannst du vielleicht sozusagen irgendeinen Bonus, irgendeinen Alpha kannst du dir erarbeiten. Aber sonst irgendwie ein sehr langweiliges Learning. Aber ich glaube, der eine oder andere hier spekuliert ja so ein bisschen. Aber mehr als den ETF-Sparplan braucht es einfach nicht. Würde ich da einmal mitgeben wollen.

Joel Kaczmarek: Okay. Also was war die Triebfeder, dass du so vorgegangen bist? War das Faulheit? War das Überzeugung? War es irgendwie Fokus? Weil was ich so mitgekriegt habe, war ja auch mal dein Also wenn ich mit dir jemals über irgendwelche Investments geredet habe, dann hast du immer gesagt, ja, ich investiere nicht in was anderes. Warum sollte ich? Ich investiere nur in Spriker. Das ist meine Zeit und mein Geld ist da viel besser aufgehoben. Warum sollte ich links und rechts gucken? War das der Grund oder was war es bei dir?

Alexander Graf: Ganz am Anfang, als ich mit 18 mein erstes Aktienportfolio hatte, habe ich natürlich auch so im Rahmen dieser, war ja so Ende der 90er, habe ich natürlich versucht, so Einzelaktientipps, Infineon, Telekom und sowas irgendwie mitzunehmen. Und vieles hat halt nicht funktioniert. Es war so eine Zeitpunktfrage, dass ich dann so mitten in den Dotcom-Crash gekommen bin, mit ganz kleinen Trägen natürlich. Und dann habe ich mich dann in der Finanztheorie da meinem Professor Nippel irgendwie daran zurückerinnert, gefühlt gemeint, okay, das scheint irgendwie sinnvoll zu sein. Es gibt wirklich kaum Leute, die das schlagen. Wenn man sich die ganzen Investmentfonds anguckt, VC-Fonds, klassische Fonds, dann ist es für die meisten fast nicht möglich, den Index zu klagen. Und in den Fonds, der jetzt die letzten 20 Jahre am erfolgreichsten ist, noch rein zu investieren, ist unglaublich. Statistisch auch oft nicht so schlau, weil es überhaupt nicht heißt, dass es in den nächsten 20 Jahren erfolgreich ist. Und Florian Heinemann hat das bei mir im Podcast mal gut gesagt. Er meinte, naja, es gibt quasi die Phase des Vermögensaufbaus. Da musst du quasi alles auf eine Karte setzen und dann gibt es die Phase der Vermögensdiversifikation, wenn du das erhalten willst. Und da musst du es relativ breit teilen. Und diese Karte bei mir sind zwei, drei Karten sicherlich mit den Gründungen, die ich bisher gemacht habe, aber auf die konzentriere ich mich und alles links und rechts davon lasse ich halt sein. Das sind irgendwie Beiratsmandate, Angel-Investments, Aktien, Dinge. Das macht für mich keinen Sinn. Kann irgendwann mal sinnvoller sein, wenn es um Vermögensdiversifikation geht, aber Ich bin ja noch in der Phase, in der potenzieller Reichtum von mir in den Anteilen der Unternehmen gebunden ist und nicht beteiligt sind. Und das hat sich ja noch gar nicht auf dem Konto wieder gespiegelt. Das kann aber noch kommen oder auch nicht.

Joel Kaczmarek: Was ist der Grund dafür, dass es beim Vermögensaufbau sinnhaft ist, auf eine Karte zu setzen und da nicht auch zu diversifizieren? Was war so sein Take darauf?

Alexander Graf: Statistik. Also mit Diversifikation kannst du halt deine drei, vier, fünf Prozent erreichen. Aber wenn du dich halt konzentrierst, hast du halt ein klassisches Hit-and-Win-Business. Klar, du kannst öfter mal in deinem Leben liegen und hoffentlich investierst du jetzt nicht 20 Jahre deiner Zeit in etwas, was gar nicht funktioniert, sondern hast vielleicht fünf Wetten innerhalb von 10, 15 Jahren, von denen eine funktioniert. Das ist statistisch gesehen der schlauere Move.

Joel Kaczmarek: Na gut, was war das zweite?

Alexander Graf: Das zweite, was ich durch Zufall richtig gemacht habe, ist so ein Motto, was ich vor diesem Innovate or Die hatte, das ist einfach mal machen, egal was irgendwie andere denken. Und da habe ich extrem viel Aktivitäten losgetreten, sowohl als ich damals bei Otto war oder in der Schule hatte ich ja schon Firmen gegründet, bei Otto habe ich dann Barcamps gemacht und so. geholfen, irgendwie die Mango zu kaufen, habe dann irgendwann mit Podcasts angefangen. Das war eigentlich, jede einzelne dieser Aktivitäten war extrem risikobehaftet. Man konnte gar nicht sagen, was am Ende dabei rauskommt, was in so einem Corporate Environment nicht normal ist. Wenn man sagt, warum machst du das denn jetzt? Es kann auch sein, dass es totaler Quatsch wird, aber es interessiert mich einfach. Ich habe total Bock dazu und jetzt fühlt es sich irgendwie gut an, das zu machen. Das sind auch private Entscheidungen, wie mit Anfang 30 mit der Familie auf einen Bauernhof zu ziehen, weil wir irgendwie nicht das Glück hatten, in Kiel oder Hamburg ein Haus zu finden und wir mussten da noch jeden Tag pendeln zur Arbeit. Das hat sich ja auch ein Stückchen geändert. Und dieses Mal machen, einfach mal zu überlegen, was ist eigentlich für mich gut oder für meine Familie gut oder für mein Umfeld gut? und worauf habe ich Bock? und eben nicht nochmal 20 Leute zu fragen, was würden die jetzt tun, wie sehen die das. Das ist total hilfreich, weil die allermeisten Leute sind Nein-Sager und Zweifler, weil sie extrem unsicher sind oder würden dir abraten, Dinge zu tun. Und wir hatten ja mal so ein Interview mit dem Arnold Schwarzenegger Und dann haben wir den ja auf der Bühne gefragt, wie hast du denn mit Neinsagern oder Naysayern, wie bist du mit denen umgegangen in deiner Karriere? Weil er hat ja viele Dinge gemacht, die immer super kontrovers waren. Er war Fitnesssenator oder Fitnessminister, als er Zigarre geraucht hat. Er war Ökominister, als er Hammer gefahren ist. Und dann meinte er, naja, das habe ich wie folgt gelernt, 20 Prozent aller Menschen hassen ihre Mutter. Ja. Oh, sagen sowieso immer nein. Also konzentriere ich mich einfach gar nicht auf den Neinsager, sondern auf das, was Sinn macht. Und das hat sich tatsächlich total angeboten und ich weiß auch nicht, warum Leute so wenig tun. Also Leute verfallen immer sehr schnell in Selbstzweifel und sind auch unsicher, aber es gibt eigentlich wenig. Es ist ja nicht so, dass man irgendwie seine ganze Karriere aufs Spiel setzt oder dass man seine ganze Existenz aufs Spiel setzt. Das macht natürlich wenig Sinn. Aber einfach, wenn man mehr Dinge machen kann, die man für richtig hält, egal ob es jetzt, ich gründe jetzt einen neuen Fußballverein oder sammle jetzt im Dorf Geld, um eine Eislaufbahn aufzubauen, einfach mal machen. Also da gegen den Strom zu schwimmen und wie gesagt, der Strom ist, in dem wir unterwegs sind, wir beide, ja, der ist sehr warm, der ist nicht tief, da kann man immer wieder aufstehen, kann ich sehr empfehlen, macht total Sinn.

Joel Kaczmarek: Und erzähl mal, was ist denn aber so, trotzdem hast du ja Entscheidungen getroffen. Also einfach mal machen war der eine Weg, aber manchmal war es vielleicht auch einfach mal lassen. Was war denn dann dein, deine Triebfeder oder wonach, was war dein Entscheidungsmodell, wenn es nicht sich mit anderen Leuten austauschen war?

Alexander Graf: Ja, also dieses einfach mal lassen hatte ich in den Anfängen meines Berufs nicht so sehr. Da habe ich einfach sehr viele Dinge gemacht und konnte sehr viele Dinge ausprobieren, weil ich auch noch nicht jetzt eine hohe Abhängigkeit hatte von anderen oder eine hohe finanzielle Abhängigkeit. Und das hat dazu geführt, dass ich sehr viele Dinge parallel machen konnte. Und ich schlafe gut, ich habe extrem viel Energie und komme dann eigentlich recht gut zurecht damit, viele Dinge auszuprobieren. Und Als ich dann Kinder bekommen habe, hat sich dieser Fokus natürlich ein Stückchen geändert. Dann nimmt man alle Dinge raus, die nicht unbedingt notwendig sind. So Netzwerkveranstaltungen gehen, abends irgendwelche Dinner gehen, so Kaffeeterminen gehen, um mal irgendwie sich mit Leuten abzudaten. Das habe ich, glaube ich, seit zehn Jahren nicht mehr gemacht. Komm, wir treffen uns mal und daten uns mal ab. Das erzeugt auch fast gar keinen Wert. Also es ist einfach nichts raus in der Wertschöpfung rausgegangen. Das ist jetzt fairerweise nichts, was man Leuten mitgeben kann, um sich zu fokussieren. Bekomme Kinder, ja, diesen Rat sollte man wahrscheinlich jetzt keinen geben, aber das hat bei mir dazu geführt, einfach nur die Dinge zu machen, die tatsächlich einen messbaren Wert hatten oder von denen ich geglaubt habe, dass sie einen messbaren Wert hatten. Und dann vielleicht drittes sozusagen Low-Level, sozusagen was lief gut, ohne ich es geplant habe. Wir verfolgen quasi bei uns in der Familie sozusagen relativ einfache Philosophie sozusagen, um Konflikte zu sparen, weniger Konflikte zu haben. Und das beschreibe ich immer sozusagen ganz vereinfacht mit irgendwie zwei Autos, zwei Schlafzimmer, zwei Fernseher, weil die ich mit meiner Frau teile. Das ist immer sehr verwirrend für den einen oder anderen, weil die meisten schlafen ja als Paar oft in einem Bett. Das haben wir fast noch nie getan, außer in unseren ersten Ständen. Eine Wohnung, das liegt gar nicht daran, dass wir uns irgendwie nicht mögen, sondern weil wir ganz verschiedene Rhythmen haben. Ich gehe viel später ins Bett, ich wache manchmal schon um vier, um fünf auf, mache dann irgendwie Sport oder muss zum Flughafen. Und wenn man den Partner dann nicht mit reinzieht in den eigenen Rhythmus, erspart das super viele Konflikte. Genauso wie wenn man zwei Autos hat oder zwei E-Scooter heutzutage, damit man sich das nicht teilen kann. Muss zwei Fernseher, würde man wahrscheinlich heute übersetzen mit zwei Laptops. Das macht total Sinn und das mit den zwei Stafzimmern ist wahrscheinlich auch nicht sozialkonform. Also ich kenne jetzt wenige, die das so verfolgen, nimmt aber total Stress aus allem raus. Kann man wahrscheinlich auf dem Dorf auch besser umsetzen, als in der Stadt, in der Zimmer oft ein Bottleneck sind. Aber kann ich jedem mitgeben, lief total gut. Würde ich auch als generelles Learning durchaus teilen, für die Leute, die irgendwas suchen, was sie vielleicht noch nicht gehört haben.

Joel Kaczmarek: Das ist ja total interessant. Wie hast du diesen Punkt gefunden? Also war das so aus Schmerz heraus oder habt ihr das von Anfang an so gemacht? Wie habt ihr das entwickelt?

Alexander Graf: Nö, also ganz am Anfang war es oft so, dass wenn ich sehr früh losfliegen musste, also vor Corona gab es ja noch diese Phasen, dass man irgendwie morgens den ersten Flieger um sechs dann nach Frankfurt oder München, abends letzter Flieger zurück, so klassische 20-Stunden-Tage. Das ist natürlich überhaupt nicht sozial kompatibel, weil man dann, ja, Partner muss dann ja sehr früh mit aufstehen oder schläft eigentlich schon drei Stunden, wenn man zurückkommt. Und dann habe ich dann teilweise schon mal irgendwie sozusagen auf der Couch geschlafen, damit meine Frau da nicht aufwacht. Und meine Schwiegereltern haben das auch schon so gelebt seit 20 Jahren. Und als wir dann ihr Haus gekauft haben, haben wir es einfach so übernommen. Da haben wir gesagt, okay, da haben wir ja genug Schlafzimmer, machen wir auch so.

Joel Kaczmarek: Da hast du quasi mit dem Haus deiner Schwiegereltern auch ihre Rhythmen mitgekauft oder die Rhythmentrennung.

Alexander Graf: Ja, vielleicht, also merkst du ja selber, es ist jetzt quasi nicht, es ist quasi keine, aber ich sehe da nur Vorteile in diesem Setup.

Joel Kaczmarek: Ich habe das einmal bei einem Freund in der Schule erlebt, da war der Vater, also der Stiefvater war das, glaube ich, die Mutter der neuen Freund, der war Kruppier, was ich voll den ungewöhnlichen Beruf, by the way, fand. Der hat halt echt so, in der Spielbank hat der da Karten verteilt und der kam halt immer um 5, 6 Uhr morgens nach Hause, plus hat tierisch geschnarcht und dann war das wirklich so, er hatte sein Schlafzimmer vorne in der Wohnung und die Frau, die irgendwie in einer Baufirma gearbeitet hat, halt ganz hinten. So, von daher kann ich es schon verstehen. Was ich mich jetzt natürlich frage ist, wenn du natürlich deinen eigenen Rhythmus hast und den Partner nicht mit in den Rhythmus reinnimmst, läufst du natürlich Gefahr, dass du so Leben nebeneinander aufbaust. Weißt du, was ich meine? Also wo hört denn das auf, das Zweigeteilte?

Alexander Graf: Das habe ich für eine Partnerschaft, das ist eigentlich ziemlich gut, weil das ja so ein bisschen an eine Fernbeziehung erinnert. Man hat dann quasi noch mehr Dinge, von denen man sich berichten kann. Oft ist es ja so, dass man andere Leute, die man nicht so oft sieht, viel interessanter findet. Und das kann man damit quasi befördern.

Joel Kaczmarek: Also es ist gar nicht so, dass ihr dann so nebeneinander herlebt und jeder hat sein Leben und man nimmt irgendwie am Leben des anderen nicht teil, sondern es ist mehr wie so eine wechselseitige Entdeckungsreise, meinst du?

Alexander Graf: Also die Teilnahme am Leben des jeweils anderen ist ja durch die Kinder schon mehr als genug gegeben in der Regel. Und wir haben jetzt nicht das Ziel, dass wir jetzt alles gemeinsam machen können. Mir hat mal jemand erzählt, der irgendwie Therapeut war, weil es ist immer die These, hey, man muss mehr gemeinsame Hobbys haben, aber der meinte, man kann auch irgendwie gemeinsam paddeln gehen und sich trotzdem scheiße finden. Ja. Das fand ich sehr bezeichnend für diesen gemeinsamen Ausflug irgendwie mit dem Kanu.

Joel Kaczmarek: Na gut, also das waren die drei Dinge, die du quasi durch Zufall richtig gemacht hast oder wo du durch glückliche Fügungen was gewonnen hast. Was war denn mal so eine Sache, wo du sagst, das hätte ich gerne schon früher gewusst?

Alexander Graf: Ja, das ist eine Sache, die habe ich gelernt von einem meiner besten Freunde, der wohnt auch in Berlin, der ist Erbrechtsanwalt für internationales Erbrecht. Und da unterhalten wir uns auch oft über sozusagen Cases, mit denen er zu tun hat, unter Einhaltung natürlich aller Schweigepflichten. Aber da gibt es dann so Cases, wo dann Leute oder Geschwister so sehr hohe Werte erben, 100 Millionen zum Beispiel. Und dann fällt dann quasi im Rahmen der App-Auseinandersetzung aus, hey, hier gibt es irgendwie noch ein Haus, das hatten wir gar nicht irgendwie drin. Und dann fällt irgendwie auf, dass da irgendwie ein Bild in irgendeiner Küche fehlt, das irgendwie 1.000 Dollar wert ist. Und darüber zerbrechen dann quasi die Beziehungen der Geschwister. Und dann hat er zu mir mal gesagt, naja, das ist so, das, was wir dann so als objektiv empfinden und man sagt, das kann doch gar nicht sein, sozusagen diese 1.000 Euro spielen auch gar keine Rolle, das ist irgendwie 0,001 Prozent von dem Gesamtvermögen. Und diese Objektivität, die gibt es in Beziehungen nicht, auch in Beziehungen zwischen Familienmitgliedern. Das ist immer alles subjektiv. Und dann kommt oft dann im Rahmen von Erbauseinandersetzungen kommt das dann irgendwie hoch, dass irgendwie die Schwester wurde immer bevorteilt oder der Bruder hat schon irgendwie da mal irgendwie Land bekommen oder dem hat die Mutter immer irgendwie Geld zugesteckt. Und das ist aber Gar nicht nur der Fall in solchen Beziehungen, sondern es gilt immer so. Es gibt immer quasi irgendwie so einen Neid auf eine Beförderung. Oder jemand hat bei einer Reise mal, durfte mal irgendwie ein Champagner mehr trinken als jemand anders. Und das hat mir total geholfen, sozusagen Menschen besser zu verstehen. Jeder hat irgendwie dieses Set an irgendwie Vorurteilen oder so einer bestimmten sozusagen subjektiven Justierung trägt er vor sich her. Ja, einige ein bisschen mehr als andere, die findet man in der Regel besonders bescheuert, diese Leute, die das halt sehr stark vor sich her tragen. Andere können das irgendwie ein bisschen verstecken, aber es gibt diese sozusagen diese neutrale Objektivität, diesen Drittvergleich gibt es einfach nicht zwischen Menschen. Es muss immer quasi neu ausgehandelt werden und das sind wir vielleicht als Gründer eher rationale Typen, weil wir quasi jetzt vielleicht irgendwie Probleme sehen und sagen, lass das doch mal so machen, lass das doch mal so machen. Das hätte ich gerne viel früher verstanden, weil ich glaube, ich fand in meinem Berufsleben, auch Privatleben, Leute extrem oft sehr doof, weil ich gedacht habe, warum reilen die das denn nicht? Warum sind die denn so dumm? Warum finden jetzt diese 100 Euro irgendwie so wichtig? Aber das ist quasi so ein präsenter Prozess bei denen. Das steht so im Vordergrund. Das erzeugt quasi so ein hohes Störgefühl. bei diesen Menschen, dass das eben nicht funktioniert. Und das muss nicht dazu führen, dass man natürlich mit denen jetzt irgendwie bester Freund wird, aber das hätte jetzt irgendwie oft dazu, hätte bei mir dazu geführt, dass ich wahrscheinlich oft zufrieden ins Bett gegangen wäre und dann wahrscheinlich gesagt hätte, okay, hier funktioniert es vielleicht nicht. Wer weiß, was ihn irgendwie, was er hat. Vielleicht ist irgendwie gerade seine Mutter im Krankenhaus oder vielleicht ist da gerade jemand gestorben, man weiß es nicht. Und dann ist jetzt quasi dieses eine kleine Ding, was für mich gar nicht wichtig war, aber für den war das irgendwie ganz wichtig, kommt jetzt irgendwie hoch. Das habe ich lange nicht verstanden. Und das habe ich jetzt über diese Gespräche Mit meinem Freund deutlich besser verstanden. Das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt alle Menschen total cool finde, aber ich glaube, ich kann sie besser verstehen.

Joel Kaczmarek: Ich überlege gerade so, dieses Beispiel mit dem Erben ist natürlich insofern sehr intensiv, als dass man daran schlicht so Stellvertreterkonflikte auch festmachen kann. Also das 1000 Euro Bild auf 100 Millionen Euro Erbe, was dann da irgendwie fehlt. Das kann dann irgendwie so ein Stein des Anstoßes sein, weil man vielleicht seit 20 Jahren sich schon geärgert hat, dass der Papa gefühlt irgendwie immer das größte Weihnachtsgeschenk an das andere Kind gegeben hat oder sowas. Also meinst du, es hat irgendwie damit zu tun oder ist diese fehlende Objektivität manchmal auch einfach aus der Situation heraus geboren, was gar nichts mit dem Kontext zu tun hat? So wie du es gerade beschrieben hast. Ich hatte einen scheiß Tag oder so.

Alexander Graf: Genau, das kann sein. Also ich glaube, ich bin sehr rational und glaube immer, dass man hier, lass doch mal erklären, wo ist das Problem. Man macht dies, man macht das und dann klappt es auch irgendwie in dem direkten Gespräch. Danach wird aber dann wieder trotzdem drüber diskutiert. Vielleicht gelästert und dann finden wir das nicht. Aber diese Fähigkeit ist nicht normal und jeder trägt so sein Schippchen einfach vor sich her. Und das muss man, glaube ich, akzeptieren, damit es besser läuft. Es muss ja jetzt nicht jeder total cool werden oder wie Stromberg es mal nannte, sozusagen, er ist so ein harmoniefähiger Mensch, dass sogar die behinderten Delfine zu ihm kommen. Das ist nicht der Fall. Aber ich glaube, ich verstehe Menschen besser, seitdem mir das klar geworden ist.

Joel Kaczmarek: Und was ist in deinem Verhalten dann anders? Also was hat dir dieses Wissen eröffnet, was dir vorher gefehlt hat?

Alexander Graf: Ich glaube, ich erkenne Konflikte, die sich quasi objektiv nicht lösen lassen können. eher so und bin auch bereit, mal irgendwie zu warten oder zurückzugehen und einen anderen Weg zu suchen. Oft ist Warten tatsächlich eine valide Strategie, weil sich das dann irgendwie legt und löst und nach drei Tagen oder vier Tagen man das irgendwie besser machen kann. Ich kann dann auch Dinge besser beiseite legen, obwohl ich da vielleicht mit einer Verhandlung oder mit irgendeinem Deal nicht irgendwie ganz zufrieden war. So drückt sich das bei mir tatsächlich in der Realität aus. Man darf das auch nicht überinterpretieren. Man kann jetzt nicht sagen, dass jetzt irgendwie alles, was irgendwie nicht funktioniert, jetzt auf dieses Phänomen zurückzuführen. Dann würde man sich das ein bisschen einfach machen. Aber bei so ein paar Dingen kann ich mir jetzt irgendwie im Nachgang besser erklären, warum vielleicht das eine oder andere nicht funktioniert hat.

Joel Kaczmarek: Gehst du da auch mehr darauf ein? Also bist du empathischer geworden dadurch, dass du dann die Leute mehr interviewst und sagst, du sag mal, objektiv macht es für mich, fühlt es sich gerade jetzt nicht so nachvollziehbar an. Hol mich mal ab, was ist da in deinem Seelenleben los? oder ist das nicht so dein Naturell trotzdem?

Alexander Graf: Ich glaube, die meisten Leute finden mich total schräg und komisch, weil ich so viele Sachen mache, die sie nicht einordnen können in irgendeine Schublade. Da bin ich schon ein ziemlich schräger Vogel, der Menschen irgendwie mal Rinder gezüchtet hat oder dies und das macht. Da mache ich mir keine Vorstellung. Aber wie ich schon gesagt habe, bei Punkt 1, das ist mir ziemlich egal.

Joel Kaczmarek: So eine neugierige Frage am Rande. Woher kommt das bei dir? Also ich finde, bei dir ist ja oft schwer zu unterscheiden zwischen Sophie Sanz und Ernst. Ist ja zum Beispiel bei dir so ein Viele halten dich, glaube ich, auch für arrogant, was ich so mitkriege. Wo ich immer sage, nee, der ist einfach nur ironisch. Der meint es gar nicht so böse. Ach so.

Alexander Graf: Das stimmt. Das fällt mir auch total schwer. Ich bin ja ein großer Fan von Business Line und der Postillon. Ich schreie diese Scherze, wiederhole ich gerne. Und ich finde es mich auch total lustig dabei. Aber es Kommt bestimmt mega arrogant rüber. Keine Ahnung, woher das kommt. Ich mache mir einfach nicht so viele Sorgen. Mein Ausbilder damals bei der Bundeswehr, als ich die Offiziersschule besucht habe, meinte im Zwischenfeedback zu mir, das war so ein oberster Panzerschule, Graf, eines ihrer großen Probleme hier im Lehrgang ist ihre ausgesprochene Gelassenheit. Sie nehmen das hier überhaupt nicht ernst. Da meine ich. Ja, weil das ist ja alles simuliert, Rotland gegen Blauland. Warum soll ich das in irgendeiner Form ernst nehmen? Das fand er nicht so lustig. Ich habe das für mich als Stärke interpretiert, aber der liebe Panzeroberst fand es irgendwie doof.

Joel Kaczmarek: Nee, ich hätte auch gesagt, das nennt man ja auch Resilienz und so und kühlen Kopf bewahrt.

Alexander Graf: Nee, nee, nee.

Joel Kaczmarek: Deswegen bist du Soldat im Gefecht der Unternehmer geworden und nicht der Waffen.

Alexander Graf: Ja gut, spannend.

Joel Kaczmarek: Was war das Nächste? Was war da noch was, was du gesagt hast?

Alexander Graf: Der nächste Punkt, was ich gerne viel lieber viel früher gesehen habe. Es gab mal bei Y-Combinator, so ein Y-Combinator-School. Gibt es, glaube ich, immer noch. Das ist so eine Videofolge mit zehn Folgen. Das hat damals Sam Altman moderiert. Da ging es um Gründung, Unternehmertum, Finanzierung. Also extrem cool, sehr, sehr hochbesetzte Online-Schulungen kann man bei YouTube kostenlos sehen. Und das war zu einer Zeit, als ich für Otto im Business Development gearbeitet habe. Und wir hatten damals noch den Eindruck, dass man mit ausreichend viel Investition in die Analyse von Geschäftsmodellen oder Märkten die Gleichung beeinflussen kann, also das Outcome beeinflussen kann. Wenn ich sozusagen, setze ich lieber 100 Euro hier, 100 Euro dort oder 100 Euro dort, Da hinten habe ich hier noch ein etwas besseres Team, habe ich da noch eine bessere Idee. So, was beeinflusst das Outcome am meisten? Dann hat man immer das Gefühl, diese Faktoren, die den Erfolg determinieren, die hat man in der Hand. Fleiß, Team. Idee, Geld. Und Sam Altman hat dann relativ klar aufgezeigt, ich glaube, es war in der zweiten, der dritten Folge, die Formel für Erfolg ist Fleiß, Team, Geld und Idee, ja, alles zusammen in Klammern gesetzt, mal Glück. Und dieses Glück ist nicht beeinflussbar. Das Glück kann Timing sein, das Glück kann sein, dass jetzt gerade das iPhone erfunden wurde und ich habe gerade Zeit und kann gerade irgendwie Apps bauen. Und das hat mir total geholfen. Also man muss schon hustlen, sozusagen dieses Glück auch zu erzwingen. Man muss ja quasi die Chancen optimieren, Glück haben zu können und davon auch zu profitieren. Aber es hat gar nichts damit zu tun, ob ich das beste Team habe oder am fleißigsten bin oder die größte Finanzierung eingesammelt habe. Und als ich das dann angeschaut habe und ich auch das verglichen habe mit diesen vielen Sachen, die ich da auch schon gemacht hatte, hat mir das total geholfen. Also hat mir das geholfen, irgendwie die Dinge, die ich mache, besser einschätzen zu können. Sagen, naja, also auch da, das darf man nicht überinterpretieren, wenn er jetzt irgendwie tausendmal gescheitert ist und gar nichts auf die Reihe bekommt, kann man nicht sagen, mir ist das Glück gefehlt. So stark ist der Ausreißer auch nicht, aber Es kann halt schon gut sein, dass man einfach ein super cooler Typ oder Typin ist und mit coolen Leuten zusammengearbeitet hat, aber quasi nie das richtige Timing hatte. Also Timing ist ja nun mal ein Teil dieser Glücksgleichung. Oder dass man eigentlich immer sozusagen den Marken hinterhergelaufen ist, dass man quasi kurz, dass man irgendwie kurz vor September 2001 vor dem Dotcom-Crest irgendwas gestartet ist. Und hätte man das irgendwie drei Jahre früher gemacht, dann wäre man irgendwie der Ultra- Entrepreneur geworden, hätte das irgendwie geexited, aber es war einfach ein schlechtes Timing. Das ist so eine, ich kann das nochmal raussuchen, diese Y-Kombinator-Schulung. Also ich kann das wirklich jedem empfehlen, sich das mal anzuschauen, weil Y-Kombinator damals noch viel relevanter war als heute als Setup, so als Gründerblase. Und dass auch mal nachvollziehbar erklärt wird, wie eigentlich Erfolg zustande kommen kann. Von natürlich hardcore gebiasten Rednern, die in einem sehr, sehr lauwarmen Strom, der sehr flach ist, ihr Glück machen konnten. Aber trotzdem war da vieles dabei, was ich für mich, das hätte ich wirklich gerne zehn Jahre früher gesehen, weil ich habe an der Uni gelernt und hatte an der Uni den Eindruck, wenn man jetzt hier, wenn man irgendwie nicht an der WU ist oder wenn man nicht an Boston studiert oder an einer coolen Uni und die besten Leute kennt, dann kann das nichts werden. Aber das hat Eigentlich hat das kaum Einfluss auf die Erfolgsdeterministik. Ich glaube, an diesen Unis lernt man im Grunde genommen nur, seine Optionen zu optimieren, also einfach mehr richtige Dinge zu tun. Aber schlussendlich Erfolg oder Misserfolg, das ist etwas, was man dann gar nicht so sehr in der Hand hat.

Joel Kaczmarek: Und was ist die Folge für dein Schaffen dadurch? Also wenn du jetzt so einen Striker aufbaust und weißt, okay, Idee, Haken hinter, Team, Qualität gut, Cash kommt hin, aber ich habe es gar nicht in der Hand, ob es erfolgreich wird, weil

Alexander Graf: Was macht es? Für mein Handeln bedeutet das, dass ich mich auf die Sachen konzentriere, die ich sozusagen auch ohne diese langfristigen Rahmenbedingungen hätte. Also ich würde auch einen Spiker machen, wenn das jetzt nicht irgendwie eine Multimilliarden-Dollar-Company werden kann. Ich fokussiere mich darauf, die Dinge zu machen, die mich weiterbringen in meiner Lernkurve. Lernkurve heißt, ich will möglichst viele Gespräche mit möglichst vielen klugen Leuten an möglichst vielen Orten der Welt führen. Das will mich irgendwie weiterbringen, weil irgendwie wahrscheinlich der Austausch mit einem Taxifahrer in Indien bei der Geschäftsreise mehr Aha-Momente bei mir auslöst als 20 Abende in irgendeiner Netzwerkveranstaltung in Berlin mit den immer gleichen Gründern und Geschichten und Voraussetzungen. Das bedeutet das für mich. Und solange ich ein Umfeld habe, wo ich diese Anzahl der Gespräche mit spannenden Leuten…. Und spannende Leute kann der Taxifahrer sein, das kann ein Gründer sein, das kann aber auch die Mutter vom Gründer sein, die man zu Hause besucht und seine Lebensgeschichte mal hört. Das versuche ich zu optimieren. Und ob Spiker dann am Ende super erfolgreich ist oder medium erfolgreich, spielt dann für mein persönliches Glücksempfinden oder persönliche Zielerreichung dann gar nicht mehr so eine große Rolle. Und natürlich wird es mega erfolgreich, falls hier Investoren zuhören.

Joel Kaczmarek: Okay, dann heißt es aber auch, dass du quasi den Erfolg entkoppelst von dem, was dich eigentlich als Privatmenschen voranbringt. Also es ist gar nicht so sehr nur um den Erfolg geht, sondern auch quasi was auf dem Weg zum Erfolg, die über den Weg läuft.

Alexander Graf: Ja, total. Aber das kann ich auch nur machen, weil das, wie gesagt, das Wasser, in dem wir stehen, nicht so doll fließt und schon ein bisschen lauwarm ist und man da gut stehen kann. Wäre es jetzt anders, würde ich jetzt quasi, müsste ich… super, super erfolgreich sein, damit jetzt, keine Ahnung, meine Familie mitmigrieren kann, zum Beispiel nach Deutschland oder in die USA oder wie mich da irgendwie auch unterstützen möchte, dann wäre es vielleicht auch anders. Ich habe den Luxus, das so gestalten zu können. Das ist mir auch klar, dass es ein Luxus ist, den ich habe und deswegen kann ich dieses Verhalten ja auch nicht von allen anderen erwarten.

Joel Kaczmarek: Hat es trotzdem zur Konsequenz gehabt, dass du diese vier Faktoren, die du eben gesagt hattest, Team, Funding, Idee und was war es noch, dass du die trotzdem quasi optimieren, Fleiß war noch das Letzte, dass du da trotzdem viele Ressourcen drauf legst?

Alexander Graf: Ja, weil sagen wir mal so, wenn die Formel quasi vorne in den Klammern irgendwie Glück hat, ja, das andere ist vielleicht eine Summe, ja, Fleiß, Team, Idee und quasi alles kann irgendwie eins sein, dann ist natürlich jeder Faktor immer noch relevant, ja, sozusagen, weil das ja eine exponentielle, kann ja eine exponentielle Gleichung werden, wenn sozusagen was in der Klammer steht, besonders groß ist. Wenn du da mit einer schlechten Idee oder einem schlechten Team agierst, dann bringt dir der Fleiß dann auch nichts. Also da muss man schon dran arbeiten. Aber ich habe heute weniger, ich hätte quasi heute einen höheren Fokus auf mehr Dinge machen können, also schneller sein, schneller ausprobieren. als vielleicht in einer Branche aktiv sein, bei der man fünf bis zehn Jahre braucht, um überhaupt nachweisen zu können, dass es funktioniert. Spannend.

Joel Kaczmarek: Was ist Nummer drei?

Alexander Graf: Nummer drei. Nummer drei ist ein Learning, was ich von meinem Schwiegervater und von Christian Wulff jetzt kurz gehört habe. Das ist, mach es besser, aber beschwer dich nicht. Der Christian Wolff, der war vor kurzem beim Kaminabend und hat da so ein bisschen erzählt, also für diejenigen, die jetzt nicht so aktiv die Tagesschau gucken, das ist der ehemalige Bundespräsident, der hat da so ein bisschen erzählt, wie sich die aktuelle Parteienlandschaft verändert, warum es immer so extremer wirkt, warum eigentlich die AfD einen Zulauf hat und nicht die Opposition. Wenn die Menschen mit der Regierung unzufrieden sind, hat ja in der Historie in Deutschland eigentlich immer die Opposition einen Zulauf gehabt. Hat sie jetzt aber nicht, weil die CDU auch nicht mehr konsensfähig ist, weil es ja sehr extrem ist mit Söder, mit Merz, mit ein, zwei anderen Kandidaten. Und da meinte sie, ja, das stimmt, das ist so, das ist auch schlecht. Es ist auch schlecht, dass irgendwie der durchschnittliche Parteimitglied in Deutschland bei den etablierten Parteien über 60 Jahre alt ist. ist, das lässt sich aber nicht ändern durch ärgerliche Twitter-Posts, sondern das geht im Grunde genommen nur, wenn man eintritt in die Parteienlandschaft. Man muss auch gar nicht neu gründen, man muss einfach mitmachen. Man kann an der Basis einfach mitarbeiten und muss halt durch diese Mühle gehen, die man vielleicht anstrengend findet, aber nur von außen zu sagen, hey, ist total doof, dass hier das Glasfasernetz nicht verlegt wird oder dass die Heizungswände nicht funktionieren oder dass dies und das nicht funktioniert, das reicht einfach nicht aus. Und so hat es auch mein Schwiegervater immer beschrieben, also wenn du was ändern willst, musst du vorne weggehen. Aber wer will das schon? Wer will heute schon irgendwie Bürgermeister werden von irgendeinem Ort? Wer will schon irgendwie 30, 40 Abenden, ja, bei irgendwelchen Kommunalveranstaltungen sein, bei denen man das Gefühl hat, hey, hier werden irgendwie Listen abgearbeitet und die Leute sind irgendwie doof und die verstehen es nicht, dann treibe ich mich doch lieber rum bei meinen Freunden bei LinkedIn, ja, die mir irgendwie alle zustimmen oder in der Bar in Berlin, wo die auch alle sagen, dass die anderen doof sind, aber Ich bin der Meinung, dass sich das nur verändert, wenn mehr Leute mitmachen und quasi den Hintern hochbekommen. Und das geht nicht darum, ich glaube auch nicht, dass eine neue Partei hilft, sondern die Institutionen, die da sind, egal ob es jetzt die Jugendorganisation der FDP oder der CDU oder der Grünen ist, vollkommen egal. Da müssen einfach mehr Leute mitmachen und mit daran arbeiten, dass sich das Land in diesem Fall in die richtige Richtung bewegt. Oder sie müssen ihre Meinung besser verfügbar machen oder publik machen. Also ein Beispiel dazu ist, meine Frau ist ja Kinderärztin, angestellte Kinderärztin und ich erlebe ja täglich quasi das Drama, was da alles nicht funktioniert, von irgendwie Abrechnungssysteme, sozusagen Mitarbeitergewinnung. Kommunikation mit Versicherung, Jugendämter. Und ich meine, naja, also die Kinderärzte haben eine sehr schlechte Lobby. Also offensichtlich schaffen sie es ja quasi nicht, ihre Anliegen zu transportieren, dass sich da irgendwas verändert. Also müsst ihr selber darüber reden. Also eine WhatsApp-Gruppe reicht nicht, sondern ihr müsst halt einen Podcast zum Beispiel machen. So, daran helfe ich jetzt sozusagen, dass ihr einen Podcast startet, der überraschenderweise Gesundheitszone heißen wird. Das ist aber nur der erste Schritt dahin, um dann auch in Gremien mitzuarbeiten, bei denen dann entschieden wird, hey, wie verteilen wir denn Geld im Gesundheitssystem? Wollen wir wirklich weiterhin, dass Medikamente jedes Jahr irgendwie ein, zwei Prozent günstiger werden und es Abhängige machen von Indien und China? Da muss man halt mitmachen. Also das kann man nicht anderen überlassen. Und der Thomas Heilmann, der auch mal hier beim Kassenzonen-Podcast ist, meinte, naja, Politik ist auch eine Aufmerksamkeitsökonomie-Business. Das, was quasi ganz oben auf dem Stapel liegt, das wird halt gemacht. Es gibt halt eine Million Sachen, die man machen muss, aber man kann halt nicht alles gleichzeitig machen. Und deswegen bin ich so ein bisschen frustriert über die Art und Weise, wie wir auch sozusagen in unserem Netzwerk eigentlich uns darüber aufregen, was irgendwie nicht funktioniert. Und es gibt ja nur wenige, die dann zum Beispiel im Rahmen des Startup-Verbandes Interessen sozusagen der Startup-Szene supporten, aber dieses sozusagen wirklich einmal die Woche bereit sein, sozusagen seinen Abend zu opfern, nicht Netflix schauen zu können. Oder einmal Paddleball weniger spielen und dafür in einem Umfeld zu sein, bei dem man sich nicht wohlfühlt, bei dem nicht jeder sagt, hey, Joel, bist ein megacooler Typ, Alex, toll, was du alles bei LinkedIn schreibst, sondern sich anhören zu müssen, was man vielleicht falsch gemacht hat oder was man anders sehen müsste. Das finde ich wichtig und das wird mir jetzt erst klar. Und wie gesagt, ich bin jetzt auch über 40, aber eigentlich, und das war ein interessanter Punkt von Christian Wulff, Eigentlich muss man von seinen Kindern heute erwarten, dass sie einen Teil ihrer Zeit in der Politik, in Verbänden, im Sportverein investieren und nicht quasi alles in der Auslandsreise machen und sagen, hey, in Costa Rica ist aber das Gesundheitssystem viel besser als in Deutschland, das doch mal nach Costa Rica ziehen. Das ist ja so ein bisschen die Art und Weise, wie vereinfacht wir versuchen, das zu diskutieren.

Joel Kaczmarek: Ist es jetzt ein Learning, was du vor allem in Bezug auf Politik hast oder gilt es für überall im Leben? Weil passiert ja immer, dass Leute motzen und nicht mit anpacken, sondern es den anderen überlassen.

Alexander Graf: Nee, gilt immer, gilt immer. Gilt genauso im Unternehmen auch. Also auch da hört man ja, hey, ich könnte das viel besser, das Marketing im Teil noch macht alles falsch. Es ist genau das Gleiche. Also A, ist man Teil des Systems, also im Unternehmen genauso wie in der Politik. Gut, im Unternehmen hat man vielleicht nicht das Wahlrecht, also in wenigen Unternehmen zumindest. Aber es gilt immer, also besser machen oder sich nicht beschweren. Sonst ist es so ein bisschen, der Christian Wulff hat den Fußballvergleich halt genommen. Er meinte, naja, es schreien halt irgendwie 80.000 Leute im Stadion, was jetzt der Spieler hätte machen müssen. Aber selber machen ist total schwer. Es selber besser machen ist fast unmöglich. Und da hat er recht. Also das ist mal, der hat, auch wenn er CDU-Mitglied ist, hat er da recht.

Joel Kaczmarek: Und was hat es für eine Implikation auf dein Leben? Also engagierst du dich jetzt oder hast du sozusagen da das Heft des Handels auch?

Alexander Graf: Also meine Frau möchte trotzdem nicht, dass ich mich hier lokal sozusagen um das Bürgermeisteramt bemühe. Aber ich habe ja jetzt mit Energiezone, das ist eine Mischung aus sozusagen Spriker und Persönlichem Interesse. Wir haben natürlich einige Kunden in diesem Sektor auch, die wir da auch in den Podcasts, mit einladen. oder erreichen wir auch viele spannende Leute, aber aus meiner Sicht leistet das wichtige Aufklärungsarbeit und es gibt darüber auch ein paar Programme, die ich unterstütze, wo ich halt glaube, dass es bei Dinge gibt, Energie auch in der Wärmewende, die ich damit irgendwie besser supporten kann, weil ich sie besser verstehe, weil ich Allianzen dafür bilden kann. Das ist noch nicht so sichtbar, das kommt aber noch, kann man im Podcast auch noch nicht so richtig verfolgen, aber ich versuche schon auch Dinge selber zu machen und nicht immer so zu sagen, alles ist doof.

Joel Kaczmarek: Und ich überlege noch, vielleicht letzte Frage dazu, wie sortierst du deine Aufmerksamkeitsspanne dafür? Also da triffst du ja auch wieder Entscheidungen, was sind Dinge, über die ich mich aufrege, aber ans Handeln komme? und was sind Dinge, die mich vielleicht ärgern, wo ich dann aber beiseite gucke, weil ich sage, okay, da habe ich jetzt kein Recht, mich drüber zu ärgern, weil ich mache es auch nicht besser. Weißt du, was ich meine?

Alexander Graf: Ja, ich habe immer, das ist eigentlich ziemlich einfach, ich habe einfach quasi immer zu viele Sachen zu tun gleichzeitig. Aktuell habe ich so ein globales Buchprojekt, das kommt in mehreren Sprachen raus, mit verschiedenen Co-Autoren. So, das bestimmt jetzt gerade so ein bisschen meinen Tag, das muss jetzt fertig werden, weil es für bestimmte Veranstaltungen einfach gedruckt werden muss. Da kann ich jetzt nicht noch fünf andere Sachen machen. Aber ich priorisiere auf jeden Fall schon ein bisschen danach, was sind Dinge, für die ich nicht reisen muss, weil Reisen einfach extrem zeitintensiv ist, wenn man irgendwo hin muss. Alles, was man irgendwie im Rechner ausmachen kann oder lokal, würde ich schon mal eher mitnehmen, weil mir das auch sozusagen Zeit für die Familie gibt. Und ansonsten merken das die Leute vielleicht daran, dass ich die ein oder andere E-Mail nicht beantworte. Genau. Ich kann dann leider auch nicht sagen, ich habe jetzt auch keine Zeit dafür. Das ist vielleicht der Downside dafür. Und man kann mich zum Beispiel nicht zum Kaffee trinken treffen oder einfach mal so sagen, wollen wir nicht mal Dinner essen gehen? Das geht seit Jahren nicht mehr, das mache ich auch nicht mehr. Das mache ich quasi nur für Spiker, Kunden und Partner, weil das mein Job ist, mich mit denen zu treffen. Aber ansonsten außerhalb mache ich das nicht.

Joel Kaczmarek: Kann man dich mal besuchen kommen auf deinem Bauernhof, mit dir ein bisschen bauen oder Trecker fahren?

Alexander Graf: Freunde können das, du kannst das jederzeit.

Joel Kaczmarek: Das mache ich vielleicht wirklich mal. Eigentlich ist das überfällig. Wenn ich mich schon bei dir selbst hier einlade, dann sollte ich das mal tun. Gut, wenn ich richtig mitgezählt habe, fehlt noch ein Punkt, oder?

Alexander Graf: Ein Punkt fehlt noch. Den haben wir so ein bisschen gestriffen schon in den anderen Sachen sozusagen, was ich gerne früher hätte besser verstehen wollen. Es gibt ja diesen Spruch, dass sich nur die Kinder daran erinnern, wie viel man gearbeitet hat. Ich glaube, das stimmt leider so. Auch fairerweise die Eltern, weil meine Schwiegereltern wohnen ja quasi mit auf dem Hof oder zumindest jetzt noch. die Oma und meine Eltern wohnen auch nicht weit weg. Die erinnern sich auch genau, wie lange man gearbeitet hat, weil das sind nämlich diejenigen, bei denen die Kinder immer sind, wenn ich unterwegs bin und meine Frau auch arbeitet. Das heißt, die haben da auch eine gute Einschätzung. Und sozusagen dieser Wert für die Kinder da zu sein und für die Kinder ein Zuhause zu bieten, auch räumlich, ich glaube, das habe ich unterschätzt. Wir hatten jetzt das Glück, dass wir diesen Raum schon sehr früh haben konnten und jetzt nicht irgendwie hin und her ziehen konnten. Aber in einer Zeit, in der ja alles noch schwerer planbar wird und jetzt nach vorne bestimmte Ideale auch vielleicht nicht mehr verfolgt werden können, wie irgendwie die jährliche Reise ins Skigebiet oder nach Mallorca aufgrund des Klimawandels, wird es, glaube ich, umso wichtiger, quasi ein stabiles Zuhause für die Kinder zu bieten. Und das ist vollkommen egal, was das für ein Zuhause ist. Es kann irgendwie ein Reihenhaus sein. Es muss schon ein Ort sein, an dem man halt zurückkommen kann, weil dieser Ort, der wird, glaube ich, für unsere Kinder viel wichtiger, als er vielleicht noch für uns war. Weil die werden noch viel stärker geprägt werden von dem Unbild der Wirtschaft, von dem Unbild des Klimas, das ist nicht mehr planbar. Sie werden dadurch, dass sich die kompletten Berufe jetzt verändern, wahrscheinlich in eine Karriere gehen, in der sie zehn verschiedene Dinge bis an ihr Lebensende lernen und machen müssen. Die werden nicht einmal Buchhalter werden können und das bis zum Ende des Lebens machen, sondern es wird sich so schnell verändern durch AI oder einfach, weil sich Firmen jetzt einfachsehr, sehr schnell vom Markt verabschieden,neu gegründet werden und dann dieser Wert,ein Zuhause zu haben, zu dem man auch zurückkommen kann,wenn es nicht so gut läuft, wie man sich das sonst vorstellt. Ich glaube, das ist total wichtig und ich glaube sozusagen,das konnte ich erst in den letzten Jahren realisieren. Das hätte ich aber lieber vorher ein bisschen gewusst. Und ich meine, das sind so ein bisschen Kalendersprüche,nur die Kinder ändern sich oder alle sterben nackt. So muss die Kohle schon unter das Volk bringen. Aber es stimmt leider.

Joel Kaczmarek: Sag mal, du bist ja nun in einer Rolle, du hast Investoren. Ich weiß, wie dein Co-Founder Boris so tickt. Also du bist ja eigentlich, gibt es ja viele Faktoren, die auf dich einwirken und dich dazu verführen oder unter den Druck setzen, viel zu leisten, viel zu arbeiten. Wie kriegst du es denn tariert, dass du auf der einen Seite das, was wir in einem der vorherigen Punkte hatten mit dem vielen Hasseln, dass du das gewährleistest und auf der anderen Seite dennoch diese Stabilität schaffst zu Hause?

Alexander Graf: Das ist ja, glaube ich, so ein bisschen wie eine normale Beziehung auch. Ich meine, ich arbeite im BOS jetzt seit zehn Jahren, mit den meisten Investoren ja auch zehn Jahre. Und klar, man kennt sich vielleicht nicht so gut im ersten Jahr, aber man lernt sich ja kennen. Man weiß ja, was irgendwie machbar ist, was nicht machbar ist und braucht dann irgendwie auch ein faires Auskommen miteinander. Und das ist eigentlich ein gutes Korrektiv. Wenn jetzt irgendwie morgen irgendeine Heuschrecke Spiker übernimmt und alles durcheinander wirft, dann kann das alles ganz anders aussehen. Aber das ist bisher nicht der Fall und es ist auch nicht absehbar, dass das passiert. Aber ich glaube, das ist wie in einer langen Beziehung, wenn man sich da einmal so eingeschwungen hat und weiß, woran man ist. Viele unserer Mitarbeiter sind auch viele Jahre schon im Unternehmen. Dann nimmt das schon ordentlich Stress raus, wenn man einfach weiß, der eine braucht halt seine zwei Wochen Osterurlaub oder der andere macht irgendwie dies oder der braucht halt irgendwie das. Da kann man ihn halt nicht anrufen. Das ist nicht vergleichbar mit dem Stress jetzt aus den ersten zwei, drei Jahren.

Joel Kaczmarek: Also deine Lösung ist quasi, du schaffst zu hasseln, indem du eine Berufsbeziehung führst, sage ich mal, wo sehr, sehr klar ist, wie die Bedürfnisse privater Natur sind, die dann austarieren, wie ich wiederum beruflich agiere.

Alexander Graf: Ich versuche jetzt quasi eine Kausalkette einmal nachzuvollziehen. Ja, also wenn man es von außen so beschreibt, das ist okay, aber….

Joel Kaczmarek: Ich meine, man kann es ja runterbrechen. Arbeitest du noch sehr, sehr viel oder arbeitest du deutlich weniger, seitdem du weißt, dass die Kinder die einzigen sind, die sich daran erinnern, dass Papa oft nicht zu Hause war?

Alexander Graf: Nee, ich arbeite noch viel, aber das macht mir auch total Spaß. Also ich kann jetzt quasi nicht rumliegen am Strand oder sowas. Ich muss mir Gedanken machen und ich habe quasi die Fähigkeit, Dinge, die mich interessieren, schnell in quasi in profitable Sachen zu übersetzen. So kommen auch diese ganzen Agenturgründungen zustande oder diese ganzen Podcasts, die ja auch quasi sich selbst tragen. Aber Gründen ist halt mein Hobby. Das ist halt ein anderes Hobby, als das, was andere haben. Deswegen kann man das nicht so krass verallgemeinern. Daraus würde ich jetzt kein Learning ziehen. Das ist halt so mein Ding. Mein Ding ist auch immer viel Energie zu haben, immer ausgeschlafen zu sein, immer gelassen zu sein. Das kann ich jetzt ja nicht anderen empfehlen. So, ich kann ja nicht mal sagen, hier, Joel, sei doch mal glücklich. mach doch mal heute was anderes. Sei doch mal ein bisschen gelassen. Das wäre ja extrem übergriffig, das von anderen irgendwie zu fordern. Da habe ich halt Glück, dass das Wasser da extrem lauwarm ist.

Joel Kaczmarek: Was ist die Energie? Also wo kommt die her? Ist das so ein bisschen, dass du so einen, die Japaner sagen immer, einen Ikigai hast, also einen Lebenszweck, der dich morgens aus dem Bett springen lässt? Oder bist du einfach mit gesunder Physis gesegnet?

Alexander Graf: Zum einen das, noch nicht mal einfach sehr neugierig. Also mich interessieren einfach total alle Sachen. Ich kann mich jetzt quasi stundenlang mit einem Apfelbauer darüber unterhalten, wie man jetzt den Apfel presst, wie man ihn verkauft. oder das übersetze ich ja in Podcasts tatsächlich. Ich glaube, die Neugier ist es am Ende. Mich interessiert irgendwie alles.

Joel Kaczmarek: Und jetzt Letzte Frage zu deinem letzten Punkt. Wie stellst du denn sicher, dass du genug da bist für deine Familie?

Alexander Graf: Indem ich versuche, Reisen planbarer zu machen. Also jetzt nicht mehr spontan, ah, können wir nächste Woche nochmal schnell irgendwie nach München oder dies und das machen, sondern ich versuche im Kalender irgendwie schon, also einfach mal irgendwo nicht hin zu reisen. Das ist, glaube ich, für die Familie das Greifbarste, wenn ich da bin, auch wenn ich dann angeblich den ganzen Tag immer vorm Rechner sitze. Aber gut, das wäre auch so, wenn ich jetzt nicht Spiker machen würde, dann würde ich auch den ganzen Tag vorm Rechner sitzen. Das ist nun mal quasi unser Interface, mit dem wir irgendwie arbeiten. Aber weniger und planbarer Reisen. Sehr gut.

Joel Kaczmarek: Lieber Alex, es hat mir viel, viel Spaß gemacht. Also ich habe so einen Kopf voll. Ich glaube, das werde ich erst mal verarbeiten, bevor ich jetzt hier nochmal so ein tolles Outro zusammenbaue. Danke, bis zum nächsten Mal.

Alexander Graf: Hasse nicht deine Mutter. Vielleicht kann man das sozusagen als Podcast-Titel nehmen. Vielen Dank, Joel.

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Selbstoptimierung

Diese Folge stammt aus unserem Podcast „5 Dinge mit 20“: Bei [5 Dinge mit 20](https://lnk.to/5Things20) trifft Joël Kaczmarek bekannte, erfolgreiche und interessante Menschen und befragt sie, was ihre 5 Dinge sind, die sie gerne schon mit 20 gewusst hätten. Auf diese Weise leiten diese inspirierenden Personen ihre wesentlichen Learnings und Lebenseinsichten ab und bescheren dir echte Wissensabkürzungen. 💛 Hat dir die Episode gefallen? Dann abonniere „5 Dinge mit 20“ auf Plattformen wie Apple Podcasts oder Spotify. Beachte, dass wir nur ausgewählte Folgen auch auf Digital Kompakt veröffentlichen. Abonniere dort, um Zugang zu mehr und früheren Episoden zu erhalten!